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Fortsetzung des Gerechtigkeitsthread

**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Fortsetzung des Gerechtigkeitsthread
Hallo zusammen,

hier die Fortsetzung des Threads:

Philosophie: ... es gibt (gar) keine Gerechtigkeit...


Letztes Posting von Westost46

Nicht ALLES muss Sinn machen. Natürlich nicht.

Aber wenn man sich um etwas wie Gerechtigkeit bemüht, dann tut er oder sie das doch wohl, weil es für ihn/sie sinnvoll ist. Wenn aber alle Gerechtigkeit eine persönliche Sache des Blickwinkels ist, dann sind die Institutionen, die ich genannt habe und die dazu dienen sollen, dass in einer Gesellschaft ein akzeptabler Zustand von sozialer (und strafrechtlicher!) Gerechtigkeit herrscht einfach sinnLOS.

**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Westost

Von einer allgemeinen, universellen, göttlichen... Perspektive würde das stimmen. Und dennoch:

Gibt es kein übergeordneten Sinn, so kann es doch im Detail Sinn(e) geben. Und Gesellschaften bzw. die Natur ist selbstorganisierend und das immer wieder neu. Im Bereich der Natur nennt man das ja Evolution. Warum sollte es dies z.B. nicht auch in anderen Bereichen wie Gesellschaften und in konkreten Dingen wie Sichtweisen zu Gerechtigkeit gelten.

Der Mensch hat ein undifferenziertes und subjektives Gerechtigkeitsempfinden. Jeder Einzelen u. U. dem anderen ähnlich aber vielleicht doch anders. Die "Masse Mensch" hat ein Gesamtheitliches Gerechtigkeitsgefühl, wo vermutlich die unterschiedlichsten vertreten sind, es aber Schwerpunkte bzw. Durschschnitte und Mehrheiten gibt.

Als Gesellschaft organisiert sich die Menscheit selber und hat das Bedürfnis, nicht alleine ein Gerechtigkeitsempfinden zu haben, sondern eine Bedürfnis nach (Selbst-)organisation, geschaffen durch Institutionen. Diese Institutionen sollen dem Durschnitt oder Mehrheit des Gerechtigkeitsempfinden der Gesellschaft "gerecht" werden. In diesem Kontext der Selbstorganisation (die von außen auch keinen Sinn macht, aber sowohl für die Individuen, wie auch für die Masse = Gesellschaft Sinn macht) machen die Institutionen Sinn.

Selbstorganisatorisch wird es immer Anpassungen geben. Man mag das als kontinuierliche Entwicklung (z.B. von der Steinzeit übers Mittelalter) betrachten, man kann es aber auch als jeweilige Momentaufnahme auffassen, so, wie die Mehrheit der Menschheit (oder jeweiligen Gesellschaft, Kultur, selbstorganisierten Einheit) gerade das jeweilige wie Gerechtigkeit definiert und empfindet.


NACHTRAG: Sinnlos heißt ja nicht allein, dass etwas unsinnig ist oder sein muss. Es kann auch ohne Sinn sein, was wertneutral zu betrachten ist.
@Lustliebender
Die Sätze, die du von mir zitierst, waren an Morticia gerichtet. Ich wollte sie darauf aufmerksam machen, dass die von mir genannten Institutionen ihren Sinn verlieren, wenn Gerechtigkeit für jeden nur eine Sache des Blickwinkels ist.

Eine Gesellschaft, in der jeder mit Bezug auf Gerechtigkeit so denkt und empfindet wie Morticia, gibt es natürlich nicht. (Oder jedenfalls nicht in einem Rechtsstaat). Dem Himmel oder wem immer sei Dank!

Wie bei Wahrheit würde andernfalls wieder die Folge sein, dass Gerechtigkeit, das ist, was die Mächtigen dafür halten. Deren "Blickwinkel" würde sich dann durchsetzen. In der Nazizeit war das der Volksgerichtshof unter Freisler. Und der Rest der Unrechtsgerichtsbarkeit der Nazis.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@****ost

Ich wollte sie darauf aufmerksam machen, dass die von mir genannten Institutionen ihren Sinn verlieren, wenn Gerechtigkeit für jeden nur eine Sache des Blickwinkels ist.

Zum einen glaube ich nicht, dass Morticia das so extrem gemeint hat, dass die Institutionen dann überflüssig werden, zum anderen würde ich auch unabhängig von Morticia Dir widersprechen wollen.

Jedes einzelne Subjekt würde natürlich wollen, dass die jeweiligen Istitutionen im eigenen Sinne handlen. Aber, wenn die Subjekte eine selbstorganisierende Einheit bilden, dann gehen die vielen subjektiven Meinungen in eine Gesellschaftliche auf (die man gern auch objektiv nennen könnte, aber eben nicht allgemeingültig über die Momentaufnahme hinaus). Und aus der Unterordnung der einzelnen Subjekte unter die selbstorganisierte gesellschaftliche Ordnung macht das Ganze dann für die Gesellschaft als gesellschaftlich-mehrheitlicher Wille eben struktubildend Sinn.

Das "mehrheitliche" wäre natürlich schön. Die Frage, was sich durchsetzt, ist ja die Frage der Struktur der Selbstorganisation. In einer eher diktatorisch oder oligarchisch geprägten Gesellschaft könnten die Mächtigen sich sicher durchsetzen. Auch in unseren jetzigen demokratischen Systemen ist die alles andere als ausgeschlossen (u.a. auch Macht der Medien, Macht des Kapitals). Es ändert aber nichts daran, dass das, was Gerechtigkeit sein soll, in der Selbstorganisation geprägt ist durch Subjekte. Mit Glück durch die Mehrheit dieser.

