Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Beziehungs-Anarchie
1036 Mitglieder
zum Thema
Fragen zu offener Beziehung vs. Polyamorie29
Bin jetzt schon einige Jahre im Joyclub unterwegs, in dieser Zeit…
zum Thema
Liebe, Zeit, Pflege - Polyamorie?333
Ich beschäftige mich momentan immer mal wieder mit dem polyamoren…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Vom Wert naiven Vertrauens

********er62 Mann
2.463 Beiträge
es passt vielleicht nicht unbedingt hierher, aber...
im Buch "Treue ist auch keine Lösung" las ich folgenden Satz:

Jede Annäherung gelingt nur mit Vertrauen, es gibt einfach keinen Weg, sich sonst einander anzunähern. Vertrauen ist letztlich immer ein Vorschuss, egal, wie vertraut wir einander zu sein scheinen.

Der gefiel mir so gut, dass ich ihn mir abschrieb und jetzt meine Kommunikationskultur prägt.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Der polyamore Weg
hat mich in allen Werten immer auf mich selbst zurückgeworfen:
Selbstliebe, Selbstehrlichkeit,.... Selbstvertrauen.

Begleitet wurde dies von einem Vertrauen in Entwicklungen ihren vielen Situationen. Einem Vertrauen darin, dass jeder Mensch seinen Wert, seinen Weg und seinen guten Grund hat.

Seitdem bezieht sich mein Vertrauen nicht mehr auf etwas, das ich nicht beeinflussen kann, sondern darauf, mit etwas angemessen umgehen zu können.

Das gibt mir die Freiheit, mich abzugrenzen von dem, was ich glaube, nicht leisten zu können oder zu wollen, und ansonsten offen und berührbar zu sein.

Tom
**********le_bw Mann
151 Beiträge
@Weib62
Ich habe nicht das Gefühl, mich zu verbiegen, wenn mich für den Moment etwas zurücknehme. Aus meiner Sicht ist es eher ein auf-den-anderen-eingehen.

Ich würde auch nicht behaupten, dass ich "mit äußerster Vorsicht" agiere. Ich gebe schon recht viel von mir preis, wenn ich den Eindruck habe, dass es bei diesem Menschen passt. Nur nicht gleich alles und nicht mehr, als dieser Mensch meines Erachtens vertragen kann. Aber Freunde sagen mir auch nach, ich sei zuweilen arg diplomatisch *zwinker*

Wir haben einfach unterschiedliche Ansätze und ich wollte Dir meinen vorstellen, damit Du evtl. einen noch unbekannten kennenlernst. Ob er Dir taugt, kannst eh nur Du entscheiden *g*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Toms Zitat:
der polyamore Weg
hat mich in allen Werten immer auf mich selbst zurückgeworfen:
Selbstliebe, Selbstehrlichkeit,.... Selbstvertrauen.

trifft es für mich im Kern, deshalb kann ich in Liebesbeziehungen sehr gut vertrauen. Meine Intuition sagt mir, wo der Weg mit dem anderen lang geht. Diese Intuition, vertrauen zu dürfen habe ich aber auch lange geschult. Davor lagen jahrzehntelanges trial and error.......

Nun habe ich drei Lieben in meinem Leben, die um meine Stärke wissen, mich im Zweifel immer für mich zu entscheiden. Die jeweilige Basis der Beziehung ist deshalb so gut, weil es keinen Grund für Misstrauen gibt. Alle wissen, dass ich sehr beharrlich, konfrontierend, aber auch liebevoll allem auf den Grund gehe, was sich nicht stimmig anfühlt. Und dass dabei genug Raum für sie bleibt. Also nicht dieses "wenn Du mich liebst, dann....." Ding, sondern eine konstruktive Auflösung etwaiger Probleme.

Das klappt in den Beziehungen gut. Mit den jeweiligen anderen Partnerinnen ist es bisweilen schwierig. Da gibt es Verhaltensweisen, die ich mir bei meinen direkten Beziehungspartnern nie ausgesucht hätte...... Und trotzdem stellt sich die Frage nach Vertrauen. Und ich gebe zu, dass die Herzverbindung erst wie ein Muskel trainiert werden will, bevor sie tragfähig ist, ich nicht immer wieder in - Misstrauen wäre zu scharf formuliert- abwartende Zurückhaltung oder auch deutliche Konfrontation gehe.

Dani
*****gra Frau
5.720 Beiträge
Chancen und Räume
abwartende Zurückhaltung oder auch deutliche Konfrontation
Wie verschieden die Menschen doch sind *g* , und das ist sehr schön.
Wie unterschiedlich sie empfinden und handeln,
was sie für gut und richtig halten..... *g*

Selbstbesinnung und Selbstbestimmung ist für mich auch mal Verzicht und Rückzug.
Das eröffnet mir und allen Beteiligten neue Gedanken- und Handlungsräume.
Dazu Geduld, Wartenkönnen und Vertrauen. *ja*

