Anspruch und Wirklichkeit
Natürlich ist es überzeugender, wenn ein Mensch seine Gedanken auch lebt.Philosophie bedeutet für mich nicht nur die Liebe zur Weisheit, sondern auch die Liebe zur Freiheit des Geistes, soweit (mein)er dazu fähig ist.
Ich finde, einem freien Geist möge es erlaubt sein, sich auch Gedanken über Phänomene zu machen und zu äußern, die sein Leben gar nicht betreffen, und die er auch nicht zu leben oder zu ändern beabsichtigt.
Die Frage ist für mich,
1. wie die diese Erkenntnisse kommuniziert werden. Wer seine Leitlinien auf andere Menschen übertragen will, sollte selbstverständlich selbst danach leben. Veränderung beginnt bei mir.
2. ob die Gedanken eines "Philosophen" andere Menschen inspiriert und motiviert. Auch wenn ich Gedanken zu einem Thema habe, von dem ich mich nicht betroffen fühle, können sie dennoch für andere Menschen hilfreich sein.
Gedanken eines Philosophen/Menschen verstehe ich als Möglichkeit, selbst anders denken zu lernen, völlig frei davon, ob der Urheber selbst danach lebt. Ich muss z.B. Lenins und Stalins Taten nicht alle billigen, um die Ideen des Kommunismus' denkend und handelnd in mein Leben zu integrieren.
Entscheidend sehe ich meine Fähigkeit, aus diesen Gedanken Wertvolles für mein eigenes Denken und Handeln abzuleiten.
Soll und Ist, Wunsch und Wirklichkeit, Ideales und Reales, Theorie und Praxis sind ebenso trennbar wie Mensch und Idee. Einen Gedanken, den ich als richtig erkannt habe, nur deshalb nicht zu leben, weil der Urheber des Gedankens nicht selbst nach seinen Gedanken lebt, ist letztlich Leugnung von Selbstverantwortung.
Etwas Anderes ist es, zuzugeben, dass ich nicht perfekt bin und dies auch Anderen zuzugestehen.
Denn letztlich ist auch der beste Philosoph ein Mensch.
Guten Morgen wünscht Euch
TM