Was bedeutet es eigentlich eine lebensphilosophie zu haben?
Es bedeutet, ein script zu haben. Dieses script besteht gewissermaßen aus Überzeugungen, nach denen man fühlt, denkt und handelt bzw. sich verhält. Diese Überzeugungen sind sein persönlicher Hintergrund, zu dem seine unüberschaubar vielfältigen Erfahrungen sedimentierten. Diese Überzeugungen müssen hin und wieder überprüft werden, damit sie gegebenenfalls angepasst werden können, denn das eigene Fühlen, Denken und Handeln führt zu Problemen, wenn die zugrundeliegenden Überzeugungen der Lebenswelt nicht angemessen sind. Unzureichend reflektierte Überzeugungen sind zumeist die Ursache unbefriedigender Lebensumstände.
Und was sind so eure grundsätze?
Um nur einen zu nennen: Ich gehe vom Perlencharakter des Menschen aus. Jeder Mensch ist eine unvergleichliche Perle, und es reichte ein Menschenleben nicht aus, diese Perle voll und ganz kennenzulernen. Jeder ist also etwas Besonderes, und so sollte er auch behandelt werden. Wer für sich erkennt, etwas Besonderes zu sein, ist nicht darauf angewiesen, diese Besonderheit herauszustellen und sich hervorzutun, um Bestätigung zu erhalten. Er kann die Besonderheit des Anderen würdigen, ohne in einen vordergründigen Konkurrenzkampf einzusteigen.
Welche gefühle sind wichtig im leben?
Alle. Man kann schwerlich ein Gefühl für unwichtig erklären. Man könnte eventuell erkennen, daß ein bestimmtes Gefühl der auslösenden Situation nicht angemessen ist. Daraufhin könnte man herausfinden, auf welchen Wegen man gelernt hat, so zu fühlen, um anschließend etwas daran zu ändern.
Müssen wir wirklich auf unsere gefühle hören?
Gefühl ist von Verstand nicht zu trennen. Deshalb ist diese Frage – abgesehen von ihrer einseitigen Verallgemeinerung – aus meiner Sicht unsinnig.
Und was ist mit hormonen und mit Anerzogenem?
Auch dies ist für mich zu allgemein gefragt.