Fragen und Antworten, Tun und Lassen., Nähe und Distanz, Reden und Schweigen....
All das sind Indikatoren und auch Variable für meine Beziehungspflege.
Klarheit ist wichtig.
Das erhöht nach meiner Erfahrung die Fähigkeit, flexibel zu reagieren und Lösungen zu besprechen.
Sie stärkt auch das Vertrauen in gute Wege.
Ein paar Gedanken, die ich versuche, auch umzusetzen
"Wahre" Liebe ist m. E. idealer Weise bedingungslos.
Dazu sind wir anfangs jedoch wohl meist nicht in der Lage. Wir fürchten uns davor, uns selbst zu verlieren und uns schutzlos dem "Falschen" und für uns Gefährlichen bedingungslos auszuliefern. Das wäre auch sehr unpraktisch und tatsächlich im realen Alltag gefährlich.
Daher denke ich, dass es am Anfang einer Beziehung gut ist, soviel Vorschussvertrauen zu generieren bzw zuzulassen, das der neue Partner sich zumindest akzeptiert fühlt. Jedoch nur so viel, dass wir uns in unserem Sicherheitsbedürfnis noch wohl fühlen. So bekomme ich meine Fluchtreflexe in den Griff und Misstrauen fühlt sich einfach für alle Beteiligten sehr unschön an.
Das kann man nicht irgendwie ausrechnen oder aushandeln, sondern man kann das spüren.
Wird dieses Vertrauen auf Erfahrungsebene immer wieder bestätigt, wird es wachsen bis hin zum - idealer Weise - unbedingen "naiven" Vertrauen.
Nach meinem Gefühl bin ich erst dann bei der "wahren" Liebe angekommen.
Was sich davor abspielt in meinem Geist und Körper, sind eher noch Erwartungungen, Begehren und solche Sachen, die nicht durch den Begriff Liebe gerechtfertigt zu werden brauchen, da sie für mich nicht sündig oder sonst wie minderwertig sind.
Die unbedingte Liebe konnte ich in vielen Gesprächen und Begegnungen mit Müttern kennen lernen. Egal, was das Kind anstellt, wird dies trotz all dem evtl. Unbehagen die Liebe der Mutter nicht in Frage stellen. Wie immer und überall, gibt es da auch Ausnahmen.
Diesen direkten und sofortigen Zugang außerhalb einer Eltern-Kind-Beziehung zuzulassen, würde ich für mich persönlich in der Tat als naiv, unpraktisch und zu gefährlich erachten.
Zur Klarstellung: Es gibt da im Laufe der Entwicklung hin zur "idealen" Liebe so viele Zwischentöne wie es Augenblicke gibt. Auch diese würde ich ab einem bestimmten Punkt, den jeder Mensch nur für sich selbst finden kann, als Liebe bezeichnen. Oder besser: so empfinden. Was sind schon Begriffe, außer nützlich.
Ein weiterer möglicher Zugang ist vielleicht, zu versuchen und zu üben, liebende Güte jedem Wesen gegenüber in jeder Situation zu entwickeln. Selbst während einer Konfliktsituation (an)zuerkennen, dass der Konfliktpartner (ausdrücklich nicht nur "unsere" Beziehungspartner, sondern jeder Mensch) trotz des bestehenden Konflikts ein liebenswertes Wesen ist und von irgend jemandem, - hoffentlich - geliebt wird. (Mich hindert diese Sicht keineswegs daran, auch harte Maßnahmen zu ergreifen, falls erforderlich. Es entsteht daraus jedoch kein Hass, das Gegenteil von Liebe.)
Je mehr wir somit uns daran gewöhnen, dass Konflikt Liebe nicht ausschließt, desto leichter wird uns Vertrauen in unseren Partnerbeziehungen fallen. Nur so meine Erfahrung und nicht ganz einfach umzusetzen.
Ein weiter Aspekt ist das Misstrauen, das durch Unwahrheiten, Halbwahrheiten Vertuschungen, gut gemeinte "Not"lügen und Solches entsteht.
Da hilft nur eines: unbedingte Ehrlichkeit und Offenheit, die sich am Informationsbedürfnis des Partners orientiert. Das heißt, wir müssen / dürfen zwar nicht alles sagen, was in unserem Kopf so herumspukt. Aber wir haben die unbedingte Pflicht, den Partner nicht im Unklaren zu lassen oder gar durch Kommunikation oder Schweigen bewusst oder fahrlässig zu manipulieren.
Ein Ideal und Ziel, ohne Anspruch, dort schon angekommen zu sein.
Liebe Grüße
Stefan
*****gra Frau
5.720 Beiträge
Danke
Lieber Stefan, Deine Gedanken sind nach meinem Empfinden eine Bereicherung für die Austauscharbeit zum Thema dieser Gruppe. Das tut gut, gerade weil es in letzter Zeit hier eher "oberflächlicher" zuging.
*danke*
Danke für die Blumen und dass es diese Gruppe gibt ...
... Ihr könnt Euch vielleicht gar nicht vorstellen, wie viel ich hier bei Euch schon gelernt habe (außer, mich kürzer zu fassen ;-)).
Diese Vielfalt ist wunderbar und es ist ein Genuss, Eure Beiträge zu lesen und Euch - jeden auf seine Art - dadurch zu spüren.
Und bein Schreiben wird mir Vieles dann "für mich selbst" etwas klarer. Bin froh, das alles mit Euch teilen zu können.
Liebe Grüße
Stefan
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Der Weg zur bedingungslosen Liebe
*****mit:
"Wahre" Liebe ist m. E. idealer Weise bedingungslos...
Wird dieses Vertrauen auf Erfahrungsebene immer wieder bestätigt, wird es wachsen bis hin zum - idealer Weise - unbedingen "naiven" Vertrauen...
Die unbedingte Liebe konnte ich in vielen Gesprächen und Begegnungen mit Müttern kennen lernen. Egal, was das Kind anstellt, wird dies trotz all dem evtl. Unbehagen die Liebe der Mutter nicht in Frage stellen.

