Woraus kommt denn diese Verweigerung des Beliebigen?
Wenn ich alle Brillen abziehe, mich also keinerlei vom Außen angefertigten Regeln unterwerfe, dann ist das Beliebige in meinen Augen so zu verstehen, dass ich sehr leicht in ein rein egoistisches, ja sogar narzisstisches Muster fallen könnte. ("Ich bin der King und kann mit Allen und Allem verfahren wie ich will!") HIER, PUE, IST DRINGEND DER GESUNDE, WEIL LEBENSERHALTENDE EGOISMUS ZU UNTERSCHEIDEN!. Das tue ich aber in aller Regel nicht - in dieses Muster fallen, meine ich. Warum nicht? Ist da vielleicht irgend ein Wert in mir, der aus mir selbst kommt?@******elf:
Ich bin Ursache und aus dieser Ursache folgt eine Wirkung auf mich.
Damit bin ich Teil von etwas, wie der Flügelschlag des Schmetterlings im Dschungel, der irgendwo woanders letzten Endes einen Sturm auslöst. Und weitergesponnen wird möglicherweise der weit entfernte Sturm irgendeine Wirkung auf den Schmetterling haben. Vielleicht ist einfach das Aufeinander-Wirken aller Bestandteile nur viel zu komplex, dass wir sie je erfassen könnten? Wir sind Teil eines Ganzen wie ein Organ im Organismus, aber nicht so erklärbar.@*****one:
ich finde für mich schlüssig, dass menschenkind sich als objekt betrachten kann, ohne objektiv zu sich sein zu können.
Natürlich. Nur kann es gerade darum niemals alles erfassen, das Menschenkind. Glaube ich. Und wird daher auch nie erkennen können, "was die Welt im Innersten zusammenhält".@*******enza:
Wenn er aber daraus Schlussfolgerungen zieht, wie ICH in der Welt zu handeln hätte, statt sich an die eigene Nase zu fassen, gibt's was auf dieselbe.
Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Als ich mich mit dem Hinduismus beschäftigt habe, habe ich verstanden, dass er von seinen Anhängern in der Form gelebt wird, dass sie sich unter den vielen Göttern einen oder zumindest wenige aussuchen, die sie verehren. Zugegeben, ich habe mich mehr mit der Glaubenspraxis beschäftigt als mit den Grundlagen. Aber ich finde es eine sehr wichtige Entscheidung, wen ich anbeten will. Die Übrigen in der damaligen Runde konnten sich damit nicht anfreunden, weil es ihnen schien, dass der Gläubige es sich da ziemlich bequem machen könnnte. Diese gegensätzlichen Ansichten wollte ich aufzeigen, ging es doch um "Verantworung" und "Beliebigkeit". Aber die Freunde hatten auch Probleme mit dem Nirwana. Das Nichts schien ihnen nicht besonders verlockend.
Was ich in der christlichen Kirche über das Paradies höre, strotzt auch nicht gerade vor Erotik._ _ _
So. Die Eigenverantwortung. Wo ist der Unterschied zur Verantwortung? Was macht die Voranstellung von "Eigen" denn mit dem Begriff? Ich bin mir da nicht so sicher.
Da muss ich noch mal dran.
_ _ _
@**e:
Ich denke, wir haben lange uns genug an dem kleinen Text verzettelt. (Von wem ist er denn nun?)
Du kränkst mich in meiner Eigenschaft als Themeneröffnerin. Denn der Text war die Ursache für diesen Thread. So kann die Beschäftigung mit ihm im Sinne des Themas wohl keine Verzettelung sein. Aber ich bin nicht nachtragend.Nun, hier die Auflösung zur Autorenschaft des Textes: Mein Philosophielehrer teilte uns im Mai 1989 im Philosophie-Grundkurs der Jahrgansstufe 11 ein Arbeitsblatt als Klausurthema aus. Darauf ein Text von Jörg Splett unter dem Titel "Menschsein als Frage"; die Aufgaben lauteten: "1. Erläutern Sie den Text und 2. Nehmen sie Stellung zum unterschiedlichen Ansatz".
Was ich hier veröffentlich habe, ist meine Lösung der Aufgaben. Es waren andertalb DinA4-Seiten in meiner Handschrift und mein Lehrer - den ich sehr schätzte - machte nur jene Anmerkungen dazu, die ich beim Abtippen hier in Klammern setzte. Darunter schrieb er: "Obwohl der Umfang ihrer Arbeit ungewohnt ist, bleibt anzuerkennen, dass Sie das Wesentliche herausgearbeitet haben! Ein wenig mehr Schmuck ist zu empfehlen!" Dafür gab es ein "Gut(+)".
Leider finde ich den Splett-Text nirgends im Netz so, wie ich ihn hier vorliegen habe. Und bis zu meiner Recherche vor einigen Tagen wusste ich auch über den Herrn Splett rein gar nichts.
Das Thema allerdings reizt mich bis heute sehr.
Und um nun Realitätsnähe herzustellen: Ich mach' jetzt Mittagessen. Um 14 Uhr kommen die Kinder heim.