Aus Poly wird Mono
Mich würde mal interessieren, ob es unter Euch solche gibt, die eine ähnliche Entwicklung wie ich durchgemacht haben:Ich fing 1999 mit der ersten "offenen" Beziehung an. Sie entwickelte sich ganz langsam von einer Swinger-Beziehung hin zu einer eher polyamoren Beziehungsform. Das Ganze dauerte fast 6 Jahre und ich habe die Zeit mit meinem damaligen Freund - mit dem ich auch heute noch befreundet bin - in sehr guter Erinnerung. wir konnten uns ausleben, ausprobieren und wirklich wir selbst sein.
Danach folgten etwa 8 Jahre, in denen ich erst einfach Spaß hatte, dann aber irgendwann wieder nach einem neuen "festeren" Partner suchte. Darunter waren 3 Männer, die mit mir die polyalmore Beziehungsform ausprobieren wollten - sie selbst hatten damals keine oder kaum Erfahrungen damit, ich war immer diejenige in diesen Beziehungen, die die meisten Erfahrungen hatte. Eine Beziehung scheiterte, weil der Mann mich ständig belog, eine andere scheiterte, weil die Ehefrau meines Freundes die Beziehung wieder "dicht" machte und die dritte (von der ich hier im letzen Jahr erzählt habe) habe ich beendet, weil sie eigentlich "polyamor" nicht möglich war, da erstens die Ehefrau grundsätzlich gegen weitere Beziehungen ihres Mannes war und weil auch mein Freund - rückblickend - nicht in der Lage war, mich mit anderen zu teilen oder auch sich selbst mit anderen Frauen zu teilen, ohne dass die jeweils gerade abwesenden Frauen zu kurz kamen.
Jetzt bin ich seit 1,5 Jahren mit einem liierten Mann zusammen, und ich bin ihm seit 1,5 Jahren treu - mit Ausnahme der Übergangszeit, in der ich noch mit dem oben erwähnten Freund zusammen war, beide wussten jedoch voneinander. Mein Freund lebt über 7000 km von hier entfernt, wir sehen uns 6 Monate im Jahr, es ist eine extrem ehrliche, vertrauensvolle Beziehung. Aber: Wir haben Treue vereinbart. Eine einseitige Treue. Er hat weiterhin seine Freundin (die von nichts weiß - ich weiß, ich empfinde es als Zeitbombe) sonst aber niemanden, ich hingegen bin treu.
Es erstaunt mich selbst, aber ich empfinde diese Treue meinerseits als extrem entspannend. Es gibt eine grundsätzliche Regel ("ich bin treu"), darüber hinaus muss ich nichts beachten, nichts jonglieren, nichts verstecken oder mit ungewissen Gefühlen offenbaren.
Ich fühle mich tatsächlich, als wäre ich nach all den Jahren endlich angekommen. Vor meinem sehr wilden Hintergrund (mit sexuellen Experimenten auch als Callgirl und Domina) finde ich das selbst kaum zu glauben, aber ich fühle mich so geborgen und geliebt wie nie zuvor und habe überhaupt kein Interesse an anderen Männern. Ich weiß, dass es ihn verletzen würde, sollte ich etwas mit einem anderen Mann anfangen, also bin ich super-vorsichtig. Und ich habe das Gefühl, dass es sich lohnt: Wunderbarer Seelenfrieden ist die Belohnung.
Lange Geschichte, kurzer Sinn: Hat das von Euch auch mal jemand erlebt?