Ich versuche, das einmal aus der Perspektive des Säuglings, des Kindes zu denken. Seine Liebe stelle ich mir vor dem Verlust des Urvertrauens wahrhaft bedingungslos vor. Mütter sind schon geprägt, oft verstrickt, be-werten und projizieren Manches auf ihr Kind, das dort nicht hingehört. Sie sind i.d.R. nicht mehr im Zustand der bedingungslosen Liebe. Deshalb zerbricht das Urvertrauen des Kindes irgendwann, und mit ihm seine eigene Liebesfähigkeit, die dann nicht mehr bedingungslos sein kann, sondern glaubt, Sicherheiten zu brauchen.

Ist es die bedingungslose Liebe des Kindes vor dem Verlust des Urvertrauens, die Jesus meinte, wenn Matthäus ihm in 18:3 zuschreibt: "Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind (Anm.: völlige Hilflosigkeit und Abhängigkeit zulässt), der ist der Größte im Himmelreich."?
Diese Art Vertauen ist imho von Anbeginn da und durch kein Außen erschütterbar. Dieses Vertrauen lässt keine sukzessive Vorgehensweise zu i.S. von: "ich ein bisschen Vertrauen/Liebe - Du ein bisschen" bis der "Idealzustand erreicht ist. Diese Liebe ist. Von Anfang an, und sie bleibt. So stelle ich mir das vor.

*****mit:
Diesen direkten und sofortigen Zugang außerhalb einer Eltern-Kind-Beziehung zuzulassen, würde ich für mich persönlich in der Tat als naiv, unpraktisch und zu gefährlich erachten.

Das spiegelt den Verlust des Urvertrauens nicht nur in unserer Kultur - ist das ein Aspekt des Sündenfalls, der uns die bedingungslose Liebe im Paradies verlieren ließ?
Selbstverständlich: ich skizziere hier ein Bild von der bedingungslosen Liebe in Urvertrauen, von der Menschen, mindestens der westlichen Kultur , die wir so in Ängsten um alles Mögliche gefangen sind, Äonen entfernt sind.

Wer einmal die Fröhlichkeit von Kindern in Slums erlebt hat, die froh sind, ein Blechdach einer verfallenden Hütte über dem Kopf, etwas zu Essen und zu Trinken, eine Bezugsperson und eine Konservendose zum Fußballspielen zu haben, könnte den Eindruck bekommen, dass diese Kinder dem Paradies näher sind, als wir alle hier.

Wo ist der Weg in diesen Zustand? Vlt. bedingungsloses Vertrauen in das Leben, in uns, die Wissenschaft, in Entwicklungen oder Gott und/oder seine Liebe?
Den Weg wird jeder Mensch letztlich selbst finden müssen.

t*nachdenk*m
Es ist hart, natürliche Prozesse unter einer dogmatischen Glaubenssichtweise zu betrachten.

Begriffe wie Naiv und Verlust, Sünde & Sündenfall sind derart behaftet, dass es wahrlich schwer ist, damit fundierte Aussagen zu erzielen.

Irgendwann kommt man schon drauf, dass ein Wesen wie der Mensch, innerhalb der Dualität die Positionen Himmel & Hölle, gut und böse, ausreizt, wie es kein anderes Säugetier vermag. Spannend deshalb, weil andere Säugetiere auch in der Dualität leben und keine Sünde, Sündenfall, gut, böse & Co kennen oder gar leben.

Würde man das als "Hirnfickerei" bezeichnen, träfe es das wahrscheinlich sehr gut *zwinker*.

Ein passender Spruch:

Liebe ist etwas, mit dem jeder Mensch geboren wird.
Sie kann einem weder genommen werden,
noch kann man sie sich verdienen.

Man darf sie nur nie selbst verlieren.

Wenn wir davon ausgehen, dass es grundsätzlich darum geht, dass wir Menschen gewisse Entwicklungen durchlaufen sollen und wollen, dann kann es weder Sünde noch Sünder geben. Wenn es unser Wille und unsere Aufgabe ist, jede Entwicklungsstufe immer von beiden Seiten zu beleuchten und zu durchleben, auch dann gibt es kein gut oder böse, schon gar nicht naiv oder Naivität.

Wenn wir uns das aktuelle Zeitfenster ansehen ... das Ende eines dunklen ca 13.000 jährigen Zykluses, dann haben wir alle diese 13.000 Jahre Macht, Mißbrauch, Identität & Versklavung in reinster und dunkelster Form durchlebt. Zurecht, gewollte und erfolgreich. In dieser Zeit haben alle Beteiligten stets dafür gesorgt, dass wir vom Urvertrauen abgeschnitten sind respektive uns davon lossagen.

Wenn man in sein Inneres fühlt und all die abgespeicherten Informationen (in Form von Gefühlen) unserer Ahnen näher ansieht, weiß man sehr gut, mit welch Voraussetzungen und Prägungen wir in dieses Leben getreten sind.

Dennoch ist das Wesen in uns reine Liebe, eben jene Liebe die wir nie verlieren sollten, uns davon nie abwenden sollten. Und selbst wenn wir es taten, dann dürfen wir uns jeden Moment wieder dafür entscheiden.