Und sind Gerechtigkeit, Moral, Ethik auch wandelbar, relativ, so kann dennoch die Gesellschaft als selbstorganisierende Einheit Dinge wie Institutionen als sehr sinnvoll ansehen, ohne dass es einen "höheren" Sinn geben muss, der über die Subjekte und der Gesellschaft hinaus reichen müsste.

In gewissem Sinne sind wir da nicht anders als ein Ameisenvolk mit einer organisierten Gesellschaft und Regeln für diese, die wir uns letztlich selber gegeben haben.
Jetzt sind bereits wieder zwei Beiträge erschienen, meine Fragen sind aber nicht geklärt:

Was ist „übergeordneter Sinn“?

Was bedeutet die Rede von der "Masse Mensch", und was soll ein „gesamtheitliches Gerechtigkeitsgefühl“ sein?

„Gesellschaften bzw. die Natur ist selbstorganisierend“? Soll das irgendwie mit Maturana/Varela zusammenhängen? Diese Frage bezieht sich auch auf die letzten beiden Absätze des ersten Lustliebender-posts, in denen zur „Selbstorganisation“ noch ein „Durschnitt oder (die) Mehrheit des Gerechtigkeitsempfinden der Gesellschaft“ zur Sprache kommt, was ich ebenfalls nicht verstehe.
@Lustliebender
Wie du ja schon weisst, bin ich gegenüber zentralen Annahmen des radikalen Konstruktivismus (alles wird als autopoietisches System betrachtet) äusserst skeptisch. Aber ich will jetzt nicht im Detail darauf eingehen.

Zum einen glaube ich nicht, dass Morticia das so extrem gemeint hat, dass die Institutionen dann überflüssig werden....

Nein, gemeint hat sie es wahrscheinlich nicht. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie übersieht, dass ihre Einstellung zu Gerechtigkeit als Folge hätte, dass diese Institutionen ihren Sinn und Zweck verlieren.

Es ändert aber nichts daran, dass das, was Gerechtigkeit sein soll, in der Selbstorganisation geprägt ist durch Subjekte. Mit Glück durch die Mehrheit dieser

Ich finde, dass das, was mehrheitlich als gerecht anerkannt wird, nichts mit Glück zu tun hat, oder haben sollte. Ich kann nur wieder an die Nazis erinnern. Die hatten auch mehrheitlich eine Unterstützung.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@Holtz
„Gesellschaften bzw. die Natur ist selbstorganisierend“? Soll das irgendwie mit Maturana/Varela zusammenhängen?

Ja. Bzw. die haben das gut formuliert.

Was ist „übergeordneter Sinn“?


Die Sicht auf Gerechtigkeit, Wahrheit, Sinn... kann sehr unterschiedlich aufgefasst sein. Die eine Variante sieht diese Dinge aus den Subjekten hervortretend, schöpfend, kommend. Eine andere Variante sieht das unabhängig von diesen. U.a. Religionen behaupten hier gerne, dass es "übergeordnet" Gott o.Ä. gäbe, der hier diese Dinge festgelegt hat (also: was gerecht oder wahr wäre) bzw. es gibt die (in meinen Augen) Universalisten, die behaupten, es gäbe universell etwas wie Wahrheit und Gerechtigkeit.

Objektiv bedeutet in einer Benutzung des Sprachgebrauchs, dass so etwas unabhängig von Subjekten existent wäre. Die Gegenseite sagt, dass aber alles von den Subjekten abhängt und ausgeht. Die Frage wäre insbesondere auch, was wäre Wahrheit oder Gerechtigkeit ohne Subjekte? Wenn es keine "übergeordnete" Wahrheit, Gerechtigkeit, es keinen übergeordneten Sinn gibt, dann kann es nur individuelle, subjektive Wahrheiten, etc. geben.

Westost Argumentation, dass dann aber Gerechtigkeitsüberwachende Institutionen abzuschaffen wäre, weil Gerechtigkeit auf die jeweiligen Subjekte zurückgeht, ist für mich nicht stichhaltig. Denn, es gibt nun mal die Gesellschaft, Gesellschaften, Kulturen (ignorier den Begriff "Masse Mensch" ich hätte hier auch die Menge "Mensch" oder "Menschheit" oder "jeweilige Kultur und Gesellschaft" sagen können). Und diese sind selbstorganisierend und selbstregulierend.

Eine Gesellschaft hat durch die ihr innewohnenden Subjekte einen Gerechtigkeitssinn, der speziell ausgeprägt sein wird. Zu anderer Zeit oder eine andere Gesellschaftsform wird dieses gesellschaftliche Gerechtigkeitsempfindne anders ausfallen, weil die Subjekte es anders sehen.

Beschreibt die GEschichte der Menschheit sehr plausibel und gut. Und ändert nichts daran, eine "bessere" Gerechtigkeit zu finden, die für die Gesellschaft vielleicht besser ist. Maßstäbe gelten da aber nur Gesellschaftsintern und eben nicht "höher" oder "übergeordnet", weil es da nichts gibt (wenn man z.B. nicht an Gott oder Universelles glaubt).
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@****ost

Ich erinnere genauso an die Nazis. Aber als Einzelsubjekt, nicht, weil die Nazis etwas falsch erkannt, sondern aus meiner Sicht falsch definiert haben! Und ich hoffe, dass nicht nur ich das so sehe (nicht, weil es übergeordnet wahr ist, sondern weil ich gute Gründe für mich habe, das als falsch anzusehen), hoffe ich, dass es ganz viele andere Subjekte das auch so sehen und die Meinung der Nazis als nicht die ihre sehen und sich gesellschaftlich dagegen wehren.

