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Philosophen nicht praxistauglich?

*********anda Frau
577 Beiträge
Themenersteller 
Philosophen nicht praxistauglich?
Liebe Denker,

heute dachte ich über Xanthippe nach, die ist ja allen als Inbegriff des zänkischen Weibes bekannt.
Dazu kommt ja noch:
Sie ist die treue Gattin des hochkarätigen Philosophen Sokrates.

Schlimm genug, man mag ja denken: Mann oh Mann, dass der kluge Kopf Sokrates mit "so einer" geplagt gewesen war!

Was aber, wenn andersherum ein Schuh daraus wird: Sokrates ist ein verdammt arrogantes Arschloch, das zufällig auf der Agora Recht bekommen hat und sich dort einen redewütigen Platz erkämpft hat, womöglich von allen Frauen umjubelt ist? JETZT?

Und was dann?

Er kommt nach Hause, während zuhause die Kleinen Sokra 'n' Xant-Kiddies kreischen und in die Windel scheißen.
Die Frau ist sauer, weil er unnütz verbracht Zeit hat, zu Denken und zu Reden. Ohne dass das Paar jemals weiß, ob sein "Dünger" nun auch nur einen Schiss hat und sich manifestiert hat. Sie muss den Müll herunterbringen und denken, was es Morgen zu Essen gibt.

Er macht das ganze billige xanthippische Lamentieren herunter und verdammt -- sie, Xanthippe, zu einem zänkischen Weib.

Da lebt sie heute noch.

Ich würde gerne lesen (durchaus voyeuristisch) über Fälle, wo Theorie und Praxis weit auseinander klaffen.

Ich glaube euch nicht, und keinem Philosophen, der nicht das lebt, was er predigt.
Auf deutsch: mir ist keiner glaubwürdig.
sensitiveSPIRIT
**********PI_sn Mann
183 Beiträge
Philosophen sind auch nur Menschen
Wie jeder Mensch sind auch Philosophen am Ende den menschlichen Bedürfnissen unterlegen.

Auf der einen Seite ist Xanthippe ein zänkisches Weib und wir denken vielleicht "Oh mein Gott" aber es zeigt auch ihr temperamentvolles Wesen und Sokrates war sicher auch ein Genussmensch *zwinker* also was wird er da wohl für Absichten verfolgt haben...? *g* ...ja, ich denke als Philosoph sollte man wissen wie man(n) sein Leben auskostet *ja* *neinja*

Außerdem, wen hätte er besser reflektieren können als sein zänkisches Weib?
n'abend
wer schreibt die geschichte?
zicke,das wort find ich auch immer wieder amüsant.
sagt viel über den mann aus,der es gebraucht.
ich will auch kein elternteil sein und alles versauen.
weil: ' wer unschuldig sei,werfe den ersten stein '
(und ich würds wohl nicht besser machen)

sie wars,sie wars
er wars .er wars
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis
ist der Schock.

Das galt wohl nicht nur für die Beziehung zwischen Sokrates und Xantippe (kein Wunder, dass er sich mit Myrto tröstete und mit dem Schirlingsbecher erlöstete *zwinker*), sondern gilt auch für die Beziehung vieler Philosophen zur Lebenswirklichkeit.

Des zeitgenössischen Philosophen Trost mag die Agora der eigenen Gedankenwelt sein, in der Jus leicht zu finden ist, der vinum, in dem er versucht, auch ein wenig veritas zu finden, oder der Joyclub, wo er der einen oder anderen Myrto begegnen mag.

Dass vielleicht nicht nur für die wahrhaften Philosophen, sondern auch für schlichte(re) Hobbydenker der Freitod als Erlösungsmittel wieder attraktiv wird, dafür wird die Xantippe Politik damals wie heute schon sorgen, solange Zank als Kultur zelebriert wird, die Bevölkerungspyramide kopfsteht und das Kapital Amok läuft.
Verglichen mit Sokrates befindet sich der neuzeitliche Philosoph in der relativ komfortablen Lage, dass sich die Exkremente dieser Kultur lediglich virtuell aus ignorierbaren Medien über ihn ergießen statt physisch aus Nachttöpfen.

