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Strukturalismus

Ich glaube, daß du mich das schon einmal gefragt hast. Ja, das ist Denkleistung, weil die Veränderungen der Außenwelt – hier die Bewegungen der einzelnen Menschen – als Informationen angesehen werden müssen, da sie schließlich interpretiert werden, um die Bewegung des eigenen Körpers anzupassen. Es wird also unbewusst kalkuliert: Wir rechnen es aus; wenn auch nicht wie ein Computerprogramm, so doch in einer Art des Steinchenzählens. Calculi sind übrigens die alten Rechensteinchen.

Ob bestimmte Tiere denken, weiß ich nicht, doch geht es hier um Verhalten im Gegensatz zu Handeln. Wenn wir uns in einer Menschenmenge bewegen, ohne darüber nachzudenken, wie wir uns am besten bewegen, ist das mit Schwarmverhalten vergleichbar und somit Verhalten.
**e Mann
2.564 Beiträge
Ok, wenn du es so siehst, reden wir über Instinkte, angeborene Verhaltensmuster, erlernte Verhaltensmuster. Ist das die Intention der Themenerstellers?

Und: Wir rechnen es eben nicht aus. Zumindest ist das nicht die Tätigkeit, die ich rechnen nenne. Ich habe ein Gefühl, anderen nicht zu nahe zu kommen und doch meinem Streben, meinen Weg zu gehen, nach zu kommen. Ich kann nicht telefonieren und rechnen zugleich.
Ich habe eine weniger starre Vorstellung von den Dingen. Natürlich ist >Denken< irgendein Vorgang, der irgendwie mit >Bewusstsein< zusammengesehen wird. Wenn wir an die alte Frage denken (sic!), ob das Bewusstsein das Sein bestimme oder umgekehrt, befinden wir uns ganz in der Nähe der Frage, ob das Unbewusste das Bewusste bestimmt oder umgekehrt. Natürlich ist so eine geschlossene Frage zumeist unsinnig; die Welt ist nunmal komplexer als entweder-oder.

Gegeben ist ein Mensch, der, vom vierten Stock eines Innenstadthauses aus betrachtet, in der Menge kaum auszumachen ist. Er telefoniert und schiebt mit der anderen Hand ein Fahrrad neben sich her. Das Gespräch nimmt seine ganze Aufmerksamkeit ein, weil es um irgendetwas von größerem Belang geht. Sein Ziel ist der Optikerladen zwei Straßen weiter. Bis dorthin dirigiert er das Rad und natürlich sich selbst an unzählige Menschen vorbei, die ihm entgegenkommen, seinen Weg kreuzen oder ihn überholen. Es ereignen sich also in sehr schneller Folge Konfrontationen, die so, wie sie sich jeweils darstellen, einzigartig und unwiederholbar sind, auch wenn sie sich strukturell gesehen sehr stark ähneln. Das bedeutet: Es müssen ausgesprochen komplexe Vorgänge in der Selbstteuerung dieses Menschen ablaufen, von denen er möglicherweise nur indirekt Notiz nimmt, da sie insgesamt ein wenig Stress verursachen.

Ob man das nun >instinktiv< nennt oder >intuitiv< oder ähnlich; es beruht auf sehr genauen Berechnungen, und bitte: Dieses >Rechnen< ist kein bewusstes Rechnen wie beim Erledigen von Mathehausaufgaben!
**e Mann
2.564 Beiträge
Ich habe eine weniger starre Vorstellung von den Dingen.

Das freut mich zu hören. Auch ich halte wenig davon, die Dinge als Entitäten zu betrachten, weiß ich doch darum, dass Bewusstsein und Unbewusstsein nicht so zu trennen sind, wie die Begriffe es nahe legen. Das bemerkte uncle hier auch schon sehr richtig.

Dem Schwarmverhalten liegt , so wie ich glaube, ein viel einfacherer Algorithmus zugrunde und der gehört eigentlich in den neuen Thread von calm: Ein jedes Schwarmmitglied mittelt einfach den Abstand zu den anderen Mitgliedern. Zudem greifen bei uns Menschen, die sich angewöhnt haben, für zwei entgegengesetzte Richtungen den gleichen Weg zu benutzen, die schon lange bestehenden Absprachen über Rechts- oder Linksverkehr. Auch bei Fußgängern. Das erfährt man schnell, wenn man in ein Land fährt, wo die umgekehrte Absprache gilt.

Für den Strukturalismus ist das Beispiel interessant, weil es sich um ein determiniert-chaotisches System handelt. Ich finde, wir sind immer noch in den Anfängen, solche Systeme zu erforschen. Irgendwie hat das Interesse nach gelassen. Oder ich bekomme nichts mehr von den weiteren Aktivitäten auf dem Gebiet mit, kann auch sein.

Dabei sind es gerade diese Strukturen, die unsere Welt bestimmen. Fließende, sich ständig ändernde Systeme, ineinander verwoben, dynamisch, gegenseitig voneinander abhängig und zu keinem Zeitpunkt eindeutig zu bestimmen. Denn bestimmte man sie exakt, so sähe man ihre Eigenschaft des Fließens nicht mehr. Gerade so, wie der Pfeil des Zenon nicht mehr fliegt.

Für solche Systeme haben wir noch zu wenig Modelle. Z.B. Modelle, die den Menschen, die Wirtschaft, Politik etc. als sichere oder unsichere Faktoren mit einschließen. Hätten wir diese, so wären wir ein Stück weiter in unserem Modell von der Welt.
Die >starre Vorstellung< bezieht sich auf deinen Begriff von >Rechnen<. Ich spreche von Vorgängen, die dem Rechnen, wie du es meinst, gleichkommen, und zwar im Sinne von Kalkulieren. Kalkuliert wird eine Vielzahl von Bewegungen im Sichtfeld des Menschen mit dem Rad. Das ist selbstredend kein digitales Abtasten, sondern ein analoges Abwägen. Sogenannte Künstliche Intelligenz – die auf digitales Abtasten und Rechnen beruhte – könnte in einem nachgebauten Menschen in derselben Situation nur scheitern.
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