Folglich macht es Sinn, dass es gewisse Beobachtungen gibt (ob bei Müttern/Vätern oder sonstwo), wo die pure und unverrückbare Liebe sichtbar wird. Nur ist die Quelle die gleiche *zwinker*. Wir alle haben sie in uns, weil es unser inneres Wesen ist. Sagen wir grob, die "fremde" Identität für einen fleischlichen Körper lässt uns leicht Abstand finden zum inneren Wesen.

just my 2 cents

*herz*

lg danny
********_fun Frau
287 Beiträge
Interessantes Thema und für mich ein ganz wichtiges *zwinker* Ich habe mit Vertrauen so meine Probleme...also mit der "richtigen" Balance...und denke deshalb viel darüber nach. Mein Partner handhabt es eher so wie beschrieben und ist damit so "erfolgreich", das ich darüber nachdenke, ob ich das auch könnte...
Ich bin aufgewachsen mit Eltern, wo der Leitspruch und das am häufigsten gesagte Sprichwort war: "Vertrauen ist gut Kontolle ist besser" (ich weiß nicht wie viele millionen Male ich das gehört habe). Trotzdem ich das sehr verinnerlicht habe, bin ich im Leben sehr "talentiert" gewesen schwer enttäuscht zu werden, weil ich eben den falschen Menschen vertraut habe. Ich neige eigentlich vom Wesen (nicht der Erziehung) eher dazu Menschen direkt naiv zu vertrauen...ich bin ein sehr offener und ehrlicher Menschen und manche Handlungsweisen sind so fern meiner Vorstellungskraft, da käme ich gar nicht drauf so was zu machen und so erwarte ich es auch nicht vor anderen...?!
Hinterher denke ich dann immer: "Britta, Du Idiotin: Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser!" wann wirst Du das endlich begreifen?" Ich schwöre mir dann, sowas passiert Dir nie wieder, nie wieder wirst Du dieses Bauchgefühl ignorieren...bis zum nächsten Mal. Aber ich fühle mich halt unglaublich bescheuert, insbesondere, weil ich eigentlich sehr sensitiv bin und mein Bauchgefühl mich eigentlich immer lange vorher gewarnt hat.
Ich hatte schon Partner (und auch der jetztige hat das gemacht), die mich völlig fertig gemacht habe. Ich versuche natürlich den Schlüssel der Kommunikation *zwinker* Ich sage also, "sag mal, ist irgendwas los, ich habe einfach ein ganz starkes Bauchgefühl, das etwas ist, etwas passiert...keine Ahnung..." und das in verschiedenen Anläufen, Formulierungen etc. immer wieder, weil das Gefühl einfach immer stärker wird oder nicht verschwinden will...ich grüble und versuche rauszufinden, was los ist. Und ich versuche es einfach beiseite zu schieben und abzutun... Und die Antwort lautet immer wieder: "nein, es ist alles wie immer, alles ist ganz normal, Du bist einfach gestressed, despressiv...oder was auch immer. Da ist rein gar nichts"

