3D
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es gibt eine neurologische normdevianz der sinnesverarbeitung, die synästhesie. dabei werden die sonst gesonderten wahrnehmungen in variabler, jedoch unüblichen facon miteinander gekoppelt und verlinkt. der fremdenverkehr an den synapsen wird sozusagen umgeleitet.
optische und visuelle und taktile und olfaktorische zentren werden zusammen um die aufnahme der stimulus-gäste bemüht, statt sie in normkonformer weise den zuständigen bereichen zuzuordnen.
das geschieht nicht immer so rigide und einfach, wie es die vorhandenen üblichen anschauungsmodelle suggerieren... dass etwa die fünf rotbraun und die sieben blutrot "ist" also innerlich repräsentiert wird. so ist es auch, aber eben auch mehr.
wenn diese bereitschaft, biologische matrix, zusätzlich stimuliert und moduliert und gelenkt wird, etwa indem visuell begabte zusätzlich musik machen oder tanzen, entwickeln sich hochkomplexe meta-verknüpfungen, die das nervensystem zusätzlich anreichern. anbaggern, anrempeln.
dann ist ein bach-stück nicht nur ein visuell unterstützter gothik- 3D-streifen, sondern auch eine brause aus haut-und motorischen reizen. dann kann man nicht anders, als sich dazu zu bewegen, die bilderflut ist orgiastisch und die nebenschauplätze der restlichen sinnescodierungen glimmen auch noch nebenher. stroboskop im schädel.
stimmen werden zu landschaften... aus weiten feldern vor den augen und aus streifenden gräsern auf der haut. man erfährt den sound als infiltration der nervenkanäle, wie das brennen eines elektrisch sich verbreitenden, chemisch wirksamen stoffes. teils so, wie die stimme warhols in "heroin" es hymnisch auffaltet.
so kann man auch eine toleranz entwickeln, an eigenem endomorphinischem material. will mehr desselben oder meidet wenigstens reizflut und dissonanzen. man weiß dann, welchen informationen man sich aussetzen will.
und so kann man auch geizig werden... man lässt eben nicht mehr alles zu, was einem nicht bekommt, weil es irgendwie kreischt, oder schrill "ist".
klingt scheiße erhaben, ist es aber nicht. es braucht gut energie das im alltag so runterzubrechen, dass man im kompensierten bereich ohne auffälligkeiten sozialreibt.
und doch leidet kaum jemand auffällig unter dieser deffektgnade. früher oder später setzen filter ein, durch gewöhnung. und man stumpft auf das reguläre oder annährend etablierte sensibilitäts-ausmaß herunter.
das sind infos aus erster hand. man kann sich auch zum thema wikisieren oder angoogeln. ne menge leute macht einen heidenhype um hsp und sowas. ich hab mich echt überwinden müssen, eh ich das überhaupt las.
aber wenn man es tut, ist es gut. weil man da wenigstens einiges versteht, das einem wehtut. das einen anpfeift, durchpfeilt, ins knie tritt. was irgendwie farblich heterogen ist und unglaubwürdig in der komposition... man beginnt kunstaromen zu riechen, liest schräge partituren gegen den wind und eine oktave tiefer und läuft auf zehenspitzen, wenn ein käfer im zimmer ist.
dass jemand mit diesem reizbuckel niemals zart sein kann, schon wegen der abgeflochtenen neuronalen seile, ist klar. umso lustiger, dass es um "zarte saiten" gehen soll. diese leute sind echte säbelfreaks.
aber das geschieht aus einer art selbsterhaltung heraus.
die welt ist unendlich laut geworden.
ich beneide die künftigen kopfhörertauben generationen.
und beneide sie auch nicht.