Hi FlyRed.
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ich habe verstanden, dass die Menschen einfach unterschiedlich ticken
Ja, so meinte ich das.
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Wenn mein Partner nicht wissen wollte, was ich tue, wenn wir uns nicht sehen, dann käme das für mich einem Desinteresse an meiner Person gleich.
In anderen Beziehungen kann es dann eher so sein, dass sich das Interesse am Partner in anderen Dingen äußert. Ich persönlich erkenne das Interesse meiner Partnerin nicht daran, dass sie alles über die Zeit wissen möchte, die sie nicht mit mir zusammen war, sondern daran, dass sie mich in der gemeinsam verbrachten Zeit ernsthaft wahrnimmt, auf mich eingeht, und nicht oberflächlich wird. Die gemeinsame Zeit ist so viel wichtiger und wertvoller und in ihr erkenne ich den Wert unserer Beziehung. Nicht in Erzählungen oder Fragen zu dem, was wir an anderen Stellen erleben. Natürlich blenden wir den Rest unseres Lebens nicht aus, aber die Details bestimmt derjenige, der das Erlebnis hatte, und nicht der, der nicht dabei war.
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Beispiel: Ich hab gestern einen Film gesehen (alleine), der mir das Herz noch Stunden später hat klopfen lassen. Wäre ich danach zu meinem Partner ins Bett gekrochen, ohne dass der mich fragt warum ich so unruhig bin, dann hätte ich mich wohl so gefühlt, als hätte er kein Interesse an mir.
Das kann ich verstehen, aber was wäre gewesen, wenn du den Film zwei Tage zuvor gesehen hättest und deine Unruhe längst nicht mehr so spürbar gewesen wäre? Wäre dein Gefühl dann das gleiche, nur weil dein Partner nicht fragt, was dich vor zwei Tagen so beschäftigt hat?
Ja, käme meine Partnerin (sofern poly) sofort von einem anderen Mann zu mir, würde ich sie fragen, ob es ihr gut geht, bzw. würde ich schon sehen, DASS es ihr gut geht und ihr das sagen, anstatt zu fragen.
Ich würde sie keinesfalls fragen, wie es war, was sie gemacht, worüber sie gesprochen haben, ob sie sich ihre Liebe gestanden haben, wie er schmeckt oder sich anfühlt. Wenn sie wollte, könnte sie mir natürlich davon erzählen, aber das ist ihre Entscheidung und es ist für mich nicht wichtig, dass sie es tut. Denn ich WÜSSTE, was es ihr bedeutet und ob es gut und richtig ist. Die Details sind da so was von nebensächlich...
Ich fänd es umgekehrt viel wichtiger zu erfahren, falls etwas in der anderen Beziehung schlecht läuft und ob ich sie unterstützen kann, wenn es ihr nicht gut geht.
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Natürlich (!) schwingt da immer ein klein wenig - mal mehr, mal weniger - die Angst um die Beziehung mit.
Vielleicht ist das tatsächlich der nicht mal so kleine Unterschied? Ich habe diese Ängste um Beziehungen nicht mehr. Für meine Beziehung mit einem Menschen ist nur der Umgang von uns beiden miteinander wichtig. Ich muss dazu nicht wissen, was ihre beste Freundin ihr im Vertrauen erzählt, und ich muss nicht wissen, was sie mit einem anderen Mann oder einer anderen Frau erlebt.
Wenn sie etwas bewegt, dann merke ich das oder möchte das auch wissen. Das betrifft aber nur ihr eigenes inneres Gefühl und das, was in ihr drin passiert. Nicht das, was sie mit anderen Menschen im Detail bespricht oder tut - egal ob Fremde, Freunde oder andere Beziehung.
****ed:
der Wille, die Beziehung aufrechtzuerhalten und damit auch das Bewusstsein, dass ich mich darum bemühen muss
Der Wille, die Beziehung zu erhalten, ist auch aus meiner Sicht wichtig. Dass ich mich darum bemühen muss, finde ich nicht. Rückblickend sind die Beziehungen, in denen wir uns übermäßig bemühen mussten, zwar durchaus auch wertvoll gewesen, werden aber um Längen durch die "mühelos geführte Beziehung" getoppt.
Nicht falsch verstehen. Ich halte es für sehr wichtig, dass man die Beziehung beobachtet und aufpasst, dass man nicht in die Belanglosigkeit des Alltags (oder ähnliches) abdriftet, aber ich gebe meine Energie lieber anders in eine Beziehung, als dass ich sie in ein stetiges Bemühen um den Erhalt derselben stecken muss.
Ich habe ein paar Beziehungen geführt, die mehrere Jahre dauerten und unterschiedlich intensives Bemühen nötig hatten. Letztlich ziehe ich vor, dass die Liebe sich selbst trägt und ich statt Beziehungsmühe und Beziehungsarbeit lieber die sich selbst erhaltende Beziehung pflege und achte.
Wenn ich mich heute verliebe, erkenne ich gut, ob eine Beziehung anstrengend werden würde (also viel Bemühen nötig hätte) oder ob sie leicht zu führen wäre. Wenn ich feststelle, dass die Beziehung mühsam wäre, dann gehe ich sie nicht ein. In Konsequenz heißt das: Ich kann den Menschen lieben, ohne eine Beziehung mit ihm zu wollen. Und das kam in meinem Leben sogar ziemlich oft vor.
Gruß
Ch.