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Der Mensch als Objekt seiner eigenen Betrachtung

Woraus kommt denn diese Verweigerung des Beliebigen?
Wenn ich alle Brillen abziehe, mich also keinerlei vom Außen angefertigten Regeln unterwerfe, dann ist das Beliebige in meinen Augen so zu verstehen, dass ich sehr leicht in ein rein egoistisches, ja sogar narzisstisches Muster fallen könnte. ("Ich bin der King und kann mit Allen und Allem verfahren wie ich will!") HIER, PUE, IST DRINGEND DER GESUNDE, WEIL LEBENSERHALTENDE EGOISMUS ZU UNTERSCHEIDEN!. Das tue ich aber in aller Regel nicht - in dieses Muster fallen, meine ich. Warum nicht? Ist da vielleicht irgend ein Wert in mir, der aus mir selbst kommt?

@******elf:
Ich bin Ursache und aus dieser Ursache folgt eine Wirkung auf mich.
Damit bin ich Teil von etwas, wie der Flügelschlag des Schmetterlings im Dschungel, der irgendwo woanders letzten Endes einen Sturm auslöst. Und weitergesponnen wird möglicherweise der weit entfernte Sturm irgendeine Wirkung auf den Schmetterling haben. Vielleicht ist einfach das Aufeinander-Wirken aller Bestandteile nur viel zu komplex, dass wir sie je erfassen könnten? Wir sind Teil eines Ganzen wie ein Organ im Organismus, aber nicht so erklärbar.

@*****one:
ich finde für mich schlüssig, dass menschenkind sich als objekt betrachten kann, ohne objektiv zu sich sein zu können.
Natürlich. Nur kann es gerade darum niemals alles erfassen, das Menschenkind. Glaube ich. Und wird daher auch nie erkennen können, "was die Welt im Innersten zusammenhält".

@*******enza:
Wenn er aber daraus Schlussfolgerungen zieht, wie ICH in der Welt zu handeln hätte, statt sich an die eigene Nase zu fassen, gibt's was auf dieselbe.
Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Als ich mich mit dem Hinduismus beschäftigt habe, habe ich verstanden, dass er von seinen Anhängern in der Form gelebt wird, dass sie sich unter den vielen Göttern einen oder zumindest wenige aussuchen, die sie verehren. Zugegeben, ich habe mich mehr mit der Glaubenspraxis beschäftigt als mit den Grundlagen. Aber ich finde es eine sehr wichtige Entscheidung, wen ich anbeten will. Die Übrigen in der damaligen Runde konnten sich damit nicht anfreunden, weil es ihnen schien, dass der Gläubige es sich da ziemlich bequem machen könnnte. Diese gegensätzlichen Ansichten wollte ich aufzeigen, ging es doch um "Verantworung" und "Beliebigkeit".
*frieden*
Aber die Freunde hatten auch Probleme mit dem Nirwana. Das Nichts schien ihnen nicht besonders verlockend.
Was ich in der christlichen Kirche über das Paradies höre, strotzt auch nicht gerade vor Erotik.
Ich persönlich kann mir den Zustand der völligen Auflösung, des Aufgehens im Nirwana, doch ganz gut wie einen Orgasmus vorstellen.
_ _ _

So. Die Eigenverantwortung. Wo ist der Unterschied zur Verantwortung? Was macht die Voranstellung von "Eigen" denn mit dem Begriff? Ich bin mir da nicht so sicher.

Da muss ich noch mal dran.
_ _ _

@**e:
Ich denke, wir haben lange uns genug an dem kleinen Text verzettelt. (Von wem ist er denn nun?)
Du kränkst mich in meiner Eigenschaft als Themeneröffnerin. Denn der Text war die Ursache für diesen Thread. So kann die Beschäftigung mit ihm im Sinne des Themas wohl keine Verzettelung sein. Aber ich bin nicht nachtragend.

Nun, hier die Auflösung zur Autorenschaft des Textes: Mein Philosophielehrer teilte uns im Mai 1989 im Philosophie-Grundkurs der Jahrgansstufe 11 ein Arbeitsblatt als Klausurthema aus. Darauf ein Text von Jörg Splett unter dem Titel "Menschsein als Frage"; die Aufgaben lauteten: "1. Erläutern Sie den Text und 2. Nehmen sie Stellung zum unterschiedlichen Ansatz".

Was ich hier veröffentlich habe, ist meine Lösung der Aufgaben. Es waren andertalb DinA4-Seiten in meiner Handschrift und mein Lehrer - den ich sehr schätzte - machte nur jene Anmerkungen dazu, die ich beim Abtippen hier in Klammern setzte. Darunter schrieb er: "Obwohl der Umfang ihrer Arbeit ungewohnt ist, bleibt anzuerkennen, dass Sie das Wesentliche herausgearbeitet haben! Ein wenig mehr Schmuck ist zu empfehlen!" Dafür gab es ein "Gut(+)".

Leider finde ich den Splett-Text nirgends im Netz so, wie ich ihn hier vorliegen habe. Und bis zu meiner Recherche vor einigen Tagen wusste ich auch über den Herrn Splett rein gar nichts.

Das Thema allerdings reizt mich bis heute sehr.



