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... es gibt (gar) keine Gerechtigkeit...

die die "eigenen" wahrheiten/ sichtweisen sehr wohl überprüft und das macht mich keineswegs handlungunfähig.

Wofür bzw. wogegen soll das eine Argument sein?
*****one Frau
13.323 Beiträge
@Holtz
siehe zitat von Westost46 in meinembeitrag.
@diANaone
Wenn du deine "eigenen" Wahrheiten überprüfst und sie deinen (erfolgreichen) Handlungen zugrundeliegen, dann sind sie eben objektiv wahr, und nicht nur für dich. Jeder ist ja im Prinzip in der Lage, viele Überzeugungen über handlungsrelevante Aspekte der Welt zu überprüfen.

Wenn dir deine eigene Überzeugung sagt, dass du 100 Meter in 5 Sekunden laufen kannst, dann wirst du durch Überprüfung feststellen, dass diese Überzeugung falsch war, und zwar OBJEKTIV falsch. Auch die Überzeugung, dass es andere Leute gibt, die 100 Meter in 5 Sekunden laufen können ist objektiv falsch.

Ich habe nirgends behauptet, dass eigene Überzeugungen immer falsch sind. Ich sage allerdings, dass der Begriff Wahrheit, so wie wir ihn normalerweise verstehen, immer MEHR bedeutet als "meine, deine, eure Wahrheit" etc. Es wäre dann viel sinnvoller von "meine Überzeugungen, meine Glaubensinhalte, meine Meinungen" etc. zu reden.

Wir machen in unserer Sprache aus gutem Grund einen Unterschied zwischen "wahr sein" und "für wahr halten". Relativisten neigen dazu, diesen erkenntnistheoretisch entscheidenden Unterschied zu verwischen.
*****one Frau
13.323 Beiträge
@Westost46
Wenn dir deine eigene Überzeugung sagt, dass du 100 Meter in 5 Sekunden laufen kannst, dann wirst du durch Überprüfung feststellen, dass diese Überzeugung falsch war, und zwar OBJEKTIV falsch.

das ist aber sehr weit hergeholt...ok.
Auch die Überzeugung, dass es andere Leute gibt, die 100 Meter in 5 Sekunden laufen können ist objektiv falsch.

jetzt und heute: halte ich für unwahrscheinlich. aber in 29, 30, 40 jahren?
Beispielsfragen
Ich freue mich über die Komplexität der Diskussion, denke aber es werden im Augenblick dazu zu viele Punkte angesprochen.

Dabei haben alle diese Beiträge nicht nur einen teilweise erheblichen Umfang, sondern auch einen ohne Zweifel hohen argumentativen Wert (gerade im Hinblick auf die Ansprüche eines solchen Forums, indem neben an nur, ich betone nur, von Ficken die Rede ist…). Um diese vielen Gedanken zu beurteilen braucht es aber Zeit. ‚Mal schön der Reihe nach’ würde ich hier sagen…(vieles davon wären übrigens für einen eigenes Thema geeignet - habt nur Mut…!).

Mein Ausgangspunkt war, dass es vielleicht doch objektive Kriterien für gerechtes handeln gibt (Gerechtigkeit) und nicht alles ‚nur’ subjektiv oder von der Gesellschaft (Kultur) abhängig ist. Mir fehlt aber dafür das dem zugrunde liegende Prinzip oder die Begründung. Damit bleibt der Begriff philosophisch noch ein ‚Rohbegriff’. Ja, wie definiert man ihn eigentlich?.

Nehmen wir als weiteres Beispiel an, man würde einen Kindermörder (Beispiele sollten ja immer eindinglich sein) mit der Begründung straffrei ausgehen lassen, dass der Mörder etwas besonderes sei und nicht wie die anderen bestraft werden darf. Das ihn unterscheidende Merkmal sei dabei seine rote Harrfarbe.

Ich bin überzeugt, dass sich alle Menschen – über alle Zeiten und Kulturen hinweg - darüber empören würden und eine solche Entscheidung als ungerecht empfinden würden (über den Grad dieses Gefühls wollen wir zunächst nicht reden, wir kennen es nicht). Dessen ungeachtet, dass es Behandlungen von Menschen geben mag, die sich in ihrer Art im Hinblick auf gerecht/ungerecht durchaus jeweils unterscheiden (Kulturdifferenzen).

