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Strukturalismus

**e:
Oder man sagt, die Natur ist, basta. Dann ist es kein Glaube mehr. Dann habe ich keinen Glauben, sondern bin.

Das würde ich gelten lassen, wenn wir uns mit dem Wissen begnügen würden, das wir sind. Bei "wer oder was wir sind" bzw. "wer oder was ist die Natur?" hilft uns das ja nicht weiter. Ich denke aber generell sind wir einer Meinung in diesem Thema. Der Mensch forscht in der Natur und erforscht letztenendes nur sich selbst..... Ich glaube manchmal die Wissenschaft möchte der Subjektivität entkommen. Dummerweise erreicht sie keine Objektivität. Ich beschäftige mich gerade etwas mit Licht. Ich frag mich, wird Licht durch Gravitation beeinflusst? Wenn ja, dann ist keine der entfernten Galaxien exakt da, wo wir sie sehen weil das Licht unterwegs so einige Male umgelenkt wurde. Und damit ist alle Entfernungsrechnerei extrem fehlerbehaftet. Somit sind so viele Theorien über Galaxiehaufen und ihre Bewegung im Universum fehlerhaft.
Wird Licht durch Gravitation nicht beeinflusst, sind etliche Theorien über schwarze Löcher fehlerhaft.

Und ich frag mich, wie man auf die Idee kommt, das sich das Universum mit mehr als Lichtgeschwindigkeit ausdehnt, wenn die Indizien dafür Strahlungen etc. sind, die sich nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Irgendwie stimmt auch da etwas nicht........
Hier herrscht ein diffuser, unzureichend reflektierter Widerwille gegen Wissenschaft. Das ist für eine Gruppe wie diese ausgesprochen unproduktiv.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Diesen Vorwurf hat die Gruppe auch schon vor ca.2 Seiten zur Kenntnis nehmen müssen

Welche Wissenschaft(en) ist (sind) explicit gemeint ?
Wissenschaft halt. Jede Wissenschaft, die klar sagt, sie strebe nach immer besseren Erklärungen der Dinge und nicht nach Wahrheit. Zuletzt ging es im Wesentlichen um Astrophysik, also um Physik, und es gibt hier anscheinend niemanden, der willens wäre, die Erkenntnisse der Physik – wenn er sie überhaupt recherchiert hat – zu akzeptieren. Aus meiner Warte ist das nicht der Wille zum Wissen, sondern der Wille zum Glauben.
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich reflektiere und gebe zum großen Teil die Ergebnisse der modernen Geisteswissenschaften wieder. Auch interessiere ich mich sehr für Astrowissenschaften und Physik. Woran machst du denn hier einen Widerwillen fest?

Für Domsub: Trifft zwar nicht ganz dein Thema, hat aber damit zu tun. Hier wird die Scheinkraft Gravitation schön beschrieben:


Also ist der Unwille sich zu entscheiden, ob das Licht durch Gravitation beeinflusst wird oder nicht, Unwille zum Wissen?????
da du schon sagst, das Wissenschaft Wissen und nicht der Wahrheit vollumfänglich verpflichtet ist? Ist den eine Erklärung der Dinge ohne Anspruch auf Wahrheit Wissen nicht vielmehr Glauben? Warum wird mir Unwille zum Wissen vorgeworfen, weil ich mich nicht zwischen den Wissenschaftlichen Glaubensrichtungen Lumen-pro-gravitation und lumen-kontra-Gravitation entscheiden möchte? Beides gleichzeitig geht nicht. Zumal es ja dir nur um die Erklärung der Welt geht....
Wenn mir die Wissenschaft keine Wahrheiten liefert, wo ist sie dann besser als ein Shamane der mir alles mit Geistern und Göttern erklärt. Das verstehe ich jetzt nicht. Wenn eins wie das andere unwahr ist und damit auch kein Problem hat, dann verstehe ich nicht warum mir Unwille unterstellt wird. Dann müsste ich dir auch ganz oft Unwillen unterstellen, und zwar genau dann wenn du dich für etwas Anderes entschieden hast. Der Unwille ein Bankräuber und Mörder zu sein. echt jetzt schämst du dich nicht, da unwillig zu sein? *ggg*
Glaube und Hoffnung sind auch in den Naturwissenschaften angesagt, denn die Ergebnisse der Forschungen sind offen. Genau so offen wie im Glauben ist auch der Ursprung von Natur.