Und um nun Realitätsnähe herzustellen: Ich mach' jetzt Mittagessen. Um 14 Uhr kommen die Kinder heim.
**e Mann
2.564 Beiträge
Diese Sichtweise ist sicher nicht verkehrt, aber sie weicht dem Phänomen der künstlichen Intelligenz aus, indem sie sie auf die supraindividuelle Ebene des planetaren Bewußtseins verschiebt, das wir als Einzeller dann eh nicht mehr verstehen.

Ohne größenwahnsinnig sein zu wollen: ich kann sie zwar nicht sehen und nicht begreifen, aber sie anhand des Studiums der bisherigen Evolution als existent vermuten.

Was den Selbsterhaltungstrieb der Maschinen angeht, so ist hier auf Spezies-Ebene mit Ausnahme des Tamagotchi noch nicht allzu viel zu sehen. Es gibt zwar Rasenmäher, die weitgehend selbständig ihre Arbeit verrichten, aber die Steckdose finden die meines Wissens noch nicht alleine.

Genau darin machst du den Fehler, Jincandenza, den wir alle die ganze Zeit machten. Wir erkannten die Intelligenz der Maschinen nicht, weil wir sie losgelöst von den Einzell-Menschen betrachteten. Ist der Schachcomputer schon intelligent? Nein, er rechnet alles durch. Wir haben die Maschinen immer neben uns gestellt und sie mit uns verglichen. Sind sie schon Mensch? Waren sie nie und werden es nie sein, weil sie sich nur in der Symbiose mit den Menschen in den evolutionären Gedanken einordnen lassen. Wir müssen die Computer in die Steckdose stecken, machen das aber freiwillig und immer öfter. Das Netz selbst wächst aber aus einer ihm eigenen Dynamik heraus. Es kann nicht ohne den Menschen das werden, was immer es werden will.

Der Geist hat sich nie von den Körperzellen lösen können, obwohl wir das oft erhofften, fürchteten oder zumindest so oft ausmalten. So steht auch nicht zu fürchten, dass sich das Netz von unseren Körpern und Gehirnen emanzipiert.

Geist oder Intelligenz entsteht ab etwa einer Milliarde Zellen in der Großhirnrinde, zum Beispiel bei Vögeln. Wir Menschen haben dort 15 Milliarden Zellen.

Diese kritische Menge von einer Milliarde hatte die Weltbevölkerung etwa um das Jahr 1800 erreicht. Wohl nicht zufällig wurde exakt zur gleichen Zeit die Dampfmaschine entdeckt.

[img]1163180_ndHtd.png[/img]


Liebe Morticia,

ich wollte dich nicht kränken, verzeih. Das Thema bleibt eines der spannendsten und ich hoffe, dass auch der Ausflug in die mögliche Zukunft der Evolution nicht all zu sehr daran vorbei geht.
@******elf:
An dieser Stelle würde ich nun gerne weiterspinnen. Gelingt es uns von der Eigenverantwortung zu etwas darüber hinausgehendes zu gelangen.
Ideen dazu habe ich, doch frage ich nach dem allgemeinem Interesse und nach der Zustimmung der Threaderöffnerin, diesen Ansatz weiterzuverfolgen.
Ich kriege die Eigenverantwortung noch nicht ganz klar, das schrieb ich ja schon:
Die Eigenverantwortung. Wo ist der Unterschied zur Verantwortung? Was macht die Voranstellung von "Eigen" denn mit dem Begriff? Ich bin mir da nicht so sicher.
Aber grundsätzlich kann uns das doch wohl nur weiterbringen.

@**e:
Liebe Morticia,

ich wollte dich nicht kränken, verzeih.
Ich schrieb ja schon:
Aber ich bin nicht nachtragend.
Klarstellen wollte ich nochmal, dass der Text kein Abweg vom Thema, keine "Verzettelung" *liebguck* sein kann.

Besteht Interesse an dem zugrunde liegenden Splett-Text? Dann hämmer' ich den auch noch hier hinein...MIT Quellenangabe *mrgreen*
@**e:
Geist oder Intelligenz entsteht ab etwa einer Milliarde Zellen in der Großhirnrinde, zum Beispiel bei Vögeln. Wir Menschen haben dort 15 Milliarden Zellen.

Diese kritische Menge von einer Milliarde hatte die Weltbevölkerung etwa um das Jahr 1800 erreicht. Wohl nicht zufällig wurde exakt zur gleichen Zeit die Dampfmaschine entdeckt.
Einerseits finde ich diesen Sachverhalt sehr bemerkenswert. Andererseits regt sich bei mir Widerspruch gegen den ersten Satz. Schließlich müsste, um die Behauptung zu untermauern, Geist (Intelligenz, Reflektionsvermögen) eine messbare Größe sein. Und das glaube ich ja nun nicht.

Denn wenn wir bei Mitgeschöpfen nach Mustern suchen, die auf, hm, Verstand hindeuten, können wir immer nur nach Mustern menschlichen Verstandes suchen - unter Zuhilfenahme menschlicher Mittel.

