Ja, nun muss ich auch mal ran, wie mir scheint.
Leider sind die Möbel kantig. Trotz aller rund geschliffener Ecken:
schachtelig schuhschrank
Mir diente als Vorlage die zweckdienliche Schuhablage in einer Moschee. Hier kam es auf die Zahl der stellbaren Schuhe an -- eben auf die Stapelbarkeit. Das Bild, das ich vor Augen habe, wird durch zwei zweistöckige Kasten und der puzzle-mäßigen Schachtelung aufgelockert. Es ist schön zweckmäßig, wobei "Schönheit" doch eher ein Naturattribut sein sollte. Was hier nicht schön ist, könnte all das sein, was die Natur so nie sich ausgedacht hätte.
Das, was von A nach B geht und jenes, was zielgerichtet seiner Zweckmäßigkeit entgegen dient, macht mir Angst. Ich muss lange nachdenken, bis ich verstehe, worin die Angst liegt. Sie liegt am linearen Zeitverständnis, unserem "Lauf der Zeit", welcher für mich falsch festgelegt wurde. Ich bin in diesem Zeit-Sandwich gefangen und fühle mich eingeklemmt. Wobei ich doch ständig fühle, die Zeit fließt durch mich. Mehr, als das ich mich in ihr bewege.
Wenn die Dinge nun zweckdienlich und stapelbar werden und einer menschgemachten Ordnung gehorchen, fühle ich dieselbe Angst und ich gönne dem Holzwurm seine Locharbeit am sauber gedrechselten Schrank. Ich gönne auch dem Unkraut seine Pionierarbeit zwischen den mit Lot und Zirkel verlegten 90 Grad-Platten.
Wenn man einmal bedenkt, dass in einem Samenkorn der Bauplan eines ganzen Baumes enthalten ist, warum sollte es vor einer 50-Mal-50-Platte Halt machen.
die Naturidee
Aber wenn ich sehe auch, wie viele Menschen sich in den Großstädten stapeln, dann muss ich ihren Mut loben, gegen die (organische) Natur mit zweckdienlichen Bauformen anzugehen und sich selbst in engen Schuhkartons einzunisten. Wir hätten ja lange keinen Platz mehr auf Erden, wenn alle Menschen sich ihr eigenes Knusperhaus errichteten. Dass sie aber die selbstgeschaffenen rechten Winkel und glatten Kanten als architektonisches Soll inzwischen verinnerlichen und anbeten, finde ich ungewöhnlich.