Das ist aus meiner Warte unreflektierter Mumpitz. Es gibt hier den Fred „Links zu interessanten Sendungen“. Wer interessiert ist, nimmt den als Ausgangspunkt für eigenes Fortkommen. Hier zwei Vorschläge:




**nt Mann
1.739 Beiträge
Wenn mir die Wissenschaft keine Wahrheiten liefert, wo ist sie dann besser als ein Shamane der mir alles mit Geistern und Göttern erklärt.

Nirgends.
Domsub beschäftigt sich "etwas" mit Licht. Beschäftigte er sich eingehend damit, hätte er herausgefunden, daß Photonen der Schwerkraft unterliegen. Albert Einstein hat mit Stift und Papier (das muss man sich mal vorstellen!) ausgerechnet, daß es sich so verhalten muss. Jahre später wurde bei Messungen während einer totalen Mondfinsternis sein Ergebnis bestätigt. Das war vor etwa hundert Jahren.
**nt Mann
1.739 Beiträge

****e_H Mann
8.282 Beiträge
Dem Astrophysiker (und übrigens auch allen anderen Wissenschaftsexperten ) muss ich Glauben schenken um seine (ihre) besseren Erklärungen der Welt zu akzeptieren.
Ich kann doch nicht jede Wissenschaft selbst ... ?
**e Mann
2.564 Beiträge
Die Ergebnisse sind insofern offen, dass wir nicht wissen, was in Zukunft erforscht werden wird, welche Auswirkungen das hat und welche Theorien beerdigt werden müssen.
Das geht doch die ganze Zeit so und es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass sich das Spiel in absehbarer Zeit ändert.

Erst ist es die Gravitation, die wir entdeckten und nun ist es die Raumzeit. Was kommt als Nächstes?

Die Filme erzählen ein Stück Geschichte, so wie wir sie sehen. Das ist hilfreich für uns, denn wir können daraus lernen. Das erkenne ich an. Die philosophische Frage aber ist immer auch, was war davor und warum ist überhaupt etwas?

Was war vor dem Urknall, was vor Gott? Wo ist der qualitative Unterschied der beiden Fragen?

Dein erster Film startet mit dem Urknall, der aus -- wörtlich -- "unerfindlichen" Gründen statt gefunden hat. Das Ergebnis der weiteren Forschungen bleiben also offen.
**nt Mann
1.739 Beiträge
Unter'm Strich endet es immer bei Glauben.
uncle_H

Jemandem oder einer Wissenschaft Glauben schenken ist etwas ganz anderes als Glauben. Man braucht ein gerüttelt Maß an Weltwissen, um unterscheiden zu können, ob man es mit einem Quacksalber zu tun hat oder mit einem lauteren Wissenschaftler. Die Sprache der Physik ist die Mathematik. Wenn man grundlegend etwas von der Mathematik versteht, kann man die Publikationen der Astrophysik tiefer nachvollziehen und ist eher in der Lage, die Quellen oder das Herstellen astrophysikalischer Informationen zu überreißen und somit deren Gültigkeitsanspruch zu verstehen.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Kleine Korrektur
@****arm:

Es waren 2 Wissenschaftler -Teams, die den Einfluß der Gravitation auf
die Lichtgeschwindigkeit bei einer SONNENfinsternis nachweisen konnten.

