Solange wir einen Begriff von Natur und einen anderen von Kultur haben, werden wir immer in schizophrener Art zwischen den Stühlen sitzen. All unser Fortschritt in der Technik erscheint uns als Teil der Kultur ein Gegenteil und sogar eine Gefahr für die Natur zu sein.
Ich sehe die Entwicklung der Technik ebenso als eine Methode der Natur an, sich evolutionär weiter zu entwickeln. Das sieht man gut an der Entwicklung des Internets, dass uns Möglichkeiten an die Hand gibt, z.B. gerade die Probleme, die wir durch eine zum Glück kaum noch wachsenden Bevölkerungsdichte haben, zu lösen.
Das braucht natürlich enorme Energien. Auch die logistische Verteilung der Lebensmittel braucht die und so löst sich das eine Problem, während ein neues entsteht. Kein Mensch ist in der Lage, solche Probleme in weiser Voraussicht zu erkennen und sie zu verhindern.
Der Mensch als Krone der Schöpfung hat sich nicht gerade mit Samthandschuhen auf der Erde bewegt, das wissen wohl alle. Des Menschen Schöpfung (schon eine maßlose Übertreibung, handelt es sich doch eher um Entdeckungen) wird von ihm Kultur genannt und Jahrhunderte lang hat er diesen seinen schaffenden Geist als oberstes Prinzip gedacht und verehrt. Wir waren so verblendet, dass wir sogar dachten, wir hätten als einzige eine freien Willen, wären also nahezu gottesgleich.
Mein Interesse ist es nun, den Menschen nebst seiner Schöpfung wieder einzugliedern in den Gedanken Natur. Ohne die überhebliche Trennung von Natur und Kultur, also durch den Gedanken, dass Kultur ein Teil der Natur ist, hat er die Möglichkeit, in diesem Bereich ganzheitlich und längerfristig zu denken.
Erfahrungsgemäß hat es aus einer einmal gemachten technischen Entdeckung noch nie einen Weg zurück gegeben. Immer taten sich dringliche neue Probleme auf, die wiederum Konsequenzen nach sich zogen. Was für eine dramatische Umstellung war das im beginnenden Industriezeitalter für das soziale Gefüge. Wir wären dennoch schlecht beraten gewesen, hätten wir auf die Maschinenstürmer, die ich bestens verstehen kann, gehört.
Nehmen wir die technische Entwicklung als eine natürliche an, dann sehen wir uns weniger als die Schöpfer dieser Entwicklung an, sondern als solche, die auf einen plötzlichen Entwicklungsschub der Natur reagieren lernen müssen.
Genau das ist unsere Aufgabe in Bezug auf das Internet. Es entwickelt sich schneller als das wir darauf reagieren könnten, die Möglichkeiten, die es in zehn Jahren bieten könnte, sind einfach nicht abschätzbar. Wir werden wieder nur drauf reagieren können, genau wie damals mit dem kompletten Umbau der Gesellschaftstruktur.
Und die geht in Richtung mehr Demokratie, mehr Mitbestimmung. Mit Aktionsplattformen wie avaaz oder campact haben wir plötzlich Mittel an der Hand, uns in kürzester Zeit gegen Multikonzerne zu stemmen und politische Entscheidungen zu beeinflussen. Und diese Kraft wird wachsen. Der Schwarm hat ein eigenes Schwarmmedium, dass bisher von den herrschenden Klassen und dem Kapital konsequent unterdrückt werden konnte. Und das ist erst der Anfang des weiteren natürlichen Geschehens auf unserem Erdenball.
Der Mensch hat sich nie über die Natur erhoben, denn die wird zurückschlagen und überleben, auch wenn es den Menschen vielleicht nicht mehr gibt. Indem sich der Mensch in die Natur zurückdenkt, bleibt er in seinem Tun aufmerksamer gegen sich selbst und eben diese Natur.
Kultur nutzt da nicht viel.