Die Nazis könnten übrigens behaupten, sie hätten ja recht gehabt. Das kann man nicht widerlegen, wie umgekehrt man nicht beweisen kann, dass die eigene Sicht die richtige oder bessere ist.

Ist es relativ und subjektiv, so hat man die Chance, eine Mehrheit gegen die als falsch angesehen Meinung zu finden.
Beschreibt die GEschichte der Menschheit sehr plausibel und gut. Und ändert nichts daran, eine "bessere" Gerechtigkeit zu finden, die für die Gesellschaft vielleicht besser ist. Maßstäbe gelten da aber nur Gesellschaftsintern und eben nicht "höher" oder "übergeordnet", weil es da nichts gibt (wenn man z.B. nicht an Gott oder Universelles glaubt)

Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn die Massstäbe nur "intern" gelten, warum will irgendjemand die bestehenden Massstäbe ändern? Massstäbe sind nicht ein für alle mal festgelegt.

Aber wenn nun jemand etwas verbessern will, dann muss er an einen übergeordneten Massstab appellieren können, von dem er hofft, dass er rational einsehbar ist, und zwar unabhängig von dem "selbstorganisierenden System", in dem er sich gerade befindet. Anderfalls geht's ja bei seinem Appell wieder nur um Überredung (im besten Fall) oder um Machtausübung. Dieses Übergeordnete braucht kein Gott oder sonst was Übersinnliches zu sein. Das wäre nämlich wieder nur Überredung und Glaubenssache.

Ich kann wirklich nicht soweit ausholen und das alles erklären, aber in der Diskursethik von Habermas ist das m.E. sehr überzeugend gezeigt. (Er kritisiert übrigens auch N. Luhmann als einen vom radikalen Konstruktivismus beeinflussten Soziologen)
@Lustliebender
Jetzt sind wir leider wieder beim Relativismus.

Die Nazis könnten übrigens behaupten, sie hätten ja recht gehabt. Das kann man nicht widerlegen, wie umgekehrt man nicht beweisen kann, dass die eigene Sicht die richtige oder bessere ist

Ist es relativ und subjektiv, so hat man die Chance, eine Mehrheit gegen die als falsch angesehen Meinung zu finden

Als Relativist hat man nicht die geringste Chance! Das ist doch offensichtlich. Man hat doch überhaupt keine ARGUMENTE. Argumente brauchen einsichtige Gründe (Habermas redet von "zwanglosen Zwang des besseren Arguments"). Wer keinen einzigen Grund angeben kann, warum Diktaturen wie die der Nazis verbrecherisch sind, hat sich doch alle Mittel zur Überwindung selber weggenommen.
… nicht, weil die Nazis etwas falsch erkannt, sondern aus meiner Sicht falsch definiert haben!

Das bedeutet, daß sich die Nationalsozialisten nicht einmal geirrt haben – sie haben ja nicht etwas falsch erkannt. Was das sein könnte, und was sie trotz richtiger Erkenntnis falsch definierten, würde ich gern erfahren.
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
was meinen Sie?
Aus mikroperspektivische Sicht ist der Mensch, der fähig ist, zu anehmen Anderen, der jenige, der eigentlich den ersten Schritte zur Gerechtigkeit vollzieht.
Annehmen wie es ist, nicht wie wir uns persönnlich vorstellen, nicht nach eigenen Vorstellungen, Empfinden und Bewertungen, sondern als es eine Entität sei, die für sich selbst stehende Einheit.
Es gilt allerdings für Jeden Lebewesen, welche Art sie auch sein mögen angehören.
Ich muss nicht in Frage stellen, warum es so ist, wozu es sollte dienen sondern ertmals es existiere. Ich bezweifele, dass wir es genau wissen, doch wir entscheiden darüber und was nicht mehr da ist, wie viele nicht mehr vorhandenen Arten, die wir bereits getöten haben, wissen wir auch nicht warum, wir es getötet haben.

Wir ist unserer kollektiv Bewusstsein, weil wir Logik denken, unserer Logik, ich Menschen Logik war immer zu Überleben. Oder?

Aber wir wollen etwas verändern. Ob es Sinn oder keine Sinn gehabt hat, ist nicht wichtig, es existiert nicht mehr. Doch wir reden von gesunde Menschenverstand. Das hatte ich in der Tread gelesen. Hat wirklich den Mensch die Fähigkeit zu erkennen Gerechtigkeit?
Auch wenn wir würden Gerechtigkeit persönnlich treffen, wenn es möglich wäre, wurden wir es erkennen? Meine persönnlich Antwort wäre nein, weil wir als Kollektivität uns die Frage nie wirklich gestellt haben, sondern wir haben funktionnierende oder nicht funktionnierenden Systeme entwickelt.

Persönnlich kann ich sagen, ohne Nachzudenken, alles hat seine Berechtigung, jeden Handlung eine Sinn, auch wenn ich es selbst nicht erkennen kann. Das ist aber eine Gefühl, keine sogenannten Rationälität.
Da liegen der Tor der Metaphysik. Das heisst das Glauben ohne der Wissen, das sich bewahrheitet oder auch nicht. Liegt da nicht eine innere Wahrheit, die nicht geistig ist, sondern einfach da einfach so entstehe.