Dies ist eine Kernaussage der Allgemeinen Relativitätstheorie. *g*
Danke für die Korrektur!! Es war natürlich eine Sonnenfinsternis.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich glaube an den Urknall.

Besonders empfehlenswert für Philosophen an Prof.Lesch's Vortrag empfinde ich den letzten Satz !
*ggg*

http://www.br.de/fernsehen/a … rundstrahlung-2001_x100.html
****arm:
Die Sprache der Physik ist die Mathematik.


Ja das mag sein, aber du musst ihm immer noch glauben. Ich könnte den Spieß auch rumdrehen.

1kg=3*pi/5+27/3²


Versuch das mal mathematisch zu widerlegen. Das wäre Wissenschaft.

Sagst du mir gleich das die Gleichung Mumpitz ist, ist dein Widerlegung nicht mathematisch. Also auch unwissenschaftlich?

Interessanterweise wird dein erster Gedanke kein wissenschftlicher Gedanke sein. Wenn du meine Zeilen nicht lesen würdest, wäre dieser unwissenschaftliche Gedanke auch dein einzigster zu meiner Gleichung. Versteht du worauf ich hinaus will?

Wegen Licht und Gravitation: So habe ich das auch gelernt, das Photonen durch Gravitation beeinflusst werden. Nun frage ich dich, können wir noch sagen das dort eine entfernte Galaxie ist? Oder müssen wir nicht vielmehr annehmen, das sie auch woanders sein könnte und es nur so "aussieht" als wenn sie dort wäre, da das Licht auf dem Weg zu uns durch etliche Sterne und schwarze Löcher geringfügig verändert wird. Theoretisch könnten wir sogar ein und dieselbe Galaxie zweimal sehen. Und vor allem, was macht das mit der Theorie, das sich Galaxien bewegen.......
Ich arbeite nicht mit Spießen, das wäre unlauter.

Das Licht der Sterne erreicht unsere Netzhaut, weil es in aller Regel nicht durch Schwerkraft abgelenkt wird. Das liegt daran, daß das Universum quasi leer ist. Es gibt Bilder von Mehrfacherscheinungen von Sternen oder Galaxien, aber die sind ausgesprochen selten zu finden. Sie belegen die Existenz von Schwarzen Löchern, die ja nun wirklich sehr kleine Punkte im Raum sind.
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
@ Danke für Deine ausführlich Antwort
Es gibt eine (positive) Zahl z.B. 1 als Zeichen wie es hier zu lesen ist, diese Zahl als Begriff mit einem Sinn, einer oder mehrerer Bedeutungen (diese Unterscheidung macht auch Frege) und einen Gegenstand auf den sich das bezieht, wie einen (1) Stuhl, ein (1) Wort oder einen (1) Grundsatz (ich will es offen lassen, diesen auch als Ding oder auch als Entität zu bezeichnen).



Es ist richtig......

Es gibt den Zahl: 1 - Der Neutrum der Mathematik. Die Macht der einer Zahl, naturlich zu sein.

Die natürlichen Zahlen sind die beim Zählen verwendeten Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 usw. Oft wird auch die 0 (Null) zu den natürlichen Zahlen gerechnet. Die natürlichen Zahlen bilden mit der Addition und der Multiplikation zusammen eine mathematische Struktur, die als kommutativer Halbring bezeichnet wird.
wiki

Aber der 0 gehört nicht wirklich dazu. Es ist unmöglich zu dividieren durch 0. Egal welche Vielfalten sich entfacht...
0 ist untypisch.... wie auch 1 eigentlich.

1 und 0 - Die Polarität....
Eignet sich :

Decimal: 1365
Binary: 010101010101
Hexadecimal: 555
Bits: 12
As Equation: 1024 + 256 + 64 + 16 + 4 + 1

Somit : Das Pro und Contra.... Oder nicht?
Die Polarität ist. Es ensteht.

Warum sollte deshalb nicht Minus Zahl existiert...

