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Wer gibt hier wem die Ehre?62
Ich habe mich vor ein paar Tagen mit einem jungen Mann unterhalten…
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Für die Ehre?

Für die Ehre?
Der Ehrbegriff wurde im Laufe der Jahrhunderte vielfach verändert.
Untergegangen und pervertiert in den verschiedensten Moralvorstellungen/Ideologien.
Daraus leiteten sich auch kulturelle Eigenheiten wie die Definition von Anstand, Sitte, Usus usw. ab.
Woher kommt die Ehre?

Als Beispiel für "Sportsgeist" haben Ritter sich vor dem Turnier die Visiere hochgeklappt (ist bis heute als Salutieren überliefert)
Andererseits gab es auch Raubritter.

Im victorianischen Zeitalter haben sich Gentleman für die Ehre mit Pistolen duelliert. Andererseits haben sie sich auf der Titanic an den Grundsatz "Frauen und Kinder" zuerst gehalten.

Was ist der Kern der Ehre?
Woher kommt das Ehrgefühl?

heutzutage scheinen wir in "ehrlosen" Zeiten zu leben.
Für Geld kann man wahrscheinlich alles kaufen - oder zumindest sich eine Vorstellung davon machen.

Und inwiefern gibt es noch ehrbare Handlungen?
Und gibt es noch Handlungen, die ehrbar sind?
Oder ist alles mittlerweile relativierbar und es sollte die Devise gelten: "Tu, was du willst" (Alleister Crowley)
*******nger Mann
582 Beiträge
*******cht:
Und inwiefern gibt es noch ehrbare Handlungen?

wenn man das Wort 'Ehre' auch als 'Integer' interpretiert, gibt es sehr wohl nochsolchein Verhalten.

Der Ehrbegriff hat, wie Du schon schriebst, einige Perversionen durchgemacht, was aber der eigentlichen m.E. eher positiven Bedeutung keinen Abbruch tun sollte.

Gandalf
**e Mann
2.564 Beiträge
Zu unterscheiden wäre erst einmal die Ehre, die ich jemandem angedeihen lasse oder die, die ich für mich selbst in Anspruch nehme.

Eng verwandt damit ist die Würde, die laut Wikipedia die Eigenschaft, eine einzigartige Seinsbestimmung zu besitzen, bezeichnet.

Bei meiner Ehre: ich bin da eher Schwarmdenker und weise dem Verehren oder geehrt werden keine besondere Bedeutung bei. Ich kenne durchaus beide Varianten, verehre meine geliebte Billie Holiday und fühle mich durchaus geschmeichelt, wenn mir Ehre zuteil wird.

Dennoch: Eitelkeiten, sonst nüscht.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Welche Ehre ist gemeint:

Landesehre - !? gibt es noch bei politischen und sportiven Veranstaltungen
Regionalehre, auch Lokalpatriotismus: Manche sind stolz, Bayern, Hamburger, Berliner, etc. zu sein
Arbeiterehre - kann verraten und korrumpiert werden
Politikerehre - kann verraten und korrumpiert werden
Frauenehre - sowohl vor, nach, und in der Ehe
Mädchenehre - so lange, wie das berühmte Häutchen hält
Männerehre - immer
u.m.d.gl.

?

Alles andere fällt für mich eher unter den Begriff "Moralität" und hat mit allen diesen Ehren rein gar nichts zu tun...
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...
Woher kommt die Ehre?

