Natürlich kann man das jetzt herunteratomarisieren und am Ende sagen: Ich kann nur das tun, was auch meiner Erlebniswelt entspringt.
Wie auch anders.
Doch dann wäre die ganze Diskussion hier hinfällig, überhaupt wäre das Leben hinfällig, weil ja nichts passiert, was sich jenseits einer Möglichkeitengrenze hätte ereignen können.
Es entsteht ständig etwas hinter der Möglichkeitsgrenze. Ansonsten könnten wir nicht kreativ sein. Eine Kreation ergibt sich im einfachsten Sinne aus der Kombination zweier Einfälle.
http://www.artnet.com/Magazi … tch/artmarketwatch11-5-8.asp
Den Kopf des Affen, den man hier unschwer erkennt, hat Picasso aus zwei Spielzeugautos seines Sohnes zusammen gesetzt. Er hat zwei Dinge assoziiert. Das ist deshalb möglich, weil Auto und Affe nicht als abgegrenzte Begriffe im Kopf sind, sondern als Neuronenmuster, die Überschneidungen haben; die Rundung der Motorhaube erinnerte ihn an eine Affenschnauze. Eine solche Assoziation liegt also nahe, dennoch kann man sie gerade nicht aktiv erarbeiten, will heißen, mittels des Bewusstseins zusammenbasteln. Sie muss einem einfallen. Künstler sind in besonderer Weise darauf sensibilisiert, Dinge zu verknüpfen, die ursprünglich nicht zusammen gehören. Auf ähnliche Weise kommen auch neue Erfindungen oder wissenschaftliche Erkenntnisse zustande, die eben noch nicht vorher gedacht werden konnten.
Bei diesem Prozess kann man sich ein Umfeld schaffen, in dem es dem Gehirn leichter
fällt, neue Verknüpfungen zu assoziieren. Man denke an die Arbeitsathmosphäre eines Schriftstellers, die er sich schafft, um einem neuen Romanhelden ein Leben einzuhauchen.
Wenn man die Schaffung eines solchen Helden genau betrachtet, dann wird ein Großteil der Schriftsteller sich darüber im Klaren sein, dass die Ausarbeitung des Charakters seines Helden (vielleicht hat er anfänglich im Straßenkaffee einen schrulligen Typen beobachtet, die als Vorlage dient) von der fiktiven Figur selbst erbracht wird. Der Typ führt plötzlich ein Eigenleben.
Natürlich kann man einen Charakter auch auf dem Reißbrett erzeugen. Aber ach hier kann man nur Muster anwenden, die man vorher schon kennt.
Man kann rekursiv, also im Nachhinein feststellen, dass ich nicht anders habe handeln können, als ich es tat.
Das reicht mir ja vollends. Ob es nur rekursiv erfahrbar ist oder nicht, spielt keine Rolle bei der Tatsache, dass es eben determiniert ist.
Wenn ich doch spüre, dass ich in einer Situation mehrere Möglichkeiten zu handeln habe, wie kann ich dann automatisch DIE EINE wählen? Dann würden die anderen mir ja gar nicht vorher bewusst sein.
Warum sollen sie nicht bewusst sein? Mal mehr und mal weniger. Für DIE EINE werden am Ende die (vermeindlich) besseren Argumente stehen oder du wirst unentschieden bleiben.
Wenn ich in der Lage bin, mich als determiniert zu erkennen, kann ich nicht determiniert sein. Das liegt darin begründet, dass Subjekt und Objekt sich nur getrennt voneinander wahrnehmen. Wäre ich determiniert, wäre die Wahrnehmung mit meinem Ich eins.
Das bekomme ich nicht auf die Reihe. Schon die saubere Trennung von Subjekt und Objekt bekomme ich nicht hin.
Allgemein halte ich den Willen weder für frei oder was hier nun angenommen wird, als unfrei. Es bleibt für mich einfach der Willen. Der entspringt meiner Gesamtsituation zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Mein Willen ist mein Streben, etwas anzugehen, aus welchem Grunde auch immer. Das Streben ist zielgerichtet und es wäre fatal, wenn dieses Streben kein Ziel hätte.
Wie ich auch dem Taxifahrer gehörig die Meinung sagen würde, würde er sich die Freiheit heraus nehmen, mich irgendwo hinzubringen.
Ich kann den zielstrebigen Willen natürlich willentlich dran geben und mich in die Meditation versenken in der Hoffnung, dass alles Wollen und Streben aufhört. Aber auch dann wird der Wille nicht frei werden, sondern einfach abnehmen und bestenfalls verschwinden.
Alles was wir können, ist, diesem unserem Willen zu folgen. Wir können ihn nicht erschaffen. Folgen wir unserem Willen, so hat es für den Außenstehenden den Eindruck, wir entschieden uns frei. Diese Entscheidungsfreiheit besteht aber nur in Bezug auf die Entscheidungen anderer, nicht auf die eigene Entscheidung.
Diese Frage ist eine 'Modefrage' und damit eine Frage des Geschmacks. Es ist keine philosophische Frage.... - denn wir erhalten darauf keine Antwort.
Holla! Das heißt, dass Fragen, auf die wir keine Antwort finden, nicht philosophisch sein können? Und warum bitte ist das eine Modefrage?
Die Faktoren für die Entscheidung des Willens bleiben leider zum Teil im Dunkeln.
Zum Teil ist gut. Ich schätze, der Teil des Hirns, den wir für bewusste Zwecke benutzen, verhält sich zu dem des Unbewussten vielleicht im Verhältnis 1:1.000.000.000.
Ich halte das Bewusstsein für völlig überschätzt. Selbst wenn wir meinen, wir denken bewusst über ein Problem nach, spielt sich selbst dieser Vorgang noch zu 99% im Unterbewussten ab. Man muss sich nur selbst beobachten, wie die eigenen Gedanken und wie letztendlich die Sätze, die wir hier schreiben, entstehen.