meinerseel`
Wir müssen im Grunde schon wissen, bevor wir fühlen.
hmm...
heute liefen krishnas in der stadt herum, mit büchern. über bhakti-yoga, dem weg der hingabe.
hab ich lächelnd im vorbeiradeln gedankt und auf das aufmichzugehen mit einem freundlichen "ist mir nicht unbekannt" geantwortet.
auf dem rückweg schob ich das rad; da kam der junge mann wieder auf mich zu. ich sag`: wir hatten schon. nee, was anderes, sagt er. okay, denke ich, noch ist nicht winter und schweigen angesagt, red´mit ihm. also grinse ich.
sagt er was von "warum ich das jetzt nicht mehr praktiziere?" und ich sage: "das habe ich nicht gesagt, nur, dass ich es schon kenne". er: aber wenn du es kennst, warum kamst du davon ab? und ich: ich kam nicht davon ab, ich sagte nur, dass ich es kenne und jetzt nicht solches lesen will.
er richtet sich bissl auf; ist anfang zwanzig, so groß wie ich und hat einen kahlen südländischen kopf. und sagt: ja, aber wie kamst du davon ab?
ich habe lange mit ihm geredet, für eine marktplatzbegegnung lange, und für mich. er hat lange nicht abweichen wollen von seiner idee, ich hätte die lehre abgelegt, indem ich jetzt nichts von seinen büchern lesen will. und ich habe, ganz unwillkürlich und ohne altweiberimpetus, aus purer aufmerksamkeit zwingend sachlich seine ungenauigkeit abprallen lassen. er war ein wenig getrimmt, auf eine seihe von sätzen, die er mir herüberreichte, wie schalen klebereis. dass wir etwa eine seele
seien, nicht hätten
, wie ich gesagt hatte. und dass menschen ohne bewusstsein lebten, dass sie mehr als die seele sind. ich habe genickt. aber er brandete an mir ab und reagierte darauf mit der vorhaltung, ich hätte vorurteile und würde deshalb nicht mehr lesen. und ich frug, wie er denn darauf käme. und er erklärte nur, da ich nicht mehr lebte, was da in seinen büchern steht, sei das ein beweis, dass ich vorurteile hätte.
nun dachte ich schon bei mir, der junge ist eben jung. und er sagte dann auch, er sei seit kurzem erst mönch und sie täten alles dafür, dass wir erwachen, aber uns ginge das nichts an und es liefen so viele herum, die es nicht wissen wollten. jaja, hab ich gesagt, sehr viele wissen es nicht, und habe ihn angelächelt. er schien es partout wissen zu wollen, das erwachen. und ich sagte, das, was in seinen büchern steht, das gäbe es ganztags immerzu nebenan, etwa in der taube, die neben uns pickte. und dass wenn wir das mit der taube nicht rafften, seine bücher auch nicht hülfen.
stimmt nicht ganz, aber ich habe es so gesagt.
und nun stand er da und entschuldigte sich, sollte er mich beleidigt haben. und da ich kinderlos bin, weiß ich gar nicht wie man auf diese adoleszenten inneren wortverwirbelungen reagieren soll.
dann habe ich das bild aufgegeben, ich könnte ihn jenseits der klischees blicken lassen, ich sei eine reife zu bekehrende dame. also tat ich genau das: ich beugte mich unmerklich zu ihm, entschuldigte mich dafür ihm eine art tipp zu geben und sagte: wenn du da rumläufst und die bücher verkaufst und dir dein bild machst von allem,
versuche in all den leuten, die an dir vorbeigehen, das innere leuchten zu sehen. geh nicht hin und sage ihnen, was los ist, frage sie, was los ist. sieh zu, wie sie alle leuchten, die unerleuchteten, und du wirst deine eigene freude und sprache finden, für das, was du tust.
er stand da und sah in die ferne. wir haben uns beide bedankt.
ich habe keine ahnung, warum ich ihm das gesagt habe. sonst mach ich das nicht.
aber heute war so ein tag, wo ich etwas wusste. vor lauter wissen war das fühlen zu einem untrennbaren unterbau geworden, ich war eins mit mir und gänzlich furchtlos im jetzt. und sah seine wirbeleien und erinnerte mich an meine jugend, als ich auch noch in kurzen sätzen dachte, die andere gesprochen hatten.
seele ist die sprache, die ein jeder erfindet. und in ausnahmesituationen verstehen sich sternenbürger in ähnlichem idiom. dann verändern sie die matrix der programme und stiften die köstlichen crossovers der identifikation.