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Die Welt (in) der Vernunft

Die Welt (in) der Vernunft
Die Vernunft hat wieder mal gesiegt, sagt Paul oder Bruno meint, dass Nicole immer so unvernünftig ist. Unternehmen treffen unvernünftige Entscheidungen oder eine Entscheidung von Politkern ist wider jeder Vernunft. Was wird damit jeweils gemeint? Kant sprach endlich von einer kritischen Prüfung dieser Vernunft. Er ordnete ihr verschiedene Idee (selbst) und das Vermögen (vernünftig) zu schließen zu. Wie wird die Vernunft von den verschiedenen Autoren gedacht?

Geht es dabei um eine (spekulative) Idee oder um eine rationale Handlung - im Gegensatz zu einem emotionalen Akt. Wie ist dabei die Abgrenzung zum Verstand oder zur Klugheit (Weisheit)? Wie ist gar die Abgrenzung zur Logik? Können und sollen wir durch sie die Welt erkennen und unser Handeln wirklich davon leiten lassen?

Ist es überhaupt gut (richtig) und nützlich vernünftig zu handeln oder nehmen wir uns damit etwas von unserem menschlichen (unvernünftigen…) Wesen? (Eine leidenschaftliche Geliebte ist immer so bezaubernd unvernünftig…)

Können wir durch den Gebrauch der Vernunft Irrtümer im Denken vermeiden? Wie verhält sich Vernunft zu unserer Erfahrung, der Beobachtung der Dinge und Phänomene und ihrer Deutung? Wann sollte Gebrauch von der Vernunft gemacht werden und wann nicht?

Wie denkt ihr über diese Fragen?
Vernunft
Jetzt hast du aber wieder ein SEHR kontroverses Thema vorgeschlagen!

Vernunft wurde ja lange in der Philosophie als herausragendes Merkmal und Vermögen von uns Menschen angesehen. Bis dann mit der Ankunft der sogenannten Postmoderne bzw. dem Poststrukturalismus viele versucht haben, ihre Unmöglichkeit oder zumindest ihre Gefahren aufzuweisen. Ich denke da an Foucault, Derrida, Lyotard und ihre Anhänger.

Kant ging es in der Kritik der reinen Vernunft noch darum, die Grenzen unserer Vernunft aufzuklären, und zwar mit den Mitteln der Vernunft selber. Sinnliche Wahrnemung und der Verstand sind für ihn zwar unumgänglich für menschliche Erkenntnis, aber die Vernunft steht angeblich noch darüber und ist unverzichtbar. Sie ist sozusagen die oberste Richterin.

Wie dem auch sei, vielleicht schnell noch eine Antwort auf eine deiner Fragen.

Wann sollte Gebrauch von der Vernunft gemacht werden und wann nicht?

Ich glaube wir sollten zumindest immer dann von unserer Vernunft Gebrauch machen, wenn unsere Handlungen das Potential haben, uns selber und/oder unseren Mitmenschen Schaden zuzufügen.
Einfach antworten
Ja, so einfach ist die Antwort. Wobei der Schaden alle (Menschen) betreffen kann, mich (selbst) auch.

Ich wollte nicht so verstanden werden, dass ich mich am die Tradition des Begriffs ketten wollte. Mein Bezug sollte lediglich einen wichtigen Autor zu Wort kommen lassen. Ignoranz ist mir fremd.

Im (alltäglichen) Gebrauch liegen vernünftig und rational dicht beieinander. Aber das rationelle Denken wird sehr oft durch Emotionen beeinflusst. Es kommt zu Denkfehlern und wir handeln unvernünftig.

Wir sind gerade auch in der Philosophie von solchen Fehlern nicht gefeit, indem wir eben die Aussagen von Autoritäten gelten lassen ohne sie kritisch zu prüfen. Das wollte ich andeuten, als ich von Kant sprach. Andererseits können uns unsere Gefühle der Antipathie den Weg zu vernünftigen Überlegungen von Autoren versperren (Vorurteil).
Autoritäten
Man würde die ganze ganze Idee von Philosophie verraten, wenn man bestimmten Philosophen einfach glaubt, bloss weil sie bekannt geworden sind und viel geschrieben haben. Gute Philosophie schliesst immer die Idee von radikaler Kritik ein. Davon lebt sie. Und das unterscheidet sie von den Religionen, die wohl alle an irgendeinem Punkt Kritik nicht mehr zulassen. Dann muss man glauben.

Ich bin aber auch der Meinung, dass es für Menschen gar kein REIN rationales Handlen und Denken geben kann. Alles Denken hat sicher auch einen emotionalen Aspekt. Wenn der zu stark ist, wird's problematisch. Aber ganz ohne geht's sicher auch nicht.
Mir fällt immer wieder ein vor Jahren gehörter Satz eines Spitzenpolitkers ein:

"Manchmal wiegen politische Notwendigkeiten schwerer als alle Vernunft."

