Suchmaschine
Die immaterielle Kultur ... woraus besteht sie?
Wir kamen nicht über diese Regenwurmmetapher hinaus. Ich habe auch nicht weiter gelesen. Manche Dinge müssen reifen.
Spurensuche.
Was uns noch blieb, nach der Relativierung der Kathedralen, der Begehbarkeit der Akropolis, dem Einsturz der Babylonischen Türme, ist die Kommunikation.
Unsere Kultur ist nicht mehr sedimentierend, sie ist aushöhlend. Der Regenwurm frisst sich durch die Datenbanken. Sogottwill, sagen wir mal durch die Datenkolonnen.
Woran wir glauben, das ist die Schleimspur unserer Evolutionsschnecke, diese nur bei günstigem Lichteinfall sichtbare Linie. Wir krabbeln evolutiv in den Gehörgang hinein und erlernen das Abhören der Wiesenlieder. Das weltweite Web legt sich geschmeidig vor uns nieder, wie ein Rasenteppich. Die Halme der Welt lassen sich zu beliebigen Körben flechten. Wir leben dank unsrer Antennen. Die Welt ist ein Netz aus durch das Suchen ersponnenen Raupenfäden des Homo S., angesichts seiner Unendlichkeit.
Das Internet ist eine Hochzeitshaube, die Klangglocke über unsere Gehirne. Der Hall aller Kulturen, aller Dinge vermag uns zu erreichen. Alles geht, anything goes.
Und mit den Jahren verstehe ich diesen Satz immer weiter. Aber nicht in den Ausdehnungen, sondern in den Knoten. Die Knoten sind das Wesen des Netzes.
Und der Knoten einer jeglichen aufgeschnappten Information bin
ich.
Von uns wird erwartet, dass wir Zauberer sind. Dass wir augenzwinkernd an die Luken tauchen, lupenreine Diamantozillen hervorholen und daraus Paläste bauen. Wie einst die Sumerer. Von uns wird erwartet, dass wir in See stechen, wie einst die Sagenhelden. Dass wir mit der Verfolgung durch Datendämonen fertig werden und unsere Schwerter schärfen. Die hohe Abstraktionsrate macht mürbe, wir sind den Ungeheuern unseres Zeitalters nicht immer gewachsen.
Aber wir üben.
Wenn das Analogon zum Pferd des Sagenhelden die Suchmaschine sei,
dann gilt auch für Analphabeten
fest im Sattel zu bleiben.
Im Netz schaukelt man.