Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM & Polyamorie
1203 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Poesie und Philosophie

**e Mann
2.564 Beiträge
Diese Gesänge sind wesentlich älter als jede Schrift:


Noch älter?
Das mit den Ultraschallwellen ist Spezies und Materieübergreifend.

@pue
Die Bilder haben mich überzeugt, (gesungener und / oder geschlagener) Laut war vor Schrift. Damit war auch Gesang vor Poesie.
Chorisch
Und @*******cht stimmt in unser Lied mit ein, so werden wir heut zum Chor... *freu*
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
Philosophie in Verse....
Lafontaine *g*

*g*

Der Rabe und der Fuchs

"Ein Rabe saß auf einem Baum und hielt im Schnabel einen Käse; den wollte er verzehren. Da kam ein Fuchs daher, der vom Geruch des Käses angelockt war.

»Ah, guten Tag, Herr von Rabe!« rief der Fuchs. »Wie wunderbar Sie aussehen! Wenn Ihr Gesang ebenso schön ist wie Ihr Gefieder, dann sind Sie der Schönste von allen hier im Walde!«

Das schmeichelte dem Raben, und das Herz schlug ihm vor Freude höher. Um nun auch seine schöne Stimme zu zeigen, machte er den Schnabel weit auf - da fiel der Käse hinunter.

Der Fuchs schnappte ihn auf und sagte:

»Mein guter Mann, nun haben Sie es selbst erfahren: ein Schmeichler lebt auf Kosten dessen, der ihn anhört - diese Lehre ist mit einem Käse wohl nicht zu teuer bezahlt.«

Der Rabe, bestürzt und beschämt, schwur sich zu, dass man ihn so nicht wieder anführen sollte - aber es war ein bisschen zu spät."



Der Rat der Ratten

"Die Mäuse in der Stadt liebten die Scheune des Bäckermeisters Semmelreich sehr, denn dort fanden sie Körner, Mehl und Zucker in Hülle und Fülle. Auch war die Backstube nicht weit von der Scheune entfernt, und die fleißigen Mäuschen hatten sich so manchen Zugang zu diesem verlockenden Raum genagt.

Der Bäckermeister Semmelreich hingegen liebte seine kleinen, fressfröhlichen Gäste gar nicht so sehr, denn er konnte die vielen angenagten Brote und Kuchen nicht mehr verkaufen. Um seine anhänglichen Plagegeister loszuwerden, schaffte er sich zwei Katzen an, welche den ungebetenen Eindringlingen ein elendes Leben bereiteten. Mit wahrer Leidenschaft jagten sie die kleinen Diebe. Viele von ihnen fanden den Tod, und die meisten, die sich retten konnten, verließen schleunigst Semmelreichs Brotparadies.

Einige Mäuse aber wollten das unerschöpfliche Körner- und Kuchenreich nicht kampflos aufgeben. Sie versteckten sich gut und ersannen immer wieder neue Tricks, um an die Nahrung heranzukommen.

Einmal hatten freche Buben die beiden Katzen eingefangen, und die Mäuse konnten sich wieder frei bewegen. Sie erkannten die günstige Gelegenheit und nutzten die Zeit. Eine Versammlung wurde veranstaltet, auf der über die beiden grimmigen Jäger beraten werden sollte.

Das älteste Mäuschen stellte sich auf seine Hinterbeine und sprach in ernstem Ton: "Die beiden Katzen vermauern uns unser sonst so süßes Leben. Lasst uns gründlich überlegen, wie wir uns von ihnen befreien oder wenigstens die Gefahr vermindern können."

Alle Mäuse dachten angestrengt nach und zergrübelten sich ihr Mäusehirn. Sie machten vielerlei Vorschläge und verwarfen sie dann nach reiflicher Prüfung doch wieder. Lange hockten sie so beisammen.

Da sprang ein junger Mäuserich auf und trompetete mit seinem Piepsstimmchen: "Ich hab's, ich weiß, wie wir mit diesen gemeinen Leisetretern fertig werden."

