Hallo miteinander,
hui, da ist die Diskussion aber deutlich weiter gelaufen seit Seite 2....
Mein Hauptproblem mit der Monogamie als Idee ist und bleibt der in unserer Gesellschaft aufgebaute Druck in Richtung Monogamie. Dieser Druck (ich könnte auch Zwang sagen) findet sich auf den verschiedensten Ebenen. Es gibt die fehlende rechtliche Absicherung gegen alles was nicht 1:1-Partnerschaften angeht, da ist die mediale Keule wo aus fast jedem Film die heterosexuelle Normalbeziehung als anzustrebendes Ideal herausquillt, bis hin zu abwehrenden Haltung im Freundes- oder Familienkreis, wenn Abweichungen thematisiert werden.
Domsub hat es ja schön formuliert: Es gibt eine dominierende Lebensform. Er/sie hat gefragt, was eigentlich das entscheidende Argument dagegen wäre? Mein entscheidendes Argument ist, dass der christlich geprägte Ehe- und Monogamiediskurs ausschließend und abwertend organisiert ist. Das galt und gilt für homosexuelle Partnerschaften und es gilt für Spezialformen, etwa die Ehefähigkeit von Intersexuellen, oder das Sorgen füreinander von Freund_innen.
Das Problem für mich ist, dass es im Monogamiediskurs nicht um Werte und Gefühle geht, sondern um das Durchsetzen einer Norm. Es geht eben nicht darum, ob Menschen einander lieben, sondern darum, dass es genau Zwei sind. (Im erweiterten Kreis geht es sogar darum, dass es romantische Liebe ist mit Nachwuchsoption weshalb Geschwister, die füreinander sorgen nicht die Vorteile von Ehepartnern erlangen können, selbst wenn die anderen Parameter außerhalb des Schlafzimmers identisch sind. Beispielfall sind Geschwister deren Ehen jeweils scheiterten und die samt Kindern in ein Haus zogen und alles gemeinsam machten: Kinder aufziehen, Miete teilen, Elternabende des anderen besuchen, wenn der krank war etc.)
Ich erlebe den Monogamiediskurs also als ausschließend, mich angreifend, wenn ich ihn verlasse und mit kleinen und großen Strafen arbeitend. Nicht zuletzt, und das Gefühl habe ich auch hier, wird eine laxere moralische Haltung oder weniger tiefe Gefühle suggeriert... oder eine egoistischere Grundhaltung.
Domsub meldet zurecht an, dass Verbindlichkeiten dazu da sind, sie einzuhalten. Beliebigkeit ist keine Option. Allerdings übersieht er/sie meiner Meinung nach, dass dies nicht der einzige Fehler ist. Es ist genauso ein Fehler falsche Verbindlichkeiten einzugehen. Zum Beispiel etwas zu versprechen, was nicht versprochen werden kann ("Ich werde dich immer lieben und nur dich"), ist unverantwortlicher als keine Verbindung eingegangen zu sein. In diesem Sinne ist das zweite entscheidende Argument gegen den Monogamiediskurs heutiger Prägung, dass er Versprechen verlangt, die nicht einzuhalten sind.
Das hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass Ehen heute andere Ansprüche erfüllen müssen. Es reicht uns nicht, wenn wir das Verhältnis zweier Sippen befrieden, oder einen vollen Magen haben. Vielen reicht es auch nicht einen einigermaßen passenden Partner zu haben mit dem man seine Kinder aufzieht. Die Ansprüche sind gewachsen, doch es soll immer noch alles von einem Menschen erfüllt werden.
Wir haben also auf der einen Seite ein Beziehungsmodell, dass seit vielen Jahrhunderten praktisch unverändert ist und auf der anderen Seite eine völlig andere Gesellschaft. Das kann doch nicht gutgehen.
Ich stimme Domsub zu, dass eine gesellschaftliche Struktur sich nicht im Hauruck-Verfahren ändern lässt. Doch es ist immer noch ein gewaltiger Unterschied, ob man selbst zu jener Gruppe gehört, die Veränderungen unterstützt oder zu jener, die aus Stabilitätserwägungen den status quo erhalten will.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die den Menschen die Freiheit lässt selbst zu erfahren, welche anerkennende (!) Form der Beziehung zu anderen für ihn/sie am besten ist. Dieses Ideal ist heute nicht gegeben, daher muss sich die Gesellschaft verändern. Konkretes Beispiel: Ich wünsche mir einen Staat, der Beziehungen unterstützt in denen Menschen Verantwortung und Sorge für andere übernehmen. Jedoch nicht in dem er eine dieser Lebensformen fördert und anderen Schranken auferlegt.
hui, da ist die Diskussion aber deutlich weiter gelaufen seit Seite 2....
