So ging es weiter:
Der Prozess ist sicher noch nicht abgeschlossen, aber an einem Punkt, an dem ich gut berichten kann:
Die Zeit bis Ostern war eine sehr harte. Der Trennungsschmerz hat gefühlt gewütet, mehr, als nach der Trennung von meinem Mann, dem Vater meines Kindes. Es kamen alte Bilder in unerwarteter Heftigkeit hoch, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe. Zu C gab es in dieser Zeit – auf seinen Wunsch hin - keinen Kontakt. Das war auch gut so! Ich habe eine Mischung aus „mich guten Freunden bis an deren Belastungsgrenze zumuten“ und „absolutem Rückzug“ betrieben. Und Ostern gab es dann einen ersten Lichtblick: in Form eines alte Freundes, der auch gerade in der Trennungskrise ist. Wir haben uns ausgetauscht und getröstet, das war hilfreich.
So langsam ging es bergauf und ich habe C bei einem Gemeinschaftstreffen im März um ein Gespräch gebeten. Das war sehr kurz, denn es gab relativ schnell eine Annäherung…. Die war aber nicht nachhaltig: sobald J in der Nähe war (was eine gute Woche später auf einem Gemeinschaftswochenende der Fall war) gab es wieder Rückzug seinerseits…
Ende Mai hatten wir ein weiteres Gespräch, in dem ich sehr abgegrenzt war. Auf eine weitere Annäherung hätte ich mich nicht eingelassen. Stattdessen habe ich ein paar Legomännchen auf den Tisch gelegt und ihn gebeten, zu stellen. Das war höchst aufschlussreich!
Viele Missverständnisse traten zu Tage, die Entwicklungen, die Reaktionen und Gefühle wurden durch die zeitliche Distanz und durch die Distanz durchs Stellen deutlich. Er entschuldigte sich dafür, mir Schmerz zugefügt zu haben, was ich erst ein paar Tage später annehmen konnte….
Trotzdem lief parallel immer der Gedanke mit, dass es Teile in mir gibt, die mit ihm sehr nachhaltig verbunden sind, auch, wenn an eine Beziehungsebene nicht zu denken ist. Und damit lebe ich gerade ganz gut. Weitere Annäherung- über die Gemeinschaftsbildung hinaus gibt es nicht. Ich warte darauf, dass die auch mal von ihm aus geht, aber da kommt nichts. Seine Beziehungen zu I und J haben sich verändert, sein Wunsch nach einem „Wir“ ist offensichtlich nicht in Erfüllung gegangen.
Seit Ostern gibt es bei mir auch durchaus den Wunsch nach einer neuen Beziehung, die mich nach all der Auseinandersetzung und Trauer mit positiver Energie abzulenken vermag….
Aber obwohl plötzlich viele wertschätzende und tolle Männer in mein Leben purzelten, konnte ich nicht ansatzweise ein Gefühl entwickeln. Das fand ich schwierig: das Alte noch nicht vorbei genug, für das Neue keine Energie……
Aber so habe ich nochmal neu gelernt, Versuchungen zu widerstehen, bei mir zu bleiben, meiner Intuition zu trauen, für meine Vision zu kämpfen. Ich habe meinen Selbstwert wiedergefunden- mehr denn je!
Pfingsten bin ich mit einer ebenfalls neu gegründeten Gemeinschaft- einer polyamoren!- unterwegs gewesen und das war eine echte Offenbarung für mich: konstruktive Konfliktbewältigung, liebevoller Umgang, Wertschätzung, friedliche Stimmung- ich habe das total genossen!
Spannend wurde es nochmal auf dem Polytreffen Anfang Juni: J fuhr auch dorthin und bat mich um eine Umarmung mit den Worten, es sei ja anstrengend, sich 5 Tage lang aus dem Weg zu gehen…
Ihr Verhalten auf dem Treffen war für mich nicht nachzuvollziehen und ich fand es sehr beruhigend, dass das anderen ebenso ging, die mir den Rücken gestärkt haben, zu mir zu stehen.
Eine Nacht mit zwei wirklich außergewöhnlichen Männern – drei Tränenausbrüche inklusive, da haben sich nochmal ganz tiefe Blockaden lösen dürfen….- und unglaublich schöne Begegnungen haben das Treffen intensiv geprägt. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass meine Liebesfähigkeit immer noch ganz tief vergraben ist…. Das Schicksal hielt mir die schnuckeligsten Kerle vor die Nase und ich schüttelte immer nur den Kopf und sagte: „nööööö, der nicht, ne, der auch nicht, och nein, der ebenfalls nicht“…
Aber! Nun! Geht! Es! Voran!
Ich habe einen Mann kennengelernt, mit dem ist er wieder da: der Hauch von Gefühl, Vertrauen, Anziehung, Neugier. Und es ist nicht der Verstand, der das wollte…. da gibt es doch irgendwelche Instanzen im Körper, biochemische Prozesse oder was weiß ich, die das steuern….
Ich stehe Verliebtsein sehr kritisch gegenüber, weil ich nicht blind in eine Beziehung hineingehen will, aber es gibt auch den Teil in mir, der eine Annäherung überhaupt erst möglich macht und der das gerade sehr genießt und das darf jetzt mal so sein!
Und es war doch sehr hilfreich, in dieser wohl schwersten Phase meines Lebens auch den Austausch hier zu haben, zu wissen, ich bin weder die Einzige, noch die Erste, noch die Letzte, der es so geht und ich kann da wieder rauskommen! Danke Euch fürs Schreiben, Lesen und Mitfühlen!
Dani