Was genau versteht Ihr unter Liebe?
Liebe ist ein starkes Gefühl.
Wenn jemand die stärksten Gefühle für einen anderen Menschen beim Sex erfährt, dann mag das auch heissen - kein Sex mehr, keine Liebe mehr. Es klingt für viele sicherlich sehr oberflächlich und für mich persönlich auch, aber wir sind nun mal alle verschieden und ticken auch alle sehr unterschiedlich.
Wofür ist es wichtig, das jeder dasselbe unter Liebe versteht, oder anders gefragt: sich dem Begriff Polyamorie erst dann bedienen darf, wenn er nach einer allgemein- oder besser polyamoriegruppenkonform gültigen Definition von Liebe lebt?
Wenn für jemand das stärkste, oder auch nur das einzige Gefühl von Liebe der Sex miteinander ist, von sich mein polyamor zu sein, dann kann sich das nur auf den Sex selbst beziehen. Selbst die Beziehungen die Offenheit und die Verbindlichkeit haben als Bewertungsmassstab den Sex für ein Bestehen.
Das ist der Kern der Freien Liebe wie er seit Ende der 60er von vielen als Alternative zur Romantischen Liebe gelebt wird.
Dafür braucht es keinen neuen Begriff wie Polyamorie einerseits und andererseits würde das die Polyamore-Bewegung als überflüssig und absurd darstellen.
Also es geht nicht darum was gültig sein kann und wer sich was bedienen darf, sondern welche Auswirkungen es hat und was damit erklärt wird.
Und: wieso braucht Ihr für Euer Leben und Eure Liebe unbedingt die Abgrenzung? Ich empfinde es fast aggressiv, wie gegenüber Andersdenkenden und -fühlenden gewertet wird.
Ich kann nur für mich sprechen und weiss nicht wen Du mit "Ihr" meinst.
Wenn ich mich etwas zuordne dann hat das einen Rahmen mit Grenzen. Das ist richtig. Jedoch bedeutet für mich diese Abgrenzung nicht Ausgrenzung. Ebenso erwarte ich den Respekt für die Grenzen.
Alles liberalisieren zu wollen mit der Frage - Wer hat Recht, löst nicht nur Begriffe auf, sondern Identitäten und Rahmen, Strukturen des Miteinander. Die Kommunikation braucht einen gemeinsamen Code um sich zu verstehen. Das sind Begriffe und dessen grundsätzliche Bedeutung, aber auch die History. Es ist das wie viele Menschen leben und womit sie sich identifizieren.
Wer das in Frage stellt, stellt sich selbst in den Vordergrund und ignoriert die Realität.
Und noch eine Frage: braucht Sexualität, egal in welcher Form, unbedingt irgendeine Rechtfertigung, zum Beispiel in Form von "Liebe"? Ist für Euch Sexualität so etwas wie ein schlimmes Übel, das man erst dann leben darf, wenn es gerechtfertigt und ethisch oder moralisch gesichert ist? Ist das dann nicht so ähnlich wie in der Religionsgeschichte, nur mit einem anderen Autoritätsstellvertreter? Was spricht dagegen, eine Vereinigung von Menschen in der Sexualität als etwas Grossartiges, Schöpferisches, Verbindendes zu sehen - was dem Ausschluss, dem Abgrenzen im Grunde entgegenspricht?
Dem stimme ich Dir zu, aber ich kann auch nicht erkennen das das hier im Thread in Frage gestellt wird.