Ist es unvernünftig, nach Abwägung möglichst vieler Umstände eine Entscheidung pro der einen und contra der anderen zu treffen?
...entweder ... oder...
Politische Notwenigkeit bedeutet immer den Gefühlen (Macht, Eitelkeit usw.) zu gehorchen und die Vernunft beiseite zu lassen (außer wie betrachten diese Art Gehorsam selbst als vernünftig).

Aber keine Politische Macht ermöglicht es einer Entscheidung (Gesetz) einen Widerspruch zu erlauben, wie z.B. "... Ausstieg ja..." und "... Ausstieg nein..." - entweder oder, daran wenigstens bleibt im Beschluss (Ergebnis) auch der Politiker gebunden (zumindest eine bestimmte Zeit).

Aber die Vernunft hat einen weitaus größeren Anspruch, nur welchen...?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Aber die Vernunft hat einen weitaus größeren Anspruch, nur welchen...?

Einen zutiefst totalitären.

Und zwar totaler und radikaler, als sich das Aristoteles überhaupt erst vorstellen konnte.

Wenn ich nicht irre, definiert Kant die Venunft als das Vermögen des logischen Schließens. Diese semantische wolke schließen/schloss (conclusio, claudere, kloster) sagt schon so Manches: Die Vernunft trachtet danach, das Ungesonderte der Natur in die Käfige ihres Kategorien-Systems zu sperren, um diese anschließend wie Güterwaggons auf festen Geleisen hinundherverschieben zu können.

Zwischenmenschlich ist ihr Nutzen in der Tat äußerst fragwürdig.

Man beobchte nur, wie sich jemand verhält, der kraft der Unbeugsamkeit vernünftiger Argumentation in die Ecke gedrängt und eines Irrtums bezichtigt wird. Kann man in Internetforen ständig erleben.
@Jincandenza
Fürchterlich, wie du immer wieder deinen klaren Blick auf die Realität in die Runde wirfst. *oh*

Chapeau!
@Jincandenza
Aber die Vernunft hat einen weitaus größeren Anspruch, nur welchen...?
Einen zutiefst totalitären.

Klar. Stalin, Mao, Hitler, Franco, Pol Pot, Assad und all die anderen totalitären Herrscher waren ja sooo vernünftig.

Wenn ich nicht irre, definiert Kant die Venunft als das Vermögen des logischen Schließens

Du irrst. Mit logischem Schliessen hat Kants Vernunftbegriff so gut wie nichts zu tun. Meine Empfehlung: Kant lesen.

Die Unbeugsamkeit deiner dogmatischen Vernunftkritik ist mir sehr unsympathisch. Fühle mich von ihr in die Ecke gedrängt.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Meine Empfehlung: Kant lesen.

Oh, nee, ey, nich schon wieder. Dafür fehlt mir im Moment wirklich die Zeit. Aber Du hast recht, das war aus dem Gedächtnis etwas unsauber rezitiert.

Wiki fasst das heute so zusammen:

Der Erkenntnisapparat des Subjektes im Sinne der Kritik der reinen Vernunft umfasst
...
die Vernunft im Allgemeinen als das Vermögen, die Verstandeserkenntnis zu ordnen, als das Vermögen nach Prinzipien zu denken.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kritik_der_reinen_Vernunft

Letzteres ist von dem, was ich meinte, nicht sehr weit entfernt.

Die Unbeugsamkeit deiner dogmatischen Vernunftkritik ist mir sehr unsympathisch. Fühle mich von ihr in die Ecke gedrängt.

Lass Dich umarmen.

Kann mir mal jemand sagen, warum es beim Boxen "Ring" heißt?
Und dort trotzdem Ecken vorhanden sind?
@Jincandenza
Danke für den versöhnlichen Beitrag. Ich reagiere manchmal etwas zu empfindlich. Aber ich meine wirklich, dass die postmoderne Vernunftkritik ganz falsch liegt. Man kann natürlich alles übertreiben - auch den Vernunftgebrauch. Aber ich halte sie schon für sehr wichtig für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft.

Das mit dem Ring beim Boxen versteh ich auch nicht. Hat mich aber neugierig gemacht.
Vernunft
Geht es dabei um eine (spekulative) Idee oder um eine rationale Handlung - im Gegensatz zu einem emotionalen Akt.

Für mich ist die Vernunft ein Begriff der jenseits der Art einer Handlung, eines Aktes liegt.
Die Vernunft mag versuchen zu beurteilen, was gerade angebracht ist.
So könnte eine herzliche Umarmung die bei weitem vernünftigere Handlung sein, als das mit ihr Vermittelbare in Worte zu fassen.
Umgekehrtes ist natürlich ebenso denkbar.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
ich meine wirklich, dass die postmoderne Vernunftkritik ganz falsch liegt. Man kann natürlich alles übertreiben - auch den Vernunftgebrauch. Aber ich halte sie schon für sehr wichtig für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft.