Wir gehen übringens auch davon aus, das der Mensch besteht aus Energie, aus unbekannten Materie, das nicht immer die Form unserer Körper ist, wir streben nach das Göttlichen.
Ob es nennen werden; Gott, Licht, Energie oder Aura, es ist nur den Beweis, dass wir alle an Etwas glauben, auch wenn wir es je nach Richtung, Volker, Sprache anders bewerten, wir es erkennen.

Es scheint aber dass wir das Gleiche meinen.
Würden es dann bedeuten, in Erweiterung diese Gedank der gleiche Behandlung, dass wir meinen, dass Gerechtigkeit die Nivelierung der Milieu, der Bevolkerung, der Standard darstellt. Ist Gerechtigkeit gleich für Aller? Nach welche Regeln?
Wir es verkaufen. Wir verkaufen Gott in Scheiben, wir befolgen Sekten, wir befolgen Führer in allen Welt.
Es wird etwas verkauft, eine Sinn, eine Bild, eine Politik, eine Land, irgendwie irgendwas wird immer verkauft.
Wir wissen, dass wir Schaffe sind, die eine Leithammel brauchen. Spätestens seit Hiltler wissen wir, dass unserer Sinn nach Gerechtigkeit nicht vertrauenwürdig sein kann. Aber es war nicht nur das, es war Musolini, es war Petain, es war Catherine de Medicis, es war Napoleon, der Anzahl der Führer sind so zahlreich.

Es ware aus vernünftig Menschen Verstand möglich zu erkennen? Durch Logik!
Sollte die Antwort sein, das wir Religion, Führung brauchen, um Mensch zu sein. Wir brauchen, dass anderen uns sagen, was, wie und warum wir müssen verkaufen alles was möglich ist. Aber was verkaufen wir?

Anstatt uns zu beschäftigen mit gerechter Verteilungen von Resourcen, Schutzen von aller Arten von Lebewesen, auch die die wir nicht verstehen, die, wofür wir haben keine Nutzen haben.
Wir überleben, wie wir geld verdienen. Da liegt den Sinn der Anstregung. Wir wissen noch nicht mal, ob wir irgendwann es benötigen können, aber wir entscheiden darüber wie eine Kind spielt mit dem Feuer. Soviel über Menschen Verstand, Logik, Wissenschaft etc....

Wir experimentieren voll Freude mit unserer Nahrung, mit das Leben, mit der Genttecknik, mit der Nukleartecknik, mit der Sonne, mit der Wind. Wir sind doch verdammt gut, den Welt gehört uns.

Den beste Beispiel dass ich habe ist: den Verkauf der ehemalig DDR an Firmen. 1989 wählen die Freiheit und erleben die Revolution der Einkäufer und Verkäufer. War es den Sinn der Wiederaufbau von der DDR. Was ist da passiert. Wer interressiert?
War das die Bedeutung von wieder Zusammenführung von Familie getrennt seit Generationen?

Aber keine Sorge wir haben eine neuen Planet endeckt Erde ähnlich. Zu Not werden wir auswändern, wenn diese Welt ausgerottet ist.

Wovon reden wir? Gerechtigkeit? Ohne Gewisen und ohne Rücksicht von Verlust?
Die Institutionen, die innerhalb der Gesellschaft für Gerechtigkeit sorgen, sind nicht sinnlos und der individuelle Blickwinkel ist keinesfalls der Wegweiser für beliebiges Verfahren.

Vielmehr ist meine subjektive Sichtweise oder die eines Richters oder eines Anwaltes oder eines Polizisten die aller-, allereinzige, die ich und jeder weitere der Genannten innehaben.

Und mit allen Vereinbarungen, Verordnungen und Gesetzen kann doch keiner von uns sagen: "Das ist das absolut Gerechte!"; sondern alle diese Werkzeuge garantieren das Funktionieren unserer Welt (die, wie ich ja schon erwähnte, nicht "die" Welt ist) - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Letztlich kann jeder von uns immer nur versuchen, es richtig zu machen; denn die Folgen unseres Handelns sind für uns schließlich genausowenig bis in die zehnte Generation verfolgbar, wie der Schmetterling im Urwald von dem Sturm weiß, den sein Flügelschlag vielleicht auslöst, tausende Meilen entfernt.
@Morticia
Und mit allen Vereinbarungen, Verordnungen und Gesetzen kann doch keiner von uns sagen: "Das ist das absolut Gerechte!"; sondern alle diese Werkzeuge garantieren das Funktionieren unserer Welt (die, wie ich ja schon erwähnte, nicht "die" Welt ist) - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Aber hat das je einer gesagt? Ich bestimmt nicht. Noch irgendeiner von den Philosophen, die ich ab und zu erwähnt habe. Ich habe auch nicht gesagt, dass es so etwas wie das "absolut" Gerechte gibt. Ich weiss ja nicht einmal, was "absolut" hier heissen Könnte.
Absolut wäre die Gerechtigkeit, die allen das zukommen lässt, das sie wirklich verdient haben und zwar ohne irgend eine noch so kleine negative Konsequenz für irgend jemand zu irgendeiner Zeit.

Aus dem Eröffnungsposting des ersten Threads:
Wer ist eigentlich das Subjekt für gerechtes Handeln? Der Staat, die Gemeinschaft – das Volk oder jeder einzelne? Wir fühlen uns von unserem Partner manchmal ungerecht behandelt. Was bedeutet das?

