Edward Snowden ein Held oder Verräter?
Für mich ist Edward Snowden ein Held, Er hat uns daran erinnert, was wir zwar schon ahnten, aber nicht wahr haben wollten. Damit wird er zum Stellvertreter, der unser Recht auf die Unversehrtheit der Würde einfordert, wo wir versagt haben, dieses selbst zu tun. Wir haben die Verantwortung für unser Menschenrecht abgegeben, wo Snowden es wieder einfordert. Er opfert seine Identität und sein bürgerliches Leben, riskiert darüber hinaus sein leibliches, damit wir uns wieder bewusst werden, was wir zu verlieren haben. Ja, wir ließen sie machen, diese Sicherheits- Fanatiker, obwohl wir aus der Erfahrung genau wussten, dass diese maßlos übertreiben werden. Wir kannten sehr wohl den Typus eines Agentenführers, der unerbittlich Jagd hält, auf jede Information, die nur die geringste Relevanz haben könnte, im ewigen Kampf um die mächtigste Position in der Welt. Dabei spielt es eben eine essentielle Rolle ob wir heute jemand mit Verstand an den Hebeln dieser übermächtigen Kriegsmaschinerie haben und vielleicht morgen schon einen Wahnsinnigen im Format eines Hitlers.
WIR HABEN DOCH DARAUF SCHON LANGE KEINEN EINFLUSS MEHR!
Es sind genau jene Typen, welche vor meinem geistigen Auge aus ihren unseligen Gruften und aus den Folterkammern der Inquisition aufsteigen. Das sind jene bösen Geister und Teufel welche schon seit Urzeiten von der Macht trunken und vom Wahn zerfressen waren, weil sie glauben sie seien als auserwählte Kontrolleure und Inhaber des allsehenden Auges einem allmächtigen Gott gleich, indem sie alles wissen können. Sie waren diejenigen die Massaker anzettelten, Kriege vom Zaun brachen und ganze Städte und Länder verwüsteten, vergewaltigen und brandschatzen ließen.
Und genau das tun Sie auch heute noch mit ihrem Instrumentarium der Grausamkeiten. Sie foltern und verschleppen, sprengen mit ferngesteuerten Maschinen Kinder und Frauen in die Luft und das alles auf Basis ihrer nachrichtendienstlichen Rechenergebnisse. Wöchentliche Tötungslisten sorgen für einen reibungslosen wohl dosierten Massenmord. Jedes Recht ist in Anbetracht der Wahrscheinlichkeitsberechnung verwirkt. Wenn der Rechner Terrorist ausspuckt, wird gekillt. Und falls Dein Name dort mal stehen sollte, ist es zwar nur eine Verwechslung oder ein Fehler im Programm, aber Dein Leben und das Deiner Familie ist besiegelt, wenn der Gefechtskopf unhörbar heran rauscht und alles was Dir lieb ist zerfetzt.
Nicht das was gut gehen kann, ist was uns stören sollte an den Überwachungsprogrammen, es ist das, was alles falsch läuft oder auch in Zukunft daraus werden könnte.
Es ist einfach nur gelogen, wenn jemand behauptet, dass von einem solch mächtigen Apparat keine Gefahr für unbescholtene und ehrliche Bürger ausgeht. Genau das ist eben sein Zweck und dafür ist er gebaut, dass er mächtiger als alles ist, was ihn bekämpft. Und wenn dieser könnte wie er wollte, der Apparat, dann würde er nach Moskau einmarschieren und den der ihm als einziger Paroli bot, aus seinem Hotel zerren und in ein Foltergefängnis verschleppen, wo jeder alles zugibt, nur damit die Tortur endet. Denn es geht allein um Macht und nicht um Erkenntnis oder gar um Wahrheit, bei der Informationsgewinnung.
Snowden ist unser Held, ein Jesus vielleicht, der zurückgekommen ist, um sich erneut zu opfern, damit wir nicht an die selbsternannten Götter ohne jede Moral und Ethik glauben müssen, sondern an die Macht und an die Stärke der Menschlichkeit.
Wer meint er müsse der Hand huldigen die ihn füttert, gleich ob diese Hand tötet und foltert, der hat nicht begriffen wie gefährlich das für ihn werden kann. Der ist schlichtweg verblendet, wenn er glaubt, ein Mörder und Folterknecht, würde ausgerechnet ihn schonen, falls er selbst mal durch eine unglückliche Fügung in Ungnade fällt.
Ich für meinen Teil möchte Snowden danken, dass er mir einen Augenblick der Besinnung geschenkt hat, damit ich erkennen konnte, wie selbstzerstörerisch eine devote Haltung der Duldung und der feigen Zurückhaltung vor diesen Verbrechen ist. Auch wenn diese Taten kaum einem Einzeltäter zuzuschreiben sind, so ist eben schon eine sich ausbreitende bandenmäßige, kollektive Kriminalität auszumachen, ohne jede Hemmschwelle.
Es erinnert mich an das Unbehagen das uns bei einem Kinofilm befällt, wenn der Gegenspieler des Superhelden bereits als Sieger hervorgegangen ist, weil die Super- Kräfte gebannt wurden und sich dann schlagartig alle Kriminellen der Welt aufmachen, unsere Erde in eine Hölle zu verwandeln. Wir wollen es nicht wahr haben.
An der Ecke sehen wir dann in der vorläufigen Schlusssequenz den apokalyptischen Rufer stehen, der seine Mitmenschen jammernd anklagt, dass sie untätig waren und verblendet und sich haben füttern lassen, von denen, die nun die Sonne verdunkeln und alles Lebendige zu vernichten drohen, damit es nie wieder einen Ausweg in eine bessere Welt geben kann.
Ich bin mir eben nicht sicher ob Edward Snowden eine echte Wahl hatte. Mir kommt es so vor, als habe er zwischen zwei Übeln das erträglichere gewählt. Und wie jeder große Held, hat er vermutlich auch noch immer Zweifel.
Er ist eigentlich der gebannte oder verbannte Superheld unserer Tage. Seine Kraft aufgehoben, indem er aus der Position der Anonymität herausgetreten ist. Und da frage ich natürlich: Wer rettet uns jetzt?
Wir stehen noch immer ratlos da und diskutieren was geschehen ist, statt uns ernsthaft mit dem Problem zu befassen. Wir müssen uns selber retten, sonst werden wir uns selbst zerstören!