so kenne ich etwa eine frau, deren schwester sich zu kriegszeiten lieber selbst den soldaten anbot, als zu riskieren, dass ihre halbwüchsigen töchter in deren sichtfeld gerieten. damals verachtete man sie und ihr vater verstieß sie (der ehemann war gefallen).
(MaerzMond, Seite 7)
Für mich ist das, was Thinkself über das Überleben des Einflusses schreibt, die Definition für Seele. Ihre Unsterblichkeit liegt darin begründet, dass ihr Einfluss, wenn auch in stetem Maße abnehmend, für alle Zukunft erhalten bleibt.
(pue, Seite 7)
Wir sehen in den beiden Zitaten zwei Seiten einer Medaille, die mehr als zewie Seiten hat; diese Medaille ist ein Polyeder. Es geht um mehr als zwei Seiten einer Grenze; eine Zelle trennt ihr Inneres vom Äußeren durch eine semipermeable Membran, und diese Trennung hat eine lebenserhaltende Funktion. Der Mensch hat die Ebene der Lebenserhaltung längst verlassen; ob eine Seele die Grenze vom Leben zum Tod transzendiert, betrifft das Leben an sich nicht. Die Funktion der Seele ist eine ideelle.
Die Stufe zur Idealität hat nur der Mensch genommen; er ist das einzige Lebewesen, das das Wesen der Grenze aus der natürlichen Bedingtheit des Lebens herausgehoben und in den Stand einer Idee gesetzt hat. Wir können Grenzen setzen, die auf unserer eigenen, individuellen Vorstellungswelt fußen. Da wir sehr viele sind, streben die Variationen der Grenzen gegen unendlich, weil unsere Vorstellungswelt prinzipiell frei ist von den Bedingungen des Lebens.
Dabei ist die Freiheit von diesen Bedingungen selbst eine Bedingung; wir schaffen unsere Vorstellungswelt getrennt von den Bedingungen des Lebens, womit wir uns auf neuen Boden stellen. Wir schaffen unsere Bedingungen selbst, und weil diese Bedingungen nicht direkt auf natürliche Zusammenhänge zurückzuführen sind, haben wir die Aufgabe, diese Bedingungen auf einen tragfähigen Boden zu stellen.
Dieser Boden kann nur ideeller Natur sein, was nicht bedeutet, daß er von natürlichen Bedingungen unabhängig ist. Es bedeutet aber, daß wir eine Theorie – eine Art der Schau der Dinge, die wir tun – verinnerlichen, die die Funktion der natürlichen Bedingungen ersetzt. Wir müssen unser Menschsein begründen, und diese Gründung muss den natürlichen Bedingungen des Lebens Rechnung tragen.
Unsere Aufgabe besteht in der Begründung des Lebens als Menschen, die auf den Grundlagen des Lebens schlechthin fußt. Diese Grundlagen bestehen im engen Sinne aus Grenzen. Wer als Mensch seine Grenzen nicht kennt, hat wenig Chancen, als Mensch zu leben.