Verstehe ich nicht, Domsub, war mein Pamphlet nicht ein eindringlicher Appell, die von dir genannten Probleme zügig anzugehen? Vielleicht erhellt das, was ich gerade schrieb, ein wenig:
Ja, das ist schon paradox. Ist alles determiniert, so müssen wir vom Schuldbegriff Abschied nehmen. Damit ist alles entschuldbar und wir können zudem die Hände in den Schoß legen, weil die große Idee ja eh weiß, wohin das alles führen wird.
Da liegt meines Erachtens ein Denkfehler: Wir können nicht nicht-handeln. Das Hände-in-den-Schoß-legen ist genau so eine Handlung wie die des Ärmel-hoch-krempelns. Wir kommen nicht umhin, zu Handeln.
Auch wenn alles voraus bestimmt ist, kommt irgend wann der erste Hunger und wenn ich, nun frei von Schuld, meinem Kind die Fischstäbchen weg esse, wird das mir böse sein. Damit nimmt der Tag keinen guten Lauf. Ich glaube aber nun nicht, das mit dem Wissen der Vorausbestimmtheit das Hirn schrumpft; wir werden weiterhin vernünftig handeln. Am nächsten Tag kaufe ich all so neue Fischstäbchen und das Kind ist wieder fröhlich.
Wir bleiben, genau wie die Tiere, triebgetrieben und verlieren dennoch nicht unser Alleinstellungsmerkmal. Eine andere Sicht auf den freien Willen änderte an den konkreten Umständen wohl wenig. Deshalb schrieb ich von einer Verschiebung des Fokus und nicht einer alles verändernden Sichtweise.
Ein weiteres Missverständnis fällt mir auf.
Genau das führt wahrscheinlich zu der Verwirrung, die hier vor liegt. Unsere klugen Vordenker unterscheiden deshalb Willensfreiheit und Handlungsfreiheit. Handlungsfreiheit ist die Freiheit, nach eigenem Willen zu Handeln. Und mit der Handlungfreiheit wird klar, dass es nur darum geht, unabhängig, also frei von dem Willen Anderer, seinen eigenen Willen durchzusetzen.
Das "frei" bezieht sich hier nicht mehr auf den eigenen Willen, sondern bezeichnet die Unabhängigkeit vom Wollen der Anderen. Als Attribut des Willens schlechthin ist "frei" höchst missverständlich und in meinen Augen falsch angebracht.
Gestern fiel mir der Begriff fester Wille ein. Er ist unerschütterlich, stark auf sein Ziel fixiert und eine Freiheit kann höchstens darin bestehen, dass man allen widrigen Umständen zum Trotz diesen durch setzt. Ganz genau, die gerade Linie von A nach B. Der Wille ist fest, die Handlung aber unabhängig von den Widrigkeiten. Die Freiheit bezieht sich eindeutig auf das Umfeld und hat beim Willen semantisch nichts verloren.
Vielleicht können wir das Missverständnis umgehen, indem wir Willensfreiheit und Handlungsfreiheit trennen.
Man nennt es auch bedingte Willensfreiheit. In der Sache richtig, im Terminus aber unbefriedigend:
http://de.wikipedia.org/wiki … lle#Bedingte_Willensfreiheit
Ja, der Satz ist ein bisschen daneben. Ich wollte damit ausdrücken, dass wir das Gebäude von Gut und Böse auf das unsichere Fundament der freien Entscheidung aufbauen: Der Mörder hätte es sich doch anders überlegen können und nicht zustechen können.
Genau das bezweifle ich nach wie vor. Er hätte es können können (Handlungsfreiheit: es stand dem Andershandeln nichts Äußeres entgegen). Er hätte es aber nicht wollen wollen können (Abwesenheit von Willensfreiheit: weil er sein Wollen nicht willentlich ändern kann).
Das aber erschließt sich erst, wenn man wirklich alle Motivationen zusammen sucht, die den Mörder zu der Tat trieben.