Weniger existiert auch in die menschliche Logik. Da alles das ist menschlich.

*zwinker*


Die relativen und absoluten Zahlen entsprechen der Erklärung hier zur relativen und absoluten Häufigkeit. Lies mal:

"Der Begriff absolute Häufigkeit" ist gleichbedeutend mit dem umgangssprachlichen Begriff Anzahl. Ein kleines Beispiel sollte dies verdeutlichen: Bei einer Umfrage werden 500 Personen nach ihrem Alter befragt. Bei der Auszählung stellt man fest, dass 200 Personen in die Klasse "von 10 Jahre bis 20 Jahre" fallen. Damit ist die absolute Häufigkeit dieser Klasse 200. Kennt man nur die absolute Häufigkeit , ist es meistens unmöglich einzuschätzen, ob die Zahl wirklich groß ist oder nicht. Aus diesem Grund gibt es noch den Begriff der "relativen Häufigkeit".

Bei der relativen Häufigkeit - manchmal auch bedingte Häufigkeit genannt - bezieht man die absolute Häufigkeit auf die Gesamtzahl. Beispiel: Bei der Auszählung stellt man fest, dass 200 Personen in die Klasse "von 10 Jahre bis 20 Jahre" fallen. Damit ist die absolute Häufigkeit dieser Klasse 200. Die relative Häufigkeit hingegen beträgt 200 : 500 = 0.4 = 40%. Durch die relative Häufigkeit wissen wir nun, dass 40 Prozent der Befragten im Alter zwischen 10 und 20 Jahren sind."

(Quelle: http://www.frustfrei-lernen. … te-relative-haeufigkeit.html)

Die absolute Häufigkeit (oder absolute Zahl) allein sagt also noch nichts über die tatsächliche Verhältnismäßigkeit aus - darauf kommt man erst, wenn man sie in Relation setzt - daher relative Häufigkeit oder relative Zahl.

http://www.gutefrage.net/fra … tive-und-was-absolute-zahlen

Einfach alles..... weil menschlich Logik....

Das Kombinieren lässt entstehen die Aussage. Der Satz..... *zwinker*

allzu menschlich... *zwinker* ,-) ,-)


Die Verhältnismässigkeit.... bringt die Philosophie zu entstehen wie ich denke...

Aber Irren ist menschlich *zwinker*
Strukturalismus ist der Versuch, der Komplexität durch Zerlegen Herr zu werden. Dieser Versuch ist weitgehend geglückt, weshalb er als nicht geglückt gelten muss. Hier ein älterer Text, der sich um Glauben, Wissen und Komplexität dreht.



„Ich habe hier zusammengefasst, was mir zu Kommunikation im Netz und den eigentümlichen Bedingungen, unter denen sie dort lebt, durch den Kopf geht. Eine Frage zu formulieren, die hier als Überschrift stehen könnte, ist nicht leicht. Von Antworten kann eh keine Rede sein. Der Bereich, den ich hier umfahre, umfasst die Brüche in der Kommunikation; Vorgänge, die eine laufende Diskussion aus der Bahn werfen und den Fluss unterbrechen.

Das Bild des Flusses blieb mir dabei als Idee haften, und ich möchte für diesen Beitrag an dieser Metapher festhalten. Kommunikation ist ein fließender Austausch von Äußerungen. Bei der thematischen Entwicklung gibt es einen unentwegten Richtungswechsel. Es werden Schleifen gezogen, um einen Punkt oder ein Gebiet genauer in Augenschein zu nehmen, doch insgesamt geht die Bewegung in Richtung des Meeres. Sie folgt dem Gesetz der logischen Schwerkraft.

Es gibt immer wieder Zuflüsse von mehr oder weniger Mineralgehalt, Stromschnellen und seichte Strecken, es kann zum Versiegen des Interesses und zu weiteren Erscheinungen kommen.

