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Fundgrube für Inspiration - Glaube und Philosophie

Fundgrube für Inspiration - Glaube und Philosophie
Ursprünglich wollte ich mal einen Thread eröffnen um das Verhältnis von Philosophie und Glauben (NICHT RELIGION!!!!!!!!! NICHT KIRCHE!!!!!!!!) zu beleuchten, habe das dann aber erstmal auf Eis gelegt.
Die nachfolgenden Posts sind Ausschnitte und dazugehörige Erklärungen eines persönlichen Credo, welches ich für eine Arbeitsgruppe in meiner Kirchgemeinde geschrieben habe. Für mich ist es eine Symbiose zwischen Philosophe und Glauben.
Ich wollte sie hier mal posten, damit wir uns auf einen Thread "Philosphie und Glauben" "vorbereiten" können.
Klar könnt ihr antworten hier und nachfragen. Ich bitte auch, das was an theologischen Besonderheiten ist nicht ALLGEMEIN in Frage zu stellen. Wie gesagt, es ist ein PERSÖNLICHES Credo, welches ein Anderer SELBSTVERSTÄNDLICH anders sieht.
WAS ICH AUCH NICHT MÖCHTE, ist hier eine Diskussion über Philosphie und Kirche loszutrampeln. Es geht ja um Glauben, nicht um irgendein Dogma, und nicht um Kirche.

Das was ich und vielleicht auch andere hier posten soll erstmal als Fundgrube für Inspiration dienen. Gerade bei diesem Thema lohnt es sich, sich erstmal eine Weile auseinanderzusetzen und es nicht gleich zu diskutieren.
Vorwort zum Credo
Warum glaube ich und was glaube ich?


Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, jedoch ist die Antwort elementar für unser Leben. In jedem Glauben schwingt immer auch die Hoffnung mit. Die Hoffnung auf einen Lebensinhalt, die Hoffnung auf Veränderung, die Hoffnung auf einen Selbstwert, auch nach dem eigenen Tod. Unser Glauben ist durch unsere persönlichen Ängste und Hoffnungen immer persönlich gefärbt, wenngleich es unter den Gläubigen viele Überschneidungen und Gemeinsamkeiten gibt. Einer der Ansätze für den Glauben lautet: Credo quia absurdum est  (lat., »ich glaube, weil es unvernünftig ist«) . Erklärung: Christlicher Glaube sei nur im diametralen Widerspruch zur Vernunfterkenntnis echt und plausibel, weil Menschwerdung, Kreuzestod und Auferstehung des ewigen Gottessohnes in der Zeit jedem vernünftigen Gottesbegriff widerspreche. Bei Tertullian heißt es „»Gestorben ist Gottes Sohn; es ist ganz glaubhaft, weil es ungereimt ist. Und begraben, ist er auferstanden: es ist gewiss, weil es unmöglich ist.«“ Gemeint ist, das Glauben nicht mit vernunft erklärbar sein muss, sonst wäre es ja Wissen. Er darf und muss der Vernunft und dem Wissen gegenüber stehen.
Wenn wir den Glauben so im Allgemeinen betrachten: Wir Gläubigen glauben an "den einen Gott." Dafür gibt es ganz unterschiedlichen Beweggründen. Der eine aus Angst vor der Hölle, der nächste um nicht gefühlt in die Bedeutungslosigkeit zu sinken, der nächste weil es schon immer so war, wieder ein anderer weil das so und nicht anders richtig ist, oder aus anderen Gründen oder von jedem ein bischen. Die Gründe für einen Glauben sind sicherlich so vielfältig wie wie das Leben bunt ist. Ist das falsch? Ich denke nicht. Eine "monotone" Art des Glauben kann einem Gott, der so vielfältiges Leben geschaffen hat nicht gerecht werden. Wenngleich der Glaube etwas persönliches ist, ist seine Auswirkung immer kollektiv. "Glaube ist keine Privatsache" hat Pastor Schmidt in einer Predigt gesagt, und ich stimme ihm zu. Als "Heilsegoisten" können wir mit unserem christlichen Glauben keinen Blumentopf gewinnen. Dazu später mehr.
Drei Umstände haben ein großen Einfluss auf unser persönliches Credo. Zum Einen ist es unsere ganz persönliche Art des Zugangs zu Gott. Auch unser eigenes Leben hat durch Erziehung, anerzogene Moralvorstellungen, unser Lebensweise und der ganz persönlichen Lebenssituation einen großen Einfluss auf unseren Glauben, da es unser Gottesbild entscheidend beeinflusst. Der dritte Umstand ist geprägt von dem Vorbild unseres geistigen Umfeldes bzw. der Glaubensgemeinschaft.
So lässt ein persönliches Credo auch Rückschlüsse auf den Menschen zu, welcher dieses Credo verfasst hat. Meinem Credo wird man sicherlich einen philosophischen Ansatz nicht absprechen können. Einzelne Teile haben sicherlich sehr radikalen Charakter, nicht so sehr wegen der Wortwahl, sondern eher wegen der Konsequenz aus diesen Worten. Mein persönliches Credo ist nun mal nicht der christlichen Geschichte verpflichtet und muß auch nicht in einem historischen Kontext Rechnung tragen. Allerdings ist mein Credo sehr stark geprägt von meinem Leben und meiner Vergangenheit. Gehen wir es mal die Thesen Stück für Stück durch:
Teil 2: Thesen über Gott
These 1: Ich glaube an einen Gott, der niemals war, der niemals wird, sondern ist.