Er ist doch ohne Zweifel etwas besonders an diesem Menschen (Täter) und man könnte ihn daher besonders behandeln. Man könnte ihn durchaus auch in der Weise anders behandeln, indem man ihn foltert. Auch hier könnten welche aufschreien und das für überzogen halte.

Man sagt, vor dem Gesetzt sind alle gleich (und meint damit das bei Bestrafung oder Nichtbestrafung jeder gleich behandelt muß). Wie aber ist das begründet? Wo ist für diesen Rechtsgrundsatz das philosophische (ethische) Fundament?
@diANaone
OK. Wenn dir das weit hergeholt vorkommt, geb ich dir ein anderes Beispiel (es gibt abertausende).

Wenn du beschliesst, dir ein weiches Ei zu kochen, dann hältst du jede Menge Überzeugungen für objektiv wahr. Du weisst, dass Eier im Kühlschrank sich nicht übernacht in Stahlkugeln oder sonstwas verwandeln. Dass sie zerbrechlich sind. Dass du sie eine bestimmte zeitlang in heisses Wasser legen musst, damit sie den richtigen Weichegrad haben, dass Wasser bei 100 Grad kocht, etc, etc, etc.

Das alles gehört zu dem, was ich Weltwissen genannt habe und was objektiv (nicht nur in DEINEM Kopf) wahr sein muss, damit du die Handlung des Eikochens erfolgreich durchführen kannst.

Man macht sich das nicht klar, weil es so selbstverständlich ist. Die Zweifel an objektiven Wahrheiten kommen den Leuten, glaube ich, immer nur, wenn sie philosophisch denken wollen, sich dabei aber irreführen lassen.
EinFall(s)...
Ich danke für dieses gute Beispiel (und bin etwas beschämt, dass mir so etwas nicht selbst einfällt...). Es gibt wohl auch eine Psychologie des Philosophierens... Und es gibt die Vielheit zu einem Gedanken, wie es viele Gedanken zu einem (einzigen) Sachverhalt (Fall) gibt.
@Yokowakare
Danke für deinen Beitrag, der uns wieder zurückführt zum Ausgangsthema: Gerechtigkeit. Was objektiv gerecht ist, ist allerdings m.E. eine noch schwierigere Frage als was objektiv wahr ist.

Gerechtigkeit hat viel mit Ethik zu tun, und ich vermute mal, dass es sogar hier sowas wie objektive Begründungen geben kann, wenn auch andere als im Fall empirischer Wahrheiten. Es geht ja in der Ethik um Sollen und nicht um Sein.

Der anscheinend so beliebte Subjektivismus, Solipsismus, Relativismus und Individualismus, dem man hier so oft begegnet, würde, konsequent angewandt, wahrscheinlich in ein noch grösseres Schlamassel führen als der kognitive Relativismus. Da Argumentieren keinen Sinn mehr hätte, würden wir irgendwann anfangen, uns die Köpfe einzuschlagen.

Und wenn wir niemals mit guten Gründen entscheiden könnten, welche gesellschaftlichen Zustände gerecht und welche ungerecht sind, wäre Gerechtigkeit auch (genau wie Wahrheit) eine reine Machtfrage. Das kann doch keiner ernsthaft wollen (ausser Typen wie Assad et alii).

So. Ich bin pensioniert und habe viel Zeit für alles mögliche. Aber jetzt mach ich hier mal eine Pause, selbst wenn mich weitere Beiträge zum Widerspruch reizen.
*****kch Mann
290 Beiträge
ich möchte mich sicher nicht in diese disk. einbringen
verfolge sie aber,
vielleicht würde es helfen erst mal die begrifflichkeiten wie z.b. gerechtigkeit, wahrheit, macht, wissen für alle einvernehmlich zu deffinieren
ich werde den eindruck nicht los es wird unterschiedlich deffiniert
@schockch
Das mit dem vorher Definieren bringt leider nur selten was. Der Streit geht ja gerade darum, was man unter diesen Begriffen verstehen SOLL, nicht was ein bisher in einer bestimmten Weise gebrauchtes Wort aktuell bedeutet.

Für viele Begriffe gibt auch gar keine Definitionen, da ihre Semantik viel zu komplex ist, um sie mit eindeutigen Definitionen zu erfassen.

Das ist auch in den Wissenschaften oft so. Viele theoretische Begriffe in der Physik oder der Mathematik z.B. versteht man nur, wenn man ganze Theorien und ihre Erarbeitung kapiert hat.