Dann fange ich an zu glauben, dass ich einfach durchdrehe, mir Dinge einbilde, zu skeptisch bin...nicht positiv genug denke, zu mistrauisch bin und so weiter...ich verliere das Vertrauen in mich selbst! Werde total verunsichert und glaube dennoch eher meinem Partner, dass ich eine hypersensible Irre bin und glaube nicht an mein Bauchgefühl.
Bis sich irgendwann rausstellt, ja, da war was, die ganze Zeit über...ich wurde belogen und betrogen! Das ist dann in dem Moment nicht mal das Hauptproblem, sondern die Erkenntnis, dass mein Bauch recht hatte und mein Vertrauen in den anderen dennoch so naiv war und stärker als das Vertrauen in meine Intuition (und ehrlich so war es immer - ich hatte noch nie das "umgekehrte Aha-Erlebnis", noch nie lag ich falsch!). Ich muss doch aus diesen Dingen etwas lernen, oder nicht?! Was??
Ich habe im Zusammenhang mit Vertrauen etwas gelesen, dass ich sehr wertvoll fand. Nämlich, dass in unserer Gesellschaft das Vertrauen systematisch untergraben wird, denn diese Gesellschaft akzeptiert "weiße Lügen" und wir alle tun es jeden Tag. Wir sagen diese kleinen, unwichtigen Dinge um höflich zu sein, niemanden zu verletzten etc.. also sagen wir, wenn wir gefragt werden einem Kind (z.B.), dass wir ein Bild großartig finden, obwohl wir das nicht wirklich finden...oder wir sagen, der Pullover ist OK, obwohl die Farbe vielleicht nicht so toll ist oder wir sagen, es geht uns gut, obwohl wir einen gräßlichen Tag hatten.
Das ist der gesellschaftliche Umgang und das prägt, selbst, wenn wir es nicht wollen und versuchen anders zu agieren.
Das führt dazu, dass wir schon als Kinder begreifen: nette oder gute Dinge, die gesagt werden, können "weiße Lügen" sein, man darf das nicht uneingeschränkt glauben.
Kritik und unangenehme Dinge hingegen können wir bedenkenlos glauben, sie sind die wahre Meinung (oder gar immer noch geschönt), denn Kritik und unangenehmes fällt eher schwer, also kann man da bedenkenlos von ausgehen, das der Sender das so meint (oder gar schlimmer).
Das führt dazu, das wir einen Filter anwerden: deshalb kommt Lob oder Gutes oft nicht an und Negatives wird doppelt gewichtet *zwinker*
Ich versuche nun also, daran erstmal zu arbeiten und insgesammt ehrlicher / direkter zu werden *zwinker* (ohne als "Axt im Walde" zu enden)
Aber ansonsten hardere ich immer noch mit der Frage: wie viele Male bekommt jemand mein Vertrauen geschenkt...wieviele Entschuldigungen und zweite Chancen soll ich geben?!
Ich bekenne, bei meinem derzeitigen Partner, habe ich zum ersten Mal in einem mehr als 40 jährigen Leben, spioniert! In der absurden Situation, die ich oben beschrieben habe und dieses monatelange Durchdrehen und Schwanken (bin ich irre oder lügt er mich an) bin zu einer "Hackerin" geworden (ich habe jetzt ein Computerwissen, das vorher unvorstellbar war).
Klar war das falsch, was mir zu jeder Zeit bewusst war. Aber klar war auch: Ich brauchte Klarheit, ob ich wirklich eine sensible Irre bin oder ob ich in mein Gefühl / in mich selbst vertrauen kann. Ich wurde systematisch angelogen und er hat noch versucht mir einzureden, ich bräuchte vielleicht mal Therapie!! Konfrontiert mit meinen Ergebnissen der Spionage, hat er mit viel Wucht und hochbeleidigt, mein "Spionieren" zum schlimmen Vertrauensbruch erklärt und war damit noch erfolgreich, weil ich es eigentlich die ganze Zeit genauso sah...
Also wieder Schuldgefühle, Selbstwert am Ende.
Bis es Klick gemacht hat: Ich bin aufgestanden für mich und habe gesagt: "ja, das war moralisch falsch aber ich würde es wieder machen, denn es war nötig! Und Du bist der eigentliche Verursacher, Du lügst und verschweigst und misbrauchst mein Vertrauen und Du nimmst es dabei auch in Kauf mein Selbstvertrauen total zu ruinieren, um mir dann noch vorzuwerfen, ich wäre zu wenig selbstbewust *zwinker* (Das ist derartig abgekocht und perfide..). Du kannst mich mal!"
Und wir hatten den Tiefpunkt erreicht und wir wären nicht mehr zusammen, wenn das nicht auch seinerseits zum "Durchbruch" geführt hätte...Und mein Vertrauen gabs auch nur noch durch verdienen für ihn und nicht mehr geschenkt!
Ich habe ihm gesagt: dieses Mal reichen keine Worte und Entschuldigungen, es hat lange gedauert mein Vertrauen so derartig zu durchlöchern und Du kannst damit rechnen, dass es genauso lange dauert (und Taten nötig sind) um es wieder aufzubauen, überleg Dir gut, ob Du den mühsamen Weg gehen willst, oder wir enden hier und jetzt.
Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass es einen Versuch wert ist! Aber...es war den Versuch wert, es läuft ziemlich gut seit 6 Monaten.
Also wie ihr seht: das ist ein spannendes Thema mit dem Vertrauen...und ich bin für jede Idee und Anregung dankbar *g*
Viel Spaß bei weiterdiskutieren (bitte, weiterdiskutieren!!)
@strictly_fun
herzlichen Dank für Deinen sehr offenen vertrauensvollen Beitrag.
So ein gutes und stabil funktionierendes Bauchgefühl ist eine ganz ganz wertvolle Qualität und es ist gut, denke ich, sie zu nutzen unnd nicht als Qual zu erleben.
Die Frage ist doch, haben wir ein Problem mit Vertrauen oder unser Umfeld ein Problem mit der Wahrheit. Dieses Bauchgefühl versuche ich gerade erst mühsam aufzubauen und mir da selbst zu vertrauen.
Die sogenannten weißen Lügen, die Du ansprichst sind ein interessantes Thema und spiegeln ambivalente Zustände sehr gut wider.
Kann da nur für mich sprechen. Bei mir gibt es keine weißen Lügen mehr. Früher ging das ungefähr so: 1. will die andere Person nicht verletzen, also sage ich die Unwahrheit, wie edel von mir 2. War ich mal ganz ehrlich zu mir selbst, stellte ich fest, vielleicht nur die Befürchtung vor Konflikt und oder Verlust zu haben oder als verletzend wahrgenommen zu werden. Also ging es mal wieder um mich und das edle Getue konnte ich somit getrost in die Tonne klopfen. 3. Und wenn die Person herausfinden würde, dass ich, auch wenn angeblich wohlmeinend, nicht ganz ehrlich war, hätte ich den Zugang zu diesem Menschen auch bezüglich Themen und Situation verloren, bei denen meine Aufrichtigkeit sonst sehr nützlich gewesen wäre.
Somit habe ich für mich weiße Lügen, Notlügen und all das schwammige Zeugs abgeschafft. Und wenn jemand fragt, bekommt er eine nach bestem Wissen und Gewissen eine ehrliche Antwort, nicht brutal hoffentlich, aber meiner Wahnehmung entsprechend. Wenn jemand mich nicht fragt, überlege ich mir, ob mein Beitrag nützlich ist, ansonsten halte ich den Mund. Letzteres gelingt mir noch nicht immer, bin aber auf dem Weg dahin. Klingt vielleicht dogmatisch, aber das habe ich für mich selbst so entschieden und die Menschen vertrauen mir ganz tief, sobald sie mich kennen.
Ich finde es wunderbar, dass Du ihm noch mal eine Chance gegeben hast, denn wir alle haben ja unsere Gewohnheiten und Defizite, deren wir uns oft gar nicht bewusst sind. Und vielleicht hat er mit Ehrlichkeit öfter vermeintlich schlechte Erfahrungen gemacht. Will jetzt aber nicht spekulieren, da ich Euch nicht persönlich kenne.
Grundsätzlich finde ich aber schon schwierig, wenn auf Unwahrheiten angesprochen, nicht spätestens dann mit der Wahrheit herauszurücken und im Gegenteil den Anderen in Abgründe zu stürzen. Das musste sich ja brutal anfühlen für Dich.
Aber wenn jemand gewohnt ist, mit der Wahrheit nicht ganz klar umzugehen und sich ertappt fühlt, meint dieser Mensch evtl., nicht mehr zurück gehen zu können und verstrickt sich immer weiter. Ein möglicher Ansatz wäre, wenn lohnend, bei dieser Eskalation frühzeitig und offen anzusetzen und ganz deutlich zu kommunizieren, dass wir verzeihen gegen Ehrlichket. Ohne Zugeben kein Verzeihen. Ultimativ, hart aber fair. Aber das ist wieder nur meine Sicht und nicht unbedingt auf andere überragbar.
Habe mir gerade überlegt, ob es bei mir irgend etwas gäbe, was meine Partnerin von mir nur dann erhalten könnte, wenn sie mich anlügt. Es fällt mir da nichts ein im Moment.
Wünsche Euch viel Glück und freudvolle Entwicklung
Stefan
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ganz schön heftiger Tobak.....
Das ist aber auch gerade mein Thema....