Lassen sich objektive Gründe für eine gerechte Handlung finden?
Nach meinem Verständnis sehe ich keinen Unterschied zwischen absoluter und objektiver Gerechtigkeit. Entweder ist sie - absichtlich oder unabsichtlich - subjektiv verfärbt, oder sie gilt aus sich selbst heraus, von allem unabhängig.

Und nur dann ist sie absolut.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand erreicht. Also IST jede institutionelle Gerechtigkeit immer nur ein Behelf. Ein tauglicher, freilich, sonst herrschte ja Anarchie.

Aber wenn ich sage, dass ich (oder das System, oder ein Richter, oder ein Henker oder ein Polizist) immer nur nach bester Kenntnis der Vorgaben (Gesetze, Moral, Anstand, Sachlage) und eben mit meinem Gewissen vereinbar betrachten und entscheiden kann, dann heißt das nur, dass ich diese Unvollkommenheit anerkenne.

Und nicht, dass ich's ja gleich seinlassen könnte.
Absolute Gerechtigkeit
Absolut wäre die Gerechtigkeit, die allen das zukommen lässt, das sie wirklich verdient haben und zwar ohne irgend eine noch so kleine negative Konsequenz für irgend jemand zu irgendeiner Zeit

Das klingt gut, und ich wäre damit einverstanden, wohl wissend, dass das in der wirklichen Welt nicht erreichbar ist. Es könnte aber immerhin als anzustrebendes Ideal fungieren.

Aber das Problem für die Rechtsphilosophie ist ja gerade, wie (zumindest im Prinzip, wenn auch nicht in jedem Einzelfall) wir wissen können, wer was und warum verdient hat. Das kann schon aus praktischen Gründen nicht durch Mehrheitsbeschluss herausgefunden werden. Dazu braucht man in einer Gesellschaft diverse Institutionen. Und die wiederum müssen auf irgendeine Art legitimiert sein.

Legitimation allein durch Tradition oder Religion, würde ich nicht befürworten. Das einzig legitime Verfahren, das ich kenne (und anerkenne), ist von den Diskurstheoretikern entworfen worden.
Ich bin der Meinung, dass unsere Institutionen relativer Gerechtigkeit relativ gut funktionieren.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
-seufz-
Wir müssen das mit dem "absolut" geklärt bekommen. Absolut, universell, göttlich...

von Westost46
Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn die Massstäbe nur "intern" gelten, warum will irgendjemand die bestehenden Massstäbe ändern? Massstäbe sind nicht ein für alle mal festgelegt.

Aber wenn nun jemand etwas verbessern will, dann muss er an einen übergeordneten Massstab appellieren können, von dem er hofft, dass er rational einsehbar ist, und zwar unabhängig von dem "selbstorganisierenden System", in dem er sich gerade befindet.

Ich verstehe, was Du damit sagen willst. Es fällt mir nur sehr schwer, das gut genug zu erklären. Ich sage mal, die Problematik liegt in der "Höhe" des übergeordneten Maßstabes.

Als Relativist hat man nicht die geringste Chance! Das ist doch offensichtlich. Man hat doch überhaupt keine ARGUMENTE. Argumente brauchen einsichtige Gründe (Habermas redet von "zwanglosen Zwang des besseren Arguments"). Wer keinen einzigen Grund angeben kann, warum Diktaturen wie die der Nazis verbrecherisch sind, hat sich doch alle Mittel zur Überwindung selber weggenommen.


Das ist eben so nicht richtig. Das ist vollkommen falsch verstandener Relativismus. Natürlich gibt es Argumente und - mea culpa - übergeordnete. Vielleicht ist das Problem auch hier wirklich die Höhe des übergeordneten Maßstabes, aber das ist in meinem Beispiel simpel z.B. der Apell ans Gemeinwohl. Es sind Argumente, wie das sozale Leben für die Gruppe bzw. die Gesellschaft besser wäre. Etwas, was immer wieder mit den unterschiedlichsten Argumenten in die unterschiedlichsten Richtungen versucht wurde. Ob religiös, ob faschistisch, ob kommunistisch, ob kapitalistisch, immer wieder wurde versucht, zu behaupten, da wäre ein richtiger Weg.

Teilweise wird behauptet, es wäre göttlich, es wäre absolut, es wäre universell, dass der eigene Weg der Richtige ist, aber keiner hat dafür einen Beweis.


OK. Fangen wir noch mal an (ich denke, da ist irgendwo ein Missverständnis):

Wenn es Gott (einen Gott oder mehrere), etwas göttliches o.Ä. gäbe, dann könnte Gerechtigkeit, Wahrheit, etc. als letzliche Weisheit existieren und die Frage wäre, wie die Menschen an diese Erkenntnis kämen. So hat man lange Zeit in der Geschichte der Menschheit (der Philosophie) gedacht. Da gäbe es "absolute" Dinge wie eben allgemeine Wahrheiten, allgemeine, universell geltende Gerechtigkeit, etc. Auch, wenn es keinen Gott gäbe. Die Menschheit oder wer auch immer müsste dann diese Wahrheit nur freilegen.

Interessanter Weise wird das ja u.a. von Westost sogar bejaht.

Also haben wir doch immer wieder Zustände, dass es also diese letztendlichen Wahrheiten, letztliche Gültigkeit von Aussagen, Ur-Gerechtigkeiten nicht gibt.