Hier spielt hinein, das es meine feste Überzeugung ist, das Ewigkeit nicht eine endlos lange Zeit ist, sondern das Ewigkeit die Abwesenheit von Zeit ist. Die Ewigkeit ist sozusagen kürzer als eine Sekunde. Ich denke, das in dieser Zeitlosigkeit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig präsent sind. Aus Sicht eines prophetischen Wirkens wie in der Bibel, ist in der Gegenwart die Zukunft bereits Vergangenheit.
Ein weiterer Aspekt zielt auf die eigenständige Entität (das Sein) Gottes hin. Ich glaube eben, das Gott alles ist, was ist. Und das es die Hölle nicht gibt, weil sie eine Illusion ist. Die Hölle ist die Abwesenheit von Realität. Die Hölle ist die fortwährende, besser gesagt anhaltende Illusion.

These 2: Ich glaube an einen Gott, der nicht „gut“ ist, der nicht „böse“ ist, sondern über aller Begrifflichkeit ist.

In letzter Zeit habe ich mich viel mit Moralvorstellungen der Gesellschaft beschäftigt. Auch unser Rollendenken kam dann auf den Plan. Wenn wir uns mal einen Entscheidungsprozess anschauen ist es so, das wir ja nicht nur so, das wir 2 Möglichkeiten haben, sondern viele Wahlmöglichkeiten. Das Leben stellt uns eben nicht nur vor die Wahl: links oder rechts. sondern es gibt eine Vielzahl von Richtungen. Die meißten links oder rechts Entscheidungen sind nur deshalb so, weil zwei Rollenverständnisse kollidieren und wir haben das Gefühl uns für eine der Rollen entscheiden zu müssen. Wenn wir nun plötzlich 5000 Wahlmöglichkeiten haben, glaube ich nicht, das es nur die EINE richtige und gute Wahl gibt und alle anderen 4999 sind falsch und führen ins Verderben. Letztenendes ist es nur eine Wahl mit einer daraus folgenden Konsequenz. Das etwas "gut" oder "böse" ist, können wir Menschen kaum sagen, da so etwas nur aus der Rückschau gesagt werden kann. Wir können eben nicht beide Wege gleichzeitig gehen und dann schauen welcher denn nun der bessere ist.
"Gut" und "Böse" sind Kategorien, ein Erfahrungshorizont, in denen wir Menschen denken. Ob aber etwas wirklich "gut" oder "böse" war, entzieht sich unserer Erkenntnis, da wir in der linearen Zeitlichkeit leben und nicht die vergangene Zukunft sehen können. Daraus folgend kann der Mensch zwar festlegen, was er mit "gut" meint, aber erst die Zukunft kann zeigen, ob das richtig war. Aus der Sicht des Menschen handelt Gott eben nicht "gut" oder "böse", da er nicht der Begrifflichkeit des Menschen unterliegt.
Mit noch einem Denkansatz beschäftige ich mich gerade: Wenn er alles ist, was ist, kann er nicht "gut" sein, weil nach These 1 das Böse nur eine Illusion, DIE Illusion ist. Wenn aber nun kein Böse existiert, kann es auch kein "Gut" geben, da das Gute nur ein Dualismus des Bösen ist. (ohne Hell kein Dunkel). Ein Identifikation wie "das Gute" wäre nur möglich, wenn es etwas anderes gäbe, was sich von dem Guten unterscheidet. Interessanterweise kennt auch das Judentum "das Böse" als eigenständige Existenz nicht.