Ein geistiges Konstrukt des Menschen.
Am treffendsten tatsächlich die Metapher Krieg/ Kampf, in welchem
die Ehre als geistiger(virtueller) Schutzschild gegen die verletzenden und zerstörerischen Kräfte von außen wirken soll. Zugleich in idealer Ausprägung ein moralischer Kodex nach dem kategorischen Imperativ, was verhindern soll, dass man selbst zur zerstörerischen Kraft wird.
Anwendbar, wie @****ta schon erwähnte auf alle soziologischen Konstellationen, jedoch in seiner Kehrseite des dualistischen menschlichen Auffassungsvermögens , leider auch das Gegenteil bewirkend.Unzählig die Zahl der Menschen die im Zeichen der Ehre großes Leid erfahren haben, oder getötet wurden.
Auch besonders auffällig erscheint mir, dass wenn der Begriff Ehre in (beliebiger) Form lebendig wird, kausal das Gefühl der Leichtigkeit, der Lust und des Fröhlichseins zwingend stirbt..

'Wir sind nicht mehr Papst !' Auch wenn Viele das für ehrlos halten mögen : mich juckt das nicht.

Ansonsten : Schöner Thread das, Danke. Und gutes Gelingen.
*sonne*
Ehre mag ich.
Ehre ist für mich ein Selbstanspruch, den ich positiv finde.

Das ehrenhafte Handeln entsteht aus der Verpflichtung sich selbst gegenüber, nicht aus einer anderen Verpflichtung.

Mir fällt ein, was ich nochmal lesen werde: " Um der Ehre willen" von Marion Dönhoff.
**e Mann
2.564 Beiträge
Darf ich fragen, wann zum Beispiel du ehrenhaft handelst?
Allgemeine Gedanken...
zu diesem sehr spannenden Thread (ein Dank an Azana, die über ein anderes Forum aufmerksam gemacht hat).

Zunächst einmal grundlegend: "Ehre" ist aus meiner Sicht ein Begriff, der übergeordnet über jeglicher Art von Gesetzen steht. Ähnlich wie der "Glaube" oder die "Moral".
Dieser Sicht folgend, kann und wird die "Ehre" auch entsprechend elastisch interpretiert und situativ mit dem größten Vorteil des Nutzers eingesetzt.

Daher lässt sich darüber auch vortrefflich diskutieren... *zwinker*
pue:
Einen mündlichen Vertrag einzuhalten ist eine Sache der Ehre. Ebenso wie sein Wort zu halten und es nicht inflationär zu vergeben.

Das Gegenteil wäre unehrenhaft.
pue:
Den Bespielen von Carpediem schließe ich mich gerne an und füge hinzu:

Wenn ein(e) Freund(in) um Hilfe bittet und es einem - wie auch immer - möglich ist dem nachgehen zu können, dann tut man es ohne lange zu überlegen. Auch wenn es eventuell bedeutet, daß man in dem Moment auf etwas "Angenehmeres verzichtet".

Hilfestellung bei wahrer Freundschaft ist eben auch eine Ehrensache.
Hilfestellung bei wahrer Freundschaft ist eben auch eine Ehrensache.

Das Beispiel mag ich eher so einordnen:

Hilfestellung bei Freundschaft ist eine Sache der Freundschaft, an der sich diese bewahrheitet.
Ergänzung...
Ist nicht im Grunde eine Freundschaft mit all ihren möglichen Situationen eine Frage der Ehre?

Man hintergeht seinen besten Freund nicht und fängt z.B. was mit dessen Freundin an.
Man gibt keine Geheimnisse Preis, mit dessen Wissen man sich evtl einen vermeintlichen Vorteil verschafft.

Beides Beispiele in einer Freundschaft, die man als durchaus unehrenhaft bezeichnen könnte.

Beispiele, die gegen kein Gesetz verstoßen, sondern höheren "Regeln" der Ehre folgen.
Nun thinkself...
Letztlich sind alle Beispiele doch der jeweilige Sache geschuldet.

Ein mündlicher Vertrag ist eine Übereinkunft, an dessen Umsetzung sich die Geschäftsbeziehung auch bewahrheitet.

Aber das absolut unausgesprochene, gesetzesfreie Fundament ist doch die pure Ehre.
Ein mündlicher Vertrag ist eine Übereinkunft, an dessen Umsetzung sich die Geschäftsbeziehung auch bewahrheitet.