Wenn also irgendwer ankommt und behauptet, er habe so eine Wahrheit, egal ob Christ, Faschist, Esoteriker, Anarchist, Kommunist, Kapitalist... auch der Relativist ... jeder hat Argumente, mit denen er versuchen wird, andere zu überzeugen. Wer aber dann behauptet, eine aboslute Wahrheit zu haben und die anderen seien nur zu dumm, blöd, blind, ... diese nicht zu sehen, der präsentiert i.d.R. nur heiße Luft, ob die dann "Bible" oder "Wort Gottes" heißt, oder andere fundamentalistische Glaubenssätze, die man nun glauben kann oder auch nicht, die aber keinen wirklich Beweis darstellen oder liefern.



Beispiel:

a) gegen die Todesstrafe
Hier gibt es viele Argumente. U.a. soll keiner das Recht über das Leben eines anderen Menschen haben. Auch ein Richter nicht. Das Leben soll unantastbar sein. Es wird als falsch und unmenschlich angesehen, die Todesstrafe zu vollziehen.
"Nettes", anderes Argument: die Todesstrafe wäre ja eine "zu schnelle" Bestrafung. Da ist längere Haft quälender und der Tod würde ja die Strafe verkürzen...
Es gibt sicher noch mehr Argumente.

b) für die Todesstrafe
Wer Leben auslöscht, hat auch sein Leben verwirkt und muss es, in angemessener Berücksichtung mildernder Umstände, verlieren. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mindestens bei schweren Verbrechen. Ein Hitler hat kein Weiterleben oder eine Resozialisierung verdient. So jemanden leben zu lassen beleidigt die Opfer.
Es gibt sicher noch mehr Argumente.



Aber diese Argumente sind eher Meinungen. Weder aus dem einen, noch dem anderen kann ich wirklich etwas herleiten. Oder ich kann. Das ist i.d.R. etwas - ganz besonders der Gefühlssache - des Botschaftsempfängers. Nur: wer hat jetzt hier mehr recht?

Soll es etwa ein "übergordnetes" (absolutes) Recht bzw. eine entsprechende Gerechtigkeit geben, die es letztlich "richtig" entscheidet? Ist es dann pro oder contra Todesstrafe?

Aber ist das so?

Die Nazis handelten insbesondere daraus, dass sie sich für das Auserwählte Volk hielten und andere Völker für Minderwertig. Hätten die Nazis den Krieg gewonnen, sinngemäß die Welt erobert bzw. unter ihre Kontrolle bekommen, welches Recht hätten sie u.U. wirklich für die nächsten 1.000 Jahre aufgestellt? Und es wäre von der Mehrheit für Recht und gerecht gehalten worden. Alleine schon, weil durch Kindererziehung etc. ein gleichgeschalteter Staat geschaffen worden wäre, in dem es ein andersdenken doch nicht gegeben hätte.

Es ist simpel zu behaupten, man habe Recht. Weil dass so sei. Und wer würde schon sagen, dass es ev. mehrere Varianten unterschiedlichen Rechts geben könne?

Der Kapitalist meint, er macht alles richtig. Der Kommunist/Sozialist sieht das Recht auf seiner Seite. Wer hat denn nun recht? Pro oder contra Todesstrafe? Der Faschist oder Antifaschist? Verbrecher dauerhaft wegschließen oder resozialisieren?

Unrecht wird immer nur aus der anderen Perspektive erkannt, denn wer sich im Recht fühlt, wird i.d.R. blind für die Argumente anderer. Wenn es aber keine "absolute" Wahrheit, kein "absolutes" Recht gibt, wo soll dann ein doch allgemein wahres, gültiges herkommen?

Aus dem Subjekt heraus. Aus dem jeweiligen!

Der Nazi hat (aus meiner Perspektive mehr als "leider") da seine Ideen und Vorstellungen und versucht sie durchzusetzen und das nicht immer mit Argumenten. Das Recht des Stärkeren. Unter Umständen bis zur letzten Konsequenz. Hitler hatte sogar diese im Gegensatz zu manch Schergen von ihm. Mit dem verlierenden Krieg sah Hitler selber das deutsche Volk als nicht wert zu überleben! Das Recht des Stärkeren! Und wenn man verliert, dann muss man eben auch den eigenen Untergang akzeptieren. Aber Fazit bleibt: der Nazi macht es aus seiner Überzeugung heraus, im Recht zu sein.

Der Humanist hat da ganz andere Vorstellungen, insbesondere für das Allgemeinwohl. Gleichberechtigung. Die Menschen sind gleich und der Starke soll für den Schwachen einstehen. Hier gilt ihm sicher auch "Füge anderen nicht zu, was man Dir nicht tu" als Gerichtigkeitsleitsatz.
Ihm wird ganz übel und schlecht, wenn er die Vorstellungen eines Faschisten und Nazis hört. Und ggf. bekämpft er die Nazis, sowohl mit Wort, als auch mit Tat. Er macht es aus seiner Überzeugung heraus, dass das andere Unrecht ist und seine eigene Sichtweise die richtige ist.

Die Beurteilung, wer hier Recht hat, ist doch wieder nur eine Verlagerung auf Subjekte. Wo soll das Objektive herkommen? Jeder Nazi würde dem Nazi recht geben und dem Humanisten widersprechen und umgekehrt.

Wenn ich mir die Argumente beider anhöre, dann werde ich vor allem auf mein Gefühl hören. Und ich werde (was ich vorher schon wusste) mich als Humanist sehen, der die Nazis bekämpft, weil ich ein Durchsetzen derer Welt verhindern möchte. Weil ich glaube, dass sie Minderheiten schwersten Schaden zufügen und dem Allgemeinwohl ebenfalls schaden. Auch ich werde sagen: "das kann nicht richtig sein". Aber letztlich ist es meine Entscheidung aus den Gefühlen heraus, dass ich das andere nicht mitmeinem Leben, meiner Einstellung, meiner GEfühlswelt vereinbaren könnte.

