uncle:
Ich kann mich pue's Argument diesesmal nicht anschließen. Das wäre mir zu individuell.
Es müsste doch ein allgemeines Maß für menschliches Benehmen geben, ebenso wie für die Erziehungsmethoden, die dahin führten.
Auch ich erinnere mich natürlich an die Grundschulzeit und kann mit Bestimmtheit sagen, dass es in dem Alter kein Anpöbeln fremder Menschen, keine Fäkalsprache und kein mutwilliges Beschmieren öffentlicher Einrichtungen gab !
Das wurde in der Tat durch die Autorität, ob man diese verstand oder nicht, der Erwachsenen verhindert.
Richtig ist aber, daß die Gesellschaft sich gewandelt hat. Heute ackern lieber beide Elternteile wie blöd um die Kohle übrig zu haben, welche nötig ist um die Schäden welches ihr Kind auf Grund von Verzogenheit anrichtet, auch begleichen zu können.
Aber ist das sinnvoll und besser als erst gar keinen mutwilligen Schaden aufkommen zu lassen ?
oberarm:
Es ist für eine befriedigende Diskussion unerlässlich, sprachliche Genauigkeit an den Tag zu legen. So geht es etwa nicht, in diesem Zusammenhang davon zu reden, an eine Grenze gebracht zu werden. Kinder überschreiten Grenzen, und diese Grenzüberschreitung muss als solche gekennzeichnet werden. Die Kennzeichnung muss dabei mehr als reine Kennzeichnung sein. Sie muss als nachhaltig kontrollierte Grenze erfahrbar sein - auch leidvoll.
oberarm:
Die Sache mit der Grenze ist allgemeingültig. Sogar im Bereich der sogenannten Weltfinanz wird erziehungswissenschaftlich argumentiert; der Zusammenbruch der Lehman Brothers 2008, der damals siebtgrößten Bank der USA, wird heute – wenn auch nicht von allen Wirtschaftswissenschaftlern – als gelungener erzieherischer Akt angesehen. Dieser Bank wurde eine Hilfestellung staatlicherseits verweigert. So wäre es jedem anderen Unternehmen ergangen, dem durch das Eingehen unangemessen hohen Risikos nur der Weg in die Insolvenz offengestanden wäre. Diese Auffasung teilt mittlerweile auch die Merkel-Administration – welche das auch immer sein würde. Es gäbe also keine Milliardenhilfen für sogenannte notleidende Banken mehr.
uncle_H:
Hat einen ganzen Thread lang gebraucht um zum bösen Grund zu gelangen.
Das Geld und die Gier danach.
Diesen erzieherischen Akt an der Lehman Brothers Bank hat sich die HSH Nordbank fest eingeprägt. Zur gleichen Zeit als sie vom Staat (Steuerzahler) noch mit Hunderten von Millionen vor dem Zusammenbruch gerettet wurde, hat sie mit sog. 'Cum Geschäften'
(zwar nicht illegal aber höchst dubios) den Staat um weitere 127 Mio € geprellt.
ät uncle:
Das Maß für menschliches Benehmen darf nicht normiert werden, denn es muss sich beständig verändern. Deshalb braucht die Natur die "Artenvielfalt" verschiedener Austickgrenzen. Auch halte ich wenig von genormten Reaktionen, wie es die Pädagogik immer fordert. Dass z.B. etwas am Schnellsten erlernt wird, wenn der Erzieher stets vollkommen konsequent bleibt. Das Kind wird auch hier normiert und
lernt eben genau nicht, dass jeder Jeck anders ist und dass jeder Mensch auch mal gute und schlechte Phasen hat, in denen er verschieden reagiert.
Das Wichtigste bei der Sache: die Authentizität desjeneigen, dessen Grenze gerade erreicht wurde. Der Gefühlsausbruch, die Genervtheit, die Vehemenz des Momentes sollten echt sein. Es ist enorm wichtig, dass unsere Kinder diese authentische Grenze kennen lernen. Und das ist bestimmt eine andere bei der Mutter, beim Vater, den Spielgefährten oder beim Lehrer. Und das ist gut so, denn sonst lernte keiner, den anderen schon im Vorhinein einzuschätzen, redete womöglich den Albanischen Schwerverbrecher mit "Na du Sackgesicht" an. Eine Begrüßung, die er sich beim
Freund vielleicht erlauben könnte.
Das Maß des Benehmens ist bei jedem unterschiedlich und ändert sich auch mit der Enge der Beziehung zwischen zwei Menschen.
ät oberarm:
Kinder überschreiten Grenzen, und diese Grenzüberschreitung muss als solche gekennzeichnet werden.
Genau das sollte ganz natürlich geschehen. Die Gründe habe ich oben bereits aufgeführt.
Die Kennzeichnung muss dabei mehr als reine Kennzeichnung sein. Sie muss als nachhaltig kontrollierte Grenze erfahrbar sein - auch leidvoll.
Ich sehe nicht, warum die leidvoll sein sollte. Sie kann es sein, wenn das Kind Mitgefühl mit dem genervten Erwachsenen hat. Ich möchte auch nichts kennzeichnen, sondern will nur ehrlich sein zu meinen Kindern. Wenn ich den gleichen Ärger zehn mal herunter schlucke und nichts sage, dann wird mein Ausbruch beim elften Mal wahrscheinlich um so größer sein. Für das Kind wird dieser dann unverständlich in seiner Vehemenz. Es weiß ja nicht, dass es schon zehnmal genervt hat.
Ich habe nur zwei einsame Forderungen für die Kindererziehung:
1: Kinder sind mündig. Das Kind ist souverän, ist ein vollständiger Mensch, den ich zu respektieren habe und der das gleiche Recht hat wie ein jeder andere. So hat er z.B. das Recht, zu bestimmen, wann er geboren werden will. Oft schon vor seiner Geburt wird das Kind hierbei entmündigt.
2. Um den Punkt geht die Diskussion hier gerade. Der Erzieher sollte authentisch sein, zu seiner Meinung stehen und auch auch klar reagieren, sobald seine Privatsphäre verletzt wird.
Meine Erkenntnisse bei der Erziehung von Kindern möchte ich nicht auf die Finanzmärkte übertragen sehen.