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DOMINANT WIFESHARING
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Das Böse II

Das Böse II
Das Gute und Das Böse als Instanz. Wissen wir, was gut und was böse ist, oder übernehmen wir nur unscharfe Vorstellungen, die dann als Überzeugung wirken, ohne je wirklich überprüft zu werden?

Auf eine Phase der Überprüfung ungeprüfter Wissensbestände!
**e Mann
2.564 Beiträge
uncle:

Ich kann mich pue's Argument diesesmal nicht anschließen. Das wäre mir zu individuell.
Es müsste doch ein allgemeines Maß für menschliches Benehmen geben, ebenso wie für die Erziehungsmethoden, die dahin führten.
Auch ich erinnere mich natürlich an die Grundschulzeit und kann mit Bestimmtheit sagen, dass es in dem Alter kein Anpöbeln fremder Menschen, keine Fäkalsprache und kein mutwilliges Beschmieren öffentlicher Einrichtungen gab !
Das wurde in der Tat durch die Autorität, ob man diese verstand oder nicht, der Erwachsenen verhindert.
Richtig ist aber, daß die Gesellschaft sich gewandelt hat. Heute ackern lieber beide Elternteile wie blöd um die Kohle übrig zu haben, welche nötig ist um die Schäden welches ihr Kind auf Grund von Verzogenheit anrichtet, auch begleichen zu können.
Aber ist das sinnvoll und besser als erst gar keinen mutwilligen Schaden aufkommen zu lassen ?
oberarm:

Es ist für eine befriedigende Diskussion unerlässlich, sprachliche Genauigkeit an den Tag zu legen. So geht es etwa nicht, in diesem Zusammenhang davon zu reden, an eine Grenze gebracht zu werden. Kinder überschreiten Grenzen, und diese Grenzüberschreitung muss als solche gekennzeichnet werden. Die Kennzeichnung muss dabei mehr als reine Kennzeichnung sein. Sie muss als nachhaltig kontrollierte Grenze erfahrbar sein - auch leidvoll.

oberarm:

Die Sache mit der Grenze ist allgemeingültig. Sogar im Bereich der sogenannten Weltfinanz wird erziehungswissenschaftlich argumentiert; der Zusammenbruch der Lehman Brothers 2008, der damals siebtgrößten Bank der USA, wird heute – wenn auch nicht von allen Wirtschaftswissenschaftlern – als gelungener erzieherischer Akt angesehen. Dieser Bank wurde eine Hilfestellung staatlicherseits verweigert. So wäre es jedem anderen Unternehmen ergangen, dem durch das Eingehen unangemessen hohen Risikos nur der Weg in die Insolvenz offengestanden wäre. Diese Auffasung teilt mittlerweile auch die Merkel-Administration – welche das auch immer sein würde. Es gäbe also keine Milliardenhilfen für sogenannte notleidende Banken mehr.

uncle_H:

Hat einen ganzen Thread lang gebraucht um zum bösen Grund zu gelangen.
*g*
Das Geld und die Gier danach.

Diesen erzieherischen Akt an der Lehman Brothers Bank hat sich die HSH Nordbank fest eingeprägt. Zur gleichen Zeit als sie vom Staat (Steuerzahler) noch mit Hunderten von Millionen vor dem Zusammenbruch gerettet wurde, hat sie mit sog. 'Cum Geschäften'
(zwar nicht illegal aber höchst dubios) den Staat um weitere 127 Mio € geprellt.

ät uncle:

Das Maß für menschliches Benehmen darf nicht normiert werden, denn es muss sich beständig verändern. Deshalb braucht die Natur die "Artenvielfalt" verschiedener Austickgrenzen. Auch halte ich wenig von genormten Reaktionen, wie es die Pädagogik immer fordert. Dass z.B. etwas am Schnellsten erlernt wird, wenn der Erzieher stets vollkommen konsequent bleibt. Das Kind wird auch hier normiert und
lernt eben genau nicht, dass jeder Jeck anders ist und dass jeder Mensch auch mal gute und schlechte Phasen hat, in denen er verschieden reagiert.