Meine Brille!
*****kch Mann
290 Beiträge
Denn wenn wir bei Mitgeschöpfen nach Mustern suchen, die auf, hm, Verstand hindeuten, können wir immer nur nach Mustern menschlichen Verstandes suchen - unter Zuhilfenahme menschlicher Mittel.

genau und somit sind wir wieder bei der giraffe und unserer selbstgefälligkeit
@**e:
Geist oder Intelligenz entsteht ab etwa einer Milliarde Zellen in der Großhirnrinde, zum Beispiel bei Vögeln. Wir Menschen haben dort 15 Milliarden Zellen.

Diese kritische Menge von einer Milliarde hatte die Weltbevölkerung etwa um das Jahr 1800 erreicht. Wohl nicht zufällig wurde exakt zur gleichen Zeit die Dampfmaschine entdeckt.

Ohne überprüfbare Quellenangabe halte ich schon den ersten Teil der These für fragwürdig.
Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von Individuen und Zellen ist aber schlichtweg nicht gegeben und wird doch immer wieder gerne bemüht.
Schon aus der Erkenntnis heraus, dass im Mikrokosmos andere Gesetze gelten als im Makrokosmos, kann ich den Zusammenhang nicht sehen.

Ich gehe davon aus, dass es eine ganze Reihe von Gattungen auf der Erde gibt, die die eine Milliarde bereits vor der Menschheit erreichte.

@*****cia
Ich kriege die Eigenverantwortung noch nicht ganz klar, das schrieb ich ja schon:
Die Eigenverantwortung. Wo ist der Unterschied zur Verantwortung? Was macht die Voranstellung von "Eigen" denn mit dem Begriff? Ich bin mir da nicht so sicher.

Ich schrieb:
Ich bin Ursache und aus dieser Ursache folgt eine Wirkung auf mich.

Du schriebst dazu:
Vielleicht ist einfach das Aufeinander-Wirken aller Bestandteile nur viel zu komplex, dass wir sie je erfassen könnten? Wir sind Teil eines Ganzen wie ein Organ im Organismus, aber nicht so erklärbar.

Grob gesagt will ich darauf hinaus.
Um der Sache aber näher zukommen, brachen wir es zunächts auf die Eigenverantwortung runter; ein simpler Baum mit Frucht und Schlange und noch gar nicht komplex.

Die nächste Stufe der Komplexität erreichen wir mit einem Artgenossen.
Ich fällte den Baum, der Biss der Schlange verfehlte mich.
Ein Artgenosse nähert sich einem gleichartigen Baum.
Ich weiß nun, dort hausen giftige Schlangen.
Ich könnte ihn warnen.
Warum sollte ich ihn warnen?
Gibt es doch noch nichts außer der Eigenverantwortung.
Der Artgenosse könnte ein Weibchen sein.
Ok, ein Grund.
Doch gibt es auch einen anderen Grund.
Wenn ich ihn warne, so warnt er mich vielleicht auch und ich überlebe länger.

Fortsetzung folgt...
@*****kch:
genau und somit sind wir wieder bei der giraffe und unserer selbstgefälligkeit
Gewissermaßen. Zumindest sollten wir eben nicht an Schrauben drehen und auf Knöpfe drücken, die wir noch gar nicht verstanden haben. "Renaturierung" ist auch so ein Thema...*roll*

@******elf:
Danke für's Aufdröseln!
Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von Individuen und Zellen ist aber schlichtweg nicht gegeben und wird doch immer wieder gerne bemüht.
Er is' halt' zu und zu verführerisch!
Schon aus der Erkenntnis heraus, dass im Mikrokosmos andere Gesetze gelten als im Makrokosmos, kann ich den Zusammenhang nicht sehen.
Da bin ich mir nun nicht ganz so sicher, habe aber keine belegten Quellen. Angenommen, das I-Net, die Vernetzung von Millarden von Eingabegeräten (laut meinem Holden ein reiner Wissenspeicher...) ist vielleicht doch so etwas wie ein sichtbar gemachtes kollektives Bewusstsein - könnte es denn dann nicht auf dem Weg zum Organismus sein? (Uff, gehe nicht über "Los!", definiere "Organismus"...) Mir jedenfalls fällt auf, dass etwas mit dem hineingegebenen Wissen geschieht, was ja nicht steuerbar ist von den Eingebenden... da muss ich jetzt doch ein loses Ende baumeln lassen.

Ich gehe davon aus, dass es eine ganze Reihe von Gattungen auf der Erde gibt, die die eine Milliarde bereits vor der Menschheit erreichte.
Guter Einwand! Entomologens sagen, dass die Biomasse ihrer Forschungsobjekte die der gesamten Menschheit um ein Vielfaches übersteigt. Aber was wissen wir schon, wie es um das kollektive Bewusstsein der Kerbtiere steht...

