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Vom Vegetarier zum Kannibalen

*********anda Frau
577 Beiträge
Themenersteller 
Vom Vegetarier zum Kannibalen
.. so würde ich meine Laufbahn beschreiben.

Hallo liebe Philosophen,

nach zwanzig Jahren Fleischabstinenz nun das erste Tier.
Gegessen (nein, nicht gerissen) in Dresden, beim Wienerwald, anno 2009.

Ich dachte, ich schäme mich.
War bisher fleischlos glücklich gewesen, zwei Jahrzehnte, unterlag aber in einer Vegetarier-Debatte. Fraß erst einmal eine Weile aus Wut, später des Geschmackes wegen, noch noch später wieder aus alter Gewohnheit. Fleisch ist willig.

Wird ja auch nicht sanktioniert.
Ich stehe dazu.

Nun was anderes.
Mein Hund hat im Wald ein Reh gerissen.
Ja.
Ein wildes Tier.
Zwei wilde Tiere.
Anno 2012.
Vor fünf Wochen.

Seitdem hänge ich und hadere ich.
Was will ich eigentlich.
Wenn den ein Hund im Wald ein Reh reißt?
Was dann?
Leinenpflicht?
Sollte er erschossen werden?
Bei Zuwiderhandlung.

Vom Förster?
Die Förster sagen, sie jagen "auf Pacht."
Im Grunde schießen sie meinen Hund, weil er Konkurrenz ist.
Neulich wurde ein Hundebesitzer angesprochen, ob er wüsste, wo Rehe sind.
"Rehe? Ja, schau doch selbst, du Blödmann", sagte der Hundehalter.
Der Jäger entschuldigte sich. Er käme aus Sachsen, sagte er, wäre Pachtjäger in Duisburg und die Frage wäre schon echte gewesen.

Ich bin verwirrt.
Nun lese ich diese Webseite:
http://lutz-moeller-jagd.de/MJG.html

Habe das Gefühl, ich will das nicht.
Dann aber doch.

Was ist richtig?
Ich will keine Vegetarier-Nicht-Vegetarier-Debatte.
Ich will keinen Hund, der Reh jagt.
Auch nicht

Ich will die Zusammenhänge wertfrei ausleuchten und mit euch diskutieren.

Herzliche Grüße,
Vajra
**********henke Mann
9.667 Beiträge
Dein ...
... Hund ist ein Wolf, ein Mensch ein Allesfresser. Körner können den Darm zerstören. Es geschah nichts wieder die Natur.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Danke
ein herrliches Thema.

Persönlich liebe ich ja die Ironie des Lebens, welche in der Form Deines Beitrags und auf den Hund bezogen, durchaus als Sarkasmus bezeichnet werden darf.
*lach
Ich will die Zusammenhänge wertfrei ausleuchten und mit euch diskutieren.
Das allerdings, diese Prognose wage ich einfach, wird uns mal wieder nicht gelingen.
Der frei streunende Hund im Wald ist zudem eine schöne Allegorie für das Böse.
Es gibt nämlich gute und schlechte Hunde.
Zumindest aus der Sicht meines Vaters.Ein mit Leib und Seele passionierter Jäger, der Großwesir des Waldbesitzers, Hüter für Recht und Ordnung im Wald. Sein (unser) Hund, von Geburt an strengster Dressur unterworfen und nach einigen Jahren als 'abgerichteter' Jagdhund mit ihm im Einsatz in Wald und Flur, war der gute, der verlängerte Arm des Gesetzes.
Andere, herrenlose nicht bekannte, Hunde wurden vom Jäger ohne Aufruf gnadenlos erschossen, wohingegen das Verhalten des eigenen Hundes, wenn dessen Adrenalinspiegel hin und wieder die Ketten der Dressur brach und ein Kaninchen riss, als guter Jagdinstinkt belobigt wurde.Der Hund war sogar (und MaerzMond möge mir verzeihen) speziell darauf abgerichtet, streunenden Katzen hinterher zu jagen und diese mit einem gezielten Biss in den Nacken zu erledigen.
So wird es denn, aus subjektiven menschliche Ethiken, mal wieder nicht möglich sein, wertfrei zu urteilen welcher Hund seine Instinkten folgen darf und welcher nicht.