Fazit ist hier in jedem Fall, dass zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit im eigenen Zwecke missbraucht wurden. Nur: wo soll das objektive Recht stehen und herkommen?

Es gibt dieses Recht, diese Wahrheit, diese Gerechtigkeit der letzten Gewissheit/der letzten richtigen unwiderlegbaren Arguments nicht. Und dass der Relativst keine Argumente hätte, stimmt umgekehrt nicht. Er bekennt sich aber dazu, dass es seine sind, die andere nicht teilen müssen.


Wikipedia:
Relativismus ist eine philosophische Denkrichtung, in der davon ausgegangen wird, dass die Wahrheit von Aussagen stets bedingt ist. Das bedeutet, dass jede Aussage auf Bedingungen aufbaut, deren Wahrheit jedoch wiederum auf Bedingungen fußt und so fort. Diese Reihe von Bedingungen endet laut dem Relativismus letztendlich in historischen und damit willkürlichen Festsetzungen oder in bloß subjektiven Überzeugungen, nicht aber in un-bedingten, also absolut gültigen Wahrheiten. Wahrheit ist damit relativ.

Relativisten vertreten daher die Auffassung, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt, sowie keine absoluten ethischen Werte. Ähnliche Auffassungen gibt es im Nihilismus, Skeptizismus und Amoralismus, wobei hier jedoch die Zurückweisung absolut gültiger Wahrheiten nicht durch Hinweis auf eine unendliche Bedingtheits-Reihe geschieht.

Ich sage hier (abweichend vom Relativisten), dass gerade die Gerechtigkeit (aber auch manche Wahrheit) auf den unterschiedlichen Gefühlen und Gerechtigkeitseimfpungen der Menschen basieren und sich nicht letzlich und endgültig beweisen lassen, sondern eher einer Meinung gleichkommen. Die Gesellschaft regelt mit den unterschiedlichsten, subjektiven Gerechtigkeistempfindungen, wie sie sich selber "gerecht" wird. Dies kann z.B. nach dem Gerechtigkeitsempfinden der Mehrheit oder einer starken Minderheit geschehen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Lustliebenders Verweis auf den Konstruktivismus und die Selbstorganisation ließen mich heute mal an Oswald Spengler denken.

Spengler hat ja versucht, aus dem ihm bekannten Geschichtsdaten mehrere "tausenjährige Reiche" zu beschreiben, und Ähnlichkeiten in den formbildenden (morphologischen) Prozessen zwischen diesen zu abstrahieren.

Egal, ob wir die alt-chinesiche, die griechisch/römische, die arabische oder die abendländische Kultur betrachten, immer steht am Anfang eine sinnstiftende Keim-/Stamm-Zelle von hoher Plastizität, die sich erst retrospektiv wirklich erfassen läßt. Konkrete Herrschaftstrukturen enstehen vor allem dadurch, dass sie mit dem Kernthema dieser historischen Stammzelle "im flow" sind, und eben dadurch die Massen zu begeistern vermögen.

Die Details dieser gesellschatlichen Selbstorganisation über so lange historische Zeiträume hinweg sind äußerst vielfältig. Es erscheint auch nahezu unmöglich, von innerhalb des Denkhorizonts einer solchen Kulturströmung das wahre Wesen einer anderen Kultur wirklich zu erfassen. Womit Spengler ja im Grunde seinen eigenen Ansatz unterminiert.

Nichtsdestotrotz liegt hier natülich ein Relativismus verborgen, der weit über das "tja" postmoderner Individualität hinausreicht.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Weiterer Nachtrag zu oben von mir:

Jeder hat ein Empfinden zu Gerechtigkeit. Jeder hat ein Empfinden, ob etwas wahr oder falsch ist. Wenn logisch richtige Gedanken habe, dann habe ich dazu ein Empfinden. Etwas, was sich - warum auch immer - falsch anfühlt, wird nicht als wahr oder gerecht empfunden.

Wenn jeder solche Empfinden hat, so mögen die von Mensch zu Mensch alle sehr ähnlich sein, aber sicher nicht alle gleich. Es gibt nun mal die unterschiedlichsten Menschen. Aber aus diesem Gefühlspool wird sich in der "Menge der Menschen", die eine Einheit bilden (insbesondere eine "Gesellschaft", "Kultur", ein "Volk") Zwischenmenschliche Dinge regeln, wo u.a. aus der Gesellschaft sich dann auch diese Institutionen entwickeln.

Es kann aber nicht erwartet werden, dass es in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit die gleichen Institutionen oder das Gleiche Gerechtigkeitsempfinden vorherrscht.

Dies ist ein gedanklich funktionierendes Modell zur Gerechtigkeit, ohne eine "übergeordnete", allgemeingültige, absolute Gerechtigkeit zu benötigen, die umgekehrt nicht nur nicht beweisbar ist, sondern ja i.d.R. sogar verneint wird.
@Jincandenza
Es erscheint auch nahezu unmöglich, von innerhalb des Denkhorizonts einer solchen Kulturströmung das wahre Wesen einer anderen Kultur wirklich zu erfassen. Womit Spengler ja im Grunde seinen eigenen Ansatz unterminiert

Nur zur Erläuterung: Dem würde ich zustimmen (vorausgesetzt, es gibt sowas wie das wahre Wesen einer Kultur).