Ich mache seit Jahren Therapie, Schattenarbeit, Familienaufstellung und erst langsam wird mir klar, was da an Urvertrauen verloren gegangen ist, um in solche Lebenssituationen zu kommen...
Das Problem ist: es geht ganzen Generationen so!
Diese Urweisheit ist so verschüttet und unser Körper als "Anzeiger" dafür ( Stichwort "Bauchgefühl") so verkorkst.
Ich bin da mittlerweile zunehmend "gnadenlos": nach vielen heftigen Kränkungen durch andere- und es ist dabei völlig egal, ob diese bewusst oder unbewusst passieren, ziehe ich schneller die Konsequenzen, als früher.
Von 1999 - 2004 war ich mit einem sexsüchtigen Mann zusammen, der - nachdem ich sein Verhalten aufgedeckt habe- Psychoanalyse gemacht habe. Bei ihm verbesserte sich nichts, aber bei mir verschlechterte sich alles.
Von 2004 - 2013 war ich mit dem Vater meines Kindes zusammen, der mich oft bewusst belogen hat.

Danach gab es noch eine kurze und intensive Beziehung mit einem Mann, der "nicht über seinen Schatten springen konnte"...

In den letzten Wochen war ich mit einem Mann zusammen, der mich fragte, was denn bei mir los sei, so heftige Erfahrungen mit Männern gemacht zu haben.
Er wollte schnell und intensive Beziehung, was mich unbewusst irritiert hat. Am Mittwoch kam raus, dass er doch lieber "eine erotische Liebesfreundschaft" möchte....

Mittlerweile sorge ich besser für mich!

Ich weiß, dass es unglaublich viele Männer gibt, die Angst vor Nähe haben, weil auch sie eben dieses Urvertrauen verloren haben. Aber das fange ich nicht mehr auf! Wenn ich feststelle, dass jemand ein ernstes und wahrhaftiges Interesse an einer wirklichen Auflösung hat, dann halte ich auch die Treue, ansonsten ziehe ich mich zurück. aber das macht natürlich auch einsam, was jeden wundert, der mich kennt, weil ich eben ein sehr offener Mensch bin, aber mittlerweile eben nur bis zu MEINER Schmerzgrenze und nicht mehr bis zu der des anderen......
********_fun Frau
287 Beiträge
Ja! Was ihr geschrieben habt ist sehr wahr. Und ja, genauso: er hatte Gründe/ Vorerfahrungen, die zu Verschweigen und Halbwahrheiten und auch Lügen geführt haben, und nichts mit mir zu tun hatten. Und ja, vorgeschoben geht es immer darum den anderen zu "schützen" aber in Wirklichkeit geht es um Selbstschutz.
Es geht dabei darum Konflikten und unbequemen Situationen aus dem Weg zu gehen...letztlich ist es aber eine Entmündigung des Anderen. Wenn ich Dinge verschweige, selbst auf Nachfrage, dann gehe ich einfach allem aus dem Weg. Ich werde nicht kritisiert oder hinterfragt, ich muss mich auch nicht mit ggf. auftauchenden Gefühlen von Trauer, Enttäuschung und Verletzung des Partners auseinandersetzen, wie bequem. Eigentlich drückt man sich schlicht darum Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen.
Denn: ich verspreche nicht von Anfang an, dass ich alles toll finden werde, was ich höre. Ich will auch nicht so weit in Vorleistung gehen müssen zu sagen: "wenn Du mir immer die Wahrheit sagst, werde ich ich alles immer leicht und locker nehmen, gut drauf sein etc."
Es kann doch nicht sein, dass wir als Erwachsene Menschen nur dann in der Lage sind die Wahrheit zu sagen, wenn wir wissen, das es leicht sein wird und niemals schwer?! Also: wenn die Gefahr besteht, dass Dich meine Worte traurig machen oder ähnliches, dann schütze ich Dich lieber mit Lügen, weil Du so schwach bist. (Obwohl es wohl eher ist: ich will das, was ich mache...und ich will das Du mich immer lieb hast und hier keinen Stress machst - ergo belüge ich Dich und für mich ist das Leben wunderbar. Und wie so richtig beschrieben, redet man sich auch noch ein man handele aus edlen Motiven, weil man den ach so schwachen Partner schützt)
PS: Mein Partner hat viel großartige Wesenszüge! Nur damit hier kein schiefes Bild entsteht *zwinker*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Alternative zum Lügen: Flucht, Rückzug- innerer oder äußerer.... Teilweise gibt es Schnittmengen zwischen beiden Verhaltensweisen...