Vielleicht fehlen den meisten modernen Denkern aber genau jene Schocks, die Sokrates geschenkt wurden. Ohne sie wäre er vielleicht nie der geworden, der er war.
So gesehen war vielleicht Xantippe eine Mutter der Weisheit, an der wir uns heute ergötzen.

Wie uns manche Philosophen weis machen wollen, können wir eh nichts allgemein Gültiges wissen, sondern nur glauben. Also können wir auch Philosophen incl. uns selbst bestenfalls glauben.
Müssen wir aber nicht.
Philosophie lebt bereits von Fragen und Gedanken. Sie bedarf weder der Antworten noch der Praxis oder der Glaubwürdigkeit. Erkenntnis findet sich ebenso in Irrtümern und Lügen wie in Praxis und Wahrheit.

T*herz*M
Hinter jedem großen Mann soll ja eine noch größere Frau stehen. Von daher klingt diese Theorie zunächst einleuchtend.
Andereseits könnte es natürlich so sein, dass Xanthippe die Bewunderung der anderen Frauen genoss - also dass sie es geschafft hat, den großen Denker einzufangen... und dann sich beklagt, dass der Denker denkt...

In jedem Fall ist aber das Ergebnis eindeutig:
Sokrates hat der gesamten Menschheit etwas Bedeutendes hinterlassen.
Er hatte bestimmt irgendeinen Grund Xanthippe zu "verewigen". *fiesgrins*
Die einzigen Frauen, deren Bekanntheitsgrad nach 2 Jahrtausenden genauso hoch ist, sind Cleopatra und Maria. (wurden auch alle irgendwie nur durch den Mann bekannt...)
Sie sollte also dankbar sein, dass sie durch seinen Intellekt ebenso Ruhm ergattern konnte - wenn auch zweifelhaften, aber schlechte Werbung ist besser als gar keine!
Wenn ich mir anschaue, was manche alles treiben um berühmt zu werden... Sie ist die einzige Frau, die durch zanken, keifern und zetern in die Geschichte einging.
(ok Margaret Thatcher vielleicht auch...)

*undwech*
****e_H Mann
8.282 Beiträge
In aller Herrgottsfrüh'
und Hetze, fällt mir auf , dass im EP um den 'heißen Brei' herumgeschrieben wurde.
Die Praxisuntauglichkeit eines Berufs-oder Hobbydenkers, welche ein Weib mürrisch werden lässt, sind mitnichten die Fehlbarkeiten im vollgeschissene Windeln entsorgen, Essen zubereiten und Müll runterbringen zu finden, sondern einzig und allein in nicht (oder nur unvollständiger) Erfüllung der sexuellen Verpflichtungen.
*****ohr Mann
1.397 Beiträge
Wenn PhilosophenInnenEtc ...
... über dem Theoretisieren vergessen (oder es gar nicht erst oder möglichst nicht wahr haben wollen), dass es neben dem Gedankengebäude eine Welt gibt, die mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist, als dem "puren Denken", dann haben eben jene P. einen großen Teil ihrer Denkarbeit noch nicht erfüllt - nämlich der Frage, wie man "Denken" in "Praxis" überführt und warum sich jene Praxis dagegen so oft wehrt, sei es durch die "Zwänge" des Alltags ("Brot und `was zum Spielen") oder durch - nennen wir es mal so, weil es klingt nach Verschwörungstheorie - "Kräfte", in deren Interesse es liegt, gar nicht so viel "Denken" in die Alltagswelten möglichst der meisten Menschen hineinzubringen.
Mein Geschichtslehrer
hat uns erklärt das jede Frau sich aufregen würde wenn der Mann sich nicht um das eigene Haus kümmert sondern immer nur auf der Polis redet.

Leute die viel posten- mündlich oder schriftlich- haben meistens Leute, die ihnen den Alltagskram vom Hals halten.