Gespannt schauten alle auf. "Es ist ganz einfach! Denkt an den Hund des Bäckermeisters, der ein Halsband mit Schellen trägt. Wir binden den beiden Katzen eine Glocke um den Hals, dann können sie uns nicht mehr überraschen, und wir hören immer, wann sie nahen und können uns rechtzeitig in Sicherheit bringen."

Brausender Beifall brach los, und mit stürmischer Begeisterung wurde der Vorschlag angenommen. Sofort wurden zwei mutige Mäuschen in den Keller geschickt, denn man hatte dort einmal eine Schachtel entdeckt, in der der Bäckermeister Semmelreich ein altes Halsband von seinem Hund aufbewahrte. Von diesem sollten die beiden wackeren Mäuse zwei Glöckchen abnagen und herbeibringen. Ein dritter tapferer Mäuserich bot freiwillig an, aus der Backstube zwei Bänder zu besorgen.

Während die drei Helden unterwegs waren, feierten die anderen Mäuse den klugen Mäuseknirps. Sie konnten ihn nicht genug loben, und bald waren sich alle darin einig, dass es nie zuvor einen so weisen Mäuserich gegeben hatte, und dass man ihn mit hohen Ehren auszeichnen müsste.

Gerade hatte man beschlossen, ihm den großen Brezel-Orden zu verleihen, da hörte man ein Gebimmel, und die beiden Mäuse zerrten die Glocken herbei. Gleich darauf kam auch die dritte Maus zurück und zog einen langen Strick hinter sich her. "Der genügt für beide", meinte sie und zerbiss ihn in der Mitte.

Der Mäuseälteste hatte die ganze Zeit über geschwiegen und düster vor sich hingestarrt. Er hatte in seinem Leben schon so viele böse Erfahrungen gemacht, dass er ein misstrauischer, verschlossener Tropf geworden war.

"Klug ist unser kleiner Held", raunzte er, "das ist nicht zu bezweifeln. Er ist der weiseste von uns allen und wird uns bestimmt jetzt noch verraten, wie er diese Warnsignale den beiden großen Jägern um den Hals bindet."

"Wieso ich?" prustete der kleine Wicht aufgebracht. "Ich hatte bereits eine Idee. jetzt seid ihr an der Reihe. Strengt euch auch einmal an."

Da erhob sich ein wildes Gezeter, und alle schrien durcheinander: "Ich habe ein Glöckchen besorgt!" - "Ich auch!" - "Ich habe den Strick gemopst." - "Ich bin doch nicht lebensmüde!" - "Ich auch nicht." - "Das ist zu gefährlich!" "Viel zu gefährlich!"

Der kleine Prahlhans zog sich aber verlegen in seinen Schlupfwinkel zurück.

"passt auf, die Katzen!" rief auf einmal einer, und die Versammlung stob auseinander. "Leeres Gerede", brummte der Mäuseälteste und zog ein Mäusekind am Schwanz in sein Nest, das in der Aufregung sein Loch nicht finden konnte und einer Katze fast in die Fänge gelaufen wäre, "was nützen die klügsten Worte, wenn man sie nicht in die Tat umsetzen kann."


Der Wolf und das Lamm


"Der Starke hat immer recht. Das werden wir sogleich sehen.

Ein Lamm löschte seinen Durst in einem klaren Bache. Dabei wurde es von einem hungrigen Wolf überrascht.

»Wie kannst du es wagen«, rief er wütend, »mir meinen Trank zu trüben? Für diese Frechheit musst du bestraft werden!«

»Ach, mein Herr«, antwortete das Lamm, »seien Sie bitte nicht böse. Ich trinke ja zwanzig Schritte unterhalb von Ihnen. Daher kann ich Ihnen das Wasser gar nicht trüben.«

»Du tust es aber doch!« sagte der grausame Wolf. »Und außerdem weiß ich, dass du im vergangenen Jahre schlecht von mir geredet hast.«

»Wie soll ich das wohl getan haben«, erwiderte das Lamm, »ich war da ja noch gar nicht geboren.«

