Oh Tannenbaum.......
Liebe Philosophierende,werte Vielschweigende.Wie ihr sicherlich bereits mitbekommen habt,haben weltweit die Weihnachtsmärkte eröffnet.
In einem 'finale furioso' starten die Industrie und Händler den alljährlich letzten Großangriff auf unseren ohnehin schon sehr ausgedünnten persönlichen Etat..
In allen Städten und vermutlich auch auf dem Lande,verlocken Miasmen von Glühwein,Schmalzgebäck,Fischbrötchen und Kurzgebratenem,manchmal auch von bereits Erbrochenem,zum Geniessen.
Gleich einem Opiat,sollen diese Gerüche allen anderen zeitlichen Unbill,wie Finanzkrise , Bedrohung durch radikalen Terror u.v.m.,in unserem Bewusstsein sedieren und auf puren Konsum reduzieren.
Ein geräumig geöffnetes Tor zur Erfüllung essentiellster Bedürfnisse,die Befriedung hedonistischen Strebens nach Lust am Leben und Genuß.
Die List der Vernunft scheut keine krummen Wege,wenn uns dazu noch kontrafaktische Thesen wie'Geiz ist geil' oder 'Wir sind doch nicht blöd' ,begleiten.
Oxymora im wahrsten Wortsinn. Denn natürlich wären wir mehr als blöd,vergäßen wir über die Lust am Konsum,den eigentlichen Genuß des 'Verzehrens'.
Für die Umsatzbillanz hingegen spielt es keine Rolle ,ob der angedrehte Schrott auch genossen werden kann.Wer ,wie ich gestern sich dazu überreden liess am Weihnachtsmarkt einen Glühwein zu trinken,weiss wovon ich spreche.
Zudem findet sich im Deutschen kein so richtig passendes Äquivalent zu dem Griechischen hedoné .
Lust', 'Freude','Vergnügen' oder 'Spaß' sind zu eingeschränkt bis trivial.
daher kommt 'Genuß' dem wohl am nächsten und ist für mich die treffendste Möglichkeit Azana zu bitten,diesen Post in die Sofa-Katakomben zu verschieben.
Denn nicht der 'absolute' Wert eines Lebens:
»Daß aber eines Menschen Existenz an sich einen
Wert habe, welcher bloß lebt... um zu genießen, ... das
wird sich die Vernunft nie überreden lassen. Nur
durch das, was er tut, ohne Rücksicht auf Genuß
gibt er seinem Dasein als der Existenz einer Person
einen absoluten Wert; und die Glückseligkeit ist, mit
der ganzen Fülle ihrer Annehmlichkeiten, bei weitem
nicht ein unbedingtes Gut.« ( Kant;KU § 4, A 13 / B 13)
sondern der 'relative',bezogen auf und bestimmt für den,der es führt ,ist dem Hedonisten höchster.Wert habe, welcher bloß lebt... um zu genießen, ... das
wird sich die Vernunft nie überreden lassen. Nur
durch das, was er tut, ohne Rücksicht auf Genuß
gibt er seinem Dasein als der Existenz einer Person
einen absoluten Wert; und die Glückseligkeit ist, mit
der ganzen Fülle ihrer Annehmlichkeiten, bei weitem
nicht ein unbedingtes Gut.« ( Kant;KU § 4, A 13 / B 13)
Dem Zitat meiner besten Freundin,welches sie mir jüngst zukommen ließ
ein hauptgrund des menschlichen elends, sage ich, ist nicht das elend selbst, sondern das jammern darüber.
stelle ich die Frage an die nicht nur Mitlesenden hintan :Ist es überhaupt noch möglich sich dem Diktat des ökönomischen Kapitalismus ,der 'Konsum_Hysterie', angstfrei zu widersetzen?
Oder ist die Rückkehr zur Philosophie des Hedonismus,dem eigentlichen 'Genuß ohne Reue' ,weil zu anarchistisch,zu individuell und zu subversiv,zum Scheitern verurteilt ?
Antworten bitte wie immer schriftlich.
Gerne gelesen sind kleine Essays,auf persönlicher Empirie aufbauend.
Lieber philosophierend plaudern,als akademisch standarisierte Begriffszwistigkeiten.
Danke.