Es gibt in der Geschichte der Philosophie eine ganze Reihe verschiedener Wahrheitstheorien. Je nachdem welche man für akzeptabel hält hat man es dabei mit ganz verschiedenen Begriffen von Wahrheit zu tun.
@Westost46
Nun, ob man als Normativ gerecht sein soll will ich erst mal offen lassen, aber was ist es (deskriptiv)? Es ist das Merkmal eines Menschen in Bezug auf sein Handeln innerhalb einer Gemeinschaft von Lebewesen (Gesellschaft). Danach macht es keinen Sinn Robinson ohne Freitag etwas als gerecht oder ungerecht in seinem Handeln zuzuschreiben.

Er kann andere (Mensch oder Tier) in dieser Weise beim geben oder empfangen von etwas gerecht/ungerecht behandeln (Produkt, Dienst, Strafe). Er kann Freitag, einen Hund oder alle 1000 Flüchtlinge einer Schiffkatastrophe auf seiner Insel ungerecht behandeln, wenn er ihnen nicht verrät, wo sich der Brunnen mit Trinkwasser befindet. Nimmt man an er gibt jedem das gleiche Maß von Wasser daraus, handelt er gerecht. Gibt er einem nie etwas und dafür einem anderen aber mehr, handelt er wieder ungerecht usw. Es geht also darum, wie er seine Macht beim Handeln gebraucht.

Solche Situationen können innerhalb der Philosophie und ihrem Bereich Ethik Gegenstand (des Diskurses) sein, indem sie abstrahiert (reflektiert) werden (unabhängig davon ob sie noch in innerhalb eines ‚Ismus’ dazu noch Gegenstand desr Gesprächs sind). Menschen fragen übrigens vor ihrem Handeln meist nicht nach einem Ethik-Handbuch und sie recherchieren auch nicht bei den Autoren der ‚Ismen’. Aber es geht nicht ohne diese Metaebene, denn wir befinden uns ja selbst mitten in einem Forum Philosophie und damit auch in einem gesellschaftliche Dialog.

Die Natur ist also danach nie ungerecht, auch wenn sie eine Frau mit zu kleinen Brüsten ‚ausstattet’. Auch ein konkreter Stein nicht, der sich genau in dem Moment vom Felsen löst, wenn einer unter ihm hinweg geht. Die Zuschreibung von gerecht/ungerecht nimmt der Mensch vor.

Nun manche mögen eben die geringe Ausdehnung der Brüste einer Frau, aber niemand mag einen schweren Stein auf dem Kopf. Hier handelt es nicht um bewusste Handlungen. Tiere mögen handeln, aber sie tun es nicht bewusst. Also können sie auch nicht gerecht/ungerecht handeln. Nun, das ist aber ein anderes Thema.

...Und wenn wir niemals mit guten Gründen entscheiden könnten, welche gesellschaftlichen Zustände gerecht und welche ungerecht sind, wäre Gerechtigkeit auch (genau wie Wahrheit) eine reine Machtfrage....

Dabei erscheint mir diese Bemerkung in Hinblick auf Zustände problematisch. Was bedeudet das? Aber sicher hast du hierbei von den Handlungen in einer Gesellschaft gesprochen.

Wegweisend (…) finde ich hier deinen vorgebrachten Bezug zur Macht. Wenn jemand in seinen Handlungen zu etwas mächtig ist, also Macht (in welchem Grade oder Quantum auch immer) hat, kann er dabei gerecht/ungerecht sein. Also ist auch hier wieder die Macht im Spiel.

In die Mitte der Diskussion trifft deine Frage nach den (‚guten’) Gründen. Platon hat in seiner ‚Politeia’ eine Antwort darauf zu geben versucht

Eine Hypothese für eine mögliche Regel wäre also

‚Handle als Mächtiger so, dass du gleiche (Lebewesen) immer gleich behandelst. Das Gegenteil davon also ‚Handle als Mächtiger so, dass du gleiche (Lebewesen) immer ungleich behandelst’.


Welche der beiden Möglichkeiten hat nun warum die Chance als wahr (richtig) zu gelten, wo ist die Wahrheit? Oder meint jemand sogar, dass diese Kontrastierung schon etwas in die Antwort legt *zwinker* ?

