@pue
Ich erlebe in dem kleinen Teil des Kosmos, den ich begreife, nichts anderes als Ursache und Wirkung. Von daher liegt mir nahe, eher von Determinismus auszugehen. Alles andere scheint mir absurd. Belegen oder gar beweisen kann ich es so schlecht wie du das Gegenteil.
Dazu würde ich sage: Gerade deine Willensentschlüsse (zum Beispiel mir zu antworten) empfindest du NICHT als Ursache in deinem Kopf, sondern als ein Entschluss, den DU (nicht ein Objekt namens Gehirn) fasst. Das, was ein Objekt untersucht, ist ein SUBJEKT. Und ein Subjekt kann man nicht wiederum als Objekt betrachten und so fort ins Unendliche.
Philosophen, die den Determinismus verteidigen wollen, gestehen übrigens gerade zu, dass wir das Empfinden von Denkfreiheit haben. Sie wollen es allerdings als Illusion entlarven (was m.E. nicht gelingen kann).
David Hume hat übrigens behauptet, dass wir niemals Ursache und Wirkung beobachten können. Nur sowas wie "dieses geschieht und dann das geschieht". Also eine Abfolge oder das gleichzeitige Eintreten zweier Ereignisse. Kant hat gemeint, das Denken von Ursache und Wirkung sei etwas, das WIR zur Welt hinzufügen. Eine real existierende Naturnotwendigkeit gibt es für ihn gar nicht.
Ich stimme in meinem eigenen Denken weder mit Hume noch mit Kant überein. Ich glaube, dass wir sehr wohl sowas wie Kausalität als Wirkmechanismus in der Aussenwelt erfahren können. (Das behauptet übrigens auch Searle, der sich redlich mit Willensfreiheit abgemüht hat). Aber nicht, wenn's um unser eigenes Ich geht. Wir können uns nicht 100%ig zum Objekt machen. (Schlimm genug, wenn wie andere zu Objekten machen)!
Für mich ist es so, dass wir unser eigenes, von aussen ungezwungenes Handeln, NICHT als deterministisch verursacht betrachten KÖNNEN. Ich kann noch so intensiv in mein Gehirn hineinschauen wollen, es gibt da keine URSACHE zu sehen, die ich identifizieren könnte.
Mein Vorschlag ist deshalb: Lieber unsere Unwissenheit zugeben, wie der empfundene freie Wille mit dem Rest der natürlichen Welt zusammengeht, als etwas zu glauben, das für mich einfach keinen Sinn ergibt.
Was den guten Böhme angeht: Pantheismus ist immer noch ein Theismus (Gott als Natur verstanden). Das hat den Kirchenoberen natürlich nicht ins Konzept gepasst. Und Böhme war nicht der einzige, der mit dieser Idee Schwierigkeiten gemacht bekam.
Mit Freud habe ich mich noch nie besonders anfreunden können. Da würde ich mit Deleuze wohl mitziehen.