»Wenn du es nicht tatest, dann tat es dein Bruder!«

»Ich habe aber keinen Bruder.«

»Dann war es eben irgendein anderer aus deiner Familie. Ihr habt es überhaupt immer auf mich abgesehen, ihr, eure Hirten und eure Hunde. Dafür muss ich mich rächen.«

Mit diesen Worten packte der Wolf das Lamm, schleppte es in den Wald und fraß es einfach auf. "

Fabeln sind für mich die Meisterstücke der Genre: Philosophie vermischt mit Lyrik.
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
Definition der Fabel:
"Die Fabel (lateinisch fabula, „Geschichte, Erzählung, Sage“) bezeichnet eine in Vers oder Prosa verfasste kürzere Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere, aber auch Pflanzen und andere Dinge oder fabelhafte Mischwesen menschliche Eigenschaften besitzen (Personifikation) und handeln (Bildebene). Die Dramatik der Fabelhandlung zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral (Sachebene) anschließt. Wichtige Fabeldichter sind Aesop, Phaedrus, Hans Sachs, Jean de La Fontaine, François-Joseph Terrasse Desbillons, Jean-Pierre Claris de Florian, Christian Fürchtegott Gellert, Magnus G. Lichtwer, Wolfhart Spangenberg, James Thurber, Gotthold Ephraim Lessing und Martin Luther."

Diese Genre ist Philosophie + Poesie.
Manches ist günstig...
Ja, lesen ist auch eine Gunst.
lieber yokowakare...
vorausschickend möchte ich anmerken, mich NICHT durch all die beiträge dieses threads gelesen zu haben und hoffe dennoch, einen beitrag zu deiner fragestellung leisten zu können, der aus zweierlei sicht heraus geschieht: zunächst aus der des germanisten, dann aus der des architekten.

um die "germanistensicht" zu erläutern sei auf folgenden link verwiesen, der in plausibler art und weise, eine zusammenfassung der zusammenhänge zwischen form und inhalt dieses goethegedichts aufzeigt:

http://mpg-trier.de/d7/read/goethe_ueberallengipfelnistruh.pdf


du stellst verschiedene fragen. die mich am meisten interessierende frage (was z.b. dann auch literatur und architektur verbindet) ist folgende:

Gibt es eine intersubjektiv diskutierbare Intention?

hesse hat in seinem "glasperlenspiel" ein solchen (literarischen)versuch gewagt und rückblickend auf mein eigenes architektur- bzw. germanistik-studium, respektive berufliches wirken, sehe ich klare möglichkeiten einer solchen diskussion.

conditio sine qua non ist die lernbereitschaft. jede menschliche äußerungsform hat eine gedankliche und somit in worte transformierbare grundlage, einen "bauplan". dieser bauplan kann intersubjektiv (zumindest verstehe ich diesen begriff so), kann also sprachlichen (durch sprache codierbaren) ausdruck finden. sei es der bauplan eines gedichtes, eines bauwerkes, einer künstlerischen äußerung, etc..
gegenstand des sprachlichen ausdrucks ist zum einen die form, also das "WIE" und zum anderen das "WOZU", also die intention, bzw. die interdependenz zwischen den fragen.

ich schreibe hier aber (um missverständnisse zu vermeiden) nicht aus rein rationalgeprägter wahrnehmung und negiere damit die subjektiv-künstlerisch-intuitive komponente der wahrnehmung bei der betrachtung oder den subjektiv-emotionalen einfluss bei der entstehung einer (allgemein geschrieben) menschlichen äußerung...

eine äußerung bewirkt IMMER eine subjektive reaktion des "empfängers"...und ensteht AUCH aus einem subjektiven, "unbeschreiblichen", intuitiven impuls des urhebers heraus.

dennoch...unterstellt, der "verfasser" betrachtet sein "werk" auch nach der logik und gesetzmäßigkeit eines "bauplans", so eröffnet der einbezug der form in den intentiösen ausdruck eine erweiterte sicht, wie das erkennen des "verborgenen-aber-doch-anwesenden" innerhalb eines vexierbildes.