These 3: Ich glaube an einen Gott, der nicht erwählt, nicht auswählt, weil er nicht einteilt.

Ich war früher in einer Religionsgemeinschaft, die stark von der Idee des Erwähltseins geprägt ist. Ein evangelischer Christ hatte demzufolge nicht mal annähernd die gleich Chance ins Himmelreich zu kommen wie ein neuapostolischer Christ. "Das obliegt Gottes Gnade" hieß es immer, als ob dies beim neuapostolischen Christen eine Selbstverständlichkeit ist und nur in Ausnahmefällen für Andersgläubige gilt. Warum kann ein neuapostolischer Christ einfach so ins Himmelreich und ein Andersgläubige muss dafür Außergewöhnliches vollbringen? Das erschließt sich mir nicht. Ich glaube nicht, das Gott uns Menschen uns von vornherein mit unterschiedlichen Chancen auf die Erde schickt. Warum sollte ein Mensch von Beginn an besser sein als der Andere? Warum sollte Gott überhaupt erwählte Menschen erster Klasse und nicht erwählter Menschen zweiter Klasse schaffen? Über Gottes Schöpfung ist geschrieben worden: Und siehe, ALLES war gut. Eine Auswahl der Menschen ist deshalb für mich nicht nicht zu erkennen. Ich glaube nicht an irgendeine Erwählung seitens eines Gottes.

These 4: Ich glaube an einen Gott, der mich nicht als Vater oder Mutter, der mich nicht als Sohn oder Tochter, der mich nicht als Ehemann oder Ehefrau, sondern als Mensch sieht.
These 5: Ich glaube an einen Gott, der nicht meinen Wert, der nicht meine Leistung, sondern mein Sein sieht.
These 6: Ich glaube an einen Gott, der mein Streben sieht, und mich nicht danach bemisst, wieweit ich mit meinem Bestreben gekommen bin.


Alle 3 Thesen sind eng miteinander verknüpft. Ich gebrauche mal ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung. Eine ältere Frau will schwerbepackt die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf und müht sich sichtlich ab damit. 3 Männer sehen das und eilen ihr zur Hilfe. Hier stoppen wir mal kurz. Was ist die Intention dieser Männer? Vielleicht helfen die nur, weil sich das so gehört. Dann wäre die Motivation zur Hilfestellung objektiv gesehen ja keine gute Tat, sondern nur eine Vermeidung von einer bösen Tat (unterlassenen Hilfeleistung). Es gibt noch eine andere Frage bezüglich der Motivation: Hilft der Mann, damit er ein guter Mann ist? Oder hilft der Mann, weil er ein guter Mann ist? Ist die Hilfe Ausdruck des eigenen Seins oder die Erfüllung einer Vorstellung vom Guten?
Jetzt fahren wir in der Geschichte ein wenig fort. Alle Männer kommen nahezu gleichzeitig an. Aber einer der Männer kommt etwas eher an, nimmt die Tasche und trägt sie nach oben. Wieder stoppt die Geschichte. Was ist passiert? 2 Männer konnten keine Leistung erbringen. Wenn nur gute Taten vor Gott zählen: Was tun? Nächstes mal schneller laufen? Vielleicht noch einen Revolver einstecken zum Vertreiben potentieller Mithelfer? Oder die Frau nochmal einkaufen schicken? Irgendwie muss ich ja zu guten Taten kommen. Das Leben ist kurz.... Da muss man schon mal Heilsegoist sein.......
Ich glaube, das ich auf dieser Erde bin, um mein Sein zu erkennen. Ich hatte bereits schon davon geschrieben in der Mail (*). Mein Sein findet seine Erfüllung aber nicht in dem Erfüllen von Rollen. Aber genau das ist es, was uns Menschen erst vergleichbar macht. Wir vergleichen Menschen danach, wie gut sie ihre Rolle erfüllen. Übertreffen sie eine Erwartung, sind sie wertvoll. z.Bsp: Das war für ein Lehrling im ersten Lehrjahr richtig gut. Die Rolle ist der Lehrling im ersten Lehrjahr und diese Person hat die Anforderungen dieser Rolle überdurchschnittlich erfüllt.
Rollen haben aber kein Erbarmen mit Menschen, denn sie entspringen dem Schubladendenken der Gesellschaft. Da ist erschreckend genau geregelt, was derjenige zu tun und zu lassen hat. "Ein Pastor macht soetwas nicht!" oder "Ein Vater hat das so und so zumachen, wenn er seine Kinder liebt" oder "Das hätte es früher nicht gegeben!". Jede Rolle bringt mit sich wie, wo und was man zu tun hat um nicht schlecht zu sein. Aber die jeweilige persönliche Situation bleibt bei dieser Erwartungshaltung oft außen vor. Somit gibt es ein sehr verzerrtes Bild unseres Menschseins.
Gott sieht unser Herz an, heißt es in der Bibel. Er sieht, das wir helfen wollten, aber ein Anderer schneller war. Er bemisst uns nicht daran, ob wir es geschafft haben alles in die Tat umzusetzen. Er sieht unser Streben. Er sieht auch, wenn wir uns bewusst für etwas oder bewusst gegen etwas entscheiden. Er sieht unsere Intentionen und bemisst uns nach unseren Intentionen und nicht nach dem Resultat, oder schlimmer noch wie das Resultat von anderen Menschen wahrgenommen wird.
Teil 3: Thesen über Jesus