Natürlich hat er großartige Wesenszüge: er hat sich entschlossen, den mühsamen Weg mit Dir zu gehen! Wenn das heißt, nicht mehr zu lügen und auch nicht zu flüchten, dann gewinnt Ihr beide.
*****al4 Mann
798 Beiträge
RiesenRiesenRiesengrossen Dank für Eure persönlichen Beiträge in Ich-Form.
Ich kenne noch einen Grund zu lügen oder nicht ehrlich zu sein: die Angst etwas zu sagen, was falsch sein könnte oder dazu führt, das mich der andere nicht mehr mag. Ich habe gelernt, meinen Eltern entsprechen zu müssen, dh so zu sein, wie sie es wollen, ansonsten Liebesentzug. Ich habe da eher revoluzzert, dh nicht entsprochen, aber das grundgefühl, dann geliebt zu werden wenn ich entspreche, ist geblieben- und eben nicht geliebt zu werden wenn ich nicht entspreche. Ich finde das ganz furchtbar, weil ich selbst immer mehr an die Grenze von Liebesmöglichkeit komme, besonders auch weil ich es andersherum anders gebe. Aber meine Angst sitzt so tief, das ich mich selbst nie wirklich angenommen fühlen kann. Und dann eher mich zurückziehe und flüchte.
Nur mal so gesagt.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Wenn Du das aber doch schon erkennst, hättest Du dann nicht die Möglichkeit, es aufzulösen? Es anzuschauen und die alte Speicherung loszulassen? Mit den o.g. Methoden kann das ja durchaus erfolgreich funktionieren.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ja klar. Nur ist es manchmal weniger der Kopf als vielmehr der Bauch, der reagiert. In Dissoziation kann ich Vorstellungen und Gefühle versuchen loszulassen, bei Bauchschmerzen geht das nicht ganz so einfach. Ein anderes Erleben bedingt ein anderes Empfinden, und ein anderes Erleben zu installieren -ähm okay gehört nicht ins Thema...
******ore Frau
4.633 Beiträge
Och.... find schon, dass das hier genau reingehört....

Das liest sich so, als ob Du alte Traumatisierungen bearbeitest, aber die Auswirkungen in der Gegenwart noch nicht ganz angekommen sind. Die Bauchschmerzen verstehe ich als Zeichen, dass die Auflösung nicht bis in die ganz tiefen Tiefen erfolgt ist.
Korrigier mich gerne, denn an dem Punkt wird es für mich spannend. Es geht ja in Beziehung um Vertrauen und das resultiert aus dem Urvertrauen und ist bei vielen Menschen zerstört worden. Und das ist, weil es so viele Menschen persönlich betrifft, ein gesellschaftliches Problem.
Für mich persönlich habe ich festgestellt, dass ich nicht im Hier und Jetzt leben und gleichzeitig in der Vergangenheit graben kann.
Aus der Vergangenheit zu lernen, ist für mich zwar sehr wichtig. Dabei versuche ich jedoch, möglichst frühzeitig meine Muster zu erkennen und daraus zu lernen. Also nur so weit zurückzugehen wie es das für mich reale Thema erfordert. Und mit einiger Übung geht das immer kurzfristiger und hin und wieder bin ich in der Lage, sofort und unmittelbar zu erkennen, was da läuft bei mir ("bei mir" fett gedruckt). Und dann bin wirklich und real und ganz praktisch im Jetzt.
Das fühlt dich so richtig gut an und macht mich voll handlungsfähig.
Funktioniert vermutlich nur, weil ich meine Muster als gegeben und als wertvolle Qualitäten (an)erkannt habe. Ich sehe für mich damit die Möglichekeit, ohne Bewertung zu lernen, diese Qualitäten in bestmöglicher Weise einzusetzen.
Liebe Grüße
Stefan
*****gra Frau
5.720 Beiträge
Lieber Stefan
Das ist mal ein Wort über einen auf die Vergangenheit begrenzenden Horizont hinaus.
Ganz genau so gehe ich auch mit meinem Leben um. Hab ich ja so in anderen Themen auch schon vertreten.
Danke *g* - gerade auch für die kleine Provokation.
******ore Frau
4.633 Beiträge
@tanz_mit
ich versuche das auch so zu sehen und wünsche mit manchmal, die Vergangenheit mehr ruhen zu lassen. Allerdings "passieren" in meinem Leben momentan vermehrt Dinge, die mich geradezu mit der Vergangenheit konfrontieren. Bilder aus frühester Kindheit kommen hoch. Ich mache im Rahmen unserer Lebensgemeinschaft Klärungsarbeit und: rate mal, wo ich lande.... Richtig: Kindheit....
Und ich finde die Konflikte in der Gegenwart so tiefgreifend, weil auch die Beziehungen durch Nähe und Auseinandersetzung so nah sind, dass sie sich ausschließlich im Hier und jetzt auch nicht grundlegend klären lassen. Da ist viel Projektion bei allen dabei.
Michael Mary sagt zum Beispiel, dass in gut gehenden Beziehungen die Partner einer Illusion des Verstehens erliegen. Sie brauchen nur das "Gefühl von Verstehens", in Wahrheit ist es kein Verstehen.
Da kommt wieder das Vertrauen ins Spiel....
@themisabeth
freut mich sehr, dass Du in diesem Zusammenhang das Thema Vertrauen ins Spiel bringst.
Für mich ist das ein ganz zentraler Punkt. Vertrauen, dass alles, und wenn es sich noch so bescheuert anfühlt, genau so richtig war und ist. Denn solange ich das nicht akzeptiere, kann ich mich selbst nicht akzeptieren.

