Huhu Bernbrecht,
danke für deinen Beitrag.
Ich glaube auch, dass man nicht den Fehler machen sollte, alle Untätigkeit als Faulheit abzustempeln.
Allerdings würde ich dir widersprechen, wenn du es umdrehst und bei aller Untätigkeit die Faulheit ausschließt.
Das kann aber auch daran liegen, dass wir unterschiedliche Definitionen von Faulheit haben.
Beispiel:
Er soll mal den Müll rausbringen. (Ich bin immer wieder überrascht, in wie vielen Haushalten der Klassiker noch Konflikte auslöst.
) Den ganzen Abend schafft er es nicht, obwohl er grundsätzlich einsieht, dass es seine Aufgabe ist. Mal sitzt er grad bequem, dann liest er einen Artikel online, dann ist eine Fernsehsendung, dann spielt er mit der Tochter oder muss einen Stift spitzen. Dann regnet es und schließlich ist es auch schon zu dunkel.
Ich glaube nicht, dass er damit überfordert oder unterfordert wäre. Es widerstrebt ihm sicherlich, aber ich glaube nicht, dass deine beiden Definitionen darauf zutreffen. Es ist wohl kaum die negative Erfahrung vorheriger Müllgänge, die ihn zutiefst abschreckt und auch kann ich mir nicht vorstellen, dass ihn der Müllgang zutiefst verunsichert ob der Unwägbarkeiten dieses Vorgangs.
Es scheint mir doch eher, dass es in jedem Augenblick eine Alternative gab, die netter, wärmer, angenehmer schien, als der Gang zum Müll. Deswegen konnte er sich einfach nicht durchringen. Nicht einmal, obwohl ihm klar sein musste, dass daraus der gefühlt 250. Streit mit seiner Frau entstehen würde, die nicht verstehen kann, warum er die einzige Aufgabe, die er im Haushalt hat nicht hinkriegt.
Wäre es da nicht naheliegend auf eine Faulheit zu tippen?
(Ich fange mal bewusst mit einem Beispiel einer an sich nicht angenehmen Tätigkeit an, ich hab noch ein süßeres Beispiel im Hinterkopf.
)
"Soll ich mich der Revolution anschliessen oder meine kranke Mutter pflegen?"
(Anmerkung: Sartres Kritik an Kant, da aus der Vernunft keine (direkte?) Handlungsanweisung folgt.)
Ich habe den Einwand nie verstanden. Besonders weil die Konstruktion schon das Ergebnis vorweg nimmt. Wenn man zwei gleichwertige Alternativen besitzt, dann folgt schon aus der Gleichwertigkeit die Unmöglichkeit einer Wertehierarchie und zwar egal ob man Werte, die Vernunft oder die Religion herbeizitiert.
Vielleicht gefällt mir das Beispiel aber auch nicht, weil es so typisch für Satres Freiheitsgedanke ist. Ich persönlich vertrete einen Ansatz einer Freiheit mit anderen, also einer sozialen Freiheit. Ohne zu wissen, was die Mutter dazu sagt, würde ich überhaupt keine moralische Wertung vorschlagen. Das ist meine Kritik, die sowohl für Kant und Satre zutrifft.
Wobei meiner Meinung nach die Freiheit eine wichtige Voraussetzung für Faulheit ist.
Ans Müllrausbringen denken, die Konsequenzen des Nicht-Tuns kennen, die Fähigkeiten besitzen es auszuführen, die Zeit haben zu gehen, keine anderen Verpflichtungen zu besitzen und es trotzdem nicht zu tun. Da sind wir dann nah bei dem, was ich unter Faulheit verstehe.