Aber mach erst mal deine Pause und lass dir Zeit dabei, vielleicht sollte ich das auch wieder mal tun… (Platon läuft uns ja nicht mehr weg).
@Westost46
Was Sokrates gesagt hat oder nicht ist mir eigentlich, verzeih', wurstegal. Ich weiß, dass ich nichts weiß stimmt für mich genau so, wie ich das schreibe. Denn damit gestehe ich ein, dass es mir unmöglich ist, alles um mich herum auf einen absoluten Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Ob nun Wahrheit oder Gerechtigkeit, beides gibt es immer nur in Relationen; ich finde kein Beispiel, das mir das Gegenteil belegt.

Um mal beim Ei zu bleiben, dem weichgekochten: Wasser kocht bei 100°C und das Ei muss für einen bestimmten Aggregatzustand eine bestimmte Zeit darin bleiben, im kochenden Wasser. Klar. Aber stimmen die Messgeräte Uhr und Thermometer? War die erste Versuchsanordnung zum Thema "Ei weich kochen" absolut fehlerfrei? Ist der Aufbau jetzt und hier unbestechlich genau? Wirklich?

Ich sage allerdings, dass der Begriff Wahrheit, so wie wir ihn normalerweise verstehen, immer MEHR bedeutet als "meine, deine, eure Wahrheit"
Damit setzt Du aber voraus, dass es eine absolute Wahrheit und eine absolute Gerechtigkeit gibt. Auch in diesem Fall brauchen wir dann ja nicht mehr weiter zu diskutieren.

Ich bin der Meinung, dass jeder, der seine eigene Wahrheit anerkennt und sie jedem Anderen zugesteht, das nicht beliebig tut und auch nicht nach Lust und Laune. Sondern nach bestem Wissen und Gewissen. Denn aufgrund der Unvollkommenheit der Wahrnehmung - und auch meine Art zu denken ist nur das subjektive Produkt meiner gesamten Existenz - bleibt mir ja gar nichts übrig, als alles auf seine Akzepierbarkeit (Glaubwürdigkeit) zu überprüfen - in den engen Grenzen, die meine irdische Existenz mir setzt.

Nur, weil ich weiß, dass meine Sicht auf die Welt ganz sicher Fehler enthält, kann ich doch nicht das Handeln einstellen. Schließlich habe ich ja nur ein einziges Paradigma. Klar könnte ich es wechseln. Aber niemals mehrere parallel benutzen.

Die Wissenschaft ist auch nur eine Brille unter vielen. Wenn ich mir ansehe, mit wievielen wissenschaftlichen Fakten ich aufgewachsen bin, die heute revidiert werden, weil der Versuchsaufbau fehlerhaft war, dann weiß ich, dass auch Wissenschaft nur auf Glauben basiert; der Wissenschaftler glaubt, dass der Versuchsaufbau der geeignete ist, die Frage zu klären, die ihn umtreibt. Mit Absolutheit wissen kann er's nicht.
@Yokowakare
In vielem stimmen wir (mal wieder) überein.

Also nur ein paar Anmerkungen.

Menschen fragen übrigens vor ihrem Handeln meist nicht nach einem Ethik-Handbuch und sie recherchieren auch nicht bei den Autoren der ‚Ismen’

Ganz sicher. In dieser Sache halte ich es weitgehend mit Kant, der davon ausging, dass man kein "Experte" (wie man heute sagen würde) sein muss, um ethisch korrekt handeln und Urteile fällen zu können. Ich halte es also für ziemlich verfehlt, wenn Regierungen wie die unsrige gelegentlich sogenannte Expertenkommissionen für Ethik einberufen. Ethisch-moralische Urteile muss man allen Menschen zutrauen, die nicht bestimmte Krankheiten des Gehirns haben. (Es gibt tatsächlich Menschen, die sozusagen moralisch blind sind. Es handelt sich da wirklich um eine Fehlfunktion des Gehirns).

Ich finde auch, dass schon kleine Kinder meistens ein sehr ausgeprägtes Gefühl dafür haben, was gerecht und was ungerecht ist.

Bei "höheren" Tieren wie Menschenaffen ist es schwer zu sagen, ob sie "handeln" können und sogar ein Empfinden für Gerechtigkeit haben. Da scheint es zumindest Grenzfälle zu geben. Wir neigen oft dazu, die geistigen Fähigkeiten von Tieren zu unterschätzen.

