Interessantes Thema und für mich ein ganz wichtiges
Ich habe mit Vertrauen so meine Probleme...also mit der "richtigen" Balance...und denke deshalb viel darüber nach. Mein Partner handhabt es eher so wie beschrieben und ist damit so "erfolgreich", das ich darüber nachdenke, ob ich das auch könnte...
Ich bin aufgewachsen mit Eltern, wo der Leitspruch und das am häufigsten gesagte Sprichwort war: "Vertrauen ist gut Kontolle ist besser" (ich weiß nicht wie viele millionen Male ich das gehört habe). Trotzdem ich das sehr verinnerlicht habe, bin ich im Leben sehr "talentiert" gewesen schwer enttäuscht zu werden, weil ich eben den falschen Menschen vertraut habe. Ich neige eigentlich vom Wesen (nicht der Erziehung) eher dazu Menschen direkt naiv zu vertrauen...ich bin ein sehr offener und ehrlicher Menschen und manche Handlungsweisen sind so fern meiner Vorstellungskraft, da käme ich gar nicht drauf so was zu machen und so erwarte ich es auch nicht vor anderen...?!
Hinterher denke ich dann immer: "Britta, Du Idiotin: Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser!" wann wirst Du das endlich begreifen?" Ich schwöre mir dann, sowas passiert Dir nie wieder, nie wieder wirst Du dieses Bauchgefühl ignorieren...bis zum nächsten Mal. Aber ich fühle mich halt unglaublich bescheuert, insbesondere, weil ich eigentlich sehr sensitiv bin und mein Bauchgefühl mich eigentlich immer lange vorher gewarnt hat.
Ich hatte schon Partner (und auch der jetztige hat das gemacht), die mich völlig fertig gemacht habe. Ich versuche natürlich den Schlüssel der Kommunikation
Ich sage also, "sag mal, ist irgendwas los, ich habe einfach ein ganz starkes Bauchgefühl, das etwas ist, etwas passiert...keine Ahnung..." und das in verschiedenen Anläufen, Formulierungen etc. immer wieder, weil das Gefühl einfach immer stärker wird oder nicht verschwinden will...ich grüble und versuche rauszufinden, was los ist. Und ich versuche es einfach beiseite zu schieben und abzutun... Und die Antwort lautet immer wieder: "nein, es ist alles wie immer, alles ist ganz normal, Du bist einfach gestressed, despressiv...oder was auch immer. Da ist rein gar nichts"
Dann fange ich an zu glauben, dass ich einfach durchdrehe, mir Dinge einbilde, zu skeptisch bin...nicht positiv genug denke, zu mistrauisch bin und so weiter...ich verliere das Vertrauen in mich selbst! Werde total verunsichert und glaube dennoch eher meinem Partner, dass ich eine hypersensible Irre bin und glaube nicht an mein Bauchgefühl.
Bis sich irgendwann rausstellt, ja, da war was, die ganze Zeit über...ich wurde belogen und betrogen! Das ist dann in dem Moment nicht mal das Hauptproblem, sondern die Erkenntnis, dass mein Bauch recht hatte und mein Vertrauen in den anderen dennoch so naiv war und stärker als das Vertrauen in meine Intuition (und ehrlich so war es immer - ich hatte noch nie das "umgekehrte Aha-Erlebnis", noch nie lag ich falsch!). Ich muss doch aus diesen Dingen etwas lernen, oder nicht?! Was??
Ich habe im Zusammenhang mit Vertrauen etwas gelesen, dass ich sehr wertvoll fand. Nämlich, dass in unserer Gesellschaft das Vertrauen systematisch untergraben wird, denn diese Gesellschaft akzeptiert "weiße Lügen" und wir alle tun es jeden Tag. Wir sagen diese kleinen, unwichtigen Dinge um höflich zu sein, niemanden zu verletzten etc.. also sagen wir, wenn wir gefragt werden einem Kind (z.B.), dass wir ein Bild großartig finden, obwohl wir das nicht wirklich finden...oder wir sagen, der Pullover ist OK, obwohl die Farbe vielleicht nicht so toll ist oder wir sagen, es geht uns gut, obwohl wir einen gräßlichen Tag hatten.