Das sehe ich genau so.

Wenn aufgrund gewisser aus logischer Selbstbezüglichkeit resultierender Widersprüche ein excel-Arbeitsblatt oder auch ein windows-Betriebssystem abstürzt, sind die Konsequenzen für die Menschheit in aller Regel nicht wirklich dramtisch (wenngleich der Datenverlust den Eingabesklaven an den Rand der Raserei treiben kann).

Unser Problem ist halt, dass sich die Vernunft - nicht zuletzt mit Kant - unter anderem auch anschickte, ein Fundament für die Ethik zu schaffen, das religiöse Syseme ablösen sollte. Klingt ja auch auf den ersten Blick nicht schlecht.

Wenn irgendein System Jehova oder Brahman vom Thron stoßen will, muss es

1) einen noch totalitäreren Anspruch erheben und
2) überzeugendere Wunder wirken.

Letzteres hat die Vernunft in Verbindung mit der Technik ganz gut hinbekommen und dabei Ersteres unbemerkt mit durchgesetzt.

Dummerweise hat sich Mitte des 20. Jahrhunderts herausgestellt, dass auch die Vernunft nur mit Wasser kocht: Was Gödel für die Beweistheorie (innerhalb des reduktionistischen Ansatzes in der Wissenschaftstheorie) war, waren das Münchhausen-Trilemma und Ausschwitz für die Ethik.

Es geht einfach nicht. Für die Ethik taucht die Vernunft einfach nicht. Mit der geeigneten Überzeugungstechnik läßt sich im Vorfeld der nächsten ethischen Katastrophe jede beliebige Schweinerei rechtfertigen. Wir werden das sicherlich noch sehr deutlich sehen, wenn nach dem Ende des Kapitalismus Steven Hawking auf die Kollektivschuld der Bankmitarbeiter hinweist.

Bei allem Bemühen um logische Denk-Präzision und den rasiermesserscharfen Gebrauch meiner eigenen Vernunft, lande ich bei solchen Überlegeungen am Ende immer doch wieder nur bei der aporetisch-melancholischen Stimmung eines Adorno oder Schopenhauer.

Natürlich wäre das Zusammenleben in der Gesellschaft vermutlich leichter, wenn der eine oder andere Fatzke ein wenig "vernünftiger" wäre. Allerdings geraten wir Philosophen als Ober-Exegeten dieser Religion schnell in den Verdacht, mit dieser Forderung doch nur unsere eigenen Interessen zu vertreten.

Als Demokraten müssen wir wohl akzeptieren, dass die Unvernunft sich mehrheitlich durchgesetzt hat.
@Jincandenza
Die Vernunft trachtet danach, das Ungesonderte der Natur in die Käfige ihres Kategorien-Systems zu sperren, um diese anschließend wie Güterwaggons auf festen Geleisen hinundherverschieben zu können.

Das passt nicht zur Diskussion, wir sind keine Manager eines Güterbahnhofs - im Gegensatz zun dir, komm zurück (außer du erklärst deine Metapher…).

Man beobachte nur, wie sich jemand verhält, der kraft der Unbeugsamkeit vernünftiger Argumentation in die Ecke gedrängt und eines Irrtums bezichtigt wird. Kann man in Internetforen ständig erleben.)

Passt, das ist ein (/das) wichtige (methodische) Thema hier…
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Das mit dem Ring beim Boxen versteh ich auch nicht. Hat mich aber neugierig gemacht.

Naja, das archetypische Urbild, das die meisten von uns von einem Ring haben, kommt wohl von Gegenständen wie Beißringen oder Schwimmhilfen. Diese haben in aller Regel keine Ecken und Kanten.

Wagner, Rocky und die mathematische Topologie kommen später.
Da ist der Zug für diese Ur-Prägungen meist schon abgefahren.

wir sind keine Manager eines Güterbahnhofs,,,
außer du erklärst deine Metapher…

Als Kind hatte ich eine Legoeisenbahn.

Ich fand das total faszinierend, dass den Zügen an den Weichen, wenn sie von der "Einerseite" kamen, vorgeschreiben wurde, wo sie langfahren mussten. Wenn der Zug von der "Zweierseite" kam, konnte er die Weiche umstellen und seinem Kollegen aus der Gegenrichtung damit vorschreiben, wo der langfahren musste.

Irgendwie läßt mich dieses Bild nicht los.

Mit 18 hatte ich fast so viele Schienen und Züge, dass ich damit die Stromflüsse der Gatterlogik des 6510-Prozessors im C64 simulieren konnte. Das hätte aber nicht mehr in den Wohnraum gepasst, wegen dem RAM-Speicher. 65536 Prellböcke bauen, ich glaub es hackt.
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