Wenn ich von (ungerechten oder gerechten) gesellschaftlichen Zuständen gesprochen habe, habe ich Dinge wie den Zugang zu Ressourcen und Gütern (z.B. Bildungseinrichtungen), gerechte Einkommensverteilung und Besteuerung und manches andere im Blick gehabt. Vor allem auch die Rechtsprechung. Da ist jeder einzelne aber auch die Politik als ganzes in der Verantwortung. Ich denke wir sind da einer Meinung.

Schwierig wird's, wenn wir nach allgemein akzeptierbaren Massstäben oder Gründen suchen, nach denen wir Urteile darüber fällen, was gerecht oder ungerecht ist. Mir fällt da zunächst nur ein, was Philosophen wie K.-O. Apel und J. Habermas in ihrer Diskursethik gesagt haben. Kurz gesagt geht ihr Argument folgendermassen:

Wer sich überhaupt auf Argumente einlässt (und ohne Argumentation und gemeinschaftliche Beratung geht es weder im Alltagsleben noch in der Politik, z.B. im Parlament), muss davon ausgehen, dass der Partner in der Argumentation als gleichberechtigtes und verantwortliches Subjekt anerkannt wird. Gewisse grundlegende Normen über den Umgang mit anderen Menschen und deren Menschenwürde muss man also immer schon anerkennen, wenn man mit sich mit seinen Mitmenschen (gewaltlos) auseinandersetzen will.

Diskursethiker halten solche Grundnormen also für den ethisch-normativen Ausgangspunkt, aus dem dann weitere Folgerungen gezogen werden können. Z. B. für die Idee von Gerechtigkeit, Gleichbehandlung, etc.

Ich finde das nicht ganz unproblematisch, aber was besseres fällt mir selbst auch nicht ein.

Das Problematische ist: Ich kann ja den Entschluss fassen, mich aufs Argumentieren überhaupt nicht einzulassen, sondern nur meine Macht auszuüben, sofern vorhanden. Aber ich will darauf jetzt nicht weiter eingehen.
*****kch Mann
290 Beiträge
Westost46
wenn du nicht bereit bist, eine, für alle an dem disput beteiligten, definition für verwendete formulierungen zu zu lassen ist der disput sinnlos
*****kch Mann
290 Beiträge
Für viele Begriffe gibt auch gar keine Definitionen, da ihre Semantik viel zu komplex ist, um sie mit eindeutigen Definitionen zu erfassen.

das ist anmassend und selbsgefällig, nur weil du es so siehst, muss es nicht so sein, im rahmen der mehrheitlichen akzeptanz
@schockch
OK. Wenn du meinst.

Vielleicht kannst du dich aber mal mit international renommierten Sprachwissenschaftlern und Sprachphilosophen über diese Sache unterhalten. Oder ihre Schriften lesen. Vielleicht können die dich eher überzeugen. Aber vielleicht sind die ja auch alle bloss anmassend und selbstgefällig.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
ob etwas gerecht oder ungerecht ist.......
........liegt nicht in der betrachtung dessen, der es tut, sondern dem es widerfährt.

calm*malinkürze*
Das war und ist das Argument derer, die die Einstufung/Beurteilung eines Vorganges als sexuellen Übergriff nur der Frau zugestehen, die sie erlitten hat bzw. haben will. Im Zweifelsfall muss also eine andere Instanz her.
@calm
In aller Kürze: Das glaubst du doch selber nicht. Wie die meisten anderen, weiss ich ganz genau, dass manches, was ich tue oder gerne täte, nicht gerecht ist.
*****one Frau
13.323 Beiträge
...
beispiele?
In aller Kürze: Das glaubst du doch selber nicht. Wie die meisten anderen, weiss ich ganz genau, dass manches, was ich tue oder gerne täte, nicht gerecht ist.

oder frage: gerecht/ ungerecht- wem gegenüber?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
@westost
Wie die meisten anderen

kennst du die meisten anderen? ok, ich nicht..........

genau so wenig kenne ich deine phantasie in der du ungerechtigkeit vollziehen möchtest.

jedenfalls könnte es sein, dass deine frau zu dir sagt, warum heißen wir nicht "ostwest"? der frau den vortritt lassen und sie empfindet "westost" als ungerecht.......................................

dann hättest du etwas ins leben gerufen von dem du nie geahnt hättest ungerechtes zu tun.

calm*sogehtdat*
@diANaone
Entschuldige, aber die Frage nach Beispielen finde ich so unsinnig, dass ich nicht darauf antworte. Jeder kann sich unzählige Beispiele von ungerechten Handlungen ausdenken. Yokowakare hat auch schon einige in seinen Beiträgen erwähnt. Die Welt ist voll von Ungerechtigkeiten.