Und wenn ich mich selbt akzeptiere, dann automatisch doch alles, was mich ausmacht inkl. Vergangenheit, Kindheit und so fort und umgekehrt. Einfach alles. Ich will ganz einfach und naiv mich selbst akzeptieren. Von anderen erwarte ich das ja auch.
Wer hindert mich daran, einfach zu akzeptieren und zu vertrauen, dass es o.k. ist, wie das Universum, der Planet Erde, die Natur, der Mensch einfach und ergreifend funktionieren. Dass es einfach so ist und funktioniert. Einschließlich Kindheitstraumata, Ablösungsprozessen usw.
Ich habe festgestellt, dass ich - stufenweise - solange Vertrauen aufbauen kann bis hin zur Gewissheit. Sehr schönes Gefühl.
Und was ist an der Illusion des Verstandenwerdens so verkehrt, wenn es allen nutzt? Man auch alles schlecht reden. Furchtbar. Vielleicht intelligent, aber ob das schlau ist. Kenne aber den Kontext nicht. Nur so ein Gefühl.
Wenn ich lange genug - auf intelligente Weise - dieser Illusion folge, werde ich auch "tatsächlich" vertanden und verstehe.
Übrigens: was ist eigentlich nicht illusionär, mal genau betrachtet *g* Anderes Thema
Liebe Grüße
Stefan
******ore Frau
4.633 Beiträge
@tanz_mit
ja, das geht mir immer auch so, dass ich letztlich Vertrauen habe, dass meine Erfahrungen für etwas gut sind, wenn ich durch sein werde.
Wenn man aber - wie ich -seit nunmehr fast 5 Jahre ziemlich heftige Lebenserfahrungen macht ( es begann mit einer Nahtoderfahrung, ging über 2 heftige Trennungen, Existenzsorgen, eben über Konfrontation mit alten Kindheitstraumata) dann kostet das Kräfte und es macht zwischendurch mutlos. Und ja: es gibt zwischendurch immer Phasen, in denen ich für andere Menschen Bereicherung und Inspiration bin, in meinem Sosein, meinem Durchhaltevermögen, meiner Beharrlichkeit. Aber ich "mache nix mehr weg", und wenn ich in einer Beziehung in alte Verhaltensmuster falle, weil die einer Traumatisierung zu Grunde liegen, dann habe ich keine Handlungsalternative, BIS ich das Trauma aufgelöst habe. PUNKT. Da kann ich mich noch so akzeptieren wollen, handeln kann ich deshalb nicht anders.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Vielleicht schiesse ich wieder weit über das Ziel hinaus, wenn ich jetzt noch etwas sage - aber sry, muss das sagen.

tanz-mit, es ist toll, wenn Du in Deiner persönlichen Entwicklung so weit gekommen bist, das Du alles einfach positiv annehmen kannst. Nur bitte ich Dich, da bei Dir zu bleiben; für mich sind Teile Deiner auf mich bezogenen Sätze Übergriff und Achtlosigkeit.

Biografiearbeit und Kramen in der Vergangenheit sind zweierlei Dinge - genauso wie anerzogene oder angewöhnte Muster und Verhaltensweisen etwas anderes sind als Traumata. Bei letzterem ist es eben nicht so, das man da mal kurz loslässt oder annimmt oder ganz glücklich zu sein lernt, das man so ist wie man ist. Traumata heisst, das es eine Reaktions- und Verhaltensabfolge gibt, die durch Gedanken, egal welcher Art, nicht zu steuern ist. Bevor der Kopf auch nur annähernd realisiert, was da abläuft, ist der Körper schon längst weiter und hat durch entsprechende Hormon- und Botenstoffausschüttungen längst reagiert. Und bitte, argumentiere nicht dagegen, denn wenn Du es kennen würdest, würdest Du es auch nicht tun. Und da Du es nicht zu kennen scheinst, ist es mehr als abfällig, wenn Du schreibst, das man im Hier und Jetzt nicht leben und gleichzeitig in der Vergangenheit graben kann. Wenn Du wüsstest, was es heisst, eben in verschiedenen Situationen, in denen man angetriggert wird, nicht mehr im Hier und Jetzt sein zu können, dann würdest Du etwas achtsamer reden.

Es geht dabei nicht um ein Graben in der Vergangenheit, wer denn nun schuld ist oder wie arm man dran ist oder sonstwas - überhaupt nicht. Aber es tut not, sich die Dinge anzuschauen; nicht um in ihnen zu schwelgen, sondern um zu verstehen. Und noch einmal: es geht nicht darum, kognitiv daran zu arbeiten; das geht völlig schief und macht eher Frust, wenn man zwangsläufig versagt. Es geht eher darum, ein alternatives Erleben zu erlernen, um anders empfinden und handeln zu können. Und das ist Erwachsenwerden in diesem Zusammenhang: sich da zu stellen und seine Eigenverantwortung wahrzunehmen. Ich bin nicht mehr das kleine Kind, das stimmt - und es macht auch keinen Sinn, immer das kleine Kind hervorzuholen, wenn es wieder schief gegangen ist. Und ja, ich bin sehr glücklich darüber, das ich all diese Dinge erlebe, erkenne, wachsen und mich entwickeln kann.

Und nein, ich bin nicht glücklich darüber, das ich kein "bedingungsloses" Vertrauen empfinden kann. Und nein, es ist nicht damit getan, das mal kurz anzunehmen und alles ist gut, ich bin erwachsen und im Hier und Jetzt. Die Verzweiflung, wenn ich wieder einmal tief gefallen bin, solltest Du bitte nicht einfach mit Deiner Philosophie wegzureden versuchen. Das ist achtlos.

Und noch ein Versuch, zum Thema zurückzukommen: ich bin unendlich dankbar, das mich meine Partnerin in diesem Prozess nicht nur begleitet, sondern auch aushält. Sie zu differenzieren weiss, wenn ich nicht mehr im Hier und Jetzt bin, sondern in meinem Film. Und totales Vertrauen zu mir hat - und ich immer wieder, wenn ich wieder aufgetaucht bin, fühlen kann, wie sehr ich ihr vertrauen kann. Danke.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.