ernstzunehmende, das heißt intersubjektiv diskutierbare äußerungen, haben beides, meiner ansicht nach:

einen ausdruck emotionaler subjektivität, als auch einen (lernbereitschaft voraussetzenden) reglementierten "bauplan", dessen konstruktionsgrundlagen eines "wohlwollens" des betrachters, des hörers, des denkers bedarf...

ob das "ergebnis" der konstruktions-betrachtung meine emotionale wahrnehmung damit ändert, ist garnicht von belang...entscheidend ist der dadurch gewonnene respekt einer anderen "sprache" gegenüber, dich ich mir aber erst erarbeiten, erlernen muss.

ich unterrichte germanistik und architektur. ich muss, um nachvollziehbar in meiner sprachlichen äußerung zu sein, ausdruck einer emotionalen wahrnehmung finden. nach meinem dafürhalten bedingt ernstzunehmende "qualität" einer (hier diskutierten literarischen) form den zusammenhang zwischen "WIE" und "WOZU".
Das "WIE" dient dem "WOZU" und umgekehrt.

das erkennen des verborgenen im "vexierbild" und der respekt vor dem "handwerklich-rationalen" vermögen des urhebers stellt für mich keine "schmälerung", sondern eine bereicherung des ästhetischen genusses dar...

erst der nachvollziehbare (und damit be-schreibbare, be-nennbare) absichtsvoll-komponierte zusammenhang zwischen form, inhalt und intention unterscheidet ein gedicht von bedeutung von gedichten rein intuitiv-persönlichen ursprungs, wie sie hier mannigfaltig in anderen foren präsentiert werden...

ohne!! (ich bitte mich richtig zu verstehen) damit die subjektive bedeutung für den oder die verfasser(in) oder für durch diese art von gedichten bewegte leser in irgendeiner weise mindern zu wollen!

herzlichen gruß,

shadowandlight(m)
liebe pluie...
fabelgenussergänzend...

ein vergleich...man/frau beachte die zeitgeschichtlich-bewusstseinsspiegelnden unterscheidungsnuancen...

Äsop, 6. jh. v. chr.

Das Lamm und der Wolf

Ein Lämmchen löschte an einem Bache seinen Durst. Fern von ihm, aber näher der Quelle, tat ein Wolf das gleiche. Kaum erblickte er das Lämmchen, so schrie er:

"Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?"

"Wie wäre das möglich", erwiderte schüchtern das Lämmchen, "ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt ja von dir zu mir; glaube mir, es kam mir nie in den Sinn, dir etwas Böses zu tun!"

"Ei, sieh doch! Du machst es gerade, wie dein Vater vor sechs Monaten; ich erinnere mich noch sehr wohl, daß auch du dabei warst, aber glücklich entkamst, als ich ihm für sein Schmähen das Fell abzog!"

"Ach, Herr!" flehte das zitternde Lämmchen, "ich bin ja erst vier Wochen alt und kannte meinen Vater gar nicht, so lange ist er schon tot; wie soll ich denn für ihn büßen."

"Du Unverschämter!" so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte. "Tot oder nicht tot, weiß ich doch, daß euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muß ich mich rächen."

Ohne weitere Umstände zu machen, zerriß er das Lämmchen und verschlang es.

Das Gewissen regt sich selbst bei dem größten Bösewichte; er sucht doch nach Vorwand, um dasselbe damit bei Begehung seiner Schlechtigkeiten zu beschwichtigen.



Jean de la Fontaine, 17. jh.

Der Wolf und das Lamm

Der Starke hat immer recht. Das werden wir sogleich sehen.

Ein Lamm löschte seinen Durst in einem klaren Bache. Dabei wurde es von einem hungrigen Wolf überrascht.

"Wie kannst du es wagen", rief er wütend, "mir meinen Trank zu trüben? Für diese Frechheit musst du bestraft werden!"

"Ach, mein Herr", antwortete das Lamm, "seien Sie bitte nicht böse. Ich trinke ja zwanzig Schritte unterhalb von Ihnen. Daher kann ich Ihnen das Wasser gar nicht trüben."