Ja, das ist schon paradox. Ist alles determiniert, so müssen wir vom Schuldbegriff Abschied nehmen. Damit ist alles entschuldbar und wir können zudem die Hände in den Schoß legen, weil die große Idee ja eh weiß, wohin das alles führen wird.
Da liegt meines Erachtens ein Denkfehler: Wir können nicht nicht-handeln. Das Hände-in-den-Schoß-legen ist genau so eine Handlung wie die des Ärmel-hoch-krempelns. Wir kommen nicht umhin, zu Handeln.
Auch wenn alles voraus bestimmt ist, kommt irgend wann der erste Hunger und wenn ich, nun frei von Schuld, meinem Kind die Fischstäbchen weg esse, wird das mir böse sein. Damit nimmt der Tag keinen guten Lauf. Ich glaube aber nun nicht, das mit dem Wissen der Vorausbestimmtheit das Hirn schrumpft; wir werden weiterhin vernünftig handeln. Am nächsten Tag kaufe ich all so neue Fischstäbchen und das Kind ist wieder fröhlich.
Wir bleiben, genau wie die Tiere, triebgetrieben und verlieren dennoch nicht unser Alleinstellungsmerkmal. Eine andere Sicht auf den freien Willen änderte an den konkreten Umständen wohl wenig. Deshalb schrieb ich von einer Verschiebung des Fokus und nicht einer alles verändernden Sichtweise.
Ein weiteres Missverständnis fällt mir auf.
Der Begriff hat für sich eine Bedeutung gewonnen, bei der das Wörtchen >frei< nur Teil des Begriffs ist.
Genau das führt wahrscheinlich zu der Verwirrung, die hier vor liegt. Unsere klugen Vordenker unterscheiden deshalb Willensfreiheit und Handlungsfreiheit. Handlungsfreiheit ist die Freiheit, nach eigenem Willen zu Handeln. Und mit der Handlungfreiheit wird klar, dass es nur darum geht, unabhängig, also frei von dem Willen Anderer, seinen eigenen Willen durchzusetzen.
Das "frei" bezieht sich hier nicht mehr auf den eigenen Willen, sondern bezeichnet die Unabhängigkeit vom Wollen der Anderen. Als Attribut des Willens schlechthin ist "frei" höchst missverständlich und in meinen Augen falsch angebracht.
Gestern fiel mir der Begriff fester Wille ein. Er ist unerschütterlich, stark auf sein Ziel fixiert und eine Freiheit kann höchstens darin bestehen, dass man allen widrigen Umständen zum Trotz diesen durch setzt. Ganz genau, die gerade Linie von A nach B. Der Wille ist fest, die Handlung aber unabhängig von den Widrigkeiten. Die Freiheit bezieht sich eindeutig auf das Umfeld und hat beim Willen semantisch nichts verloren.
Vielleicht können wir das Missverständnis umgehen, indem wir Willensfreiheit und Handlungsfreiheit trennen.
Man nennt es auch bedingte Willensfreiheit. In der Sache richtig, im Terminus aber unbefriedigend:
http://de.wikipedia.org/wiki … lle#Bedingte_Willensfreiheit
Und so hat sich der freie Wille bis heute gehalten als die geistige Instanz, die das Gute ausmacht und das Schlechte verhindert.
Ja, der Satz ist ein bisschen daneben. Ich wollte damit ausdrücken, dass wir das Gebäude von Gut und Böse auf das unsichere Fundament der freien Entscheidung aufbauen: Der Mörder hätte es sich doch anders überlegen können und nicht zustechen können.
Genau das bezweifle ich nach wie vor. Er hätte es können können (Handlungsfreiheit: es stand dem Andershandeln nichts Äußeres entgegen). Er hätte es aber nicht wollen wollen können (Abwesenheit von Willensfreiheit: weil er sein Wollen nicht willentlich ändern kann).
Das aber erschließt sich erst, wenn man wirklich alle Motivationen zusammen sucht, die den Mörder zu der Tat trieben.