Ich glaube an Jesus Christus, der auf diese Welt gekommen ist, der von dieser Welt gegangen ist, um zu sein.
Ich glaube an Jesus Christus, der sich nicht der Moral unterwarf, nicht der Gewohnheit, um dem Menschsein eine neue Perspektive zu eröffnen, manchmal auch jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen.
Ich glaube an Jesus Christus, der sich in keine Rolle eingeordnet hat, um nicht Vater, nicht Sohn, nicht der Messias, sondern ein Mensch zu sein.
Ich glaube an Jesus Christus, der durch sein Leben und sein Lehren uns eine Vorstellung gibt, was Gott sich gedacht hat mit seiner Schöpfung.
Ich glaube an Jesus Christus, der mit seinem Leben und Sterben allen Menschen Erlösung anbietet- von aller selbstgemachter Beschränkung.
Ich glaube an Jesus Christus, der mit seinem Leben und Sterben allen Menschen Erlösung anbietet- von allem Leistungsdenken und allem Statusdenken.

Alle diese Christusthesen sind eigentlich nur die Konsequenzen aus den Gottesthesen. Sozusagen ist Christus die Erfüllung dessen. Die Thesen muten recht radikal an. Auf unsere Gesellschaft gesehen, sind diese Thesen auch sehr radikal. Sie stellen Schuld, so wie wir sie gebrauchen in Frage. Schuld kommt nun aus einer persönlichen und von der Situation abhängigen Verantwortung, ist nicht pauschal und weniger an Erwartungen geknüpft.
Auch ein Teilerfolg ist jetzt ein Erfolg und eben nicht ein Versagen, weil immer noch etwas fehlt.
Das radikalste an meinen Thesen zu Christus sind die Konsequenzen der neuen Freiheit. Diese sind ganz und gar nicht unbiblisch, sind aber gegenüber unser menschlichen Vorstellung von Gott und seinem Sohn eine echte Provokation. Denn wie kann ein Leben frei von selbstgemachter Beschränkung aussehen? Die größten Beschränkungen legt uns unser Rollenverständins auf. Mit diesem Rollenverständnis sind ja, wie ich schon schrieb, Erwartungen verknüpft. Wie sollte denn ein Christ sein?
Heißt das jetzt Askese pur und Frömmigkeit bis der Arzt kommt? Ist Genuss eine Sünde? Nun, mit Askese hätte ich wenig Probleme. Eher andersrum. Ich finde Genuss zuzulassen ist etwas, was mir schwerfällt. Aber, was nützte es dem Menschen, wenn er sein ganzes Leben gearbeitet hätte und nur gute Taten getan hätte und nie gelernt hätte zu leben und zu genießen? Wenn Gott das gewollt hätte, wäre die Schöpfung bedeutend karger ausgefallen. Eine Pflanzenart und eine Tierart hätte dann auch ausgereicht. Aber wenn die Bibel von Gott spricht, spricht die Bibel oft vom Überfluss (ein Stadt aus Gold, das Paradies mit seinem Überfluss, Speisung der 5000, Land wo Milch und Honig fließt usw.) Das wäre ohne die gewollte Erfahrung von Genuss ja geradezu widersinnig. Doch das passt nicht rein in unser Bild von einem Leben voller frommer Werte. "Sieh Christus am Kreuz, wie er sich opferte für uns....." und schon ist immerwährende Entbehrung für den Herrn auf dem Programmzettel.
Ist das wirklich so? Nehmen wir mal eine Geschichte aus der Bibel, die Hochzeit zu Kana:

Jesus ist nebst Jüngern auch auf dieser Hochzeit, und der Wein ist plötzlich alle. Obwohl es nicht dezidiert beschrieben ist, glaube ich nicht, das dieser gleich zu Beginn völlig unerwartet zur Neige ging. Die Hochzeitsgäste werden schon recht viel gebechert haben. Seine Mutter wendet sich an Jesus und teilt ihm mit, das der Wein alle ist. Was jetzt kommt ist hochspannend:
• Zuerst mal so geschrieben, wie man es von Christus, dem Messias, Gottes einzigem Sohn auf Erden erwarten würde: "Und der Christus sprach: Lasst es nun gut sein. Lasst wie des Menschen Sohn ab von jeglichem Weine, denn er verdirbt euch! Seid züchtig, genügsam, fromm und lasst uns den Herrn preisen allezeit." Soweit zu den Erwartungen und Vorstellungen von einem Gottessohn.

Jetzt schauen wir mal in der Bibel im Johannesevangelium nach, was dort wirklich geschrieben steht. Wie gesagt, Maria, Mutter Gottes, sagt Jesus das der Wein alle ist. Offenbar war der Verbrauch etwas höher als normal. Jesus erwidert ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Weib?"
Hui..... da scheint aber schon jemand mit 3,8 im Turm unterwegs zu sein..... Und wie der seine Mutter anfährt, unerhört. Wenn der Flegel nicht sofort aufhört seine Mutter zu beleidigen, kommt der noch ans Kreuz dafür.... Das soll der Messias sein? Das ist das erste Mal wo unsere Vorstellung von Christus mit dem Geschriebenen kollidiert. Aber die Geschichte geht noch weiter und es wird noch schlimmer und noch enttäuschender für uns:
Der Wein ist ja alle, immer noch. Und nun? Rückkehr zur Frömmigkeit? Nein, weit gefehlt! Jesus heißt den Dienern, sie sollen in die Fässer Wasser füllen. Und das Wasser wurde zu noch mehr Wein. Noch mehr saufen. Jesus hat von alledem natürlich nichts getrunken. Ein durch Alkoholgenuss durch die Gassen torkelnder Messias wäre wohl ein zu verstörender Anblick für uns. Aber dieser Anblick würde uns gut tun, er erlöst uns von der Erwartungen, die wir an einen Messias stellen. Sie erlösen uns auch von den Erwartungen, die wir an Gott stellen. Und dieser Anblick erlöst vielleicht auch von den Erwartungen, die wir an uns selber stellen. Und mit ein wenig Glück auch von den Erwartungen, die wir an andere stellen. Wohin uns eine festgefahrene Erwartungshaltung bringt, davon erzählt die Bibel auch. Jesus heilt zum Erstaunen aller Juden Kranke, macht Lahme gehend, Blinde sehend, Stumme sprechend, Tote lebendig, aber erlöst das Volk nicht wie erwartet von den Römern, und landet dafür am Kreuz.
Teil IV heiliger Geist-Kirche-Schlusswort

Ich glaube an den heiligen Geist, Gottes gute Kraft, die in mir wirken kann und durch mich sich in dieser Welt manifestieren kann.
Ich glaube an den heiligen Geist, der mir hilft Gott in dieser Welt immer wieder auf´s Neue zu suchen.
Ich glaube an den heiligen Geist, der die Welt verändern kann, und sei es nur ein Teil der Welt -mich.
Ich glaube an den heiligen Geist, der mir hilft zu werden, damit ich einmal sein kann.


Auch hier finden sich viele Fortführungen aus den vorangegangenen Teilen. Aber es tritt auch ein neuer Aspekt dazu- Mein Ich, mein Sein und mein Werden. Zeit wird hier zum Geschenk. Erst Zeit ermöglicht nicht nur ein Sein, sondern auch ein Werden. Ohne Zeit könnte ich nur Sein. Zeit ist also auch die Möglichkeit einer Veränderung.
Daraus resultiert für mich auch, das ich mein Leben hier auf Erden sinnvoll nutzen sollte. Nicht in einem fortwährenden Druck etwas zu erreichen. Nicht in einem fortwährenden Druck etwas zu erfüllen. Sondern sich immer mal wieder die Zeit für zwei Fragen zu nehmen: Wer bin ich? Was will ich?