Der Text ist sehr lang und enthält Aussagen, die Annahmen sind und deren Stichhaltigkeit ich mir nicht sicher bin. Ich habe sie nicht gekennzeichnet, weil es mir um plausible Vorstellungen geht. Sollte es sich herausstellen, daß sich falsche, irreführende Aussagen finden, bitte ich, darauf hinzuweisen.


Welt

Für mich ist die Welt ein Fluss. Er entspringt irgendwo in der Vergangenheit und endet irgendwo in der Zukunft. Er wird also nirgendwo münden, sondern enden. Vielleicht wird ein Meteor die Erde sprengen, oder ein anderes Ereignis wird zu einem Ende führen. Spätestens, wenn die Sonne sich zu einem Roten Riesen aufbläht, ist es vorbei.


Mensch

Die Menschen haben den Anfang der Welt natürlich nicht mitbekommen, werden ihr Ende aber vielleicht miterleben. Ihre Geschichte ist ebenfalls wie ein Fluss, der nirgendwo mündet. Er ist nicht in die Gesellschaft der Jäger und Sammler gemündet, sondern hindurchgeflossen und tut es noch. Ebenso war es mit den späteren Stadien, auch wenn es welche gegeben hat und gibt, die sehr lange andauerten. Tyrannis, Monarchie, Aristokratie, Diktatur, Demokratie usw. sind geschichtliche Erscheinungen von Herrschaftsformen, die für eine Zeitspanne Bestand hatten oder haben. Zu erwähnen sind noch Bürokratie, Technokratie und Ökonomie, auf die sie hinmäanderte und durch die sie bereits fließt; die Herrschaft der Verwaltungs-, Technik- und Wirtschaftsfunktionäre.

Die Menschen haben in einem bestimmten Abschnitt ihrer Geschichte, der eigentlichen Menschwerdung, angefangen, sich von der Welt, von der Natur, zu entfernen und die ersten Artefakte zu schaffen; Kultur. Sie haben begonnen, Werkzeuge zu bauen, zu sprechen und Bilder zu machen. Mit Sprache und Bildern entstanden die ersten Symbole, also Dinge, die mit der Welt nur noch vermittelten.

Sonne, Mond und Sterne, Feuer, Tiere, Bäume, Menschen bekamen eine Bedeutung und einen Namen. Das Weinen oder Schreien als direkter Ausdruck von Schmerz bekam ein Symbol zur Seite gestellt; ein Wort. Der unwillkürliche Warnschrei als Ausdruck von Gefahr bekam ein willkürliches Zeichen; ein Wort. Alles Wichtige erhielt ein eigenes Symbol, das von der Erscheinung, für die es stand, unabhängig war; man konnte in Abwesenheit der Erscheinung über sie sprechen.

Die Bilder, die sie an ihre Höhlenwände malten, waren Symbole für die Jagd. Sie repräsentierten die erfolgversprechende Art der Jagd, die beste Position des Jägers zum Tier.

So bauten die Menschen ein logisches Instrumentarium aus, mit dem sie anders zu leben begannen. Waren sie bis dahin Teil der Welt, untrennbar mit ihr verbunden im Hier und Jetzt, so waren sie nun einen Schritt von ihr zurückgetreten. Das war ein theoretischer Schritt zurück, um einen inneren Abstand von der Welt einzunehmen und sich so ein Bild von ihr zu machen, sie zu imaginieren. Sie hatten Symbole vor sich gestellt, zwischen sich und die Welt. Damit hatten sie gelernt, sich etwas vorzustellen und in der Theorie, in der Anschauung, zu leben. Die Inhalte dieser Anschauung waren Dinge des täglichen Lebens und des Göttlichen, wobei dieser Unterschied möglicherweise nicht gemacht wurde. Das magische Bewusstsein war in der Welt.