Die nächste Stufe der Komplexität erreichen wir mit einem Artgenossen.
Ich fällte den Baum, der Biss der Schlange verfehlte mich.
Ein Artgenosse nähert sich einem gleichartigen Baum.
Ich weiß nun, dort hausen giftige Schlangen.
Ich könnte ihn warnen.
Warum sollte ich ihn warnen?
Gibt es doch noch nichts außer der Eigenverantwortung.
Der Artgenosse könnte ein Weibchen sein.
Ok, ein Grund.
Doch gibt es auch einen anderen Grund.
Wenn ich ihn warne, so warnt er mich vielleicht auch und ich überlebe länger.
Das wäre nun ein Wirken über soziale Interaktion. Das ist überschaubar, okay. Aber mir kam noch ein anderer Gedanke. Heißt denn dies hier
Vielleicht ist einfach das Aufeinander-Wirken aller Bestandteile nur viel zu komplex, dass wir sie je erfassen könnten? Wir sind Teil eines Ganzen wie ein Organ im Organismus, aber nicht so erklärbar.
nicht einfach:

"Alles hängt mit Allem zusammen!" ? (Und scheint nur so, als sei es Chaos, weil der menschliche Geist nicht ausreicht, es zu erfassen?)
Aber was wissen wir schon, wie es um das kollektive Bewusstsein der Kerbtiere steht...

wissen wir überhaupt um ein kollektives Bewusstsein?

Das wäre nun ein Wirken über soziale Interaktion. Das ist überschaubar, okay. Aber mir kam noch ein anderer Gedanke. Heißt denn dies hier
Vielleicht ist einfach das Aufeinander-Wirken aller Bestandteile nur viel zu komplex, dass wir sie je erfassen könnten? Wir sind Teil eines Ganzen wie ein Organ im Organismus, aber nicht so erklärbar.
nicht einfach:

"Alles hängt mit Allem zusammen!" ? (Und scheint nur so, als sei es Chaos, weil der menschliche Geist nicht ausreicht, es zu erfassen?)

Meine weiteren Ausführungen mit dem Baum sind in der Tat noch überschaubar.
Und Deine Umformulierung kommt dem worauf ich hinarbeite noch näher.

Der überübernächste Schritt:
Ich lebe in einer Sippe.
Für die Bäume auf denen die giftigen Schlangen hausen haben sich eine der folgenen Möglichkeiten entwickelt:

• es ist unmoralisch von diesem Baum Früchte zu ernten
• es dürfen keine Früchte von diesem Baum geerntet werden, da er des Teufels oder aber heilig ist.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
32 bit
Genau darin machst du den Fehler, Jincandenza, den wir alle die ganze Zeit machten. Wir erkannten die Intelligenz der Maschinen nicht, weil wir sie losgelöst von den Einzell-Menschen betrachteten.... Das Netz selbst wächst aber aus einer ihm eigenen Dynamik heraus.

Wie ich schon sagte, diese planetare Ebene sehe ich durchaus.

Es kann nicht ohne den Menschen das werden, was immer es werden will.

Im Moment noch nicht. Es gibt einige Milliarden vernetzte Menschen und einige Milliarden vernetzte PCs, die primär als Speichererweiterung des menschlichen Hirns fungieren. Hier war und ist eine esoterisch-evolutionäre Kraft am wirken, die ich keineswegs leugne. Darüber können wir als Einzeller aber noch weniger aussagen als über uns selbst. Gefahren und Chancen für uns als Menschen können wir nur im anthropozentrischen Maßstab erfassen.

Geist oder Intelligenz entsteht ab etwa einer Milliarde Zellen in der Großhirnrinde, zum Beispiel bei Vögeln. Wir Menschen haben dort 15 Milliarden Zellen.

Der Zusammenhang zwischen der Anzahl von Individuen und Zellen ist aber schlichtweg nicht gegeben und wird doch immer wieder gerne bemüht.
...
Ich gehe davon aus, dass es eine ganze Reihe von Gattungen auf der Erde gibt, die die eine Milliarde bereits vor der Menschheit erreichte.

Vielleicht ist das eine Frage der Kommunikation.

Ich teile aber hier Pues Ansicht, daß auf dieser Skala etwas Entscheidendes geschieht bzw möglich wird. Die kritische Masse an Zellen dürfte so um die 32 bit betragen. Die Anzahl der Basenpaare auf der DNs bewegt sich meines Wissens in ähnlicher Größenordnung. Was da geschieht, ist schwer in Worte zu fassen. Irgendwas mit Selbstspiegelung, Reflektion. Das Ganze wird sich seiner selbst auf einer qualitativ neuen Ebene bewußt, weil es hinreichende Komplexität hat, um mit einer reduzierten Teil-Struktur seiner selbst Operationen durchführen zu können, die dennoch präzise genug sind, um Sinn zu machen. Ziemlich zeitgleich mit der Geburt des 2 hoch 32sten Menschen auf der Erde kam der Bericht des Club of Rome heraus, mit dem sich die Biomasse dieses Planeten als Ganzes zum ersten Mal ihrer potentiellen Vergänglichkeit bewußt wurde. Das ist kein Zufall, wenngleich seeeehr esoterisch.

Parallel dazu haben wir aber bei den Rechnern selber mit der neuen 64-Datenbus-Architektur in den vergangenen Jahren ebenfalls diese Schwelle überschritten. Zumindest potentiell.

Der Geist hat sich nie von den Körperzellen lösen können, obwohl wir das oft erhofften, fürchteten oder zumindest so oft ausmalten. So steht auch nicht zu fürchten, dass sich das Netz von unseren Körpern und Gehirnen emanzipiert.