Studieren und verdienen geht im gleichen Moment halt nicht.
*******nger Mann
582 Beiträge
Realität
Es hat schon seinen Grund, daß viele der bedeutenden Philosophen unverheiratet waren.
Wirklich die meisten?
Da zweifel ich.
*******nger Mann
582 Beiträge
**********Hmaso:
Da zweifel ich.

schauen wir mal

Descartes
Wittgenstein
Schopenhauer
Kant
Nietzsche
Kierkegaard
Erassmus
Leibniz

die fallen mir spontan ein.

lg Photofinger
so,hier wird ja mal wieder in praxis die theorie untermauert.
männlich erzogene wesen,deklarieren,behaupten,entscheiden....
weiblich erzogene wesen hinterfragen.
mal wieder ganz unge/er-zogen,und verallgemeinernd,
sisyphos(will auch mal wieder wer anderes sein)
praxistaugliche philosophin

Die Aussage, das Philosophen nicht praxistauglich wären, ist nicht selten der Versuch von Nichtphilosophen mit ausbaufähigem Selbstbewusstsein die Philosophie kleiner und die Praktiker größer zu machen.
Es scheinen ein Unbehagen und manche Komplexe existieren, die man dadurch ausgleichen kann. Doch es zeigt nur, dass die Menschen, die diese Aussage treffen, sich nicht mit Philosophie auskennen. Die Aussage ist etwa auf dem Niveau von: "Naturwissenschaftler? Ach die bringen doch nie was nützliches raus." Dann zitiert man ein paar Grundlagenforscher, die im Cern Teilchen aufeinander schießen.

In der Philosophie gibt es genauso Grundlagenforscher und praxisorientierte Denker_innen. Natürlich entstehen auch Irrwege, oder Wissen wird obsolet, oder Menschen schreiben Dinge, die sie selbst nicht einhalten können.

Ein Beispiel von Theorie und Praxis, die auseinander gehen?

Emmanuel Levinas, ausgewiesener Ethiker, der viel über die Verantwortung bei der Begegnun mit dem Anderen reden konnte. Brillante Gedanken, anspruchsvolle Ethik, aber dann liest man ein Interview von ihm über den Israel-Palästina-Konflikt und findet nichts mehr von Verständnis oder Nachsicht.

Interessant finde ich aber auch den Anspruch, dass ein Philosoph gefälligst seine eigene Lehre zu leben habe. Ich vermuter dahinter meist eine wohlfeile Kritik aus einer Ecke, die selbst keine so anspruchsvolle Ethik lebt.
Ich habe gestern ein Interview mit Arundhathi Roy gelesen, einer indischen Kritikerin Indiens. Eine Hauptkritik von ihr ist, dass eine Minderheit profitiert und die Mehrheit ausbeutet. Den Interviewern ist erst mal nichts besseres eingefallen, als sie darauf hinzuweisen, dass sie ja auch ein Ipod nutzt, um bei ihren Kampagnen zu kommunizieren.
Das ist ein seltsamer Gestus, den ich oft beobachte: Menschen, die ein moralisch ziemlich fragwürdiges Leben führen, verlangen von Menschen mit moralischen Ansprüchen die totale Radikalität, sonst wären sie unglaubwürdig.
So nach dem Motto: "Ja, ich fliege dreimal im Jahr durch die Welt. Aber du als Umweltschützer solltest mal lieber auf dich schauen. Du isst ja auch nicht nur Rohkost, sondern verbrauchst Energie durch deinen Herd und betreibst einen Blog."
(Am schärfsten sind die Leute, die zwei Mal in den Urlaub fliegen, aber zuhause den Müll trennen und sich dann für Menschen halten, die die Umwelt schonen. *lol*)

Da frage ich mich, wer die Praktiker sind und wer die reinen Theoretiker.
*******nger Mann
582 Beiträge
****jar:
Doch es zeigt nur, dass die Menschen, die diese Aussage treffen, sich nicht mit Philosophie auskennen.

Hi,

obzwar ich Naturwissenschaftler bin, hab ich mir den 'Luxus' erlaubt und einige geisteswissenschaftliche Vorlesungen besucht.
Eine davon sogar mit expliziter Ausrichtung gen Naturwissenschaftler.
Der Prof dieser Vorlesung sagte irgendwann mal, daß die Philosophen die Werkzeugmacher der Naturwissenschaften seien und wenn ich mir Sachen von Kant und Popper so anschaue kann ich nur sagen, daß er Recht hatte.

lg Photofinger
irgendwie erinnert mich das alles an Philosophie: Faulheit.

naja...
vielleicht ist aber Xanthippe die Mutter des sokratischen Dialogs, bzw. die Inspirationsquelle.