Ich glaube an eine heilige Kirche, nicht einer Institution, nicht einer Konfession, sondern einer Gemeinschaft der Gläubigen.
Ich glaube an eine heilige Kirche, ohne festgesetzte Rollen, in der ich nicht Vater oder Mutter, nicht Sohn oder Tochter, und nicht Ehemann oder Ehefrau bin, sondern ein Mensch sein kann, wie es Jesus Christus einer war.
Ich glaube an eine heilige Kirche, die danach strebt, sich immer wieder neu in einen Kontext zu Gott und der Welt zu setzen.
Ich glaube an eine heilige Kirche, die strebt, um mehr zu werden als sie jetzt ist.
Ich glaube an eine heilige Kirche,
die nicht einteilt, weil es Gott auch nicht tut.
die mich nicht bemisst, weil es Gott auch nicht tut.
Die mich nicht in eine Rolle drängt, weil es Jesus auch nicht getan hat
die mich nicht nur sein lässt, sondern mich auch werden lässt, weil es der heilige Geist auch tut.
Die nicht alle meine Fragen beantwortet, sondern mir manchmal hilft die Antworten selbst zu suchen.
Die mir nicht nur meine Begrenzung zeigt, sondern auch die Möglichkeiten, die in mir schlummern.

Ich glaube an die Vergebung von Sünde und Schuld.
Ich glaube an die Taufe, die Manifestation einer Gemeinschaft mit Gott.
Ich glaube an das ewige Leben, wo ich der bin, der ich jetzt werde.


Hier ist es die Kombination aller vorangestellten Abschnitte. Ich glaube nun mal an eine heilige Kirche, die sich auch von der Welt mal zurückzieht um objektiv zu bleiben. Diese heilige Kirche sondert sich aber nicht ab, sondern nimmt ihren Platz in der Gesellschaft ein. Genaugenommen verlässt sie ihn nie. Diese Kirche ist nicht durch den Menschen da, sondern für ihn. Ich erwarte von einer Kirche, das sie Sachen in Frage stellt, und auch mal sich selbst.
Ich wünsche mir von einer Kirche, das sie mir keine Erwartungen aufdrückt, die selbst Jesus nicht erfüllt hätte (siehe Hochzeit zu Kana)...........

Soweit der Überblick über mein persönliches Credo.



Warum glaube ich das nun und worin besteht meine Motivation zu glauben? Nun, das findet sich in einem weiterem Ansatz zum Glauben wieder. Dieser Satz ist im Umfeld der Scholastik enstanden:

Credo ut intelligam: Ich glaube, damit ich erkennen kann.
*******nger Mann
582 Beiträge
Um Gottes Willen
wer soll das alles lesen?!
Teil V: Mail
Die in den Thesen zu Gott erwähnte Mail:


Es gibt eine Schlüsselfrage die mich schon sehr lange beschäftigt. Sie wurde in einer Fernsehserie gestellt: "Wer bist du?" Auch dort klang schon an, das diese Frage nicht beantwortbar ist.
In der Tat können wir nicht sagen wer wir sind. Wir würden mit unserem Namen, mit wem wir verwand sind oder in welcher Relation wir uns zu etwas anderem befinden (Angestellter, Freund, Beruf, Hobby, Anhänger einer bestimmten philosophischen, religiösen oder gesellschaftlichen Strömung etc). Aber die Frage zielt darauf gar nicht ab. Sie fragt nach unser Entität, unserem Sein, unserer Existenz. Das ist etwas Absolutes. Ich bin.... , das ist nur dann der Fall, wenn ich eine Existenz habe, die unabhängig von einer anderen Existenz ist.
Es gibt einen Lösungsansatz: Entferne gedanklich alles aus diesem Universum, auf das du dich beziehen könntest, Das was dir dann bleibt, das ist dein Sein. Aber was ist das? Dieses gedankliche Experiment sprengt jegliche menschliche Vorstellungskraft.
Sollen wir nicht erkennen dürfen, wer wir sind? Ist das menschliche Sein eine Illusion? Ist unabhängige, absolute Entität vielleicht Gott vorbehalten? Ich vermute fast letzteres....
Alles, womit wir uns bewußt identifizieren, ist eine Relation zu etwas anderem. Doch ich mag nicht den Schritt gehen zu sagen, das wir eine relative Entität haben. Das würde ja bedeuten, das wir auch aufhören zu existieren, wenn es nichts mehr gibt, zu dem wir uns in Relation stellen können.