Ja schon...
Doch mangels Ehre könnte ich auf eine schriftliche Übereinkunft ausweichen.
Stimmt! Es entsteht dann eine formale Geschäftsbeziehung.

Im Falle der Freundschaft würde es mangels ehrbarem Verhalten dann evtl noch für eine bekanntschaftliche Beziehung reichen, die aber weit von einem vertrauensvollen, freundschaftliche Verhältnis entfernt ist.
**e Mann
2.564 Beiträge
Tja, ich bebomme es nicht gefasst, was meine Abneigung gegen dieses Wort ausmacht. Ich glaube, es hat bei mir einfach verspielt und wurde unehrenhaft entlassen.

Zu viel Schindluder trieb man mit der Ehre im Namen des Vaterlandes und tut es noch immer.
Die alten Redewendungen sind erstarrte Worthülsen: "Habe die Ehre". Woher hat man die? Hat man sie sich selbst angedeien lassen, wenn man das sagt?
"Bei meiner Ehre" riecht auch immer etwas selbstverherrlichend.

Einen Freund nicht zu verraten und im beizustehen, na gut. Eine Bank nicht zu überfallen, nee, da geht es nicht, scheint also zwischenmenschlich verankert zu sein, das Wort.
Den Müll zu trennen ist auch keine Ehre, obwohl man im Sinne der Allgemeinheit moralisch handelt.
Auch scheint mir das Wörtchen nicht im familiären Gebrauch zu funktionieren; trotz des vierten Gebots. Na, vielleicht findet einer doch ein Beispiel. Habe mich als Kind immer gefragt, wie ich das anstellen soll, Vater und Mutter zu ehren.

Mal anders herum. Es gibt die Siegerehrung, da finde ich das Wort plötzlich nicht mehr anstößig: jemand hat etwas geleistet und man man stellt das aus.
Im militärischen Bereich wird das auch gemacht, nur hier dient es der Erziehung des Soldaten, wie mir scheint. Es wird ein zwischenmenschliches Verhältnis zwischen Vaterland und Soldat aufgebaut. In die gleiche Kiste gehört wohl der Fahneneid, mit dem das Verhältnis besiegelt wird.

Die Ehrung ist aber etwas anderes als die Ehre selbst, die ich immer noch nicht habe dingfest machen können.
Es ist eine Ehre, an den olympischen Spielen Teil zu nehmen; hm, also doch nicht zwischenmenschlich?

Ich glaube, allen Beispielen ist etwas gemein: das Individuum und das Große.
Zum Individuum: die Armee als Gruppe hat keine Ehre, nur den Einzeller kann man bei der Ehre packen. Es geht also um die Individualmoral, die einer Sache gegenüber steht. Einer großen Sache, zum Beispiel der Freundschaft, dem Vaterland oder der olympischen Idee.
Ehre ist, wenn ich das Große über mich selbst stelle. Ja, das trifft es ganz gut. Deshalb gefällt mir das Beispiel mit dem mündlichen Vertrag auch nicht. Es ist eine Selbstverständlichkeit, den einzuhalten und ansonsten Vertragsbruch. Ehre ist da nicht im Spiel.

Wenn ich das Große über mich selbst stelle, dann erhöhe ich mich gleich mit, in dem ich meine Selbstlosigkeit ausstelle; und damit, sorry für die vielen Gedanken, habe ich für meinen Teil meine Ablehnung des Wortes Ding fest gemacht.
pue
ich "seh mich" in deinem beitrag *g*


"ehre" ist mir suspekt...
weil dieses wort die "bindung" zu gewalt und macht hat...

siehe auch:
http://www.dta-uni-hannover.de/publik/Ehre.htm


nicht nur die siegerehrung -
auch das ehrenamt
hinterläßt bei mir nicht so dieses mulmige gefühl
**e Mann
2.564 Beiträge
Grandioser Artikel, mujer, vielen Dank.
Wortmissbrauch und seine Folgen...
Ich verstehe die Beweggründe, warum der Begriff so negative Assoziationen weckt.

