Indem ich die Schuld abschaffe, schaffe ich nicht die Beschäftigung mit einer Gewalttat, einem Diebstahl oder einer Misshandlung ab. Im Gegenteil. Ich möchte sie ausbauen und eben nicht den kurz und bündigen Schnitt machen, den Schuld und Strafe ermöglichen.
Auch habe ich nicht davon gesprochen, dass die Gesellschaft nicht zumindest für eine Zeit vor gefährlichen Tätern in Schutz genommen werden muss. Zum Beispiel durch einen Zwangsaufenthalt in einer psychologischen Einrichtung.
Gierige Egozentriker wird es ebenso geben wie es sie heute auch gibt. Die Frage ist ja eher, ob durch mein Konzept die Zahl der üblen Taten steigt oder sinkt. Da nutzt es mir nichts, wenn ihr mir nun seitenlang alle Missetaten der Menschheit aufzählt. Ich kenne sie, habe die Kriminalstatistik gelesen.
Warum ich die Strafe nicht gleich abschaffen möchte liegt darin, dass Einige das in den völlig falschen Hals bekommen werden und tatsächlich meinen, nun die Sau raus lassen zu können. Eine Änderung des Bewusstseins braucht Zeit. Als erstes würde ich die Begriffe ändern: es gibt keine Strafe und somit keine Straftat mehr. Der Begriff Straftat ist eh ein pervertierter, definiert er die Tat doch über die Strafe, die der Tat zugeschrieben wird und nicht an dem Delikt, was begangen wurde.
Werden die beiden Wörter abgeschafft, so bleiben die restlichen Kriterien, die z.B. eine Geldzahlung an den Staat oder einen Gefängnisaufenthalt begründen, übrig. Zeit, über die Tat nachzudenken, Buße zu tun, Resozialisierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
Man bräuchte erst einmal gar nichts ändern, man würde aber nicht mehr unter dem verlogenen Mäntelchen der Strafe Menschen einfach nur ein- oder aussperren können, ohne sonst etwas zu leisten.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Den Umgang, den ich in deutschen Gefängnissen sehe, empfinde ich in vielen Fällen als menschenunwürdig. Auch finde ich es unwürdig für einen Richter, im Namen des deutschen Volkes eine Bestrafung anzuordnen. In meinem Namen geschieht das nicht. Ich möchte mich davon distanzieren.
Nicht mehr Strafen hieße z.B. einen sukzessiven Umbau der Gefängnisse zu betreuten Einrichtungen.
http://www.tagesspiegel.de/k … gnis-der-welt/7976108-2.html
Das ist aber nur die eine Seite. Ursachenforschung zu betreiben eine andere Wichtige. Die bedeutet nämlich einen wesentlich aktiveren Beitrag der Gesellschaft im Hinblick auf eine Tat, ganz im Sinne des Propheten im Beitrag von Frau Nalanda.
Und auch dabei bleibt es nicht. Nun kommt die vorsorgende Seite. Wie beschrieben sind das Bildung, Abbau von sozialem Gefälle ... muss ich nicht wieder alles aufzählen.
Ein interessanter Punkt dabei könnte das bedingungslose Grundeinkommen sein, dass man mit einer stufenlosen prozentual gestaffelten Steuer einführen könnte.
Die Abschaffung von Strafe würde also einhergehen mit einem großen Katalog von Maßnahmen und wenn man genau hin schaut, sind diese Maßnahmen ja schon alle in den Ansätzen erkennbar. Die Demokratie öffnet sich ganz zart einer größeren Bürgerbeteiligung. Das Grundeinkommen ist zwar noch nicht bedingungslos, es werden aber Mindesteinkommen diskutiert. Erziehung und Bildung, na, da schlingern wir noch gehörig hin und her. Die Ziele sind klar, aber mit der Umsetzung, gerade an Stellen, wo das soziale Gefälle groß ist, doch noch verbesserungsfähig. Auch der "Strafvollzug" wird, wenn auch widerwillig und langsam, reformiert.
Alles Tendenzen in die richtige Richtung.