Dieses Relationsdenken ist tief in uns verwurzelt. Wir sind nie nur wir selbst, auch leider so gut wie nie nur Mensch, sondern treten immer in einer Rolle (Vater, Angestellter, Ehemann, Kirchenmitglied, Musiker, Verantwortlicher für X). Wir mögen es schaffen Mensch zu sein, aber allenfalls nur für eine sehr kurze Zeit. Zu schnell holen uns die vom Menschen selbst gemachten Stricke wieder ein. Einer der Stricke ist das jeweilige Rollenverständnis. Moralisch/ gesellschaftlich ist es schon geklärt, was einen guten Vater/Chef/Ehemann ausmacht. Und wir alle werden schnell anklagend, wenn eine Person seine Rolle nicht gut erfüllt ->schlechter Chef. Ich kann mir aber nicht vorstellen, das Gott uns bemisst wie gut wir eine Rolle ausfüllen. Weil es wird ja noch schlimmer:
Unser Rollenverständnis wird von drei Dingen geprägt: der elterlichen Erziehung, der gesellschaftlichen "Erziehung" und unserer Moral. Gerade die oft so hochgelobte Moral ist eine tückische Sache. Sie verändert sich ständig, unterscheidet sehr gerne zwischen einem anderen und mir. Die Moral ist nicht neutral. Und auch deswegen wohl kaum göttlich, zumindestens nicht in der heutigen Form.

Ich bin so erzogen worden, meine Rollen immer gut zu erfüllen (sei ein guter....... und mach.....). Doch irgendwann merkte ich, ich erfülle damit nicht eine "Aufgabe Gottes" sondern nur die Vorstellung eines anderen Menschen von der Rolle, die ich eingenommen habe. Auch in der Bibel ist davon dir Rede, als Jesus die Vorstellung der Menge, wie ein Messias zu sein habe nicht erfüllt. Er befreit sie nicht vom Joch der Römer-> kein Messias-> ans Kreuz mit ihm.

Die Antwort auf unser Sein kann also keine Rolle sein. Und ich glaube auch Gott ordnet uns nicht in Rollen ein. Selbst wenn er uns eine Aufgabe gibt, sind wir in seinen Augen nicht in einer Rolle, sondern immer noch wir. Danach sind wir eben nicht Bezwinger von...., Herrscher über......, Erfinder von......, Chef von....... oder vielleicht auch: klüger als....., erfahrener als........, besser als.........?


Also ist es schon schwer nach seinem Sein zu suchen. Warum mache ich mir diese Arbeit überhaupt? Es gibt zwei kleine Geschichte in der Bibel. Menschen stehen am Himmelstor (genauergesagt die törichten Jungfrauen) und der Bräutigam sagt: Ich kenne dich nicht!
Dieser harschen Abweisung muß ja etwas vorausgegangen sein: eine Frage, die nicht zufriedenstellend beantwortet wurde.
Den entscheidenden Hinweis gibt es einige Kapitel zuvor in einer anderen Geschichte. Menschen stehen am Himmelstor, verlangen Einlass mit der Begründung: wir haben ja....... (nachzulesen Mt,7,22). Bei alledem haben sie aber nur eine Rolle erfüllt, nie selbst als eigene Entität gehandelt. Sie haben im Namen dessen dies und jenes gemacht WEIL man eben dies und jenes macht wenn man in den Himmel kommen möchte. Erlösung als Rollenverständnis. Nun passiert etwas völlig faszinierendes. Jesus antwortet auf die Aufzählung von Taten nicht mit der Attestierung einer Fehlleistung. Er sagt nicht: Das war nicht gut genug, die anderen haben das besser gemacht. Was er antwortet geht komplett am Verstehen der Einlasssuchenden vorbei. Er antwortet: "Ich kenne euch nicht!" Es interessiert ihn nicht die Leistung, er erkennt sie nicht mal an. "Ich kenne dich nicht!", das ist seine Erwiderung auf das Plädoyer der Einlasssuchenden. Dieses Plädoyer ist eine Reaktion auf eine zuvor gestellte Frage Jesu. Doch dieses Plädoyer ist in Jesu Augen eine falsche Antwort auf seine eigentliche Frage. Warum falsch? Weil die vorrausgehende, von Jesus gestellte Frage falsch interpretiert wurde. Sie ist leider nicht niedergeschrieben, aber wie könnte die Frage gelautet haben? Und wenn ich so über diese Begebenheit nachdenke, ist sie wieder da, diese Frage, die sich so hartnäckig einer Beantwortung entzieht:

