Artikel & Kommentare
Der Artikel ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Es ist toll wie offen der Autor ist und ich finde mich darin auch selbst wieder. Das solche Artikel auf Zeit-online stehen finde ich super.
Habe mich dann mal durch einen Haufen der Kommentare gequält und bin jetzt traurig
Immer wieder wird von Unverbindlichkeit, wenig emotionaler Tiefe und Beliebigkeit gesprochen. Zu allem Überfluss werden Parallelen zwischen Polyamorie und unserem Wirtschaftssystem gezogen, das ich aus vollstem Herzen verabscheue.
Polys sind Neoliberale, denen nur ihr eigener Vorteil wichtig ist und die keinerlei Verantwortung für ihre Partner übernehmen? Das muss ich meinem Mann mal erzählen, der mit mir seit 15 Jahren und mit seiner Freundin seit 8 Jahren zusammen ist. Er macht irgendwas wohl falsch.
Mehrfach wurde aus Michel Houellebecqs "Ausweitung der Kampfzone" zitiert und als ich die Inhaltsangabe dazu gelesen hab wurde ich noch viel trauriger
"Die Idee der Einehe, der Monogamie im christlichen Europa war die, ein wenig Gleichheit unter den Menschen zu schaffen und in den Familien eine Art "Urkommunismus" zu schaffen. Jede Frau sollte einen Mann bekommen, und jeder Mann eine Frau. Statt, wie es in der Natur zugeht, daß einige Wenige ganz viel Auswahl bekommen und all die anderen leer ausgehen. (s. Houellebecq)"
Und da wird die Behauptung aufgestellt, das wenn ein Mensch mehrere Partner hat, ein anderer leer ausgehen muss. Ich bin ja gierig und habe derzeit drei PartnerInnen; Himmel, wem habe ich die Lieben denn nun weggenommen? Wer ist jetzt alles wegen mir einsam?
Das ist ja schrecklich wie die Leute da draußen so denken. Immer wieder wollte ich schreien "Das stimmt doch so gar nicht" (tatsächlich ist mein Sohn aufgewacht;-) (das arme, verlotterte, unserem Polygeflecht so hilflos ausgelieferte Ding) aber für Kommentare auf die Kommentare hatte ich gar nicht mehr die Kraft.
Jede 2. Ehe wird geschieden und die übliche Beziehungsform heute ist doch nicht mehr "bis das der Tod uns scheidet" sondern serielle Monogamie, das sogenannte Beziehungs(s)hopping. Wie praktisch es ist, etwas ungewöhnliches anzugreifen, statt vor der eigenen Tür zu kehren.
Wie viele Kinder wachsen heute in bunten Patchwork-Familien auf, in denen die Eltern ihr Glück anderweitig gesucht haben; schlimm? Nee, normal, aber bitte nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben
Jetzt brauche ich Schokolade