Modus Irrealis
HologrammeAll die vielen parallelen Leben... die nächtlichen Träume und die mit uns tagenden, die subversiven Fluchten und Schluchten und verwinkelten Räume in unserem Gehirn. Nenn´s Seele.
Was wir so sind, während wir sind; was wir gerne wären, wenn wir könnten, wollten, sollten, dürften und möchten. Die Möchtegern-Galaxien zu denen wir reisen, wir astrale Wanderer.
Der Modus des Nicht-Gelebten, Nie-Gelebten, Nie-Seienden, der keine Manifestation in der greifbaren Wirklichkeit hat und doch zu einem Spektrum aus Präsenzen gerinnt. Wie oft sind wir in mehreren Träumen am gleichen Ort... oder ist es der selbe?
Was ist, wenn wir uns aus uns selbst substrahieren? Worin wohnt ein Ego und worin ein anderes, ein Selbst oder wasauchimmer? Was wären wir, würden wir uns dort materialisieren, wo wir in Gedanken sind?
Raum für das Thema Potentialität.
Ich dachte neulich über den Begriff Cyber-Sex nach; was für ne Folter, wenn kein realer folgt. Dann dachte ich, alles Denken ist Cyber und wenn es gutes Denken und zulassendes und anschlussfähiges ist, ist es Sex. Mit der Welt, die gerade (nicht) da ist. Und wenn keine reale Welt folgt, bleiben wir unersättlich in der Traumwiege und spinnen weiter an unseren tangentialen Weltenfäden, hyperreal, Hyperbeln.
{In seinem bemerkenswerten Buch "Der alte König in seinem Exil" (Hanser 2011) beschreibt Arno Geiger seine Erfahrung mit der fortschreitenden Demenz des Vaters. Ein unaufgeregtes Zeugnis über den Verlust von Land und Thron, das sensibel die Frage nach dem Vorhandensein von Land und Thron - nach einem stabilen Ich - ausklammert aber berührt.
Was seinen Vater heimsucht ist der Verlust der Koordinaten; die Welt wird unberechenbar im Wortsinne, sie ergibt also keinen Sinn, und sich darin zurechtzufinden wird zum Würfelspiel; mal ja, mal nein, abhängig von der Tagesform. Beim Lesen merkte ich wie Philosophie, also Grundlegendes, sich Zeile um Zeile entfaltet, indem einfach nur Leben erzählt wird, das sich selbst auflöst}
Dekonstruktion von Ich ist entlarvend für die Konstruktion von Welt.
Wirklichkeit wird Fiktion, sobald vergangen. Und dann aber auch Fiktion Wirklichkeit, sobald zukünftig?
Projektion.
Leinwand.
Ein Nichts und ein abtastender Laserstrahl...
Raum für Spiele... Spielfelder...
Raum... für Morpheus-Tempel, Träume, Mysterien, Fragmente, Unverknüpftes, Pythisches, Visionen...
Ein Kalenderblatt scheint alles zu sein, viel mehr bleibt von uns nicht übrig als ein, zwei Notizen... am Rande ... wir lesen uns gefällig als Roman... und sind bisweilen nur ein Laut, ein tiefes Summen zwischen anderen Sternen.
Ist das Gestalt?
Lasst uns unsere Träume erzählen... es ist kalt draußen...schürt den Ofen an, jede Kachel hat einen Ton.