Das ist der gesellschaftliche Umgang und das prägt, selbst, wenn wir es nicht wollen und versuchen anders zu agieren.
Das führt dazu, dass wir schon als Kinder begreifen: nette oder gute Dinge, die gesagt werden, können "weiße Lügen" sein, man darf das nicht uneingeschränkt glauben.
Kritik und unangenehme Dinge hingegen können wir bedenkenlos glauben, sie sind die wahre Meinung (oder gar immer noch geschönt), denn Kritik und unangenehmes fällt eher schwer, also kann man da bedenkenlos von ausgehen, das der Sender das so meint (oder gar schlimmer).
Das führt dazu, das wir einen Filter anwerden: deshalb kommt Lob oder Gutes oft nicht an und Negatives wird doppelt gewichtet
Ich versuche nun also, daran erstmal zu arbeiten und insgesammt ehrlicher / direkter zu werden
(ohne als "Axt im Walde" zu enden)
Aber ansonsten hardere ich immer noch mit der Frage: wie viele Male bekommt jemand mein Vertrauen geschenkt...wieviele Entschuldigungen und zweite Chancen soll ich geben?!
Ich bekenne, bei meinem derzeitigen Partner, habe ich zum ersten Mal in einem mehr als 40 jährigen Leben, spioniert! In der absurden Situation, die ich oben beschrieben habe und dieses monatelange Durchdrehen und Schwanken (bin ich irre oder lügt er mich an) bin zu einer "Hackerin" geworden (ich habe jetzt ein Computerwissen, das vorher unvorstellbar war).
Klar war das falsch, was mir zu jeder Zeit bewusst war. Aber klar war auch: Ich brauchte Klarheit, ob ich wirklich eine sensible Irre bin oder ob ich in mein Gefühl / in mich selbst vertrauen kann. Ich wurde systematisch angelogen und er hat noch versucht mir einzureden, ich bräuchte vielleicht mal Therapie!! Konfrontiert mit meinen Ergebnissen der Spionage, hat er mit viel Wucht und hochbeleidigt, mein "Spionieren" zum schlimmen Vertrauensbruch erklärt und war damit noch erfolgreich, weil ich es eigentlich die ganze Zeit genauso sah...
Also wieder Schuldgefühle, Selbstwert am Ende.
Bis es Klick gemacht hat: Ich bin aufgestanden für mich und habe gesagt: "ja, das war moralisch falsch aber ich würde es wieder machen, denn es war nötig! Und Du bist der eigentliche Verursacher, Du lügst und verschweigst und misbrauchst mein Vertrauen und Du nimmst es dabei auch in Kauf mein Selbstvertrauen total zu ruinieren, um mir dann noch vorzuwerfen, ich wäre zu wenig selbstbewust
(Das ist derartig abgekocht und perfide..). Du kannst mich mal!"
Und wir hatten den Tiefpunkt erreicht und wir wären nicht mehr zusammen, wenn das nicht auch seinerseits zum "Durchbruch" geführt hätte...Und mein Vertrauen gabs auch nur noch durch verdienen für ihn und nicht mehr geschenkt!
Ich habe ihm gesagt: dieses Mal reichen keine Worte und Entschuldigungen, es hat lange gedauert mein Vertrauen so derartig zu durchlöchern und Du kannst damit rechnen, dass es genauso lange dauert (und Taten nötig sind) um es wieder aufzubauen, überleg Dir gut, ob Du den mühsamen Weg gehen willst, oder wir enden hier und jetzt.
Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass es einen Versuch wert ist! Aber...es war den Versuch wert, es läuft ziemlich gut seit 6 Monaten.
Also wie ihr seht: das ist ein spannendes Thema mit dem Vertrauen...und ich bin für jede Idee und Anregung dankbar
Viel Spaß bei weiterdiskutieren (bitte, weiterdiskutieren!!)