Danke, lieber pue, für Zahlen, Weltformel und die schöne Blume in Henne und Ei. Dein Streben ist zu zeigen, wie Verstand und Gefühl ineinanderströmen. Du stapelst zu Einem und suchst die Formel für Zwei, wenn nicht gar für Alles.
Natürlich mit metaphorischer Ausdrucksstärke. In einer beeindruckenden Grafik und einer na ja, mandelbrotähnlichen Versuchsanordnung finde ich mich bei Licht betrachtet -- und wieder zurück auf den philosophischen Pfad gebracht -- nicht wirklich wieder. Ich will das scheinbare Ineinander nicht verstehen.
Setz den ersten Zahlwert in deine Formel und du bekommst das Ei, setze den hundertsten ein und du hast das Huhn. Oder setz den hunderttausendsten bis zum 258tausendsten, und du hast die Blume. Oder wieder ein Ei. Eigentlich wie in der Natur. Nur wird der Hintereinanderprozess, die kausale Kette, jetzt in einem Zweidimensionalen Bild als optische Einheit verkauft. Die stimmt so nicht. Es soll doch eine Kausalkette gezeigt werden, ein Hintereinanderwechselwirken, denn die Wirkung wird als Zahl an den Anfang der neuen Ursache gestellt und verbindet damit neues Kausalpaar zu einer neuen Zahl.
Also nicht mehr als ein Taschenspielertrick? Ist nicht die ganze Mathematik eine Wissenschaft für den Verstand? -- Vom Verstand ersonnen, vom Verstand ausgeübt und zur Freude des Verstandes weiterentwickelt. Eine schöne virtuelle Welt, in der sie sich als Selbstläufer selbst wiederkäut und doch neben der ganzen Hin- und Herrechnerei nur eines zeigt: In welch maßlosen Denkmustern unser Verstand funktionieren kann.
Natürlich wollen wir über den Verstand hinaus, darin steckt das ganz große Streben, darin empfinden wir das große Glück und wer die große Formel des Glücks in der Hand hält, ist ein gemachter Mann.
Im Roman, im schlichten Geschichtenerzählen schafft der Verstand ganze komplexe Welten innerhalb derer die Verstandeswesen, Protagonisten, oder unsere Mitmenschen wiederum kohärente Eigenverstandesleistungen erbringen können und emotionale Tiefe zeigen, sozusagen ein Mandelbrot in der Zwischenmenschlichkeit, denn wir erzählen von ihnen, schreiben über sie und diese fiktiv geschaffene Welt muss nicht einmal die Schnittmenge der Erlebniswelt des Autors oder Erzählers ausmachen. Man stelle sich nur einmal das mächtige Instrumentarium Verstand vor.
Nun projiziert derselbe Verstand ein emotionales Szenario oder eben die Vorstufe dessen. Es schafft einen irrealen Raum, in dem das Gefühl, das dauerhaft auf Lauer gelegen hat, angetriggert wird und welches mit einem Mal anfängt, sich selbst zu entwerfen. Die Reise geht zum Ego, zu dem, was uns definiert, zu dem, was wir "Persönlichkeit" nennen. Die Persönlichkeit, mit der wir uns identifizieren. Sie stellt ein Konglomerat aus Körperlichkeit, geistiger Größe (oder Unterbelichtung?) und einem Schuss Emotionalität nach außen dar und sie ist angewiesen auf das Kausalpaar Verstand-Gefühl und auf Bestätigung von außen.
Und eben da liegt der Trugschluss, wie ich meine, denn weder Körper noch Verstand, noch Gefühl sind mein SEIN. Mein Sein ist vorhanden, auch die Gefühle, ich nenne sie ein Grundrauschen und auch der Verstand ist zunächst ein leeres Denkgehäuse. Ich kann ihn benutzen oder nicht, bei Bedarf ja, aber es darf nie umgekehrt passieren, dass der Verstand mich benutzt und verführt. Dann nämlich setzt die virtuelle Welt mit ihren virtuellen Gefühlen sich in Bewegung und diese ist nicht authentisch.
Jedenfalls im Östlichen Glauben nicht, hier spricht man von maya und ich spreche hier so, wie ich maya für mich verstehe.
Ja ich weiß, das ist kühn ausformuliert. Ich darf den Teppich, auf dem ich sitze, mir nicht einfach unterm Po wegziehen, andernfalls klingt das exotisch und man fragt sich: Was für ein Problem hat die denn!
Ich habe mir eine Langsamkeit angewöhnt im Denken. Ich kann den Moment spüren, in dem der Gedanke das Gefühl provoziert -- wie es daliegt und sich anfüttern lässt und ich sehe, wie es den Verstand zurückfüttert und ich spüre, wie ich denke, ja, das ist mein Verstand, das ist mein Gefühl. Aber es sind weder meine Gedanken, noch mein Gefühl. Es sind Batterien, leer, die in der Sonne liegen und darauf warten aufgeladen zu werden und dann sich wieder entladen wollen an anderer Stelle. Und niemand wird auf die Idee kommen zu hinterfragen, was der Unfug soll. Nun, weil die Summe aller Auf- und Entladungen immer Null sei, komme ich auf die Idee, dass alles nur ein virtuelles Spiel ist. Ich komme auf die Idee, dass es nicht echt ist, weil ich Subjekt von Objekt trennen kann. Ich kann das Gefühl erkennen, ich kann einen Gedanken spüren, jedenfalls, wenn ich langsam genug mache. Und wenn ICH Gedanken und Gefühl erkennen kann, dann können sie nicht ich SEIN.
Ach was schreibe ich. Die Sonne scheint, es war nur ein dummes Gefühl.
Und der Hund will die ganze Zeit raus.