Das ist für mich die eigentliche Menschwerdung: Das Zurücktreten von der Welt als Natur in eine Welt der Kultur und der Theorie. Man entwickelte diese Welt fortlaufend und stattete sie aus; mit Technik wie Waffen und Werkzeuge sowie logischen Systemen wie Sprache, Schrift, Mathematik. Beides; logische Systeme und Technik, sind mittlerweile verschmolzen. Information, Energie und Waren werden bewegt; in Massen, über Distanzen und mit Geschwindigkeiten, die zuvor göttlich waren.

Auf dem Weg hierhin liegen auch klaffende Wüsten; die Teile der Welt, die restlos in Kultur umgewandelt und dabei vernichtet wurden – auch das in einem Ausmaß und mit einer Macht, die zuvor göttlich war.

Ich spreche deshalb von göttlich, weil ich auf Folgendes hinaus will: die vollständige Auflösung der Welt in Wissen, Information und letztlich in Digits. Mit dem Entstehen logischer Systeme war die Grundlage für Wissenschaft gelegt, und es zeigte sich, daß Wissen und Glauben in einen Konflikt geraten müssen.


Wissen

Aus dem „äußeren Abstand“ zur Welt, der ursprünglich der Abstand einer Armlänge war, wurden die ersten Waffen und Werkzeuge hergestellt, die eine Verlängerung und Verstärkung der Arme und Hände bewirkten. Doch mit dem inneren Abstand zur Welt, der die Imagination ermöglichte bzw. voraussetzte, war der Weg gebahnt, der den Menschen dorthin führte, wo er heute steht. Mit der Sprache und besonders mit der Schrift war es möglich geworden, Wissen weiterzugeben und immer planvoller zu vermehren.

Die ersten schriftlichen Dokumente waren Lagerlisten, mit denen sich die Handeltreibenden verschiedener Sprachen im östlichen Mittelmeerraum der Probleme entledigten, die eine nur lautsprachliche Kommunikation über Warenmengen mit sich brachte. Man konnte sich leicht vertun und in Streit geraten. Das numerische Denken steht also schon ganz am Anfang der Schrift.

Ansonsten waren es für eine sehr lange Zeit größtenteils philosophische, religiöse Texte. Als man begann, sich nicht mehr unter Götter zu beugen, sondern über die Dinge, begann die Geschichte, immer mehr Fahrt aufzunehmen. Die Dinge wurden zunächst auseinandergenommen, um in ihnen das Göttliche zu erkennen, den göttlichen Plan. Mit zunehmendem Wissen erkannte man, daß Gott nicht besser wissen kann als der Mensch, daß Eins und Eins Zwei ist. Somit war der Wissenschaft nichts mehr heilig.

Und es stellte sich heraus, daß Wissenschaft die Dinge immer weiter auseinander-nehmen und in immer kleinere Teile auflösen muss. Feuer, Erde, Luft und Wasser waren keine Elemente mehr. Dieser Name ging auf die reinen Stoffe über, aus denen sie alle bestehen. Doch sind auch diese nicht die eigentlichen Elemente, denn sie bestehen aus nur wenigen Teilen: Protonen, Neutronen, Elektronen, Quarks, Quanten, Hicks, Strings.

Der Mensch selbst wurde geteilt in Kreislauf, Muskeln, Knochen; in Prozesse des Stoffwechsels, in Proteine, Hormone, Enzyme, Aminosäuren, Botenstoffe. Sein Geist wurde zerlegt in Seele, Psyche, Bewusstsein, Unbewusstes, Denken, Wollen, Angst, Trieb, Affekt. Der Mensch besteht jetzt aus Charakter, Verhalten, Einstellungen. Diese wiederum bestehen jeweils aus Teilen; etwa das Verhalten aus Aktionen, denen zur selben Zeit unbewusste und bewusste Motivationen zugrunde liegen. Flirten ist Verhalten und somit Aktion, die wiederum aus Aktomen besteht, z.B. Komplimente.

