Kant und Strategie
Immanuel Kant hat über diese Idee gegrübelt und ist zu folgendem Ergebnis gekommen:
Es ist nicht schlimm, wenn du in deinen Strategien andere Menschen als Mittel benutzt, solange du sie nicht auf den Status als Mittel reduzierst. Solange du also beachtest, dass es sich bei deinem Gegenüber auch immer um ein Wesen mit eigenen Zwecken handelt, ist die Grenze nicht überschritten.
Zum Beispiel ist es kein Problem, wenn du die Frau hinter der Brottheke dazu benutzt an dein Brot zu kommen. Allerdings solltest du dabei beachten, dass diese Frau auch ihre Würde, Ziele und Träume hat. Damit scheiden einige Verhaltensweisen aus.
Martha Nussbaum und Axel Honneth haben den Gedanken erweitert und aufgebracht von "Verdinglichung" zu sprechen. Es gibt einige Verhaltensweisen, die wir gegenüber Dingen an den Tag legen, z.B. dass Dinge keine eigenen Ziele haben und deswegen bedenkenloser benutzt werden dürfen als Lebewesen.
Es wird für sie bedenklich, wenn wir anfangen diese Verhaltensweisen auf Menschen zu übertragen. Wenn wir z.B. andere Menschen behandeln, als wären sie zu unserer Verfügung da und sie dazu zwingen allein unseren Bedürfnissen zu dienen.
Nussbaum stellt 7 Kriterien der Verdinglichung auf:
1) Instrumentalisierung. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz als Werkzeug behandelt, das ihren Zwecken dienen soll.
2) Leugnung der Autonomie. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz so behandelt, als fehle ihm jegliche Autonomie und Selbstbestimmung.
3) Trägheit. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz so behandelt, als fehle es ihm an Handlungsfähigkeit und vielleicht auch an Aktivität.
4) Austauschbarkeit. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz so behandelt, als sei es (a) mit anderen Dingen desselben Typs und/oder (b) mit Dingen eines anderen Typs austauschbar.
5) Verletzbarkeit. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz so behandelt, als brauchten seine Grenzen nicht respektiert zu werden, so als handele es sich um etwas, das zerbrochen, zerschlagen oder aufgebrochen werden darf.
6) Besitzverhältnis. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz als etwas behandelt, das einem anderen gehört, das gekauft oder verkauft werden kann, usw.
7) Leugnung der Subjektivität. Das Objekt wird von der verdinglichenden Instanz als etwas behandelt, dessen Erleben und Fühlen (sofern vorhanden) nicht berücksichtigt zu werden braucht.
Wenn man im Alltag vermeidet diese Kriterien anzuwenden, ist man schon einen Schritt weiter, bei der Frage, wie man Mitmenschen auf keinen Fall behandeln sollte.
gruß
Brynjar