ACHTUNG
Dieses Posting behandelt "nur" Objektivität und Subjektivität und würde unter Umständen vom Thema abrücken. Dieses Posting kann ggf. übersprungen werden, weil ich später eins mehr zur "Gerechtigkeit" bringen werde.
--------------------------------------------------------------
Lieber Yokowakare,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Text, dennoch komme ich so nicht ganz weiter.
Ich stelle mir die Frage: Kann es "objektive Gründe" geben, wenn es keine Objektivität gibt?
Ich zitiere der Einfachheit halber mal hier einen Ausschnitt von Wikipedia, wobei man das Ganze sicher auch überspringen kann, und meinen Text darunter weiterlesen kann. Ich beziehe mich inhaltlich aber auf die in Wikipedia zusammengestellten Aussagen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Objektivit%C3%A4t
Objektivität
Objektivität ist die Unabhängigkeit der Beschreibung eines Sachverhalts vom Beobachter.
Wortherkunft und BegriffsabgrenzungWortherkunft und Begriffsabgrenzung
Substantiviert aus „objektiv“, über französisch objectif, kann man das Wort zurückverfolgen bis zum lateinischen obiacere (gegenüberliegen). Verwandte Begriffe sind Wertfreiheit, Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit, neutraler Standpunkt oder auch neutral point of view NPOV, größtmögliches Ausschalten von Gefühlen, Vorurteilen. Gegenbegriffe sind Subjektivität oder Einseitigkeit. Obiectum lässt sich auch von lat. obicere ableiten und bedeutet dann das Entgegengeworfene, der Vorwurf, der Einwurf. Subjekt wäre dann als Antonym mit „das Unterworfene“ zu übersetzen. Das Subjekt wäre beispielsweise einem Vorwurf unterworfen. Jaspers sieht in der Subjekt-Objekt-Spaltung eine wesentliche Eigenschaft des Denkvermögens, das stets bemüht ist, „das Gegenüberstehende“ zu erkennen und damit die Grenzen des eigenen Selbst zu erweitern bzw. zu überschreiten. Indem wir das Gegenüberstehende zum Gegenstand unseres Denkens machen, eignen wir es uns an, werden wir gar zum anderen.[1] Ähnliche Auffassungen vertritt Thure von Uexküll. Er betrachtet Subjekt und Objekt unter der Einheit von Motivzusammenhängen. Das Subjekt ist den Spielregeln unterworfen, die für den Umgang mit dem Objekt gelten.[2] Dem Objekt wird mit dieser Wortbedeutung eine Vorzugsstellung eingeräumt.
Objektivität der Forschung
In der wissenschaftlichen Forschung bezeichnet Objektivität ein Merkmal und Prinzip, das darauf gerichtet ist, in den von ihr abgebildeten Aussagen, Theorien, Thesen u. a. (im Folgenden "Aussagen") die Realität objektiv widerzuspiegeln.
Einer Aussage kommt Objektivität zu, wenn es in der Wirklichkeit Sachverhalte gibt, die unabhängig sind von der Aussage und denjenigen, die sie aufstellen, und die so beschaffen sind, wie es in der Aussage behauptet wird.
Im weiteren Sinn spricht man von der Objektivität von Aussagen um damit zum Ausdruck zu bringen, dass für ihre Aufstellung nicht subjektive Wünsche, Meinungen, Neigungen, spezifische Interessen, Vorurteile, unbelegte Zuschreibungen usw. maßgeblich sind, sondern allein die Sachverhalte, auf die sich die Aussagen beziehen.
Der radikale Konstruktivismus und andere Denkrichtungen der Postmoderne widersprechen diesen Auffassungen. Eine Theorie sei danach kein Abbild, keine Spiegelung der Realität und habe damit auch keinen Anspruch auf Wahrheit, sondern sie sei nur ein subjektives Modell, das weitgehend widerspruchsfrei zur ontologischen Realität passe – etwa wie ein Schlüssel zu einem Schloss. Damit könne allerdings die Realität nicht beschrieben werden.
Die Argumente der Postmodernisten haben ihrerseits Kritik sowohl von Naturwissenschaftlern als auch von Erkenntnistheoretikern herausgefordert. Siehe dazu z. B. die Sokal-Affäre.
Bedeutungsfacetten in verschiedenen Wissenschaftsbereichen
Philosophie
Objektivität setzt die philosophische Erkenntnis der Trennung des Objekts vom Subjekt voraus (vgl. o. g. Subjekt-Objekt-Spaltung). Einige philosophische Systeme widersprechen dieser Trennung, so z. B. die von Kant und Fichte. Zur philosophischen Einordnung der Objektivität siehe u. a.: Erkenntnistheorie, Subjektivismus, Realismus.
Subjektivität der Objektivität (Abjektivität): Die Form von Erkenntnistheorie, nach der nur intersubjektive Erkenntnis möglich sei, nennt man Kritischen Rationalismus (Popper). Die Einschätzung einer Sache oder eines Zustandes als „objektiv“ beruhe demnach auf der subjektiven Einschätzung des Beobachters. Somit sei Objektivität nicht möglich, da sie stets der subjektiven Bewertung ausgesetzt sei.