Auch die Frage "Wem gegenüber?" ist m. E. so naiv, dass es sich kaum lohnt, sie zu beantworten. Natürlich dem gegenüber, der sich durch mich ungerecht behandelt fühlt.

Da das alles anscheinend so schwer zu verstehen ist, hier doch noch ein Beispiel: Zwei Zwillingskinder haben Geburtstag. Eines bekommt ein Geschenk, das andere nicht, obwohl es keinerlei Gründe dafür gibt. Gibt's hier eine Frage, ob das gerecht ist und wem gegenüber?
@calm
Nur ein kleiner Punkt. In einem anderen Sozialen Netzwerk haben wir uns auch schon mal Ostwest genannt. Zufrieden??
Vielleicht können wir uns auf einen thematischen Anker einigen, der im Eröffnungsthread mehrfach aufgegriffen wird; die Organisation der Gesellschaft. Es gab vor der Polis bereits etliche Beispiele von hochstrukturierten Gesellschaften, die sich eine Verfasstheit gaben, nach deren Regeln sie funktionierten. Da müssen wir nicht auf die Griechen zurückgreifen. Wir können aber auch etwas Derzeitiges nehmen.

Wir könnten also Recht, Gerechtigkeit und Gleichheit an Beispielen diskutieren, die gerade aktuell sind. Spontan denke ich an die unterschiedlichen Bezugszeiten von Arbeitslosengeld in Frankreich und Deutschland. Oder die Regelungsdiskussion zum Thema Frauen in Unternehmensvorständen.
@Morticia
Zunächst ein paar allgemeine Anmerkungen. Ich habe Zweifel, dass es sinnvoll ist, dass wir unsere Diskussion fortführen. Ich will auch eigentlich nicht das letzte Wort haben.

Eins scheint mir aber wichtig zu sein: Die Tatsache, dass du weiterhin Argumente gegen mich vorbringst, zeigt doch genau, dass mein Punkt zum sogenannten performativen Widerspruch richtig ist und im vorliegenden Fall auf dich zutrifft. Wenn du recht hättest, dass es keine objektiven Standards für Wahrheit und korrektes Argumentieren gibt und geben kann, dann würde doch deine Erwiderung überhaupt keinen Sinn ergeben.

Wenn wir nicht beide an objektive und auch von anderen geteilte Standards appellieren können, was haben wir uns dann zu sagen? Nichts. Wenn es richtig wäre, dass es keine solchen Standards gibt, warum um alles in der Welt sollte ich deinen Beitrag lesen und deine Behauptungen ernst nehmen?? Und das erwartet du doch – und ganz zurecht. Ich könnte doch einfach sagen „Was Morticia für wahr hält, hat mit dem, was ich für wahr halte, überhaupt nichts zu tun“. Das folgt ja aus ihren eigenen Aussagen, jedenfalls was deren semantischen Gehalt angeht.

Im Widerspruch zu diesem Gehalt steht aber die Tatsache, dass sie mit mir argumentiert. Diese sprachliche Performanz des miteinander Argumentierens steht im Widerspruch zum semantischen Gehalt ihrer Aussagen. Daher der Ausdruck „performativer Selbstwiderspruch“. Der Sinn der Sprechhandlung als das Erheben eines Geltungsanspruchs steht im Widerspruch zum Inhalt des Gesagten, der solche Geltung zugleich negiert. Ich benutze jetzt mal Begriffe aus der Sprechakttheorie von Searle und Habermas. (Kann man sicher alles in Wikipedia nachsehen).

Was Sokrates gesagt hat oder nicht ist mir eigentlich, verzeih', wurstegal. Ich weiß, dass ich nichts weiß stimmt für mich genau so, wie ich das schreibe. Denn damit gestehe ich ein, dass es mir unmöglich ist, alles um mich herum auf einen absoluten Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Wer das gesagt hat ist mir im Grund auch egal. Ich bestehe aber darauf, dass dieser Satz widersprüchlich ist. Ich kann’s nur wiederholen: Wer nichts weiss, kann auch nicht wissen, dass er nichts weiss. Das ist einfach eine logische Folgerung, von der ich nicht sehen kann, wie du sie bestreiten könntest. Was du im zweiten Satz sagst, hat mit dem ersten kaum etwas zu tun. Er folgt auch nicht logisch aus dem ersten. Niemand kann alles auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen. Das ist geschenkt.