Mein Hauptproblem mit der Monogamie als Idee ist und bleibt der in unserer Gesellschaft aufgebaute Druck in Richtung Monogamie. Dieser Druck (ich könnte auch Zwang sagen) findet sich auf den verschiedensten Ebenen. Es gibt die fehlende rechtliche Absicherung gegen alles was nicht 1:1-Partnerschaften angeht, da ist die mediale Keule wo aus fast jedem Film die heterosexuelle Normalbeziehung als anzustrebendes Ideal herausquillt, bis hin zu abwehrenden Haltung im Freundes- oder Familienkreis, wenn Abweichungen thematisiert werden.
Domsub hat es ja schön formuliert: Es gibt eine dominierende Lebensform. Er/sie hat gefragt, was eigentlich das entscheidende Argument dagegen wäre? Mein entscheidendes Argument ist, dass der christlich geprägte Ehe- und Monogamiediskurs ausschließend und abwertend organisiert ist. Das galt und gilt für homosexuelle Partnerschaften und es gilt für Spezialformen, etwa die Ehefähigkeit von Intersexuellen, oder das Sorgen füreinander von Freund_innen.
Das Problem für mich ist, dass es im Monogamiediskurs nicht um Werte und Gefühle geht, sondern um das Durchsetzen einer Norm. Es geht eben nicht darum, ob Menschen einander lieben, sondern darum, dass es genau Zwei sind. (Im erweiterten Kreis geht es sogar darum, dass es romantische Liebe ist mit Nachwuchsoption weshalb Geschwister, die füreinander sorgen nicht die Vorteile von Ehepartnern erlangen können, selbst wenn die anderen Parameter außerhalb des Schlafzimmers identisch sind. Beispielfall sind Geschwister deren Ehen jeweils scheiterten und die samt Kindern in ein Haus zogen und alles gemeinsam machten: Kinder aufziehen, Miete teilen, Elternabende des anderen besuchen, wenn der krank war etc.)
Ich erlebe den Monogamiediskurs also als ausschließend, mich angreifend, wenn ich ihn verlasse und mit kleinen und großen Strafen arbeitend. Nicht zuletzt, und das Gefühl habe ich auch hier, wird eine laxere moralische Haltung oder weniger tiefe Gefühle suggeriert... oder eine egoistischere Grundhaltung.
Domsub meldet zurecht an, dass Verbindlichkeiten dazu da sind, sie einzuhalten. Beliebigkeit ist keine Option. Allerdings übersieht er/sie meiner Meinung nach, dass dies nicht der einzige Fehler ist. Es ist genauso ein Fehler falsche Verbindlichkeiten einzugehen. Zum Beispiel etwas zu versprechen, was nicht versprochen werden kann ("Ich werde dich immer lieben und nur dich"), ist unverantwortlicher als keine Verbindung eingegangen zu sein. In diesem Sinne ist das zweite entscheidende Argument gegen den Monogamiediskurs heutiger Prägung, dass er Versprechen verlangt, die nicht einzuhalten sind.
Das hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass Ehen heute andere Ansprüche erfüllen müssen. Es reicht uns nicht, wenn wir das Verhältnis zweier Sippen befrieden, oder einen vollen Magen haben. Vielen reicht es auch nicht einen einigermaßen passenden Partner zu haben mit dem man seine Kinder aufzieht. Die Ansprüche sind gewachsen, doch es soll immer noch alles von einem Menschen erfüllt werden.
Wir haben also auf der einen Seite ein Beziehungsmodell, dass seit vielen Jahrhunderten praktisch unverändert ist und auf der anderen Seite eine völlig andere Gesellschaft. Das kann doch nicht gutgehen.
Ich stimme Domsub zu, dass eine gesellschaftliche Struktur sich nicht im Hauruck-Verfahren ändern lässt. Doch es ist immer noch ein gewaltiger Unterschied, ob man selbst zu jener Gruppe gehört, die Veränderungen unterstützt oder zu jener, die aus Stabilitätserwägungen den status quo erhalten will.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die den Menschen die Freiheit lässt selbst zu erfahren, welche anerkennende (!) Form der Beziehung zu anderen für ihn/sie am besten ist. Dieses Ideal ist heute nicht gegeben, daher muss sich die Gesellschaft verändern. Konkretes Beispiel: Ich wünsche mir einen Staat, der Beziehungen unterstützt in denen Menschen Verantwortung und Sorge für andere übernehmen. Jedoch nicht in dem er eine dieser Lebensformen fördert und anderen Schranken auferlegt.