So ala:
...
X: Schatz, willst du nicht den Müll runterbringen?
S: Nein, ich möchte mich mit Platon unterhalten!
X: Schatz, was passiert, wenn du den Müll nicht runterbringst?
S: Ok, Liebling!
...
...
...
X: Schatz, hast du den Müll runtergebracht?
S: schluck
P: Sag die Wahrheit!
...

Nachdem Platon sichd as angeschaut hat, erfand er das Konzept der platonischen Liebe.
@*******nger

Mir gefällt das Bild der Werkzeugkastens. Ich würde jedoch sagen, dass alle Forschunggebiete im Kasten stecken und man für unterschiedliche Fragen, unterschiedliche Erkenntniswerkzeuge herausholen kann.

Die Physik hat Einsichten, die man nicht durch Philosophie ersetzen kann und beide sind nicht durch die Biologie zu ersetzen.
Dafür gibt es ja sogar ein schönes Wort: Inkommensurabilität *g*

Ich kann Philosoph_innen nicht ausstehen, die unseren Forschungsbereich als Königsdisziplin verstehen und genauso wenig Evolutionsbiolog_innen, die meinen ihr Forschungsgebiet könnte menschliches Verhalten erschöpfend erklären.

@******ppe
Wenn ich mir vorstelle, welche Laune heutige Ehefrauen hätten, wenn der Mann sich eine Geliebte nicht nur nimmt, sondern gleich im eigenen Haushalt unterbringt, wundert mich ihr Verhalten nicht. *zwinker*

Nein, im Ernst: Die Gesellschaft der Polis war in vielem sehr von unserer Gesellschaft verschieden. In ihrer Zweiteilung von polis und oikos, den Geschlechterverhältnissen, der Haltung zu Sklaverei etc. Sich da ein Ehepaar rauspicken und sonst was reininterpretieren halte ich nicht für so zielführend.

Aus dem Bestreben erkennt man glaub ich mehr über die Interpret_innen als über Xanthippe und Sokrates. Da hat Pippi I. schon recht, dass ist wie beim Begriff "Zicke". Der bezeichnet auch weniger die Frau, als er auf die zurückweist, die ihn ausprechen.
*******AYER Mann
3.056 Beiträge
Zum Tod von Sokrates
Ich glaube euch nicht, und keinem Philosophen, der nicht das lebt, was er predigt.

Sokrates gerade hat schon versucht, das zu leben, was er predigte. Das nahm dann ein böses Ende, und er hat es nicht mehr überlebt. Was seine Frauen nach seinem Tod dann machten, weiß ich natürlich nicht genau. Würde mich eigentlich interessieren. *zwinker*
*******AYER Mann
3.056 Beiträge
Sokrates, die Frauen und die Kinder...
Ich halte es auch für ein klares Missverständnis, wenn jemand Sokrates eine Frauen- oder kinderfreundliche Einstellung zuschreiben möchte. Er war eben eher so was wie ein überzeugter, praktizierender, predigender und insgesamt klassischer Macho. *gg*

Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.

Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen.

Heirate auf jeden Fall! Wenn du eine gute Frau bekommst, wirst du glücklich. Wenn du eine schlechte Frau bekommst, wirst du Philosoph.

http://www.bk-luebeck.eu/zitate-sokrates.html

Tja, es gibt selbstverständlich auch Gründe, warum Sokrates sich viele Feinde gemacht hat. *koenig*
*******AYER Mann
3.056 Beiträge
Xanthippe als Fehlgriff
Obwohl die Wikipedia folgenden Kommentar Nietzsche´s recht kritisch ansieht, würde ich meinen, dass der gute Friedrich diesen relativ offensichtlichen Sachverhalt gut erfasst hat.
Projektionen, Irrtümer und Fehlgriffe waren dann wohl auch in der Antike ein Thema. *guru*

„Sokrates fand eine Frau, wie er sie brauchte, - aber auch er hätte sie nicht gesucht, falls er sie gut genug gekannt hätte: so weit wäre auch der Heroismus dieses freien Geistes nicht gegangen. Tatsächlich trieb ihn Xanthippe in seinen eigentümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Haus und Heim unhäuslich und unheimlich machte: sie lehrte ihn, auf den Gassen und überall dort zu leben, wo man schwätzen und müßig sein konnte und bildete ihn damit zum größten athenischen Gassen-Dialektiker aus: der sich zuletzt selber mit einer zudringlichen Bremse vergleichen musste, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gotte auf den Nacken gesetzt sei, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen.“
– Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches[7]
*********anda Frau
577 Beiträge
Themenersteller 
Was genau hat Sokrates eigentlich gelehrt?
Ich komme nicht von der Philosophie und frage mich das gerade.