Das Wichtigste bei der Sache: die Authentizität desjeneigen, dessen Grenze gerade erreicht wurde. Der Gefühlsausbruch, die Genervtheit, die Vehemenz des Momentes sollten echt sein. Es ist enorm wichtig, dass unsere Kinder diese authentische Grenze kennen lernen. Und das ist bestimmt eine andere bei der Mutter, beim Vater, den Spielgefährten oder beim Lehrer. Und das ist gut so, denn sonst lernte keiner, den anderen schon im Vorhinein einzuschätzen, redete womöglich den Albanischen Schwerverbrecher mit "Na du Sackgesicht" an. Eine Begrüßung, die er sich beim
Freund vielleicht erlauben könnte.
Das Maß des Benehmens ist bei jedem unterschiedlich und ändert sich auch mit der Enge der Beziehung zwischen zwei Menschen.

ät oberarm:

Kinder überschreiten Grenzen, und diese Grenzüberschreitung muss als solche gekennzeichnet werden.


Genau das sollte ganz natürlich geschehen. Die Gründe habe ich oben bereits aufgeführt.

Die Kennzeichnung muss dabei mehr als reine Kennzeichnung sein. Sie muss als nachhaltig kontrollierte Grenze erfahrbar sein - auch leidvoll.

Ich sehe nicht, warum die leidvoll sein sollte. Sie kann es sein, wenn das Kind Mitgefühl mit dem genervten Erwachsenen hat. Ich möchte auch nichts kennzeichnen, sondern will nur ehrlich sein zu meinen Kindern. Wenn ich den gleichen Ärger zehn mal herunter schlucke und nichts sage, dann wird mein Ausbruch beim elften Mal wahrscheinlich um so größer sein. Für das Kind wird dieser dann unverständlich in seiner Vehemenz. Es weiß ja nicht, dass es schon zehnmal genervt hat.

Ich habe nur zwei einsame Forderungen für die Kindererziehung:

1: Kinder sind mündig. Das Kind ist souverän, ist ein vollständiger Mensch, den ich zu respektieren habe und der das gleiche Recht hat wie ein jeder andere. So hat er z.B. das Recht, zu bestimmen, wann er geboren werden will. Oft schon vor seiner Geburt wird das Kind hierbei entmündigt.

2. Um den Punkt geht die Diskussion hier gerade. Der Erzieher sollte authentisch sein, zu seiner Meinung stehen und auch auch klar reagieren, sobald seine Privatsphäre verletzt wird.

Meine Erkenntnisse bei der Erziehung von Kindern möchte ich nicht auf die Finanzmärkte übertragen sehen.
***na Frau
2.685 Beiträge
Gruppen-Mod 
Was bisher geschah...
...könnt ihr hier nachlesen:

Philosophie: Das Böse im Menschen

lg Azana
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Bevor ich nochmal zur Erziehung Stellung beziehe, möchte ich erst einen Gedanken loswerden, der mich schon durch den ersten Thread lang bewegte. Ist zwar eine Formalität und eher als sprachlogisches Statement zu verstehen.
Ich denke, daß der opponente Begriff zu böse nicht gut sein kann. Das wird am Auffälligsten im Superlativ : böseste <> beste. Das passt nicht in ein Schema.
Man sollte für gut im Zusammenhang ein anderes Attribut wählen.
Vielleicht : fromm, oder gewissenhaft, o.ä. ?
M. Schmidt-Salomon
Ähm, ich bin total neu hier und hab jetzt auch nicht den ganzen Gesprächsfaden gelesen, nur mal eben nach dem Suchwort Schmidt-Salomon gesucht, wozu es kein Ergebnis gab.

Ist das erwünscht oder unerwünscht, daß man hier einfach Literatur nennt? Beim Thema "Das Böse" fällt mir als erstes ein, daß ich immer schon mal das Buch von Michael Schmidt-Salomon "Jenseits von Gut und Böse - Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind" lesen wollte. Nicht weil ich glaube, daß die These dieses Buches richtig ist, sondern weil ich sehen wollte, wo die Schwachstellen der Argumentation liegen.

Der meint ja wohl so ungefähr, daß es "das Gute" und "das Böse" gar nicht gäbe. Halte ich für totalen Quatsch. Da ich aber sonst viele Grundansätze von dem Schmidt-Salomon teile, scheint mir doch, daß man seine Thesen nicht ignorieren darf.

Ähm.
**e Mann
2.564 Beiträge
Guter Einwand, uncle.

Das Gegenteil von "gut" ist eher "schlecht". Als Attribute sind "gut" und "schlecht" im Gegensatz zu "böse" nicht auf den Menschen beschränkt. Wird "böse" auf Dinge angewandt, z.B. "böser Wind", so ist das ein vermenschlichtes Bild. Ansonsten gilt das Attribut ausschließlich für Menschen.