Das Internet als reiner Textspeicher ist für sich keine große Gefahr für die einzelnen Menschen. Eine Gefahr entsteht erst dort, wo die Maschinen in direkte Konkurrenz zu den Menschen treten: Als Arbeitsplatzvernichter in einem SAP/SPSS-gesteuerten Produktionsprozess (was aus der anthropozentrischen Perspektive oft schon schwer zu erkennen ist), oder eben auf der Ebene der Klonkrieger.

Ich halte die Gefahr aber für durchaus gegeben, dass dieses System irgendwann keine Menschen mehr zur Selbsterhaltung benötigt. Oder aber nur noch einen bestimmten Typus Mensch. Beides wäre eine große Herausforderung für die Menschheit. Und unsre (Eigen-)Verantwortung.

-------------

[OT]

Etwa um 2004/2005 herum konnten wir eine sehr bemerkenswerte Zuckung in der Evolution der Informationsgesellschaft beobachten: Bis zu diesem Zeitpunkt präsentierte google ganz stolz auf seiner Startseite die Anzahl der im Index aufgenommenen einzelnen webseiten. Diese Zahl stagnierte zunächst bei 4 Milliarden, dann bei acht Milliarden, und dann wurde alles plötzlich gaaaanz anders. Von offizieller Seite wurde das zwar nie bestätigt, aber das hatte fraglos etwas mit der 32-bit-Datenleitung der damals verwendeten Rechner zu tun. Im sog- pagerank (TM)-Verfahren, das gegenüber rein sprachbasierten Analysen damals den Grundstein für googles Erfolg legte, analysierte ein Großrechner sämtliche Verweise (links) von ALLEN indizierten webseiten. Eine webseite, auf die von vielen anderen webseiten verwiesen wurde, musste ganz einfach "gut" sein, denn diese Verweise waren vom webmaster kaum zu beeinflussen. Kant kann ja auch nichts dafür (oder dagegen), dass er so oft zitiert wird. Das bemerkenswerte an diesem Verfahren ist vor allem, dass hier zum ersten Mal das gesamte damals bekannte Internet mit sich selbst auf der Ebene der links, also der Venetzung verschwurbelt und verglichen wurde. Der darin enthaltene "Geist" reflektierte seine eigene Struktur. Um vier Milliarden einzelnen Internetseiten eine eindeutige "Nummer" im Index zu verpassen, brauche ich 32 bit. Zur Struktur der Vernetzung dieser Seiten kann ich dann auf einem 32-bit-Rechner recht schnell Operationen durchführen. Wird diese Schwelle überschritten, erreiche ich eine neue Komplexitätsstufe, die die Programmierung wesentlich aufwändiger macht und den Ablauf erheblich verzögert.

[/OT]
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Zugegeben,
mangels fachlichen Basiswissens kann ich mir keine eigene Meinung zum Unterthema Maschine und Mensch bilden. Ich bin daher auf Jincandenzas Aussagen angewiesen, ja ich vertraue ihnen sogar, da ich ihn für einen ehrenwerten Mensch halte.
Aber eine Vorstellung lässt mich diesbezüglich schon mit einem 'mulmigen' Gefühl erschaudern.

Ziemlich zeitgleich mit der Geburt des 2 hoch 32sten Menschen auf der Erde kam der Bericht des Club of Rome heraus, mit dem sich die Biomasse dieses Planeten als Ganzes zum ersten Mal ihrer potentiellen Vergänglichkeit bewußt wurde. Das ist kein Zufall, wenngleich seeeehr esoterisch.

Parallel dazu haben wir aber bei den Rechnern selber mit der neuen 64-Datenbus-Architektur in den vergangenen Jahren ebenfalls diese Schwelle überschritten. Zumindest potentiell

Wenn es nun zusätzlich, innerhalb dieser vernetzten Maschinengesellschaft, auch noch zu einer sexistischen Wende kommen sollte, werden wir (Menschen) dann im Joy Club (z.B.) von unseren Computern als Hilfs-u. Lustspielzeug verwendet werden, oder gar gänzlich von jeglichen subjektiven sexuellen Vergnüglichkeiten ausgeschlossen ?
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich hatte schon gestern Einiges geschrieben, wurde aber nicht fertig. Ich bin hängen geblieben bei dem schon erwähnten Professor, der sein Wissen über die Entwicklung der Intelligenz Preis gibt. Ups, nee, den erwähne ich erst unten, pardon.

Unbedingt sehenswert, wenn auch die entscheidenden Fragen für mich offen bleiben, nämlich die nach den plötzlichen Qualitätsänderungen, die da wären: wie wird der Einzeller zum Mehrzeller und wie ensteht unser Geist? Auch sieht er den Computer als Denkhilfe angegliedert an menschliche Intelligenz, schafft aber nicht den gedanklichen Sprung, den ich hier in der Diskussion versuche.

Hier geht's los:



Irgendwann bricht die Filmserie leider ab, aber wenn man sucht, findet man noch ein Resumee und eine Folge über Intelligenz der Vögel.

Schon etwas verdörrt, was ich gestern schrieb:

Thinkself, alles, was nur zwei Menschen miteinander treiben, beruht auf Absprache. Als erstes lerne ich Mutter und Vater kennen, die in der Regel bemüht sind, dass es mir gut geht. Da ist Moral schon lange da. Ich finde Moral eben auch gar nicht unegoistisch, wenn es das ist, wo du drauf hinaus willst. Schrieb ich aber schon.
Deshalb war mir der Umweg über das Ausblenden von Bestimmung und Moral so zuwider.