"Du tust es aber doch!" sagte der grausame Wolf. "Und außerdem weiß ich, dass du im vergangenen Jahre schlecht von mir geredet hast."

"Wie soll ich das wohl getan haben", erwiderte das Lamm, "ich war da ja noch gar nicht geboren."

"Wenn du es nicht tatest, dann tat es dein Bruder!"

"Ich habe aber keinen Bruder."

"Dann war es eben irgendein anderer aus deiner Familie. Ihr habt es überhaupt immer auf mich abgesehen, ihr, eure Hirten und eure Hunde. Dafür muss ich mich rächen."

Mit diesen Worten packte der Wolf das Lamm, schleppte es in den Wald und fraß es einfach auf.






Helmut Arntzen, 1966

Wolf und Lamm

Der Wolf kam zum Bach, da entsprang das Lamm.
„Bleib nur, du störst mich nicht“, rief der Wolf.
„Danke“, rief das Lamm zurück, „ich habe im Äsop gelesen.“

herzlichen gruß,

shadowandlight(m)
zu @shadowandlight am 25.2.13
Zunächst vielen Dank für den schönen Deutungstext zu dem berühmten Gedicht von Goethe. Dem schließt sich mein Dank für deine kenntnisreiche Darstellung an.

Überzeugend sind für eine gemeinsame Basis eines Verstehens von Kunst allgemein das Interesse und das Wohllwollen, verbunden mit der Fähigkeit überhaupt Wohlgefallen am Objekt zu haben.

Der Bauplan erscheint mir als Schema und Schlüssel des intersubjektiven Verstehens von Kunst, hier von Lyrik.

Genau daher ist es lehrbar und für den Schüler zu verstehen. Man kann ihn dazu abfragen und sein Wissen prüfen. Es gibt also Grundregeln.

Damit zeigt sich für mich das Moment der Rationalität auch in einem Gedicht. Ein Gedicht folgt bestimmten Regeln und ist dennoch ein Werk ästhetischen Handelns. Im Grunde wird hier der Aspekt der Einheit von Gefühl und Verstand erneut sichtbar.

Was wir eigentlich schon immer wissen, wird nur am Fall der Lyrik bestätigt. An einem Ort nur, wo er nicht so ins Auge springt.

Regelmäßigkeit der Art aabbaa in einer Strophe ist dafür das anschaulichste Beispiel. Das Schöne ist die zwischen den Stativen ud Säulen angenehme erscheinende Form. Etwas was dem Inhalt beigegeben, ja mit ihm verschränkt und verschmolzen ist. Etwas ohne Zweck gestaltet, aber doch bezweckt es etwas...
lieber yokowakare...
ich möchte direkt auf einen abschnitt deiner antwort auf meinen beitrag schreiben...

Regelmäßigkeit der Art aabbaa in einer Strophe ist dafür das anschaulichste Beispiel. Das Schöne ist die zwischen den Stativen ud Säulen angenehme erscheinende Form. Etwas was dem Inhalt beigegeben, ja mit ihm verschränkt und verschmolzen ist. Etwas ohne Zweck gestaltet, aber doch bezweckt es etwas...


NICHTS...und ich betone: NICHTS ist in einem gedicht übergordneter bedeutung zweck-los gestaltet. die wahl der reimform ist ein akt der BEWUSSTEN wahl, in dienender funktion: diese wahl stärkt die intention, weil sie bestandteil einer aus-wahl unterschiedlichster reimformen ist, die nur EINEM ziel dient: er-klärung und intensivierung des ausdrucks.

mir sagte einmal einer meiner architekturdozenten:

jeder tuscheklecks auf einer (damals noch handgefertigten) zeichnung ist (als bestandteil eines zur diskussion freigegebenen "endprodukts") ergebnis eines entscheidungs- und bewusstwerdungsaktes: bleibt er oder bleibt er nicht? und wenn ja: was trägt er zur erhellung der äußerung bei?

