Wenn man sich da nicht irrt?
Hugh_House
Lernen ist sowohl aktiv als auch passiv möglich und wenn beide Teile im richtigen
Verhältnis stehen, wird das beste Ergebnis erzielt.
Ich habe den Eindruck, du verwechselst womöglich das Lernen mit wahrgenommenen Prozessen?
Als Beispiel für passives Lernen wird beispielsweise gern ein Hund herangezogen, der ein Kind in den Arm beißt und dieses nun für alle Zeiten weiß, dass so etwas verdammt schmerzhaft sein kann. Es entwickelt womöglich Ängste für die Zukunft. Ist der tatsächliche Prozess des Lernens dabei aber nicht dennoch aktiv? Es dürfte ähnlich sein, wie bei den von dir beschriebenen Beispielen.
Lernen ist die subjektive Aufnahme von Wissen und letzteres geschieht nicht passiv. Es muss aktiv vom Denkenden aufgebaut werden und folgt der Wahrnehmung. Aber gerade diese Wahrnehmung ist subjektiv geprägt und dürfte nicht Ergebnis einer passiven Erkenntniswelt sein. Also konstruiert das Individuum im Rahmen seiner Erfahrungen, Sinnesreize und der Leistung seines Gedächtnisses sein Wissen und schafft sich aktiv lernend seine eigene Realität, die nicht wesensnotwendig mit der Realität eines Anderen übereinstimmen muss. Insoweit erfolgt das Lernen oder Erlernen von Wissen keinesfalls bewusstseinsunabhängig und ist demzufolge Ergebnis eines aktiven Prozesses.
Menschliches Erleben (auch beim Zuschauen während eines Experiments) und Lernen ist folglich Konstruktionsprozessen unterworfen, auch wenn es durch sinnesphysiologische, neuronale, kognitive und soziale Prozesse beeinflusst wird. So wird die Welt individuell repräsentiert und geschaffen. Dieser Prozess dürfte bereits im Mutterleib beginnen (z. b. Spieluhr auf dem Bauch, tätscheln des herausgedrückten Hinterns) und setzt sich in der Folge fort.
Schnell wird einem Objekt eine eigene Existenz – aktiv – beigemessen. Stellen wir uns eine Baby- oder Nuckelflasche vor. Wenn ein Elternteil damit in die Küche verschwindet, gilt sie nicht als verschwunden, wenn das Kind sie nicht sieht. Sie gibt es ja, wie es aktiv gelernt hat, als sie ihm vor die Nase gehalten wurde. Daran verändert sich auch nichts, weil die Flasche noch – passiv – gegeben wird. Sie wird jedenfalls wiedererkannt und ebenso auch als Objekt in kausalen Prozessen erkannt.