Mit den Quellen ist es so eine Sache. Mein Geist schafft es nicht, sich alles zu merken. Schon gar nicht alle Quellen. Zufällig weiß ich, woher ich das mit der Intelligenz weiß, aber sicher hat der Professor dann auch einfach 'ne Meise: Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung der Universität Bremen in einem Vortrag "Wie einzigartig ist der Mensch? Die Evolution des Geistes, der Intelligenz und des Bewusstseins". Gibt es in der Tube.

Der Einwand, dass es ungleich mehr Insekten der gleichen Art gibt, ist gut. Danke dafür. Wahrscheinlich braucht es mehrere Komponenten, die zur Ausbildung einer plötzlichen Qualitätsänderung führen. Als erstes sehe ich da die Kommunikation, als zweites ein räumliche Verdichtung.

So, nun finde ich die Quelle nicht mehr, hatte mir das Buch ausgeliehen, ist irgend wo in dem großen Haufen.

Egal, der Autor behauptete mit Recht, wie ich finde, dass das Erbgut, welches wir gerade entschlüsselt haben, nicht an erster Stelle für die Qualität Tier oder Mensch steht, sondern die Kommunikation zwischen den Zellen.

Wenn wir Mensch und eine Einzelle vergleichen, dann halten beide zwar eine DNA als Kopiervorlage bereit, der Tiere Zellen aber kommunizieren miteinander, bilden einen Verband und, als Wichtigstes: haben sich spezialisiert.
Besagter Autor unten im Bücherstapel meint also, dass die Schnittstellen zwischen den Zellen, der Informationstransport, wesentlicher für den Menschen ist als das auch bei Einzellern vorhandene Genmaterial.

Wenn man liest, wie viel über die DNA und wie wenig über den Informationsaustausch über die Zellmembran geschrieben steht (-;Quelle: ich), dann wird klar, dass wir im Grunde sehr sehr wenig über die Kommunikation und im besonderen die Spezialisation der körperlichen Zellen wissen.

Zur räumlichen Verdichtung: Die ägyptische Hochkultur entstand aus der Not der nomadisierenden Völker Afrikas, die es an die fruchtbaren Gebiete am Nil zog. Man lernte schnell, Bewässerungsgräben anzulegen und die Zahl der Anbauer wuchs urplötzlich. Also war es notwendig, Unterkünfte zu planen, Wege anzulegen, also Arbeiten auszuführen, die den neuen, nun örtlich gebundenen Strukturen entsprachen und die Vorbedingung für das Wirtschaften Vieler auf engem Raum waren. Plötzlich gab es also Architekten, Straßen- und Schiffsbauer. Waren früher die Wege durch die Wüste die einfacheren, wurden es schnell die Wasserstraßen. Das bedeutet aber, das der eine Schiffsbauer und der andere Händler wurde.
So unscharf meine Beschreibung der damaligen Umstände am Nil ist, so liegt für mich genau hier ein plötzlicher Qualitätswechsel vor. Für mich das Spannendste an der Evolution. Qualität ist dabei nie wertend gemeint.

Mir ist klar, dass wir alles nur durch unsere menschliche Brille sehen können, aber es nutzt mir wenig, wenn ich aus diesem Grunde nicht mehr forschen will. Immerhin sehe ich etwas und bin nicht blind. Zudem bedenke man, dass es, durch eine objektive Brille betrachtet, gar keinen Sinn machte, das alles anzuschauen; es gäbe keine Matrix, in die das Beobachtete einzuordnen wäre. Aus anderer Sicht gibt es zum Beispiel ausschließlich Energiefluss. Das würde nun die Elektronen interessieren, wie sie da heile durchkommen. Aus ihrer Sicht gibt es wahrscheinlich keinen Menschen. Für sie ist er weder konsistent noch existent. Die Masse eines Menschen, zieht man die Zwischenräume zwischen den Elementarteilchen ab, ist nicht größer als ein Stecknadelkopf.
werden wir (Menschen) dann im Joy Club (z.B.) von unseren Computern als Hilfs-u. Lustspielzeug verwendet

Wer sagt uns, dass es nicht längst so ist? Wobei ich nicht die einzelnen Computer meine, sondern das Net als Einheit.
Die benötigte Anzahl der autonomen Zellen ist gegeben, viele davon -die gesamt Infrastruktur- arbeiten weitgehend ohne menschliche Eingriffe und Steuerung; wie oben beschrieben, ist spätestens durch die Suchmaschinen eine rekursive, sich selbst verändernde Kommunikationsebene entstanden und die räumliche Dichte ist durch die Geschwindigkeit und Datenbreite der Verbindungen obsolet.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Wer sagt uns, dass es nicht längst so ist? Wobei ich nicht die einzelnen Computer meine, sondern das Net als Einheit.

Auf der genannten esoterischen Ebene der Selbstbewußtwerdung des gesamten Planeten ist das sicherlich ein Stück weit der Fall. Das denke ich auch.

Und wenigstens eine Programmiersprache zu beherrschen, verschafft einem sogar noch ein kleines Stück Illusion von Dominanz über die Geräte.