Leider ergeht es der Ehre dabei nicht anders als Begriffen wie "Niveau", "Stil", "Anstand", "Würde". Sie alle vereint doch im Kern etwas sehr Elementares und Positives. Eine aus diesem Kern heraus missbräuliche Nutzung sorgt im Weiteren unabdingbar für solche Assoziationen, was ich persönlich unglaublich traurig und schade finde!

So stellt sich hier in diesem Forum doch die Frage: Lassen wir diesen Missbrauch über die eigentlich so positive Bedeutung triumphieren und ergeben uns mit Verlust des Wortes? Wird der Einsatz von Ehre fortan mit unangenehmsten Assoziation "bestraft"?

Aktuelles Beispiel ist so zum Beispiel auch die Nachhaltigkeit. Ja, da könnte einem fast schlecht werden, wenn man bedenkt wie die Politik mit diesem Wort umgeht und so auch einen deutlichen Missbrauch betreibt.
**e Mann
2.564 Beiträge
Nachhaltigkeit habe ich nie begriffen und ich kann das Wort nicht ab. Noch nicht einmal die Natur ist nachhaltig, einzig vielleicht die Energie, die sich erhält. Alles andere vergeht früher oder später wieder.

Der Begriff Ehre wird hervorragend in dem von mujer gelinkten Artikel beschrieben. Wofür ein Wort hoch halten, dass aus seinem historischen Kontext nicht mehr in unsere Gesellschaft passt?

Das Wort wird nicht missbraucht und hat in anderen Kulturen noch höchsten Stellenwert. Ich bin aber weder ein Ritter noch muss ich die Ehre meine Familie verteidigen.
Nun pue...
Deine subjektive Sichtweise tut mir wirklich sehr leid.

Ich für meinen Teil kann diesen Worten, die aus vielleicht längst vergangenen Zeiten stammen und nicht in diese tolle neue Welt passen, noch sehr viel Positives abgewinnen. All dem Missbrauch zum Trotz. Denn wie schon erwähnt, steckt in ihrem Kern unglaublich viel Gutes!

Vielleicht schlummert ja was Altertümliches in mir und denen, die es ähnlich halten. Mag sein. Das trag ich mit Fassung *g*

Jedenfalls finde ich diesen Thread und die im Großen und Ganzen konstruktive Auseinandersetzung mit dem Begriff der Ehre absolut großartig!
hat irgendjemand von uns diskutierenden eine neutrale und damit objektive sichtweise? jeder schreibt doch seinen standpunkt und damit seine subjektive sichtweise....


eine frage der ehre *floet*
In keinster Weise...
wurde die Subjektivität der Beiträge in Frage gestellt. Schwierig finde ich es (ebenso subjektiv) betrachtet, wenn Erfahrungen teils absolut wirkende Äußerungen führen, die positivere Betrachtungen nicht mehr zu zulassen scheinen.

Ähnlich einem zwischenmenschlich tief verletzten Menschen, der nichts mehr von Liebe hören, lesen oder wissen will...

Ich war nie Soldat, Kämpfer oder politisch Motivierter. Dafür aber Sportler und Freund. Ehre ist ein so wunderbarer Begriff.

Daher wohl meine Reaktion *zwinker*
um bei deinem bild zu bleiben:

du klingst wie ein verliebter,
der blind ist für die dunklen oder ambivalenten seiten

focussiert -
in gewisser weise "einseitig"
und läßt kritische und möglicherweise unangenehme betrachtungsweisen zum begriff ehre nur ungern zu *floet*
Erwischt mujer...
Vielleicht ist es trotzig. Als Konstruktivist, dessen Gedanken und somit auch Handeln von bestimmten Werten geprägt ist, fällt es nicht leicht diese so negative Sicht anzuerkennen.
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