in
einem seminar: ein teilnehmer sitzt mit dem rücken zu den anderen, und bindet eine kravatte um seinen hals. ( einer, der´s kann). dabei erklärt er den anderen, die es nicht sehen, wie es geht.
geprüft wird: stringenz der anleitung, verständlichkeit, nachvollziehbarkeit.
(watt hamwir jelacht!)
ich mach das jetzt mal mit einem vorgang, der mich schon in kindergartenzeiten erquickte:
man nimmt zwei buntpapierbögen, dinA4, festere, die zum basteln. sagen wir blau und gelb.
eins davon wird als basis benannt, als hintergrund. nehmen wir blau, ja? es bekommt mit einem bleistift einen rahmen eingezeichnet, etwa einen centimeter breit. dann, innerhalb des rahmens, werden der breite nach gleich lange striche übers ganze blatt (außer rahmen) in gleichen abschnitten markiert, in, sagen wir... 3-4 mm abstand, wie´s beliebt, hauptsache sie fallen alle gleich aus. man darf berechnen.
dann hat mal also das basisblatt vertikal vor sich liegen, die gitterlinien horizontal. mit einem cutter werden die linien nachgezogen, mit bedacht den rahmen nicht mitzuverletzen. wenn fertig, pustet man das wie ein zerschlissenes segeltuch auf, und die einzelnen streifen blähen sich auseinander.
nun wird das gelbe blatt rahmenlos mit strichen versehen, in gleichem abstand, geringfügig schmäler als die des basisblattes, auch der breite nach. auch diese werden mit dem cutter nachgezogen, und dann fällt das gelbe auseinander in viele schmale, weiche mikado-streifen, die man sorgsam beiseitelegt.
und nun: man hat bereits ein muster ersonnen, oder aber man verfährt arbiträr, je nach meditativem potential:
mit einer stricknadel macht man sich an das basisblatt heran und hebt einzelne streifen an, einzelne übergleitet man. sagen wir: drei hoch, drei runter, vier hoch, drei runter... wie man so will. steckt die stricknadel über die breite im ja/nein-modus drin, schiebt man im so entstandenen durchgang eins von den gelben streifen durch. man hat also die erste aussage, code eins, schon drin und schiebt mit der stricknadel schön alles an den rand. ein fixieren mit tesafilm auf der rückseite ist sinnvoll.
aus einem flatterhaften nichts erschuf man schon ein leuchtendes etwas.
nun wird man die restlichen gelben streifen der reihe nach einfädeln. immer so, dass das aktuelle zum vorangesteckten einen bezug nimmt, und sei es nur imitierend, reproduzierend, oder aber ins negativ übersetzend, wo gelb war, soll blau werden (freu-d) und umgekehrt. die stricknadel arbeitet vor, der streifen schmiegt sich nach, immer wieder wird das bereits gewebte fixiert, um nicht vom webvorgang derangiert zu werden. (!: hand-werk)
wenn alle streifen durch sind, ist ein muster fertig, das sich in einem rahmen befindet. zum beispiel:
~bbggbbggbbggbbggbbggbb~
~ggbbbggbbbggbbbggbbbgg~
~bgbgbgbgbgbgbgbgbgbgbg~
...
das ist für mich ein bild zum thema sprachlicher ausdruck. ich brauche ein umfeld, einen horizont, sonst sind die zeichen beliebig, nicht geankert. das zeichen hat keine bedeutung, nur einen kontext. und dann geh ich ran, hab ein bild von meinem bedeutungsrahmen, und verwebe mich in meinem eigenen horizont unter berücksichtigung der bekannten freiheitsgrade, der machbarkeit, der ästhetik, der... to be continued.
frage ist: wie nachvollziehbar war das, was ich anleitete? bevor ich es graphisch ausdrückte, konnte man das nach-denken?
blaugelbe grüße in den tag!