Man kann sicher keine übergeordneten Kategorien als gut oder schlecht bewerten, sondern nur einzelne Aspekte. Naivität, Intelligenz oder Moral sind Begriffe, die eine übergeordnete Stellung haben. Unter ihnen findet sich Gutes und Schlechtes.
So kann ein Arschloch ein umso böserer Mensch sein, je intelligenter er ist. Je unreflektierter und damit durchsichtiger sein Verhalten, desto offensichtlicher sein Arschloch-Charakter. Je ausgefuchster er zu Werke geht, desto unsichtbarer wird seine miese Seite.
Ist er aber ein guter Mensch, dann kann sein guter Charakter durch unreflektiertes Verhalten unsichtbar werden. Seine niedrige Intelligenz kann ihn daran hindern, sein Verhalten angemessen zu regeln. Je reflektierter er ist, desto deutlicher tritt sein guter Charakter hervor.
Diese eigentümliche Gegensätzlichkeit hat für mich viel mit Moral zu tun. Das grundlegende Prinzip des Lebens ist nämlich nicht das Spiel von dumm und intelligent bzw. von naiv und reflektiert; es ist das Spiel von gut und böse, und das ist das Feld der Moral oder der Politik.
Ein naiver, unreflektierter Mensch kann somit ein guter sein, weil das Gute in ihm das Grundlegende ist. Er handelt dann auch prinzipiell gut, kann aber auch böse Fehler machen, weil er unreflektiert ist. Ist er dagegen reflektiert, hält man ihn nicht mehr für naiv, obwohl er es durchaus sein kann, weil eben Naivität nicht für mangelnde Reflektion stehen muss.
Ebenso kann ein naiver, unreflektierter Mensch ein böser sein, wenn er denn ein grundsätzlich böser ist. Auch ihn hält man nicht mehr für naiv, wenn er ein reflektierter ist, obwohl er es durchaus sein kann.
Es stellt sich also heraus, daß Naivität tatsächlich mit Dummheit zu tun hat. Allerdings muss man die Dummheit, nicht zu erkennen, wie man über’s Ohr gehauen wird von der Dummheit unterscheiden, nicht zu erkennen, wie man am besten über’s Ohr haut. Jene ist gut, diese ist böse.
Die Simpsons wären nach dieser Argumentation grundgut.