...und: der entstehungsakt des kleckses mag aleatorisch-willkürlicher natur sein...unbenommen...die spielerisch-kindlich-intuitive handlung ist wesentlicher bestandteil einer (künstlerischen) äußerung...

die belassung, wie auch die entfernung ist es nicht!! (lies: nicht-aleatorisch)

...DIESE entscheidung und die damit verbundene gedanken- und sprachzuweisung ist rechenschaftspflichtig, lies: das ringen UM bzw. der versuch der annährung AN einen intersubjektiven austausch ist ein akt überpersönlichen, bewusst gestalteten bedeutungstransfers.

ob lyrik, ob architektur, ob...

hesses "glasperlenspiel" erwacht...:-)

herzlichen gruß,

shadowandlight(m)
Es fröstelt mich!
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Hat Isegrims Gier
Dich aus dem Pelz geschlagen ?
Die Verwandtschaft von sprachlichem und architekt(on)ischem Ausdruck war mir bisher nicht bewusst. Vielen Dank dafür.
@shadowandlight
Ich erahne was gemeint ist (vielleicht etwas in Obertönen formuliert...); aber manchmal genügt eine Ahnung nur zu haben. Es geht um den bewußten Akt der Gestaltung von Kunst, ein Kunstwerk selbst, der Akt .....

Aber die Frage der Objektivität bleibt offen, solange wir nicht bei der Wahrnehmung von Objekt und Prozess bleiben. Was ist nun das Prinzip schöner Kunst (Lyrik)...? Beispiele genügen hier oft, ja machen die Aussage eben anschaulich und so verständlich.

Prinzipielle Fragen sind die der Philosophie. Alles andere gehört ins Fach.
NICHTS...und ich betone: NICHTS ist in einem gedicht übergordneter bedeutung zweck-los gestaltet. die wahl der reimform ist ein akt der BEWUSSTEN wahl, in dienender funktion: diese wahl stärkt die intention, weil sie bestandteil einer aus-wahl unterschiedlichster reimformen ist, die nur EINEM ziel dient: er-klärung und intensivierung des ausdrucks.
Zum Glück sind nicht alle Gedichte so - und dann doch trotzdem Poesie!
@Morticia
Ich denke, dass Gedichte in Bewußtsein entstehen,
**e Mann
2.564 Beiträge
Künstlerische Arbeit ist immer eine mehr oder weniger ganzheitliche Angelegenheit. Ich glaube nicht, dass Kunst nur in Bewusstsein entsteht.
Sie entsteht bewusst, unbewusst, sogar zufällig, durch Umwelteinflüsse, guten Wein, na, könnte noch weiter machen ...
Ja, ich denke auch. Es ist das was eine vollendete Form der Gestaltung des Menschen von etwas ist und gleichzeitig einen Inhalt hat.

Im Prozess für dem Menschen als Betrachter nicht erkennbar, aber am Werk zu fühlen: Es berührt mich.
ja...pue...
ich gebe dir vollkommen recht...künstlerische arbeit ist ein ganzheitlicher akt: deshalb ist das kindliche spiel, die "unbewusstheit", eine wesentlich-treibende kraft...wie auch das korrektiv der kritischen betrachtung. es ist ein balance-akt...müßig, die (ge-)wichtigere seite zu argumentieren: fehlt die eine, kippt die andere.

und...@*****cia...

gedichte lösen individuelle unmittelbarkeit aus...nicht umsonst beinhalten sie das wort "dicht", weil sie vielschichtig sind...komprimiert...sie können darüber hinaus aber "über-individualisierte" bedeutungsträger sein.

ich wage eine unterscheidung zwischen BEDEUTENDER und rein persönlich-intuitiver poesie zu erkennen (ohne mir anzumaßen, einen "objektiven" maßstab zu besitzen)...es fällt nur auf, dass das intuitive element, welches auch goethes gedicht zweifellos zu grunde liegt, (siehe den link, den ich dazu angefügt habe...), einer künstlerisch-kompositorischen form-prüfung standhält, mehr noch, das intuitive der künstlerischen idee sogar adelt, stärkt, erstrahlen lässt...was darauf schließt, dass hier ein BEWUSSTES wirken, auch auf der form-ebene zugrunde liegt.

der eintrag ins "poesie-album" ist legitim und von großer intimer betroffenheit der verfasser wie einzelner rezipienten begleitet...in gegenüberstellung zu goethes gedicht...um wieder einen bogen zum thema zu schlagen...intersubjektiv, meiner auffassung nach, völlig unbedeutend, lies: KITSCH.