Wer bist du?
Keine Angst, wir haben Zeit, wenns sein muß ein halbes Jahr. Das Thema ist komplex. Schon allein deswegen ist es so lang. Und schon allein deshalb wollte ich es eben hier nicht gleich diskutieren. Das auf einen Rutsch zu lesen ist echt hammerhart. Und man muß es wahrscheinlich alles 2-3 mal lesen um alles zu verstehen (und das ist schon die geraffte Kurzform).
Wenn sich einige ein Bild davon gemacht haben, können wir über ein bestimmten Teil ja einen separaten Thread eröffnen, wie gesagt, es ist eine Fundgrube für einen Diskussionsthread, und kein Diskussionsthread an sich.
Ich las alles
und verstand alles - für Dich.

********8209:
Ursprünglich wollte ich mal einen Thread eröffnen um das Verhältnis von Philosophie und Glauben (NICHT RELIGION!!!!!!!!! NICHT KIRCHE!!!!!!!!) zu beleuchten, habe das dann aber erstmal auf Eis gelegt.

Im Zusammenhang mit Deinen Texten verstehe ich aber die Sache mit >NICHT RELIGION!!!!!!!!! NICHT KIRCHE!!!!!!!!< nicht.
Ich glaube ja ne ganze Menge, alleine schon deswegen, da ich mangels Wissen dazu gezwungen bin.

Doch geht es in Deinen Texten EINZIG um religiösen Glauben.

Besser ist, wir lassen es auf dem Eis liegen.
Aber es geht durchaus nicht um religiös DOGMATISCHEN Glauben :-D, so wie ihn eine Kirche oder eine Religion lehrt.

Auch wollte ich mit dem Zusatz (NICHT RELIGION!!!!, NICHT KIRCHE!!!!!!) die immerwährenden und Einwürfe a la´: Die Kirche ist eine Bande voll Verbrecher, weil im Mittelalter haben sie....... vermeiden.


Mujers Links werde ich mir Stück für Stück ansehen, glaube aber nicht, das das, worum es mir "einmal gehen wird" dabei ist.
worum es mir "einmal gehen wird"

ist hier dann der Platz dafür
vielleicht.....
*********June Paar
7.196 Beiträge
Fokussierung:
Mujers Links werde ich mir Stück für Stück ansehen, glaube aber nicht, das das, worum es mir "einmal gehen wird" dabei ist.

--> wäre es dann nicht ein Weg, sich zuerst einmal konkret zu überlegen, worum es dir JETZT geht, um sich dann offen zu halten, worum es "einmal gehen wird"!?


Johnny Cash:
I walk the line ...

Nö. Ich habe verschiedene Ideen. Aber alle sind noch nicht ganz ausgereift. Vielleicht kommt die entscheidende Eingebung ja durch diesen Thread.
Und evtl. kommt ja auch ein Thread durch eine andere Person wegen einer Sache, zu der ich selbst mir noch keine Gedanken gemacht habe zustande. Es soll ja nicht nur MEINE Inspiration sein...... Genaugenommen favorisiere ich das sogar. Ich finde das blöd, wenn ich einen Thread eröffnen würde, und vorher aber schon eine gefestigte Meinung hätte und es nur noch darum geht die eigene Meinung zu bestätigen.
********8209:
die entscheidende Eingebung ja durch diesen Thread
... würde ich eher im direkt Erleben mit Menschen unterschiedlichster Meinungen sehen
*my2cents*
gibt es nichts schöneres für mich, dem geschriebenen Worten durch Zusammentreffen, im Gedankenaustausch, neue Lebens- und Sichtweisen hinzuzufügen
ist es nicht genau dieser Austausch, der Mensch menschlich werden und sein Sein finden läßt
Gespräche, direkt, mit Stimme, Mimik, Hand-und-Fuß, Schwingungen, Wellenbewegung

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