Vorweg möchte ich sagen, dass ich keinerlei moralisches und historisches Recht von Seiten irgend einer Regierung sehe, überhaupt Land zu besitzen. Das ist der Grundkonflikt aller Kriege.
Die territorialen Kriege gehen von Herrschern aus, die vom Volk dafür nicht legitimiert sind. Und das ist seit hunderten von Jahren so.
Einen Landbesitz, so er überhaupt moralisch legitimierbar ist, können höchsten diejenigen haben, die jetzt und hier auf dem Land leben. Machte man einen historischen Landbesitz geltend, so gehörte jede Scholle unseres Planeten gleich mehreren Völkern, Staaten oder Einzelpersonen, eben allen, die es mal beackerten, bebauten, eroberten oder sonstwie in Beschlag nahmen. Die Rechnung geht nicht auf.
Gut, es hat sich herum gesprochen, dass es heutzutage als unschick gilt, einfach ein Land zu überfallen und es so unter seine Kontrolle zu bringen. Also waren die Strategen dran, die nun von allen Seiten in der Ukraine versuchten, Fuß zu fassen. Vom Osten wie vom Westen her. Mit Geldern, Wirtschaftsbeziehungen, Aussicht auf einen Platz in der NATO, einen Anschluss an die EU, Handelsabkommen, Gaspipelines und so weiter und so fort.
1990 sagte unser Außenminister Genscher der Sowjetunion zu, dass es keine Osterweiterung der NATO in Folge der deutschen Wiedervereinigung geben wird. Das sie dennoch verfolgt wurde, wird von Russland heutzutage als Vertragsbruch wahr genommen.
Nachdem die NATO dennoch den gesamten Ostblock schluckte haben die USA und Europa in den letzten Jahren wirtschaftlich und politisch einen weiteren aggressiven Kampf um den Anschluss der Ukraine an ihr Territorium geführt. Wen wundert es da, dass Putin seine Felle schwimmen sieht, denn mit der Angliederung der Ukraine würde Europa schon mehrere hundert Kilometer östlich von Moskau beginnen.
Der Trick Putins, das Volk der Krim entscheiden zu lassen, wo es hin will, war genial. Völkerrechtlich kann man wenig dagegen einwenden, wenn eben das Volk selbst über seine Zugehörigkeit bestimmt. Zumal argumentiert werden kann, dass es noch keine legitimierte Regierung in der Ukraine gibt, die ein "Überlaufen" der Krim zu Russland völkerrechtlich anfechten könnte.
Außer ein paar Drohgebärden bleibt dem Westen nun nicht viel übrig. Nur die Hoffnung, sich zumindest den Rest der Ukraine einverleiben zu können.
Und ihm bleibt die alte Mär vom bösen Russen, der "vor der Tür steht". Schaut man eben genauer hin, dann haben Europa und die USA sich vor ihrer Haustür einen üppigen Vorgarten gebaut und leider übersehen, dass da noch die ganze Schwarzmeerflotte Russlands drin ankert, upps. Da hätte man vielleicht besser bis 2017 gewartet, denn da wäre der Pachtvertrag in Sebastopol eh ausgelaufen.
Es bleiben nach wie vor territoriale Kämpfe und man kann nur hoffen, dass die internationalen und blockübergreifenden wirtschaftlichen Interessen stärker sind als eben diese albernen Spielchen um das jeweilige Hoheitsgebiet. Ich bin heilfroh, dass es eben eine Abhängigkeit zum Russen z.B. durch die Gasleitungen gibt. Ohne diese Wirtschaftsbeziehungen gäbe es weniger Grund, einen solchen Territorialkampf nicht auch militärisch auszufechten. Nicht nur Europa ist abhängig vom Gas, auch Russland ist es von dem Geld, welches wir dafür bezahlen.
Nicht von ungefähr bot Obama auf seinem Besuch neulich als erstes Flüssiggastransporte von den USA nach Europa an.
Inwieweit betrifft mich das Ganze? Ich bin Teil der aggressiven Politik der USA und Europas. Ich trage also meinen Beitrag zu dem Konflikt bei, so ich meinen Politikern ihre dreiste Vorgehensweise erlaube.
Nicht Russland bekommt den Hals nicht voll. Wir sind es.