Zu den bedeutendsten philosophischen Umwälzungen des (vorletzten) fin de ciele gehört diese, dass sich die Vernunft in Bezug auf die Fundamente der Ethik nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen vermag.
Erst dies hat Ausschwitz erst möglich gemacht.
Unter der Herrschaft der europäischen Könige und Kaiser von Gottes Gnaden waren solche Ungeheuerlichkeiten des sexuell frustrierten und entfesselten Mobs jedenfalls für mehr als tausend Jahre undenkbar gewesen. Die Zahl der verbrannten Hexen liegt dagegen deutlich unter 6 Millionen.
Dem Gedankengang kann ich jetzt nicht ganz folgen.
Die Massenvernichtung war auch immer durch die technischen/sozialen Möglichkeiten und damit auch die Bevölkerungszahl begrenzt. Prozenzuale Opferzahlen wären eher vergleichbar.
Das Prinzip: "Wir gegen die" ist/war aber allgemeingültig, sei es nun verschiedene Religion, Volk, Ideologie, oder deren Kombination, usw. (heutzutage ist es übrigens immernoch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, auch Neoliberalismus genannt / früher Utilitarismus). Es macht keinen Unterschied, wieviele Hexen verbrandt, Juden vergast oder Soldaten geopfert wurden.
Der Grund ist für mich bei der Hexenverbrennung die Bedrohung der christlichen Macht durch animistische Konkurrenz. Der blutigeste Krieg war meines Wissens der 30jährige - ebenso religiöse Konkurrenz.
Der zweite Weltkrieg war die Trotzreaktion und Geltungsbedürfnis des Verlierers des Ersten Weltkrieges.
Dieser war aus "Vernunft-Sicht" zumindest bedenkenswert. Es war der "Krieg alle Kriege zu beenden". Sprich: Das Prinzip: "Wir gegen Die" durch die Auslöschung des Anderen zu beenden, bzw. solch eine wirtschaftlich/technische Überlegenheit zu erreichen, dass die Konkurrenz keine Chance mehr hat hochzukommen und somit eine homogene, friedliche Gesellschaft zu erreichen. Ob man tatsächlich die wissensschaftliche Macht dazu besessen hat? Man dachte es zumindest.
Ob es jedoch tatsächlich vernünftig ist, einen anderen Menschen einfach zu töten, um selbst Frieden zu haben? - Eher nicht... (ich lasse diesen Punkt jetz einfach mal offen...)
Deshalb wäre Vernunft auch ohne ethische Fundamente (bin mir auch nicht ganz sicher was damit gemeint ist) "lebensfähig".
Den Schlüssel zum möglichen dauerhaften Frieden liefert aus meiner Sicht Freud (wobei die Psychoanalyse auch Glaubenssache ist, aber dafür einleuchtend und weniger phantastisch als Religionen)
Das einzige was noch erwähnenswert wäre sind die östlichen Philosphien, die in meinem Weltbild als eine Art kultivierter Animismus eine Nebenrolle einnehmen (kenne mich da auch nicht besonders gut aus).
PS: Wie war das nochmal mit der Ökumene?...