Wird "gut" auf den Menschen angewandt, so kann es dennoch als opponenter Begriff zu "böse" gesehen werden. Der "gute" Mensch ist dem Sinn nach nicht der, der gut gebaut ist oder gut riecht, sondern der, der Gutes für seine Mitmenschen tut.
**e Mann
2.564 Beiträge
Klar ist das erwünscht, friedemann. Alle sachdienlichen Hinweise, die zur Aufklärung führen können, sind erwünscht.

Und willkommen im Club.
**********vence Frau
430 Beiträge
böse ist das was Du nicht hören wolltest ..

die Mädchen, die den Himmel erklimmen, überall hin kommen

gut, die die erkennnen welch befreiede Wirkung das hat
die nicht verurteilen
geniessen

noch Fragen?
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Das Maß für menschliches Benehmen darf nicht normiert werden
Ganz meiner Meinung.

Flexibilität ist da für mich da das Zauberwort.

Lg
andere These
Mal ne andere These: Das Böse ist die Langweiligkeit, die Leidenschaftslosigkeit, die Anteilnahmslosigkeit, die Bequemlichkeit.
guter und schlechter Sprachgebrauch
Man spricht auch von guter Wurst und schlechter Wurst... *zwinker* Aber auch von guten und schlechten Leistungen usw. Das haben wir hier ja nicht im Auge. Insbesondere das Wort 'gut' wird sehr vielfältig eingesetzt.

Aber der Gedanke von @uncle_H bringt darauf, dass tatsächlich im alltäglichen Sprachgebrauch selten von einem guten Menschen und seltener von einem bösen die Rede ist. Beide Begriffe wurden aus den staubigen Spachkammern der Philosophie hervorgeholt und aus Märchenbüchern. Hier spricht man eben von der bösen Hexe und Kinder gebrauchen dann auch mal das Wort 'böse' (auch manchmal '... böser Finger...' u.ä.). In der Lyrik gibt es oft die gute Mutter.

Wenn wir auf die (bösen) Eigenschaft von Menschen Bezug nehmen wollen, tun wir es eher durch Bezugnahme auf ihre Taten, indem wir von grausamen oder furchtbaren Verbrechen reden. Seltener indem wir jemand als auch Bestie bezeichnen (eher dann schon mal die BILD-Zeitung). Hitler, Stalin oder die anderen 'kleinen' Serien- und Massenmörder bezeichnet man kaum als böse; manche nennen sie eher gestört.

Unter intellektuellen kann man sogar beobachten, dass sie zwar die grausame Tat und ihr Resultat verurteilen, aber oft sogleich psychologische, soziologische oder gesellschaftspolitische Deutungen anstellen. Manchmal findet man dann auch Erklärungen.

Nicht bestreiten wird man aber, dass das zugrunde liegende Merkmal an Menschen von dem wir hier reden gibt, ebenso wie den Unterschied zu Handlungen, die dabei oft als humanitär oder menschlich gelten und auch so benannt werden (Mandela war sicher ein guter Mensch im vorliegenden Kontext, aber das Prädikat findet selten auf ihn Anwendung).

Ich halte von der Einführung neuer Sprachregelungen übrigens nicht viel, sie setzen sich zu selten durch... *snief2*

Interessant wäre aber auch die praktisch relevanten Abstufungen von 'böse' aufzugreifen und dabei das Wort 'böse' als Platzhalter beim Reden über den Sachverhalt zu benutzen.
Ich sehe nicht, warum die leidvoll sein sollte.

Sie soll ja nicht leidvoll sein. Sie soll >auch< leidvoll sein (können, wenn es nötig ist).
*******alm Paar
7.574 Beiträge
böse,
kann auch derjenige sein, der jemanden an der tat hindert.

perspektivisches halt...............

calm*namd*
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Das Böse ist die Langweiligkeit, die Leidenschaftslosigkeit, die Anteilnahmslosigkeit, die Bequemlichkeit.

Ich glaube vielmehr dass das "Böse" aus Langweiligkeit, der Leidenschaftslosigkeit, der Anteilnahmslosigkeit, der Bequemlichkeit entstehen KÖNNTE.
Aber erklärt und das,Was das Böse ist..??

Lg
Dumm f..... und p..... gut.
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Dumm f..... und p..... gut.

