Kennt jemand Wilhelm reich von euch.?
Da es unwahrscheinlich, ja sexualökonomisch unmöglich ist, daß ein sexuell voll intakter Mensch sich den Bedingungen der ehelichen Moral unterwirft - nur ein Partner, und mit diesem lebenslänglich -, ist eine tiefgreifende Unterdrückung des Sexualbedürfnisses, vor allem bei der Frau, allererste Forderung ... Aber die gleichen Forderungen sind es, die die Ehe untergraben, sie schon bei ihrer Schließung dem Untergang weihen. Die Forderung der lebenslänglichen Geschlechtsgemeinschaft birgt von vornherein die Revolte gegen den Zwang in sich, die sich bewußt oder unbewußt umso heftiger gestaltet, je lebendiger und aktiver die sexuellen Bedürfnisse sind." (Sexuelle Revolution, S.150) „Die Ehen könnten, eine Zeitlang zumindestens, gut sein, wenn sexuelle Übereinstimmung und Befriedigung bestünde. Voraussetzung dessen wäre aber eine sexualbejahende Erziehung, sexuelle Erfahrenheit vor der Ehe, Überwindung der herrschenden gesellschaftlichen Moral. Das aber, was die Ehe unter Umständen gut gestaltet, ist gleichzeitig der Totengräber der Ehe, denn ist die Sexualität einmal bejaht, ist die moralische Anschauung überwunden, dann gibt es kein inneres Argument gegen den Verkehr mit anderen Partnern (außer eine gewisse Zeit lang, aber sicher nicht lebenslänglich, die Treue aus Befriedigtheit); die eheliche Ideologie geht unter, die Ehe ist keine Ehe mehr, wohl aber eine sexuelle Dauerbeziehung, die sich gerade wegen der wegfallenden Unterdrückung der genitalen Wünsche, bei sonst gutem Einvernehmen im ganzen glücklicher gestalten kann, als es je die strenge Einehe vermag." (S.151)