Mir sind im Leben öfter Widersprüchlichkeiten in solch einer Form begegnet, dass eine Biografie privat in eine andere Richtung läuft. Zum Beispiel lehrte man, Jean Jaques Rousseau habe die Pädagogik, wie wir sie heute kennen, "erfunden" und revolutioniert. Gleichzeitig war er den eigenen Kindern gegenüber ungeheuer streng. Er gilt als Rabenvater.

Ich denke, das ist unstimmig.
Das wäre für mich, als würde man Wasser predigen und Wein trinken.
Für mich haben solche Wissenschaftler wenig Überzeugungskraft. Oder anders ausgedrückt: Der Widerspruch irritiert mich so sehr, dass die Lehre selbst verblasst.
Aber es mag sein, dass die Welt um diese Menschen noch viel übler ist, so dass sie derart leuchtend herausstrahlen. *sonne*

Gandhi ist auch so ein "Fall". Er hat den gewaltfreien Widerstand gepredigt, aber in seinem Ashram ist er mehr als totalitär vorgegangen. Auch in seiner Familie war angeblich Gewalt an der Tagesordnung. Genau weiß man es nicht, es kann auch von der Presse so konstruiert worden sein -- allein des Widerspruchs wegen.

Ich wollte meine schöne zeitgenössische Radierung von Goethe an die Wand hängen, als eine Freundin sagte: "Weißt du nicht, wie schlecht Goethe zu seiner Frau war" Nein, wusste ich nicht und war dann ganz erschüttert.

Wenn's denn stimmt.

Von Osho las ich einen Vortrag über Brahmachariya, das ist sozusagen die hinduistische Enthaltsamkeitslehre. Gleichzeitig haftet die Presse Osho alias Bhagwan den Titel "Sexguru" an. Ist dies auch nur konstruiert und wer kann das beurteilen? -- Ich persönlich könnte keinem Priester Keuschheitsglauben schenken, der sich im Hintergrund ein paar Knaben "hält." Ich hoffe, es wird deutlich, wie ich es meine.

Aber was bleibt? Nur die eigene Erfahrung?
Oder die Auseinandersetzung mit dem Widerspruch, damit man ihn versteht.
(Womöglich am Ende festgestellt, dass den "Heiligen" ein Hinkefuß angedichtet worden ist, um sie entweder an ihrem Ego zu packen oder zu prüfen, ob sie überhaupt noch eines haben)
Aber was bleibt? Nur die eigene Erfahrung?
Genau das!
Natürlich kann man Nachlesen, welche Erfahrung man als nächstes machen möchte...
@***ra
Aber ich frage mich immer noch, warum eine Philosophin das Leben muss, was sie veröffentlicht damit es glaubwürdig ist?
Das ist ungefähr so, als könnte nur eine verheiratete Frau Paartherapeutin sein und wenn es in ihrer Ehe nicht klappt, sollte sie besser den Beruf wechseln. Oder ein Arzt sollte aufhören zu praktizieren, wenn er seinen Patienten empfiehlt nicht zu rauchen, aber es selbst tut.
Was ich meine ist: Rauchen wird nicht gesünder, nur weil es der Arzt auch tut. Die Analysefähigkeit einer Therapeutin leidet nicht, wenn sie für sich selbst nicht so den Durchblick hat. Eine philosophische Erkenntnis verliert nicht an Wert wenn die Autorin sie nicht selbst in ihrem Leben umsetzt.