Husserl hat in seiner Phänomenologie bereits vor Popper auf das Problem der Objektivität der Wissenschaften hingewiesen. Er spricht von „Objektivismus der Wissenschaften“. Seine Kritik wird von Habermas bestätigt. Die Wissenschaften mussten – so Habermas – „die spezifische Lebensbedeutsamkeit einbüßen“. Als Begründung dient auch hier die bereits erwähnte Subjekt-Objekt-Spaltung.[3]
Der Radikale Konstruktivismus widerspricht dieser Trennung von Objekt und Subjekt.
Ernst von Glasersfeld legt dar: Alle Wahrnehmung und jede Erkenntnis ist subjektiv. Intersubjektiv wird eine Erkenntnis dann, wenn auch andere Menschen diese Erkenntnis erfolgreich anwenden. Da auch deren Erkenntnis aber subjektiv ist, wird damit keine Objektivität gewonnen, sondern eben nur Intersubjektivität. Damit ist aber auch keine Erkenntnis der ontologischen Realität möglich. Der RK beansprucht daher, die vorausgesetzte Trennung von Objekt und Subjekt überwunden zu haben.[4]
Semiotik
Nach dem semiotischen Modell von Charles Sanders Peirce ist Objektivität das Zeichenobjekt, welches als reines Objekt nie fassbar ist, da es einerseits unserem menschlichen Verständnis immer der Interpretation unterliegt und andererseits für uns unlösbar mit dem Medium (Publikationsform), welches es zu uns Interpretanten leitet, verbunden ist.
Substantiviert aus „objektiv“, über französisch objectif, kann man das Wort zurückverfolgen bis zum lateinischen obiacere (gegenüberliegen). Verwandte Begriffe sind Wertfreiheit, Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit, neutraler Standpunkt oder auch neutral point of view NPOV, größtmögliches Ausschalten von Gefühlen, Vorurteilen. Gegenbegriffe sind Subjektivität oder Einseitigkeit. Obiectum lässt sich auch von lat. obicere ableiten und bedeutet dann das Entgegengeworfene, der Vorwurf, der Einwurf. Subjekt wäre dann als Antonym mit „das Unterworfene“ zu übersetzen. Das Subjekt wäre beispielsweise einem Vorwurf unterworfen. Jaspers sieht in der Subjekt-Objekt-Spaltung eine wesentliche Eigenschaft des Denkvermögens, das stets bemüht ist, „das Gegenüberstehende“ zu erkennen und damit die Grenzen des eigenen Selbst zu erweitern bzw. zu überschreiten. Indem wir das Gegenüberstehende zum Gegenstand unseres Denkens machen, eignen wir es uns an, werden wir gar zum anderen.[1] Ähnliche Auffassungen vertritt Thure von Uexküll. Er betrachtet Subjekt und Objekt unter der Einheit von Motivzusammenhängen. Das Subjekt ist den Spielregeln unterworfen, die für den Umgang mit dem Objekt gelten.[2] Dem Objekt wird mit dieser Wortbedeutung eine Vorzugsstellung eingeräumt.
Objektivität der Forschung [Bearbeiten]
In der wissenschaftlichen Forschung bezeichnet Objektivität ein Merkmal und Prinzip, das darauf gerichtet ist, in den von ihr abgebildeten Aussagen, Theorien, Thesen u. a. (im Folgenden "Aussagen") die Realität objektiv widerzuspiegeln.
Einer Aussage kommt Objektivität zu, wenn es in der Wirklichkeit Sachverhalte gibt, die unabhängig sind von der Aussage und denjenigen, die sie aufstellen, und die so beschaffen sind, wie es in der Aussage behauptet wird.
Im weiteren Sinn spricht man von der Objektivität von Aussagen um damit zum Ausdruck zu bringen, dass für ihre Aufstellung nicht subjektive Wünsche, Meinungen, Neigungen, spezifische Interessen, Vorurteile, unbelegte Zuschreibungen usw. maßgeblich sind, sondern allein die Sachverhalte, auf die sich die Aussagen beziehen.
Der radikale Konstruktivismus und andere Denkrichtungen der Postmoderne widersprechen diesen Auffassungen. Eine Theorie sei danach kein Abbild, keine Spiegelung der Realität und habe damit auch keinen Anspruch auf Wahrheit, sondern sie sei nur ein subjektives Modell, das weitgehend widerspruchsfrei zur ontologischen Realität passe – etwa wie ein Schlüssel zu einem Schloss. Damit könne allerdings die Realität nicht beschrieben werden.
Die Argumente der Postmodernisten haben ihrerseits Kritik sowohl von Naturwissenschaftlern als auch von Erkenntnistheoretikern herausgefordert. Siehe dazu z. B. die Sokal-Affäre.
Bedeutungsfacetten in verschiedenen Wissenschaftsbereichen [Bearbeiten]
Philosophie [Bearbeiten]
Objektivität setzt die philosophische Erkenntnis der Trennung des Objekts vom Subjekt voraus (vgl. o. g. Subjekt-Objekt-Spaltung). Einige philosophische Systeme widersprechen dieser Trennung, so z. B. die von Kant und Fichte. Zur philosophischen Einordnung der Objektivität siehe u. a.: Erkenntnistheorie, Subjektivismus, Realismus.