Ich lebe aus freiem Willen in einer Großstadt und möchte die Ampeln und Strassenkreuzungen gar nicht mehr missen, aber ich bedauere jedes Tier, welches hier als Haustier gehalten, ein böses Schicksal erdulden muss.
ich verzeihe
vieles. vermutlich würde ich meiner katze, hätte ich eine, auch die halb zerpflückte maus verzeihen, die sie mir freundschaftlich überreichte.

der link zu dieser moeller-site ist allerdings gruselig. wer will das schon? [angenehm schießen...]

und auch ich habe eines tages wieder fleisch gegessen, weil ich vor blutarmut und gewichtsverlust kaum mehr stehen konnte und es in der tat mein arzt "verordnete".

dass der durchschnitts-schreibtischtäter heutzutage seinen proteinbedarf nicht mehr in herden-mengen stillen muss, ist auch klar.

es geht um institutionalisierte, domestizierte gewalt, oder? der jäger als index dafür, das haustier als symptomträger einer nicht wirklich zu versöhnenden natur-kultur-diskrepanz.
der reiz aller werwolfgeschichten.

einen gruß an deinen hund, vajra. "gut gemacht", er ist gesund, scheint mir, wenn er ein ganzes reh niedermachen kann. ein tier mit wachen instinkten, wie sympathisch.
auch menschen wären sympathisch, wenn sie für ihre instinkte mehr wachsamkeit hätten.
"vom vegetarier zum kannibalen" liest sich allerdings sehr drastisch... die wendung unterschlägt genau den wichtigsten wendepunkt: den, der die schwelle der sozialisierung in humangesellschaften markiert.

danke auch für das thema!

(was für´n datum heute!)
Kastration!
Das sollte den Hund bändigen und ihm klar machen, wer das Frauchen ist.
Aber nicht vergessen ihm den Nacken zu kraulen, wenn er traurig guckt!
Förster pachten nicht, Förster sind Angestelle, Verwalter.

Jäger pachten. Und damit sie was zu jagen haben, wird mitunter hie und da, ich verallgemeinere nicht, *floet* der Tierbestand künstlich hochgehalten.

Der Wald ist ein Anbaugebiet für Holz, sozusagen ein Holzacker. Der, der das Holz erntet, hat andere Interessen als der Jäger, der dafür bezahlt, dass Tiere da sind, die er schießen kann.

Wild knabbert Anpflanzungen ab, Triebspitzen junger Bäume. Also müssen die Bäume vor dem Wild geschützt werden.

Dann ist da noch Ottonormalbürger, der in den Wald geht, weil er sich erholen will. Von den Wirtschaftsinteressen der Holzbauern und dem auf sein Recht pochenden Jagdpächter weiß er meist wenig bis gar nichts. Und er nimmt seinen Hund mit in den Wald.

Das Reh ist schnell tot, im Zweifelsfall. An sich ein sehr natürlicher Vorgang, der dem Hund früher vielleicht sogar belohnt wurde.

Heute kriegt der Hund Ärger für seinen Trieb.

Also die Existenz des Rehs ist eine unnatürliche - ohne Hege gäb's weniger Tiere - die an den Hund gerichtete Erwartung "Du sollst keine Rehe töten, für das Recht darauf hat bereits ein Anderer bezahlt!" is' nun auch nicht eben kompatibel mit Artgerechtigkeit.

Und der Waldbauer? Wie denkt der wohl über den Hund, der das Reh tötet, das nun keine Triebspitzen mehr wirtschaftschädigend abkauen kann?

Schwarz und Weiß? Wo?
*******nger Mann
582 Beiträge
@ Vajra_Nalanda
Hi,

was Dich betrifft:
Menschen sind Allesfresser mit einer Tendenz zu pflanzlicher Nahrung. Will meinen, der Mensch kann, muss aber kein Fleisch futtern.

Zu Deinem Hund:
Der hat seiner Natur gemäß gehandelt.
Wenn Du nun fürchtest, daß er wiederholungstäter wird, was durchaus passieren kann, dann solltest Du bei einer Hundeschule vorstellig werden. Es gibt Trainingsprogramme, die solch ein Verhalten dämpfen, allerdings ohne jede Garantie.

lg Photofinger
*********anda Frau
577 Beiträge
Themenersteller 
Was mich beschäftigt sind alle Arten von Paradigmenwechsel, die auch klarmachen, wie weit die Gesellschaft ausdifferenziert, wenn nicht zu Probezwecken mäandert.