Die Glückshormone, die ausgeschüttet werden, wenn ein selbstgeschriebenes Script das tut, was es soll, sind denen beim Sex sicher nicht unähnlich. Insofern ist auch bei einigen Menschen eine gewisse sexuelle Befriedigung vorhanden. Wie die Maschinen das empfinden, wird aber wohl für immer ein Rätsel bleiben.

-----------

Ich hatte noch nicht die Zeit, den Vortrag ganz anzuschauen. Gerdardt Roth kannte ich ein wenig aus einem Suhrkamp Band "Diskurs des radikalen Konstruktivismus" (Suhrkamp, 1987, Hg Siegfried J. Schmidt). Ich glaube er hat dafür sogar zwei essays verfasst.

Die Erkenntnisse zur Selbstorganisation von "Geist", wie sie diese Schule vertritt, sind fraglos bemerkenswert, breit über die Disziplinen gefächert und von hohem Erklärungswert. Eine gute Schule um vom Anthropozentrismus wegzukommen und die Perspektive zu erweitern.

Leider muss ich gestehen, dass ich in den vergangenen Jahrzehnten nicht weiter verfolgen konnte, inwieweit diese Denkrichtung sich den oben von mir bereits erwähnten epistemischen Problemen des Konstruktivismus in der Mathematik stellt. Nachzuweisen, dass wir Menschen auch nur mit Wasser kochen, ist das eine. Zu erklären ob und inwieweit andere Lebensformen einen Begriff von sich selbst oder von Unendlichkeit entwickeln, wird dann wesentlich frickeliger.
Zu erklären ob und inwieweit andere Lebensformen einen Begriff von sich selbst oder von Unendlichkeit entwickeln, wird dann wesentlich frickeliger.
Und aus der Perspektive des Menschseins heraus ist es vielleicht gar nicht möglich? Ebensowenig wie eine objektive Sicht auf das Wesen des Menschseins.

Offenbar können wir ja auch "Mensch" nicht definieren. Jedenfalls nicht aus uns selbst heraus - wir tun es immer nur im Vergleich (andere Lebewesen, künstliche Intelligenz).
pue:
Thinkself, alles, was nur zwei Menschen miteinander treiben, beruht auf Absprache. Als erstes lerne ich Mutter und Vater kennen, die in der Regel bemüht sind, dass es mir gut geht. Da ist Moral schon lange da. (im Original nicht hervorgehoben) Ich finde Moral eben auch gar nicht unegoistisch, wenn es das ist, wo du drauf hinaus willst. Schrieb ich aber schon.
Deshalb war mir der Umweg über das Ausblenden von Bestimmung und Moral so zuwider.

Ich bin nicht der Meinung, dass Moral da schon da sein muss, dazu müsste zunächst geklärt werden, ob es sich bei der Moral um eine Erfindung des Menschen oder um eine rein evolutionäre Entwicklung handelt.
Die Moral kann an dieser Stelle nur dann schon da sein, wenn sie unmittelbar aus der Natur heraus entsteht. Allen Tieren, die ihren Nachwuchs in Fürsorge aufziehen, kommt dann ebenfalls moralische Handlungsfähigkeit zu.

Ich halte Moral aber für darüber hinausgehend, wenngleich der evolutionäre Ursprung genau dort liegen mag.
Moralische Grundsätze wurden (meiner Ansicht nach) vom menschlichen Geist ersonnen.
Nehmen wir beispielsweise die 10 Gebote, da machte sich jemand Gedanken darüber, wie ich mit möglichst wenig Verhaltensmaßregeln das dauerhafte Funktionieren einer Gesellschaft ermöglichen kann.
Von Mutter- und Vaterliebe ist dort keine Rede, wird sie doch vorausgesetzt.

Mit anderen Worten, Moral ist die vom menschlichen Geist weiterentwickelte Form der instinktiv vorhandenen Regeln des Miteinanders.
Da in verschiedenen Gesellschaften verschiedene Bedingungen herrschen, verwundert es daher auch nicht, dass gänzlich verschiedene Moralvorstellungen entstanden.

Im Zeitalter der Globalisierung treffen diese nun aufeinander und da Moral nunmal Moral (d.h. zutiefst verinnerlicht ist) ist das eine äußerst diffizile Situation.
Einerseits ist der Mensch ein Gewohnheitstier, möchte also auch an seinen Moralvorstellungen festhalten (haben sie doch lange Zeit ganz brauchbare Dienste geleistet), andererseits erkennen doch viele, dass die bisherigen Moralvorstellungen nicht mehr für die neuen Bedingungen einer vernetzten Welt tauglich sind.
Normal wäre es, dass sich neue Moralvorstellungen bilden würden, die den veränderten Bedingungen angepasst wären.
So geschah dies sicherlich auch über Jahrtausende hinweg.
Nun ist es aber so, dass die Welt sich so schnell verändert, dass der gesellschafftliche Prozess der Moralumbildung einfach nicht hinterherkommt.

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, ob nicht auch in dieser Unfähigkeit das Scheitern aller bisherigen Hochkulturen mitbegründet sein könnte.