Dieses Wissen ist zum großen Teil einmal jeweilig das Wissen von Spezialisten gewesen. Heute ist es den meisten Menschen mehr oder weniger geläufig. In alltäglichen Unterhaltungen kommen Wörter wie „Erwartungshaltung“, „unbewusst“ oder „unterschwellig“ über ihre Lippen. Sie wissen, was eine Allergie ist und können schwere Gemütszustände als Depression diagnostizieren.


Glauben

Neben dem Bereich des Wissens liegt derjenige des Glaubens. Diese Unterscheidung gibt es noch nicht sehr lange in dieser klaren Trennung. Sie wird erst mit der Entwicklung der Wissenschaft der Neuzeit – seit Beginn des Buchdrucks – ab Mitte des vergangenen Jahrtausends deutlicher.

Die Vorstellung von etwas Größerem, Überirdischen, Jenseitigen ist eine angemessene und gewissermaßen zwingende menschliche Reaktion aus der Zeit der ersten Symbole. Als man begann, den ersten Schritt zurück von der Welt zu tun und Symbole zu benutzen, hatte man die Ebene der Bedeutungen erreicht. Man war in der Lage, sich zu erklären, welche Bedeutung die Erscheinungen haben, die das Leben des Menschen bedingen.

Wenn das Baby von der Mutter versorgt wird, müssen das Bison, der Fluss und die Pflanze, von dem der Clan lebt, auch als versorgende, fürsorgliche Geste, als Geschenk von irgendwem oder irgendetwas stammen. Wenn man geboren wird und aufwächst, Kinder macht, aufzieht und dann sterben muss, obwohl alles andere ewig bleibt – der Fluss, das Tal, die Sonne – dann muss das etwas bedeuten.

Die bewusstseinsverändernde Wirkung von Stoffen und von bestimmten Tätigkeiten, die in einen Trancezustand münden, wurde als Mittlung in Parallelwelten erklärt, in der sich besondere Bedeutungen finden lassen. Damit wurde die sinnlich erfahrbare Welt mit Erfahrungen bereichert, die nicht unmittelbar zu machen sind, aber denselben Wahrheitsgehalt hatten wie unmittelbare. Noch im Mittelalter war die Welt des heutigen Europa bewohnt von Dämonen, Elfen und allerlei Glücks- und Unglücksbringern, die ebenso wirklich waren wie der Nachbar.

Heute ist diese heidnische Seinsweise ebenso Wirklichkeit wie die religiösen oder die atheistischen.


Marktplatz

Der Ort des Tausches war der Marktplatz. Dort wurden Symbole und Waren getauscht. (Ich spreche deshalb immer wieder von Symbolen, um den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren, daß es sich bei der Kommunikation um den Tausch von Bedeutungen handelt, die interpretiert werden müssen. Es könnte ebenso davon die Rede sein, daß auf dem Marktplatz neben Waren auch Informationen getauscht, also Gespräche geführt werden.) Mit Warentausch ist der Dreh- und Angelpunkt gesellschaftlichen Lebens angesprochen und damit der Alles umspannende und tragende Teil der Menschheit. Güter werden produziert und vertrieben, Geld als universeller Wertersatz wechselt den Besitzer. Dieser wirtschaftliche Verkehr soll als Allem unterliegende Struktur nur erwähnt werden.

Der Ort des Tausches ist auch heute noch der Marktplatz, doch sein Aussehen hat sich gewandelt. Es gibt den traditionellen Marktplatz nach wie vor: die Kinder spielen am Brunnen, die Alten sitzen im Schatten, trinken Wein und spielen Domino, während an den Obst- und Gemüseständen gehandelt, das Neueste besprochen und das ein oder andere Geschäft abgeschlossen wird.

