sonderBar,
in der sich die Leutchen nicht treffen, aber einander Zettel hinterlassen, wie dereinst Marchmoon... noch dazu um halb achte frühs...
... klingt eher nach Cafeteria der schichtwechselnden Ortsklinik oder Hinterzimmer eines dubiösen Nachtlokals...
in denen herausgefunden werden kann, ob es das, was sie trennen und aufheben gibt.
Sag ich doch; ich hatte vom Beweisen gesprochen, weil es in der Filo als todschicke Prämisse gilt von Beweisen und Konklusionen zu sprechen.
Was wir hatten, wissen wir zumeist erst wenn wir es nicht mehr haben, sei es Gesundheit, Liebe, Kraft oder Hoffnung... oder der sog. Glaube. Wer vom Glauben abfällt hat meist ne empfindliche Stauchung der plingskalierten Luftsprunggelenke.
Dann bekommt man ne sog. Orthese, ne Art Schiene, da kann man so tun als ob, häufig unter der Benennung "Ehe" geführt... usw.
Was - leider - nicht ganz ausschließt, dass wir nach einer weiteren Zäsur wieder zur gegenteiligen Ansicht gelangen werden.
.. achja... das sind diese nervigen Erkenntniszyklen; gestern noch wähnte man sich erlöst und vercoolt bis ins Mark... heute kann man sich wieder verliebheizen, und schon ist es dahin mit der Ruhe im Reagenzglas. Gestern noch räsonierte man relaxed, heute schon brabbelt man reimlose Herzverreibungen... auf nix ist Verlass, echtwahr.
Freilich ist es im Nachhinein leicht zu behaupten,solche,durch äußere Einflüsse entstandenen Änderungen ,würden auf seines eigenen Willen Stärke beruhen
Behauptungen sind das Allerleichteste... "babyleicht", wie man im Kindergarten sagt.
Häufig ist es aber so, dass man erkennt, wie die Wechsel sich in das Benötigte fügen, wie Wenden die Nöte ändern und es in allem einen Gewinn gibt. Man muss den Umständen nicht im Nachhinein den Sinn aufzwingen, es reicht, wenn man ihn erkennt, als Untermstrich.
Onkel, mal ne Story von mir, für Dich:
Ich bin so sagen wir mal, fünf oder sechs. Sitz mit Frau Mama im Zugabteil von Hier nach Dort.
Frau Mama elegant, wie immer, mit akkuratem Lidstrich und auftoupierter Ondulation, ich knieverrrenkt im Röckchen mit Seidenschal und zu engen Schuhen; alles Indizien für irgendeinen dieser Pflichtbesuche, bei denen der Gewinn für mich meist in selbstgebackenem Kuchen bestand.
Ein Herr betritt das Abteil, und Frau Mama kennt ihn; also plaudern sie gelassen und heiter daher, während ich traumverloren der davonholpernden Landschaft nachsehe. Ich habe jede Gelegenheit ergriffen, traumverloren irgendwohin zu gucken, sobald die Erwachsenen die Güte hatten mich in Ruhe zu lassen.
Ich gucke also, Frau Mama lässt die Locken wippen und der duftende, bärtige Herr (der mich zu diesem Zeitpunkt auf noch gänzlich unsagbare Weise fasziniert) guckt immer wieder zu mir.
Dann bricht er das stille Abkommen mich in Ruhe zu lassen und richtet das Wort an mich:
"Du bist aber ein stilles Mädchen... nicht wahr? Du denkst viel nach, oder? Nachdenken ist der Keim für Intelligenz. Glaubst du, du bist intelligent?"
Schmitz hin, schmitz her. (
mann, muss das sein? ich hab grad so schön geträumt, jetzt muss ich adrett gucken und meine unsicherheit verbergen... was will der überhaupt... ?)
Mama guckt ermunternd zu mir, als ob meine Antwort konkluent etwas über ihre eigenen Fähigkeiten aussagen würde. Sie selbst sagt immer : "sprich genau aus, was du meinst", wenn ich konfus bin. Und konfus bin ich häufig, damals erst recht.
Also steche ich den Bärtigen mit einem tapferen Blick durch und entgegne:
"Sagen Sie mir genau, was Sie mit Intelligenz meinen."
Applaus. Eins zu Null für mich und ich werde rot. Meine Knie verrenken sich um weitere 20° umeinander. Der Bärtige lacht baritonal und Frau Mama ist zufrieden.
"Oh, sagt er (er ist Arzt, werde ich später erfahren, was fürn Fach weiß ich aber nicht mehr), ich kann Dir genau erklären, was Intelligenz ist. Intelligenz ist, wenn ein Wesen eine Situation erkennt, seine Rolle darin bemisst und ein Vorteil für sich daraus zu schlagen weiß".
Oops.
Das hat mich vermutlich überfordert; man hat mich als Kind permanent überfordert, das ist delikat, das führt in späteren Jahren dann zur Unterforderung. Heute wäre ich froh, man früge mich im Zug derlei. Stattdessen werde ich gefragt, ob ich mal das Fenster schließen könne, es zöge hinten so. Das ist nervig, denn auch heute noch träume ich im Zug, nur an der Konfusion hat sich etwas geändert. So, um etwa 20° vermute ich.
Dem Bärtigen habe ich damals gesagt, ich glaubte, ich sei auf dem besten Wege zur Intelligenz (nach seiner Fasson), doch sei mir das mit dem Vorteilschlagen noch nicht hinreichend gelungen.
Ich erinnere noch, man hatte die Antwort abgenickt und Mama fand die Sache zu ihrer Zufriedenheit verhandelt. Er sagte dann noch, diese ebenselbige Situation hätte ich richtig erkannt und das Beste für mich daraus geschlagen, nämlich guten Eindruck. Soso...
Die Sache halte ich allerdings heute für unzureichend debattiert, nur weiß ich nicht, wo ich den Bärtigen auffinden könnte, um ihm das zu sagen. Seit Wanda`s Otto gilt die Wendung "Wie war das noch im Mittelteil?" nicht gerade als Zeichen von Intelligenz. Nichtsdestotrotz fundiert alle Philosophie genau darauf.
So, jetzt könnt ihr wieder ausm Fenster gucken.
Marchmoongruß an die Argonauten..., die Reise lohnt immer!
Schönsummtag