Hallo Domsub,
Woher der Glaube, dass man überhaupt etwas genau definieren kann, was man selbst nicht geschaffen hat? Genau definieren kann man Mathematik, weil man sie selbst erfunden hat. Wie die gängige Moral, so führen viele Begriffe ein bewegtes Leben und es bleibt uns nichts, sie immer wieder zu erkunden.
Deine Definition von Ethik ist folgende: Das macht man so, weil man das so macht. Einfach der Masse folgen. Eine Festlegung des gesellschaftlichen "Ist-Zustandes" der "gebräuchlichsten" Moralvorstellungen als Ethik. Kann kaum glauben, das du das als richtig empfindest.......
Ich habe nicht darüber gesprochen, ob ich etwas richtig oder falsch empfinde. Und was man macht, ist mir erst einmal völlig egal.
Der Istzustand der gebräuchlichsten Moralvorstellungen als Ethik, ja. Und richtig, die ist im Fluss der Veränderung. Was von dem Zeug man als allgemeingültig festlegen kann, ist wohl mehr, als man gemeinhin denkt.
Wenn wir von Ethik und Moral reden, reden wir über Themen wie, du sagtest es, die Homoehe, die Kopftücher, über Pornographie, über Seitensprünge etc.. Die Fokussierung auf diese Themen ist wichtig, denn hier diskutiert und findet die Bevölkerung ja gerade ihre Moral.
Ethik befasst sich ganz allgemein mit dem menschlichen Handeln und wenn wir uns mal näher anschauen, was ein Mensch den lieben langen Tag tut, dann wird man feststellen, dass fast jede Tätigkeit in einer Art und Weise ausgeführt wird, die darauf bedacht ist, die Gemeinschaft zu stützen, zu schützen und nicht zu schädigen.
Die Summe der Handlungen, die wir konform mit gängigen moralischen Ansichten ausführen, ist enorm groß. Sie sind nur nicht in unserem Fokus, weil eben alltäglich.
Es betrifft alle unsere Bewegungen in der Gemeinschaft, ob zu Fuß, mit dem Auto oder
sonst wie. Schau dir Zeitrafferaufnahmen aus Tokyo an, wie die Ameisen über die Straße gehen, die Autolawinen von Ampel zu Ampel schwappen. Ja, Verkehrsregeln sind auch Handlungsabsprachen. Es betrifft die Kommunikation: ein jeder hat gewisse Vorstellungen, was zu aufdringlich, zu laut oder zu leise kommuniziert wird. Es betrifft das Geschäftsgebahren, die Wirtschaft, ja alle Bereiche des täglichen Lebens.
Die Aufzählung aller abgesprochenen oder auch nur gefühlten Absprachen im menschlichen Handeln würde Bände, ja, Bibliotheken füllen.
Dagegen sind die oben angeführten Randbereiche der momentanen Moral, wo vielleicht eine Veränderung ansteht, wo sich ein Tabu ab- oder auch aufbaut, wo durch tragische Geschehen eine plötzliche Kehrtwende im Denken erfolgt, sehr, sehr schmal.
Den Milliarden von völlig 'normalen' moralgerechten Handlungen stehen vielleicht ein Dutzend Handlungsweisen gegenüber, die gerade hinterfragt werden. Sonst würde hier nämlich gar nichts funktionieren. So meine Sichtweise.
Einen Zusammenhang zwischen naiven Menschen und einer passiven Haltung Fragen der Ethik gegenüber kann ich nicht erkennen.