Subjektivität der Objektivität (Abjektivität): Die Form von Erkenntnistheorie, nach der nur intersubjektive Erkenntnis möglich sei, nennt man Kritischen Rationalismus (Popper). Die Einschätzung einer Sache oder eines Zustandes als „objektiv“ beruhe demnach auf der subjektiven Einschätzung des Beobachters. Somit sei Objektivität nicht möglich, da sie stets der subjektiven Bewertung ausgesetzt sei.
Husserl hat in seiner Phänomenologie bereits vor Popper auf das Problem der Objektivität der Wissenschaften hingewiesen. Er spricht von „Objektivismus der Wissenschaften“. Seine Kritik wird von Habermas bestätigt. Die Wissenschaften mussten – so Habermas – „die spezifische Lebensbedeutsamkeit einbüßen“. Als Begründung dient auch hier die bereits erwähnte Subjekt-Objekt-Spaltung.[3]
Der Radikale Konstruktivismus widerspricht dieser Trennung von Objekt und Subjekt.
Ernst von Glasersfeld legt dar: Alle Wahrnehmung und jede Erkenntnis ist subjektiv. Intersubjektiv wird eine Erkenntnis dann, wenn auch andere Menschen diese Erkenntnis erfolgreich anwenden. Da auch deren Erkenntnis aber subjektiv ist, wird damit keine Objektivität gewonnen, sondern eben nur Intersubjektivität. Damit ist aber auch keine Erkenntnis der ontologischen Realität möglich. Der RK beansprucht daher, die vorausgesetzte Trennung von Objekt und Subjekt überwunden zu haben.[4]
Semiotik
Nach dem semiotischen Modell von Charles Sanders Peirce ist Objektivität das Zeichenobjekt, welches als reines Objekt nie fassbar ist, da es einerseits unserem menschlichen Verständnis immer der Interpretation unterliegt und andererseits für uns unlösbar mit dem Medium (Publikationsform), welches es zu uns Interpretanten leitet, verbunden ist.
Also, ich kann sprachgebrauchlich und in philosopischen Teilbereichen "objektiv" als Wort so benutzen, als sei da etwas vom Betrachter unabhängig. Dies kann ein neutraler oder allgemeingültiger (göttlicher, naturgesetzlicher) Standpunkt sein, von dem etwas ist oder herleitbar erkennbar ist.
So wäre dies bei Gerechtigkeit z.B. die Unterstellung, dass es eine Gerechtigkeit unabhängig vom Menschen gäbe. Dies direkt oder indirekt als z.B. Ableitung gerechter oder ungerechter Dinge, Handlungen, etc. die von einem allgemein, natürlich, naturgesetzmäßigen, göttlichen ... Gut oder Böse herrührt.
Die Frage nach objektiver Gerechtigkeit wäre dann auch die Frage, ob es vom Menschen unabhängig Gut und Böse, Falsch und Richtig ... gibt.
Die meisten Religionen beantworten dies mit ja und sehen in Gut, Böse, Gerechtigkeit o.ä. eine Vorgabe Gottes bzw. mit einer von Gott unabhängige, eigenständige "Existenz" versehen. Ähnlich findet man in vielen früheren philosophischen Ansätzen (die oft aus religiöser Prägung kam), dass es etwas "übergeordnetes" geben müsse, ob das nun Gott oder Natur oder ... (wie auch immer) ... hieße, wo es vom Menschen unabhängig "Wahr", "Falsch", "Gut", "Böse", "Gerecht" ... gäbe und der Mensch müsse es nur entdecken.
U.a. im radikalen Konstruktivismus und ähnlichem wird dies aber i.d.R. verneint. Alle Erkenntnis bleibt subjektiv. Und auch aus dem Kollektiv subjektivem Erkennens wird kein objektiv.
Ich würde hier zum Anhänger dieser Denkweisen. Etwas wirklich Objektives kann es für mich nicht geben. Für mich gibt es Systeme, insbesondere Erkenntnissysteme, Logiksysteme, etc. Diese sind sicher auch nicht wirklich vom Himmel gefallen, aber subjektive Betrachtungen, die subjketive Modelle (oder Theorien) von subjektiven Erkenntnissen sind, die je nach Sichtweise neu subjektiv zusammengestellt werden könnte.
Eine breite Basis an Zustimmung bedeutet hier noch lange keine Objektivität.
So kann es innerhalb des vordefinierten Systems sicher so etwas wie einen neutralen Standpunkt, Objektivität, etc. geben, aber nicht darüber hinaus.
Gibt es keine Objektivität, gibt es keine objektiven Gründe für irgendetwas. Selbst Gerechtigkeit ist dann etwas Subjektives und unter Umständen ja auch nur eine Begriffsdefinition, die äußerst subjektiv davon abhängig ist, wer, welche Gesellschaft ("welche Menschheit") sie wie definiert.