Zum letzten Satz des Zitats: Ja, Spengler unterminiert seinen eigenen Ansatz. Und hierin würde Apel sofort ein gutes Beispiel für einen performativen Selbstwiderspruch sehen. Spengler beansprucht, uns etwas Wahres über andere Kulturen sagen zu können, aber es folgt eigentlich aus seinen Annahmen, dass das nicht möglich ist. (Ich geh jetzt mal davon aus, dass Jincandenzas Interpretation von Spengler richtig ist).
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@****ost

Dieser Widerspruch ergibt sich doch nicht zwangsläufig. Wenn die Kulturen "vereinfacht gesprochen" i.d.R. nicht über ihren Horizont hinausschauen können (gefangener ihrer Sichtweise sind), heißt das doch nicht, dass ein Einzelner dies nicht doch kann.
Die absolute Gerechtigkeit würde bedeuten, es allen und jedem Recht zu machen und in jedem Fall (egal, worum es geht) einen angemessenen Interessenausgleich zu finden. Auch der Rechtsstaat wird dies nicht schaffen können. Man kann bspw. kein Gesetz schaffen, dass in jedem Einzelfall einen angemessenen (gerechten) Interessenausgleich bringt. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil immer wieder Situationen auftreten, die vorher noch niemals da waren und deswegen auch keine Berücksichtigung finden konnten. Auch sind die Umstände des Einzelfalles nie dieselben, auch wenn sie bei oberflächlicher Betrachtung scheinbar gleich sind.

Absolute Gerechtigkeit ist ein Ideal, ein idealer Zustand, den man leider nicht erreichen kann. Man kann aber diesem Ideal immer näher kommen. Und genau das ist doch der Punkt. Und so gibt es freilich auch im Rechtsstaat, insbesondere in unserem, noch sehr, sehr, sehr viel zu tun.
@Lustliebender
Ich selbst würde ja nie sagen, dass das ein Einzelner nicht kann (oder sogar ziemlich viele, wenn sie sich gedanklich anstrengen).

Aber WENN jemand behaupten würde, man könnte fremde Kulturen nie richtig verstehen, weil man immer in seiner eigenen Kultur gefangen ist, und dann aber ein Buch schreibt, in dem er beansprucht, uns andere Kulturen korrekt zu erläutern, dann WÄRE das ein performativer Selbstwiderspruch.

Und das kommt durchaus vor. Apel hat das m.E. zurecht H.-G. Gadamer vorgehalten. Und ich finde diesen Widerspruch häufig in bestimmten Schriften von Foucault.

Noch ein ganz anderer Punkt: Wir sollten in unseren Überlegungen zur Gerechtigkeit immer mitbedenken, dass man in einer Gesellschaft, wenn es um die Verbesserung bestehender Verhältnisse geht, nie wieder beim Punkt Null anfangen können. Es gibt ja in unseren westlichen, postkonventionellen Gesellschaften immer schon Institutionen, die sowas wie akzeptable Formen von sozialer Gerechtigkeit ermöglichen sollen. Die Frage ist dann: Welche Verfahren sind die besten, um Verbesserungen überhaupt in Gang setzen zu können.

Da bin ich eben (mit Leuten wie z. B. Habermas) der Meinung, dass es keine Mehrheitsentscheidungen sein können, sondern dass man unter den Betroffenen zwanglose Diskurse mit dem Ziel einer Konsensfindung braucht. Das sieht zunächst mal sehr utopisch und impraktikabel aus. Aber unsere Parlamente sollen sich ja, zumindest der Idee nach, an einem Ziel der Konsensfindung unter gewählten Volksvertretern orientieren.

Wir wissen alle, wie mangelhaft das in der Realität funktioniert. Und wie mies das ganze Parteiensystem ist, etc. etc. Aber es ist schwer, gute Alternativen zu erfinden.
**********_Gogh Mann
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Themenersteller 
@*********uling

Die absolute Gerechtigkeit würde bedeuten, es allen und jedem Recht zu machen und in jedem Fall (egal, worum es geht) einen angemessenen Interessenausgleich zu finden.

So kann man das natürlich auch verstehen. Aber es geht mehr darum, ob es diesen Idealzustand, wie Du ihn dann nennst, wirklich als einen "objektiven" (langsam hasse ich dieses Wort) gibt.

Dass es subjektiv für einen Einzelnen einen solchen Idealzustand gibt, klar. Dass es aus der Sicht einer Gesellschaft einen solchen gibt, halte ich ebenfalls für gegeben. Aber die Gesellschaften haben da sicher nicht alle die gleiche Sichtweise. Und das auch nicht zu allen Zeiten.

Gäbe es einen Weltstaat, sodass es keine einzelne Länder mehr gäbe, dann könnte auch da ein Idealzustand gedacht werden, an dem immer weiter rumgedoktert werden würde. Aber dieser ist nicht ein Idealzustand unabhängig der Gesellschaft, sondern (relativ!) aus der Gesellschaft heraus. Eben so, wie in der jeweiligen Momentaufnahme solch ein Idealzustand interpretiert wird. Die Gesellschaft würde sowieso nichts anderes machen, weil sie sich nicht einreden lassen würden, auf dem falschen Wege zu sein.

Nur: wer meint, es gäbe einen von der Gesellschaft unabhängigen Idealzustand, der vertritt eher seine eigene Perspektive oder müsste nicht nur beweisen, dass es ein Idealzustand wäre, sondern, dass er unabhängig von Zeit und Gesellschaft ist. Und letzteres wird er m.E. nicht können. Diese "absoluten" oder unabhängigen idealen Zustände gibt es nicht.
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