pü'sche Zahl
Die getroffenen Aussagen hielten meiner Überprüfung stand.
Ich gehe also davon aus, dass sie alle wahr sind.
Genau weiß ich es nicht, ermittelte ich doch die Zahlen durch sinnvolles probieren und nicht über ein Programm.
Es ändert aber nichts daran, dass die Aussagen jederzeit von jedem, der über gewisse Kenntnisse verfügt, überprüft werden können.
Die Aussagen sind somit intersubjektiv verifizier- bzw. falsifizierbar.
Anders sieht es mit dem Gotteserscheinungsbeispiel aus.
Selbstverständlich handelt es sich um eine wahre Aussage, wenn die Erscheinung tatsächlich stattgefunden hat.
Ihr Wahrheitsgehalt ist indessen nicht überprüfbar.
Ein Außenstehender, der die Existenz Gottes für unwahrscheinlich hält, wird sie anzweifeln - er wird alle möglichen Erklärungen finden, von denen die bewusste Lüge ggf. erst an einer hinteren Stelle genannt werden würde.
Dieses ggf. ist nun wieder abhängig von der Glaubwürdigkeit, die ich meinem Gegenüber grundsätzlich entgegenbringe.
Glauben taugt aber nicht zur Wahrheitsfindung.
Nennen wir die Wahrheit über die pü'sche Zahl eine intersubjektikiv überprüfbare Wahrheit, so bleibt die die Wahrheit im 2. Fall ganz unbedingt beim Subjekt.
Somit könnte es subjektive Wahrheit geben.
Subjektive Wahrheit gibt es dann, wenn ein Subjekt
alle Informationen zu einem Sachverhalt hat und es unter Berücksichtigung all dieser Informationen zu einem Schluss kommen muss, zu dem auch ein anderes Subjekt bei gleichem Informationsgeahlt kommen müsste.
Da die Informationen aber nicht intersubjektiv übertragbar sind, kann die intersubjektive Überprüfung nur unter Glaubensgesichtspunkten erfolgen.
Der Schluss selbst ist überprüfbar, nicht jedoch die Annahmen.
Die Wahrheit bleibt, selbst wenn es sich tatsächlich um eine Wahrheit handeln sollte, beim Subjekt.
Die Grenzen sind dabei auf die Ebene des Individuums heruntergebrochen fließend.
Nehmen wir wieder die pü'sche Zahl.
Ich prüfte sorgfältig, doch nicht endgültig.
Grundsätzlich könnte ich (fast) eine endgültige Überprüfung vornehmen.
Bezüglich der Primzahlen muss aber auch ich auf Tabellen vertrauen, die im Internet zur Verfügung stehen.
Wie sieht es aber erst aus, wenn ich keine Ahnung habe, wie sich die Aussagen prinzipiell sinnvoll überprüfen lassen?
Man wendet sich vermutlich an jemanden, der sich mit sowas auskennt, man vertraut auf einen Fachmann.
An dieser Stelle kann ich aber bereits nicht mehr mit Sicherheit behaupten, dass die Aussagen wahr sind, ich bin gezwungen zu vertrauen.
Die pü'sche Zahl ist nun ein noch recht einfaches Beispiel.
Was nun, wenn soviele Informationen ins Spiel kommen, dass sie überhaut nicht mehr alle erfasst werden können.
Was, wenn die Informationen keine Konstanten, sondern Varibalen sind, die in Abhängigkeiten zueinander stehen?
Ich glaube dies sind die Fälle, in denen gerne von subjektiver Wahrheit gesprochen wird.
Soll dann heißen - mit den Informationen, die ich habe, komme ich unter der Annahme dieser und jener Abhängigkeiten zu dem und dem Schluss.
Der Schluss mag wahr sein, doch was hülft uns das?
Bleibt er doch nur unter Gültigkeit der Annahmen wahr.
Sind die Annahmen falsch, so ist der Schluss allenfalls zufällig wahr.
Das Problem ist nun, dass wir es im sozialem, politischem und gesellschaftlichem Kontext andauernd mit Problemstellungen zu tun haben, die in ihrer Komplexität nicht vollkommen abgebildet werden können.
Wir kommen demnach nicht über
sogenannte subjektive Wahrheiten hinaus.
Akzeptiert man allerdings die Komplexität des Problems, so kann man aber, sofern man obigem folgt, in diesen Fällen nicht von subjektiver Wahrheit, sondern nur von Meinung sprechen, da weder alle Informationen, noch alle Abhängigkeiten berücksichtigt wurden.