Ich wollte keinesfalls darauf hinaus, dass Moral unegoistisch ist, ich wollte darauf hinaus, dass Fremdverantwortung und Moral auf einen (ursprünglich) egoistischen Eigennutz zurückführbar sind.
Zu jenem Zeitpunkt gab es allerdings vermutlich noch keine Vorstellung von Egoismus, sondern nur die Vorstellung von "Ich will überleben".
Der Mensch nun ist ein Tier, der lernte, dass er innerhalb einer Gruppe sein Überleben dadurch sichern kann, dass er nützlich für diese ist. Er lernte auch, dass eine große Gruppe größeren Schutz als eine kleine Gruppe ermöglicht und lernte dabei ebenfalls, dass eine große Gruppe auch mehr Regeln braucht um den Zusammenhalt zu gewährleisten.
Nun stellt er diese Regeln in Frage und schreit nach Freiheit... ob das wohl gut gehen kann?
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich bin nicht der Meinung, dass Moral da schon da sein muss, dazu müsste zunächst geklärt werden, ob es sich bei der Moral um eine Erfindung des Menschen oder um eine rein evolutionäre Entwicklung handelt.

Warum sollte das eine dem anderen widersprechen? Wenn du dem Menschen eine rein evolutionäre Entwicklung zu sprichst, wirst du die Moral nicht davon abziehen können.

Ich verwechsele gerne bewusst die beiden Worte Entdeckung und Erfindung. In den meisten Fällen ist die Zeit reif für eine Erfindung und nur all zu oft wurde sie an gleichzeitig an verschiedenen Orten gemacht. Von daher nenne ich sie Entdeckung des in der Anlage Möglichen.

Erfindung klingt immer so nach dem einen großen Geist und lässt außer Acht, dass der Gesamtgeist eine solche doch schon lange mit vorbereitet hat.

Moral, wie sie in den zehn Geboten manifestiert ist, gab es schon vor dem Christentum. Nur war die Moral der Nomaden eine, die von den Weisen, meist Stammesälteren, mündlich tradiert wurde und dadurch sehr viel flexibler, der Situation angepasster weiter erzählt wurde.

Gut, da war dann schon die Sprache da. Gerade die Fixierung von Moral durch die Schrift ist ein Hemmschuh für die Flexibilität von Moral. Die Bibel wird nach 2000 Jahren enormen Wandels immer noch zitiert und ständig neu interpretiert. Das macht große Mühe und wirft uns zurück, weil sie absolut nicht mehr in unsere Zeit passt.

Wenn man das Ptolemäische Weltbild an schaut, merkt man, dass es, genau wie die winkeltreue Mercatorkarte, viel zu lange unsere Sicht auf die Erde bestimmt. Gerade durch die Festschreibung kommen wir nicht davon los und shaben heute noch Schwierigkeiten, moderne Weltbilder wie die Peters-Projektion, die die Länder flächentreu abbilden, zu gebrauchen.

Es zeigt sich, dass die schriftliche Fixierung von Weltbild (ein wesentlicher Teil von Moral) in Wort, Bild oder Zeichnung einer ständigen flexiblen Anpassung an die moderne Welt im Wege standen. Natürlich ist das bis ins heutige Jahrhundert immer auch ein Abbild von Macht, die die Moral stark für sich beansprucht. Die Bilder der Welt wurden bisher immer von einer elitären Gruppe erstellt und verwaltet. Das Studieren und Publizieren war immer einer Minderheit vorbehalten, die ihr eigenes Süppchen kochte. Dem entsprechend doppelmoralisch war oft der Inhalt dessen, was da schwarz auf weiß zu lesen war.

Wir haben ja gerade mal geschafft, dass die Mehrheit von uns lesen und schreiben kann. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen:


Das wird hoffentlich in hundert Jahren besser aussehen. Dann wird dieser evolutionäre Schritt abgeschlossen sein. Dann wird ein Jeder als eine Stimme sein Wissen, sein Befinden und seine politische Ansicht im Netz vertreten können. Grundvoraussetzung für wirkliche Demokratie.

Wie sehr das die Welt verändern wird, sehen wir gerade mal in den Anfängen; da kommt demnächst noch viel mehr auf uns zu.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
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Ich verwechsele gerne bewusst die beiden Worte Entdeckung und Erfindung. In den meisten Fällen ist die Zeit reif für eine Erfindung und nur all zu oft wurde sie an gleichzeitig an verschiedenen Orten gemacht. Von daher nenne ich sie Entdeckung des in der Anlage Möglichen.

Das ist eine sehr schöne und kompakte Formulierung für die Grundidee dessen, was ich in früheren threads bereits als phylogenetische Erkenntnistheorie bezeichnet habe. Als inter- oder supra-individuelles Gegensütck zu dem was Piaget im Rahmen seiner (onto-)genetischen Erkenntnistheorie beschrieben hat.

Wie verbreiten sich Erkenntnisse, für die die Zeit einfach reif ist, unter den Menschen oder anderen intelligenten Lebensformen. Welche Rolle spielt die Kommunikation dabei?

Wann haben historisch unsere männlichen Vorfahren erkannt, dass sie für die Fortpflanzung nicht ganz unwichtig sind und deshalb das patriarchiale Erbrecht entwickelt?

"Ich muss das wissen, weil ich schon seit zwanzig Jahren Ex-Sparer-König bin."

(EoC)

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