*hae*

Sorry,aber fehlt mir grade jeglicher Bezug zum thread-Thema.
ich möchte dringend dazu anhalten, "schlecht" nicht mit "böse" gleichzustellen. Das Wort "schlecht" (hochdeutsch:schlicht) war im Mittelalter das Gegenteil zu "aufwändig" . Aus dem Wort "schlecht" spalteten kurz vor dem Barockzeitalter sich zwei Worte ab: "schlecht" und "schlicht". Während "schlicht" für bewußtes "einfachhalten" steht (und die Ursprungsbedeutung des Wortes "schlecht" beibehalten hat), steht schlecht für das "Einfachhalten" mangels Leistung oder Wollen.

Schlecht ist sozusagen:
*******f_56:
....... Langweiligkeit, der Leidenschaftslosigkeit, der Anteilnahmslosigkeit, der Bequemlichkeit

"schlecht" hat nichts mit dem Bösen zu tun und markiert in erster Linie eine mangelnde Leistung. Das Böse geschieht bewußt, sei es durch Zulassen von Taten oder Verdrängen von Wahrheiten (passiv) oder Taten (aktiv).

Auch "gut" hat zwei Bedeutungen. Wir nutzen leider im Deutschen für beide Bedeutungen dasselbe Wort. Einmal bedeutet "Gut" das Gegenteil zu Böse. Die andere Bedeutung ist "gut" als Anerkennung von Leistung bzw. eine Herausstellung von Wert (das gute Geschirr). Wir müssen beides klar auseinanderhalten um weiter zukommen. Andere Sprachen haben es da etwas einfacher, da es für beide Bedeutungen unterschiedliche Wörter gibt.
Da im Deutschen beide Bedeutungen sich ein Wort teilen, ist es nicht verwunderlich, das es die weit verbreitete Meinung gibt, das das Gute nur durch Leistung erreicht werden kann. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn der "gemeine Pöbel" *smile* ein Nichterbringen von Leistung als "böse" einstuft.

Eigentlich müßten wir aber viel stärker differenzieren.... Das Nichterbringen von Leistung kann sowohl "schlecht" als auch "gut" gleichzeitig sein, würde das Erbringen der Leistung dem Bösen zufallen......
Auch der Umkehrschluss: "Der Auftragskiller hat seinen Job gut gemacht." Böse und gut (hier:Anerkennung von Leistung) zugleich.
naja
das war eigentlich von mir nur im Nebel herum gestochert. Denn es ist ja ganz klar, daß viel Böses auch und gerade MIT Leidenschaftlichkeit, Engagement und rastloser Energie in die Welt getragen wird.

Aber vielleicht wollte ich auf Platos "Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten" hinaus.

Da das Böse sich übrigens sehr gerne der Maske des Guten bedient, wäre zur Aufklärung seiner Natur wohl zunächst einmal die Fähigkeit des Menschen zur Täuschung seiner selbst und anderer in Betracht zu ziehen. Und das wird dann doch auch wieder etwas mit Bequemlichkeit zu tun haben.

Wirklich gut zu sein, ist wahrscheinlich ein bischen zu schwierig in dieser Welt. Wir werden alle ein wenig überfordert sein davon.
effizient / ineffizient
wenn ich recht verstehe, willst du das moralisch Gute oder Böse unterscheiden von dem effizient oder ineffizient gut oder böses Tun oder Lassen.

Dem ist natürlich zuzustimmen.

Die Effizienz ist es ja doch letztlich, die sowohl so viel Segen oder so viel Fluch in die Welt bringt. Ineffizienz lassen Gott und Teufel "gute Leute" sein.
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
"schlecht" hat nichts mit dem Bösen zu tun und markiert in erster Linie eine mangelnde Leistung.
Für mich ist im Sprachgebrauch da die Grenze eher fliessend.

Das Böse geschieht bewußt....
Aber auch UNTERbewusst,oder..?


Lg
Das Böse und Das Gute sind Konstrukte. Mit ihnen lässt sich Wirklichkeit und sogar Wahrheit herstellen. Wenn man Habermas’ Idee von der Herstellung eines Konsensus ansieht, fällt einem auf, daß sie auf der Idee des Guten steht. Das ist Religion, denn das Gute ist göttlich. Wäre es andersrum, dann müsste man Habermas eben böse nennen, was ebenfalls religiös wäre, weil das Böse ebenfalls religiös ist.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...
noch Fragen?