Es gibt auch den Marktplatz, der nicht mehr an einen Ort gebunden ist. Er ist aus der Mitte des Dorfes oder der Stadt hinausgewandert und besteht aus unzähligen großen und kleinen Plätzen überall auf der Welt, die sich nur zum Teil an einem festen Ort manifestieren. Er wird unterteilt in eine unbestimmbare Zahl von Einzelmärkten; Arbeitsmarkt, Bananenmarkt, Computermarkt, Devisenmarkt, Elektronikmarkt, Finanzmarkt und so weiter. Dort sitzen Menschen vor Bildschirmen und an Telefonen. Es sind Funktionäre. Sie sitzen in heimischen Wänden, in Büros, Börsen, Autos, Zügen und Flugzeugen. Von dort aus stehen sie in weltweitem Kontakt mit anderen Funktionären und treiben eine Kommunikation, deren Inhalte von Mitteilungen über den aktuellen Aufenthaltsort, die Befindlichkeit und Ähnlichem bis zu weitreichenden und folgenschweren Entscheidungen reichen, die Geldsummen in Milliardenhöhe umbuchen und das Schicksal von Millionen von Menschen beeinflussen oder besiegeln.

Es gibt ihn nach wie vor, den einzelnen Menschen, und er hat nach wie vor die grundlegenden Bedürfnisse wie Nahrung, Schutz und Fortpflanzung. Das grundlegendste Bedürfnis sehe ich dabei in der Gemeinschaft, welche Nahrung, Schutz und Fortpflanzung erst ermöglicht. Diese Gemeinschaft aber hat sich grundlegend gewandelt. Die Gesellschaft hat sich im Zuge der Differenzierung des Wissens selbst differenziert, und zwar in ein Stadium feinverästelter Zergliederung, das für jeden Einzelnen eine von vielen sehr speziellen Funktionen bereithält. Bevor er diese Funktion ausüben kann, durchläuft er eine Zeit der Entwicklung, die unter sehr unterschiedlichen Bedingungen verläuft.“
welchen sinn macht strukturalismus denn,
wenn etwas im komplexen zusammenspiel mehr ist als die summe aller teile?
Strukturalistische Methoden haben erst zu dieser Erkenntnis geführt.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Allererst einen herzlichen Dank an oberarm für diesen Beitrag.
Dieser Beitrag ist eine seltene Gabe und deshalb in seiner Gesamtheit als wertvoll für das Forum (die Gruppe) einzustufen.
Abgesehen von der Randbemerkung des Verfassers, daß es sich dabei um einen älteren Text handelt, bleibt die Tatsache bestehen das es sich dabei um einen inhaltlich themennahen und gut gegliederten Text handelt. Umfangreich ist er zudem und liefert exact genügend 'Philosophenfutter', zum Lesen und Reflektieren.
Wegen der hohen Dichte der Aussagen ist es 'auf die Schnelle' gar nicht notwendig und auch kaum möglich, der Aufforderung des Verfassers nachzukommen, eigenen Schlüssen oder eigenen widersprechende Meinungen zu Aussagen im Text darzulegen.
Ein reiner Zufall ist es, daß sich meine, im Laufe der vorangegangen Diskussion gebildete, Meinung durch eine Textstelle bekräftigt wird.
Ich bin der Meinung daß wir eine zu scharfe Trennung zwischen Glaube und Wissen vollziehen und uns dadurch weiterer Möglichkeiten entziehen.
In oberarms Text finde ich die hochinteressante Aussage, daß sich diese Trennung erst (?) vor 500 Jahren vollzogen hätte und sich nicht ursprünglich entwickelte.
(daraus ließe sich auch, ohne mit der Wimper zu zucken (*g*), der Schluss ziehen, daß es sich dabei um einen wissenschaftlich evolutionären und philosophischen Irrtum handelt?)
Den gleichen Gedanken, bezüglich einer zu scharfen Trennung, hege ich übrigens auch zu den Begriffen Bewusstsein Vs. Unterbewusstsein.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Struktur und Wissenschaft haben eines gemeinsam:
Sie machen aus einem schon Fertigem erst ein 'Puzzle'
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