Anerkennung, Liebeswut, Liebesbedürftigkeit
Noch einmal Zurückspulen: über Ängste (ich bin in Asien und habe da eine Zeitverschiebung)
@*******echt
Anerkennung, Liebeswut, Liebesbedürftigkeit
Außer in Sachen Liebeswut finde ich die Ableitungen unpräzise.
Anerkennung erschöpft sich mitnichten im Gehalt bei Männern und in Telefonnummern bei Frauen (letzteres, ist wohlwollend betrachtet durchaus etwas frech als Beispiel).
Anerkennung gibt es das ganze Leben hindurch an vielen Stellen: wenn ein Kind laufen lernt, wenn die Führerscheinprüfung auf Anhieb klappt; wenn ich KEINE Fünf in der Mathearbeit bekommen habe
Oft gibt es die Anerkennung aus einem gewissen Kontext heraus: wenn ein kleiner Fußballspieler ein Kopfballtor erzielt, dann kommt die Anerkennung, weil er das normalerweise nicht vermag. Wenn ein stiller Kollege plötzlich dem Chef Kritikpunkte vorträgt – Anerkennung, weil er über seinen Schatten springt.
Anerkennung definiert sich also grundsätzlich aus dem sozialen Kontext des Einzelnen heraus.
Die Angst kann ein Motiv sein, muss es aber nicht. Der besagte mutig gewordenen Kollege hat vielleicht Angst gehabt. Der Kopfballtorschütze nicht – er konnte nur Anerkennung gewinnen, weil es normal gewesen wäre, dass er das nicht schaffen würde und somit auch nicht versagen könnte.
Und schließlich kann Anerkennung auch (völlig angstfrei) auf einer intellektuellen Ebene statt finden, z.B. für einen gut vor getragenen Gedanken hier im Forum.
So anerkenne ich z.B. Uncles nihilistisch-zynische Anmerkungen (obwohl ich sie selten teile), oder auch Märzmonds gleichzeitig irrlichternde wie scharfsinnige Formulierungen.
Liebesbedürftigkeit ist nicht nur Sehnsucht nach Geborgenheit und den Fehlen von Angst. Die Angst in diesem Kontext kenne ich eher als die Angst vor dem Verlust von Nähe, denn als eine grundsätzliche Lebensangst.
Wenn ich sage, dass ich auch „eher liebesbedürftig“ bin, dann meine ich damit, dass ich in der Liebe ein beglückendes Gefühl erlebt habe, bestehend aus Vertrauen, Aufrichtigkeit, befruchtenden Gesprächen, Leidenschaft, Verbundenheit „danach“ und all dem, das einen süchtig machen kann, wenn man es einmal verspürt hat.
Angst habe ich gehabt, als ich nach 18 gemeinsamen Jahren meine Frau zu verlieren befürchte, und sie auch verlor.
Wenn ich heute von Angst im Kontext zu Liebesbedürftigkeit empfinde, dann eher als Wunsch: Jemanden so zu lieben, dass ich Angst hätte, ihn zu verlieren.
Grüsse aus Bangkok.