Natürlich wäre es wünschenswert und würde die Glaubwürdigkeit als Person erhöhen, wenn man die eigenen Ratschläge auch selbst beherzigt. Aber Selbsterkenntnis und Analyse anderer Situationen sind erst einmal verschiedene Paar Schuhe.
Ein Bekannter von mir ist ein ziemlich guter Krebsforscher... und raucht. Ein ziemlicher Gegensatz, der Mann sollte besser nichts machen, wo er Verstand braucht. *zwinker*

@*****tes
Die Lehre des Sokrates hier kurz wieder zu geben, DAS wäre eine Kunst. Aber es lohnt sich definitiv ihn mal zu lesen, bzw. eine Einführung in sein Denken. Ich würde ihn allerdings persönlich nicht auf Platz 1 meiner zu lesenden Philosophen setzen.
Zumindest kann man aber über ihn sagen, dass er für seine Überzeugung in den Tod gegangen ist, was Respekt abnötigt, wie ich meine.

Ich persönlich versuche zwar im Einklang mit meinen philosophischen Erkenntnissen zu leben. Doch ich weiß auch, dass meine Erkenntnisse sich nicht in Luft auflösen, wenn mir das mal nicht gelingt. *g*
*********anda Frau
577 Beiträge
Themenersteller 
@****jar, danke für deine Worte.
Ich denke doch, dass die Vertrauenswürdigkeit eine Rolle spielen muss.
Zumindest in der Vorbildfunktion.
Es geht ja nicht um den Arzt, der hinter der Tür und damit hinter den Augen seiner Patienten raucht. Oder um den Fahrschullehrer, der hin und wieder auch ein Ticket wegen zu schnellen Fahrens riskiert. Es geht darum, dass Leute sich anmaßen gesellschaftliche Verhältnisse in großem Rahmen zu analysieren und daraus Lehren ableiten, die Folgen für die Menschen haben und diese "Kompetenzen" haben einen höheren moralischen Stellenwert als eine jede kochende Mutti, die mittags für die Kinder Essen kocht.

Um beim Beispiel zu bleiben: Wenn ich Arzt bin und die Körper andere Menschen behandele, muss die Diagnose eine Treffende sein, mehr nicht. Da gebe ich dir Recht. Doch wenn ich meinen eigenen Körper als Arzt ruiniere, leidet die Glaubwürdigkeit. Das ist es, was ich "Wasser predigen und Wein trinken" nenne.

Und das Ganze hat labbelige Gummibanddimensionen angenommen. Wenn der Trainer der Nationalmannschaft zum Beispiel zusehen muss, dass sein Verein verliert, dann tritt er ab und es wir ein Neuer berufen. Wenn unser Oberbürgermeister die Loveparade versemmelt und wenn durch seine Inkompetenz Menschen sterben, dann darf er gehen. Gerade dies stellt einen worst case her, der den Einzelnen aus der Pflicht nimmt: Allein die fachlichen Kompetenzen haben in den Berufsstand berufen, die Moral wird gar nicht erst vorausgesetzt.

Es muss eigentlich selbstverständlich sein, dass der Arzt, welcher weiß, wie schädlich das Rauchen ist, selbst nicht raucht. Und jemand, der Pädagoge ist, sollte zumindest im Umgang mit den eigenen Kindern ein deutliches Vorbild sein.

Und ich finde, dass es an der Zeit ist, dass Weltverbesserer (und als solche schätze ich die Philosophen) daran gemessen werden, in wieweit sie die Welt tatsächlich verbessern. Und mit Welt meine ich eigentlich nur ihr eigenes Drumherum.

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, Sokrates zu zitieren:

*******************nung bist

*******use Mann
3.197 Beiträge
Der Bekannte...
von Brynjahr -der Krebsforscher -scheint ein gutes Beispiel :
Die Dinge sind eben oft nicht so einfach, wie sie von Außen scheinen.
Rauchen ist schädlich -nur welche Relevanz hat dieser Schaden gegenüber anderen schädlichen Einflüssen ?
So sind meines Wissens von 10 Lungenkrebskranken 2 Raucher...
Nach dem Röntgen meiner Lunge riet mir ein Radiologe vom Aufhören ab.
Ist er deshalb ein schlechter Arzt ? Nein.

Die Antwort, die der Krebsforscher auf sein Rauchen hat, wäre für mich interessant.
Einfach nur Charakterschwäche ?

Von einem Philosophen, der der Gesellschaft den Spiegel vorhält und Verbesserungen anmahnt, Probleme aufzeigt, zu verlangen, diese neue Gesellschaft zu "erstellen" -das ist sehr weit überzogen.
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