ein paar Überlegungen
@ KingPlayer
Menschsein - ein guter Beitrag. Danke dafür.
Ist eigentlich mitten in meine Überlegungen zu dem Thema geplatzt, und das Folgende war der Ansatz einer Analyse:
Der Schuldbegriff ist ursprünglich denke ich ein theoretisches Konstrukt, das uns seit unserer Frühzeit begleitet, damit wir die Erhaltung einer Gemeinschaft nicht durch unser Verhalten gefährden.
Anleitungen, was zu vermeiden ist, finden sich später als einige markante Regelwerke, die dann hauptsächlich die Religionen verbreiteten. Der berühmteste dieser Kernsätze ist wohl: Du sollst nicht töten...
Tust Du's doch, zieht das Strafe nach sich - also werden die Grenzen der Gemeinschaftstoleranz mit Androhungen von Sanktionen markiert.
So weit, so schlicht....
Wenn nicht die Strömungen unterhalb der zivilisatorischen Schicht wären.... Denn töten kann man ja durchaus, man darf sich nur nicht erwischen lassen (ohne Anklage kein Richter, und wenn ich meine Schuld nicht sehe, sieht sie niemand), und tut man's in großem Stil mit irgendeiner völkischen Begründung ist es sogar eine Schuldfrage, was mit dem zu passieren hat, der es nicht tut, sich somit den gemeinschaftlichen Interessen entzieht.
Also scheint sich die Schuldfrage immer auf den momentanen Zustand einer Gesellschaft zu beziehen.
Wie dehnbar ist dann der Schuldbegriff? Wenn er, was ich annehme, sehr alt ist, warum ist er dann so leicht auszuhebeln und kann beliebig gehandhabt werden, je nach Interessenlage? In kleinen Gemeinschaften ist es noch relativ einfach, Schuld UND moralische Vorstellungen unter einen Hut zu bringen. Je größer der Haufen, desto mehr nivelliert das Niveau...
Und das ist nur ein geringer Aspekt des Themas.
Noch diffiziler wird es, wenn es um Verhaltensmassregeln geht, die die Gemeinschaft nicht direkt gefährden können und bei deren Übertretung dann auch keine direkten Sanktionen drohen. Um Ausgrenzungen innerhalb einer Gemeinschaft, weil sich jemand geringfügig anders verhält als die anderen, Handlungen durchführt, die zwar nicht an Leib und Leben schädigen, aber doch die Schwelle zur jeweiligen Moral überschreiten... etwas denkt, was nicht gedacht werden darf und dieses Denken verbreitet, einen Lebensstil pflegt, der nicht dem der Masse entspricht... Da wird mit Schuldzuweisungen geworfen wie mit imaginären Steinen, und der Be- und vielleicht Getroffene wird Zielball einer Wut, die sich aus dem Gespiegeltsein des eigenen Mangels der selbsternannten Athleten speist.
Und lädt jemand tatsächlich "Schuld" auf sich, wie wird nach der verhängten Sanktion damit umgegangen? Meistens handelt es sich um lebenslange Urteile, nichts ist schwieriger aus den Annalen des Lebens zu löschen. Neben der gesetzlichen greift dann die moralische Sanktion - die beiden sind untrennbar miteinander verbunden wie wie eine Chimäre, geboren aus der Vereinigung kollektiver Verdrängungen und realer Tatbestände.