Ich sehe ein Problem in der prinzipiellen Orientierung an Wert im Sinne von Verwertbarkeit. Jeder stellt sich als einzigartig dar, als gegen den Strom schwimmend, selbstbestimmt, authentisch und weiß der Teufel, wie der ganze Firlefanz noch betitelt werden kann.
Das Besondere, das Neue, das Einzigartige und Unverwechselbare ist im Grunde sowas von normal und für jeden gültig, daß es nur dann der Rede wert ist, wenn man einem Menschen ein schönes Kompliment oder eine Bekräftigung der Wertschätzung angedeihen lassen und ihm sagen möchte, warum man ihn liebt.
Niemand sollte doch in der Not sein, seine Besonderheit behaupten zu müssen. Wo leben wir denn! Jeder Mensch ist eine einzigartige, liebenswerte und unwiederholbare Perle, und es reichte kein Menschleben je aus, diese Perle in ihrer ganzen Pracht vollends kennenzulernen.
Was aber tatsächlich vor sich geht, ist eine unausgesetzte Selbstbehauptung und Selbstverteidigung des Einzelnen. Er steht nämlich infrage, und er wird infragegestellt durch unser auf Verwertung ausgelegtes Marktsystem, in dem nicht nur Waren einen Warencharakter haben und auf dem Markt beworben werden müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden; als neu, unverwechselbar und besonders.
Herausragen um jeden Preis, auffallend schön, intelligent, charmant, erfolgreich sein – ein Alleinstellungsmerkmal muss irgend her. Alles; nur nicht in der Masse untergehen, in Bedeutungslosigkeit versinken, an Wert verlieren, nicht wahrgenommen und nicht gewürdigt werden. Jeder ist seines Glückes Schmied, und wer nicht glücklich ist, ist ein sehr schlechter Schmied.
Das Gegenteil der Einzigartigkeit sollte doch wohl die Gleichheit sein.
Es ist ein und Dasselbe. Wir sind in unserer Einzigartigkeit alle gleich. Soviel erstmal zur Einzigartigkeit