Vor ein paar Jahren wäre eine wertfreie Diskussion hier nicht möglich gewesen, ein jede/r hätte zu den meisten Dingen eine felsenfeste Meinung vertreten und in Streit wäre Betonkopf an Betonkopf geraten. Etwa in der Frage Vegetarismus ja oder nein, oder in Sachen Hundeerziehung. (Der Hund ist eine Sie, Marke Husky und war im Tierheim kastriert worden, besucht aber keine Schule)

Da hat sich für mein Empfinden in der Neuzeit etwas getan, und es wird allerorts (natürlich auch aus pekunären Interessen) eine Marktidee aufgetan. Hier heißt sie "Teltak", übrigens, und so setze ich einen neuen Wiederherstellungspunkt in der langen Emanzipations- und Domestizierungsgeschichte Mensch-Hund.

Ja, wir passen uns ständig an, wir stecken mitten im Schöpfungsprozess (da soll mal einer schreiben, Gott habe die Welt in sechs Tagen erschaffen -- klar, er lässt UNS heute noch anschaffen!), mitten in der Evolution.

Also Teltak. Alternativ lebenslang Leinenzwang oder totes Wild. Diese wären die beiden Möglichkeiten am Ende der Möglichkeitenkette, aber es gibt sicher noch weitere (bessere?) Lösungen.

Vegetarier-light, würde ich von mir sagen.
Ich esse Tier, aber bewusst. Im Grunde finde ich es untragbar, dass Tiere gegessen werden. Nicht von mir, aber von Anderen, denn die anderen essen zusammengrechnet mehr Tier als ich.

Soweit sind wir jetzt. *zwinker*
**********vence Frau
430 Beiträge
Teltak? Ist das die Schmerzfernsteuerung mit Elektroimpulsen? brrrr ...

Aber egal ... geh mit Deinem Hund jagen .. zu Deinen Bedingungen ... sie kann lernen, eine Wildspur zu melden (und entsprechend belohnt zu werden) ... so wie Du lernen kannst. bzw sicherlich machst - bewusst Feisch zu essen ... ... kein 2.99 Halsgrat aus dem Supermarkt jeden Tag, sondern 12.50 vom Schwein, das ums Eck gut durchs Leben kam, bevor der Schlachter sein HANDWERK ordentlich ausgeführt hat (was dein Hund ja auch gern täte/tat?)

Keine Glaubensfrage, sondern eine ob man mit den Dingen umgehen kann mit denen man umgeht ...

die Herbe
****e_H Mann
8.282 Beiträge
@Vajra
Was mich beschäftigt sind alle Arten von Paradigmenwechsel, die auch klarmachen, wie weit die Gesellschaft ausdifferenziert, wenn nicht zu Probezwecken mäandert.

Eine Bekannte von mir, die sich früher als 'bunter Vogel' in ihren Kreisen einen Namen machte, hat sich selbst, nachdem sie seit einigen Jahren zwei unifarbene Katzen hält, in ihrem Habitus so gewandelt, dass nun alles in ihrem näheren Umfeld in einem hellen blaugrau erscheint. Vom Duschvorhang über die Bettwäsche bis hin zu Kleidung natürlich.
Dass sich Haustierhalter/innen und ihr Lieblingstier über einen längeren Zeitraum hinaus in ihrer Physiognomie einander anzugleichen versuchen, ist eine objektive Feststellung.
Ich behaupte sogar, dass Menschen die extrem viel (oder ausschließlich) Schweinefleisch essen, im Gesicht auch einem Schwein ähneln.(bin kein Vegetarier)
Das sind bislang nur Beobachtungen, aber die wissenschaftliche Spiegelneuronenforschung, wird in Zukunft handfeste Beweise für diese Phänomene liefern.

Und was den von Dir ins Feld geführten Begriff 'Kannibalismus' betrifft, so kann ich mich dem nur wertfrei nähern, indem ich sämtliche ethischen Attribute über Bord werfe und ihn nur philosophisch theoretisch betrachte.
Dann spricht in einer Zeit von Überbevölkerung und Ressourcenknappheit doch einiges dagegen, einen toten menschlichen Körper den Würmern und anderen Mikroorganismen zum Fraß vorzulegen, oder gar verschwenderisch durch Verbrennung in Gas und Asche umzuwandeln?

Um hier nicht in Ungnade zu verfallen, habe ich mich abgesichert.
Diese Gedanken kommen nicht von mir alleine, damit haben sich schon vor 30 Jahren andere auseinandergesetzt:


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