*hand*

die Mädchen, die den Himmel erklimmen, überall hin kommen

Wenn es ohnehin assoziativ determiniert ist, daß das Weibliche das Blendende ist und das Männliche das Schlichte, was wollte Eva dann mit dem wurmstichigen Apfel ?
Erst böse Theologie... - und dann Ergebnisskonstrukte...?
@oberarm

Richtig, gut und böse sind (auch) theologische Kategorien. Das gute im Menschen und das Böse entspringen genau der christlichen (religiösen) Tradition und sind vielleicht deswegen nicht mehr zeitgemäß. Man umgeht ihren Gebrauch und man vermeidet zugleich den damit einhergehenden (peinlichen) Pathos.

Dieses Begriffspaar wird vielleicht sogar mit Institutionen und Autoritäten verknüpft, von denen man sich bewusst distanzieren will.

Heute denken die Menschen konkret und ergebnisorientiert. Man spricht vielleicht noch von einer schändlichen Tat oder sagt, dass etwas ein schweres Verbrechen war. Das 'romantisch' verklärte Böse in der Geschichte kann die 'bösen' Taten in der Neuzeit offenbar nicht mehr hinreichend erfassen.

Alles was wir sagen sind übrigens Konstrukte, so wie wir alles gesprochene als konstruiert bezeichnen können. Hier fällt als neue Kandidat für eine Begriffsklärung somit 'Konstrukt' ('Konstruktion', 'konstruieren') ins Auge; aber das wäre ein eigenes Thema (was bedeuten diese Begriffe und wie werden sie verwendet).
**e Mann
2.564 Beiträge
Man spricht in erster Linie von der Straftat. Also der Tat, die so schlimm ist, dass sie eine Strafe nach sich ziehen wird (sollte, müsste).

Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole will ich noch einmal zurück. Ich hatte im letzten Thread über das Böse die Aufgaben von Strafvollzug dargestellt.

1. Resozialisierung des Täters
2. Schutz der Gesellschaft vor dem Delinquenten
3. Zeit für den Täter, Buße zu tun
4. Abschreckung potentieller Täter
5. Strafe für den Täter

Merkwürdig, dass die Punkte 1.-4. mit dem Begriff Strafe gar nichts zu tun haben. Die drei Punkte sind das Deckmäntelchen für die Nummer 5. Sollte Strafe also in erster Linie dafür da sein, die ersten vier Punkte abzudecken, so ist der Begriff Strafe dafür wohl falsch gewählt.

Punkt 5 ist die tatsächliche Strafe. Ich würde das lieber Rache oder Vergeltung nennen, denn die Begriffe kommen weniger heuchlerisch daher.

Stellt sich die Frage, ob Rache noch unserer heutigen Moral entspricht? Ich meine nein.

Wir sollten uns also entscheiden, entweder Punkt 5 zu streichen und den Begriff Straftat zu überdenken oder aber folgerichtig von der Tat sprechen, die uns erlaubt, Rache zu üben.

Zum Wochenende ein Blick in ein neues norwegisches Gefängnis:

http://www.youtube.com/watch?v=RcwDkhWsGGA#t=15
@Friedewald
ganz und gar nicht Friedewald. Du vermischst beide Bedeutungen, genau deswegen hatte ich den Beitrag geschrieben. Eben weil wir hier dem Bösen auf der Spur sind müssen wir aufpassen, das wir dabei "gut" (im Sinne von anerkannter Leistung) und "schlecht" da raushalten.

Wie ich sagte, wir fallen der Illusion anheim, das gutes nur mit Arbeit/Leistung im Sinne von dem Bewältigen von Aufgaben erreicht wird. Wenn ich nichts Gutes mache, kann ich allenfalls schlecht sein, aber muß nicht doch nicht böse sein.....

gut oder böse an sich kann doch auch gar nicht aus sich heraus effizient oder ineffizient sein.

Ich weiß, das wir im Alltag gerne de Bedeutungen vermischen, bei einer Leistungsgesellschaft auch nicht verwunderlich. Aber es führt uns hier auf eine falsche Fährte......

Nun zu das Böse geschieht "bewußt". Das ist zugegeben etwas nebulös ausgedrückt. Allerdings: Tun wir nichts, weil wir von einem "Übel" nichts mitbekommen ist es unbewusst> also nur schlecht.
Tun wir nichts, obwohl wir in der Lage sind das "Übel" zu erkennen, es jedoch verdrängen> ist es bewusst/aktiv, denn spätestens für die Verdrängung und das Vergessen von Tatsachen haben wir entschieden, allenfalls lässt sich unsere Gesellschaft nicht erklären.
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