übertragen auf die architektur wage ich zusätzlich die analogie:

das einfamilienhaus in einer x-beliebigen vorort-siedlung, der ganze stolz seiner besitzer, das lang-ersehnte, persönliche "traumhaus", verbunden mit z.t. lebenslanger arbeitsleistung, nötigt einerseits respekt ab...

im vergleich mit häusern, wie z.b. dem falling-water-house von frank lloyd wright, welches von einer "poesie" innen- wie außenraumkünstlerischer, detail- und materialgewandter form- und geisthaftigkeit geprägt ist, wird andererseits der unterschied zwischen "haus-gebrauch" (im wortsinn) und BAUKUNST = ARCHITEKTUR evident...DIESE sprache ist vermittelbar, sie folgt einem objektivierbaren "BAUPLAN"...

und damit möchte ich abschließend auch hier wieder auf das thema des threads zurückkommen:

POESIE, wie ich sie versucht habe nahe zu bringen, beinhaltet "intersubjektiv diskutierbare intention", poesiealbums-einträge NICHT...sie malen "nur" persönliche gefühls-bilder und entziehen sich einem überindividuellen diskurs.

herzlichen gruß,

shadowandlight(m)
eine
"intersubjektiv diskutierbare intention"

bedarf keineswegs einer intersubjektiv diskutierbaren Form.

Daher kann auch ein Poesiealbumseintrag intersubjektiv diskutierbar sein.

Ich kann wohl nachvollziehen, was hier beschrieben wird, kann mich bis zu einem gewissen Grad sogar darin wiederfinden, doch weiß ich auch darum, dass dies meiner abstrakten Denke geschuldet ist, der es - im Vergleich zu anderen Zeitgenossen - an impulsiver Schöpfungskraft mangelt.

Der Begabte mag - mittels des Bauplans - Meisterschaft erreichen,
das Genie schöpft...
In der Subjektivität ist auch Objektivität.
Intersubjektive Intuition ist der Schlüssel zur Kommunikation von Kunst. Vielleicht analog zur intersubjektiven Logik innerhalb der Wissenschaft und Technik.

Unbewußtes wird hier eingebracht und bewußtes in der Logik verwendet. C.-G. Jung hat als Tiefenpsychologe besonders deutlich darauf hingearbeitet, das Unbewußte sprachlich zu fassen und es gleichzeitig aber zu be-lassen.

Der Archtyp ist sein Modellbegriff und im Bauplan des Gesprächs oder auch Traums wieder zu finden. Das führt zurück auf die a priori mögliche Erkenntnis der Welt bei Kant im (synthetischen) Satz. Hier aber nur auf das Denken beschränkt und nicht auf das Fühlen bezogen.

Die Kunst wendet beides an.
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
Ich zeichne .....
seit ich 14 bin...

Es sind emotionen und Bilder die mich so kommen...
Keine Ahnung woher... es ist da... und solange ich nicht es zeichne oder ausdrücke, lasse es mir keine Ruhe....

Ich empfinde es wie eine Geburt.... eine Stück von mir....
Es ist mächtig....

Ich habe sehr viel gemacht und ich habe der Gefühl manchmal es kommt sowohl von der Unbewüsst, wie auch von Archetype, wie auch von die Gefühle.

Es ist eine besondere Moment der Innigkeit und der Erfüllung..

so ganz subjektiv....
*****one Frau
13.323 Beiträge
...
Wie dem Mädchen, das dem Bade entsteigt, das Gewand anliegt, so sollt' es die Sprache den Gedanken.


Friedrich Gottlieb Klopstock
@diANaone
Toll und wenn du beim lesen noch das gleiche dabei empfindest wie ich, ist es das beste Beispiel für intersubjektive Verständigung ... *liebguck* Was war nun deine Empfindung ... *anmach*
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.