Um mal beim Ei zu bleiben, dem weichgekochten: Wasser kocht bei 100°C und das Ei muss für einen bestimmten Aggregatzustand eine bestimmte Zeit darin bleiben, im kochenden Wasser. Klar. Aber stimmen die Messgeräte Uhr und Thermometer? War die erste Versuchsanordnung zum Thema "Ei weich kochen" absolut fehlerfrei? Ist der Aufbau jetzt und hier unbestechlich genau? Wirklich?

Das widerlegt keinesfalls, dass wir unzählige Überzeugungen für objektiv wahr halten. Dass es in jedem Einzelfall nie ganz ausgeschlossen ist, dass etwas schiefgegangen ist, besagt überhaupt nichts. Ich habe auch immer betont, dass ein Unterschied besteht zwischen dem Sinn des Begriffs objektive Wahrheit und unserem Vermögen, in einzelnen Anwendungsfällen, zu prüfen, ob unsere Annahmen richtig waren.

Ich sage allerdings, dass der Begriff Wahrheit, so wie wir ihn normalerweise verstehen, immer MEHR bedeutet als "meine, deine, eure Wahrheit"
Damit setzt Du aber voraus, dass es eine absolute Wahrheit und eine absolute Gerechtigkeit gibt. Auch in diesem Fall brauchen wir dann ja nicht mehr weiter zu diskutieren.

Erstens: von absoluter Gerechtigkeit habe ich nirgends gesprochen. Zweitens: Es ist genau umgekehrt. Wenn es keine absolute Wahrheit geben kann, sondern nur individuelles Fürwahrhalten wie du es zu propagieren scheinst, dann ist jede Argumentation sinnlos. Warum, habe ich oben schon ausgeführt. Wir verfügen ja nicht schon über viele unbezweifelbare Wahrheiten. Alle Wissenschaften wären sinnlos, wenn wir schon alles mit Gewissheit wüssten. Deshalb ist Argumentation weierhin notwendig und sinnvoll.

Eine philosophisch bekannte und NICHT uninteressante Wahrheit ist übrigens Decartes‘ Cogito, ergo sum. Dass es mich als denkendes (und zweifelndes) Subjekt gibt, wenn ich versuche alles andere in der Welt zu bezweifeln, ist eine absolute (unbezweifelbare) Wahrheit. Oder siehst du das anders? Würde mich interessieren.

Nur, weil ich weiß, dass meine Sicht auf die Welt ganz sicher Fehler enthält, kann ich doch nicht das Handeln einstellen.

Das war nicht mein Punkt. Nur weil du weisst, dass deine Sicht in unzähligen Fällen objektiv richtig ist und von den meisten anderen in deiner Kultur geteilt wird, kannst du es riskieren, alle möglichen Handlungen zu vollziehen. Zum Beispiel ein Ei aus dem Kühlschrank zu holen, weil du weisst, dass es sich nicht übernacht in eine Stahlkugel oder sonstwas verwandeln kann. Eine anerkannte wissenschaftlich begründbare Wahrheit.

Die Wissenschaft ist auch nur eine Brille unter vielen. Wenn ich mir ansehe, mit wievielen wissenschaftlichen Fakten ich aufgewachsen bin, die heute revidiert werden, weil der Versuchsaufbau fehlerhaft war, dann weiß ich, dass auch Wissenschaft nur auf Glauben basiert; der Wissenschaftler glaubt, dass der Versuchsaufbau der geeignete ist, die Frage zu klären, die ihn umtreibt. Mit Absolutheit wissen kann er's nicht.

Die Wissenschaft ist nun wirklich nicht bloss eine Brille unter vielen. Nichts hat die Welt, in der wir leben, so verändert wie die Wissenschaft und die darauf aufbauende Technologie. Und die technologische Anwendung ist nur möglich, weil der Wahrheitsgehalt wissenschaftlicher Theorien eben sehr viel höher ist als der von Aberglauben. Würdest du einen Schamanen konsultieren, wenn dein Kind eine gefährliche Infektionskrankheit hat? Ich hoffe nicht. Aber wenn die Medizin in diesem Fall auch nur eine Brille ist wie jede andere, warum nicht den Schamanen fragen?

Dass Wissenschaft nicht beanspruchen kann, die absolute Wahrheit zu kennen, habe ich bereits selbst betont.
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